Zur Weihnachtszeit feiert die Christenheit in aller Welt das Kommen des Friedefürsten. Dabei wird kaum erkannt, wie aggressiv die Weltlichkeit – das, was man das Herodes-Denken nennen könnte – versucht hat, dieses Erscheinen zu verhindern.
Über Jahrhunderte haben hebräische Propheten das Kommen des Messias in biblischen Schriften wie dieser in Jeremia 23:5 vorhergesagt: „Sieh, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will, und er soll ein König sein, der weise regieren wird und Recht und Gerechtigkeit im Land ausüben wird.“
Aufgrund einer falschen Auslegung von Vorhersagen wie dieser hatten die Juden einen mächtigen Krieger erwartet, einen König Israels, der sie aus politischer Unterdrückung befreien würde. Deshalb waren die meisten ihrer Religionsführer überrascht und höchst skeptisch, als der Messias in eine arme Familie hinein und an einem kleinen Ort geboren wurde, wo man ihn in eine Krippe legte. Seine Eltern waren nicht königlichen Geschlechts, sondern er kam als Kind einer Jungfrau zur Welt, der der Heilige Geist die Gegenwart und Macht Gottes als Vater und Schöpfer aller offenbart hatte. Auf diese Weise wurde Christus Jesus nicht nur als der Messias, sondern auch als der Sohn – der Einziggeborene – des Vaters, Gottes, bekannt.
Seine Ankunft wurde nur einfachen Hirten mitgeteilt, die ihre Schafe hüteten, sowie Weisen aus Heidennationen, während die jüdischen Religionsführer nichts davon erfuhren. Die Verkündung seiner Geburt war eine Botschaft des Friedens und des Wohlwollens an die ganze Menschheit, nicht etwa eine Botschaft des Todes an die Römer – sie war eine Verheißung der Erlösung von Sünde und nicht der Befreiung von einer politischen Macht. Jesus würde kein König sein, der mit weltlicher Macht regiert, sondern „der Fürst ..., der mein Volk Israel weiden soll“ (Matthäus 2:6).
Vor Christus Jesus hat kein Mensch jemals die geistigen Eigenschaften der Demut, Liebe und absoluten Treue Gott und Seinem Gesetz gegenüber so rein und umfassend zum Ausdruck gebracht wie Jesus dies in seiner kurzen Laufbahn tat. Während seiner Mission lehrte er, dass Gott Geist ist, das Gegenteil der Materie, und dass man, um Gott anzubeten, allein Geist als die Quelle seines Lebens, seiner Gesundheit, seines Schutzes, seiner Versorgung und seiner Regierung ehren und nur Geist vertrauen und gehorchen darf. Er lehrte, dass Gott unser aller Vater ist und dass wir als Gottes geistige Nachkommen eins mit Christus, der wahren Idee Gottes, sind, ebenso wie Christus eins mit Gott ist. Unsere wahre Natur ist somit in jeder Hinsicht eine Manifestation der geistigen Eigenschaften Gottes. Das war die wissenschaftliche Grundlage für Jesu Fähigkeit, Menschen aus Sünde und Krankheit zu erheben und zu befähigen, „von Neuem geboren“ zu werden – ihr von Natur aus reines und heiliges Wesen als Gottes Kinder zu erkennen und zu veranschaulichen.
Als Johannes der Täufer im Gefängnis war und seine Nachfolger zu Jesus sandte, damit er ihnen bestätigte, dass er in der Tat der verheißene Messias war, verwies Jesus sie auf seine Werke – er hatte die Aussätzigen, die Lahmen, die Blinden und die Tauben geheilt sowie die Toten auferweckt. Er lehrte, dass alle, die an ihn glaubten, fähig sein würden, so zu heilen wie er, mit anderen Worten, das Gesetz des Geistes über die sogenannten Gesetze des Fleisches – der Physiologie, Genetik, Pathologie und Physik – zu demonstrieren. Auf diese Weise befähigte er seine Jünger und seine wahren Nachfolgerinnen und Nachfolger damals wie heute, dieselben Heilungen zu bewirken.
Weihnachten beschert der Welt solch eine wundervolle Botschaft und Segnung. Man sollte meinen, dass alle Menschen begeistert über das Kommen des Christus sein würden, erst als Baby und später als der Messias, der Stürme stillte, Tausende speiste und Menschen vollständig wiederherstellte. Doch das war nicht der Fall. Von dem Augenblick an, als Jesus in die bescheidene Krippe gelegt wurde, und während seiner gesamten Laufbahn des Heilens und Errettens gab es große Widerstände gegen den heilenden Christus, und das hat sich bis heute nicht geändert.
König Herodes der Große fühlte sich bedroht von dem Hinweis auf einen neuen König, der seine langjährige grausame Herrschaft zu einem vorzeitigen Ende bringen könnte. Und so sandte er die Weisen mit der Behauptung, er wolle das Kind ebenfalls würdigen, auf die Suche nach dem Jesuskind, wobei er ihm allerdings nach dem Leben trachtete. Als dieser Plan fehlschlug, ordnete er den Tod aller kleinen Jungen unter zwei Jahren in und um Bethlehem an. Doch ein Engel wies Josef an, Jesus und seine Mutter eine Zeitlang nach Ägypten zu bringen, und dort blieben sie, bis Herodes gestorben war.
Als Jesus im Erwachsenenalter anfing zu lehren und zu heilen, schürte sein Erfolg große Eifersucht unter den Religionsführern, die nicht so heilen konnten wie er und die an den traditionsgebundenen Regeln festhielten, die Jesus so häufig übertrat. Er lehrte die Menschen, Buße für ihre Sünden zu tun – sich von ihrer Anbetung materieller Macht und materiellen Reichtums abzuwenden, ihr rein materielles Vorgehen abzulegen und stattdessen allein Geist anzubeten und Gottes Gesetze zu befolgen.
Durch ihre Selbstgerechtigkeit und Selbstrechtfertigung waren König Herodes Antipas, die Religionsführer, Scholastiker und Rechtsgelehrten blind für ihre eigenen Sünden. „Jesus war selbstlos. Seine Geistigkeit trennte ihn von Sinnengebundenheit und veranlasste den selbstsüchtigen Materialisten, ihn zu hassen; aber gerade diese Geistigkeit befähigte Jesus, die Kranken zu heilen, Übel auszutreiben und die Toten aufzuerwecken“, schreibt Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift (S. 51).
Und auf der nächsten Seite lesen wir: „Ihre Unvollkommenheit und Unreinheit empfanden seine Vollkommenheit und Reinheit als einen immer-gegenwärtigen Vorwurf. Daher der Hass der Welt gegen den gerechten und vollkommenen Jesus und die Vorhersage des Propheten darüber, wie Irrtum ihn aufnehmen würde. ‚Von den Menschen verachtet und abgelehnt‘ lauteten Jesajas anschauliche Worte für den kommenden Friedefürsten. Herodes und Pilatus begruben alte Fehden, um gemeinsam Schande und Tod über den besten Menschen zu bringen, der je auf Erden wandelte. Wie damals, so machen auch heute Irrtum und Böses wieder gemeinsame Sache gegen die Vertreter der Wahrheit.“
So viele waren von Jesus geheilt worden oder hatten miterlebt, wie er andere heilte. Die irrigen Erwartungen des Volkes über den Messias – dass er sie von einer politischen Macht statt ihren eigenen Sünden erretten werde – veranlassten die Menschen dazu, den Christus, die Wahrheit, anzuzweifeln bzw. abzulehnen, den Jesus lehrte und demonstrierte, besonders als er sich freiwillig der Kreuzigung ergab. Ihre vorgefertigten Meinungen darüber, wie der Retter der Menschheit aussehen musste, machten sie blind für Jesu Botschaft und wahren Lebenszweck. Paulus erklärte (Galater 5:24): „Die aber Christus angehören, die haben ihr ihr natürliches Wesen mit allen Leidenschaften und Begierden gekreuzigt.“
Das Herodes-Denken repräsentiert die Sinnlichkeit und den Hass des sterblichen Sinnes auf das reine, unschuldige, liebevolle und kindliche Denken, von dem Jesus gesagt hat, dass man nur damit ins Reich Gottes kommt (siehe Lukas 18:15–17). Jene, die das Selbst bzw. materielle Macht und materiellen Einfluss mehr verehrten, als Gott, Geist, wurden von ihrem eigenen menschlichen Willen und ihrer Selbstrechtfertigung mesmerisiert, und das führte sie zu dem Versuch, Jesus zu zerstören.
Zu Weihnachten feiern wir das Kommen Christi Jesu, des Friedefürsten und Retters der Welt. Es gibt niemanden, der nicht der errettenden, heilenden Macht unterliegt, die er demonstrierte. Doch auch wir werden den Grund seines Kommens missverstehen, wenn wir meinen, die durch Jesus manifestierte Liebe Gottes könne eine weltliche, materielle, sinnliche Denk- und Lebensweise dulden oder sich mit ihr vermischen. Jesus sagte (Matthäus 10:34): „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“
Paulus erklärt dieses Herodes-Denken, das besiegt werden muss, bevor wir den Frieden und die Vollständigkeit erleben können, die allein durch Christus, Wahrheit, möglich ist (Römer 8:5–9): „Denn die fleischlich sind, streben nach dem, was dem Fleisch entspricht; die aber geistlich sind, streben nach dem, was dem Geist entspricht. Aber fleischlich gesinnt sein bedeutet Tod, und geistlich gesinnt sein bedeutet Leben und Frieden. Denn die Gesinnung des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott, weil sie dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn sie kann es auch nicht. Denn die nach dem Fleisch leben, können Gott nicht gefallen. Ihr aber lebt nicht im Fleisch, sondern im Geist, wenn Gottes Geist wirklich in euch wohnt.“
Nicht die Menschen sind das Ziel unseres Kampfes, sondern die Anbetung des Selbst und der Sinnlichkeit durch die Welt, und dieser Kampf findet im Bewusstsein statt. Der Friedefürst ist gekommen, um uns aus dem Traum eines Lebens in der Materie zu erwecken und all dem, was dazugehört: Krankheit, Alterungsprozess, Unfall, Ansteckung, Vererbung, Zwietracht, Konflikt, Krieg und Tod. Jesu Auferstehung nach seiner Kreuzigung bewies unwiderlegbar die Nichtsheit der Materie und die Machtlosigkeit und Illusion des Bösen angesichts der Allheit, umfassenden Güte und Liebe Gottes.
Wenn wir möchten, dass die Menschen in aller Welt die Macht und Gegenwart des heilenden Christus fühlen – dass sie die absolute Einzigartigkeit und unerreichte Wichtigkeit von Christus Jesus (und somit der Weihnacht) erkennen –, dann müssen wir erst verstehen und zu demonstrieren fähig sein, dass das, was wir überall in Form von Leid, Konflikt und Hass anzufinden scheinen, nichts mit guten oder schlechten Menschen zu tun hat, sondern vielmehr der Hass auf oder die Ablehnung von Christus, Wahrheit, durch die Welt, das sterbliche Gemüt, ist. Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit (S. 28): „Die Entschlossenheit, Geist im Griff der Materie zu halten, ist der Verfolger von Wahrheit und Liebe.“
Einmal hatte ich in der Weihnachtszeit augenscheinlich eine Lungenentzündung. Obwohl ich viele Heilungen allein durch Gebet erlebt hatte, zeigte sich in diesem Fall durch Gebet keine Besserung, sondern es schien mir immer schlechter zu gehen. Die Heilung trat erst ein, als ich verstand, dass ich das Herodes-Denken, den Hass der Welt auf Christus, Wahrheit, handhaben musste, der sich durch die aggressiven Versuche der Gesellschaft zeigt, die wahre Bedeutung von Weihnachten durch das Anbeten der Materie und des Selbst zu ersetzen.
Christi Jesu wissenschaftliche Demonstrationen der Allheit des Geistes und der Nichtsheit der Materie – die Allerhabenheit der göttlichen Liebe und dementsprechende Machtlosigkeit von Hass und Sinnlichkeit – zeigen sich darin, wie Gott Jesus von Bethlehem bis Golgatha beschützt hat, und besonders in seiner Auferstehung. Als ich diese Beweise freudig anerkannte, erlangte ich eine tiefere Ehrerbietung und Andacht für die Gabe der Christus-Liebe, derer wir zur Weihnachtszeit wirklich gedenken sollen. Ich verstand, dass das Herodes-Denken, der mentale Widerstand gegen Gottes Gesetz des Friedens und der Harmonie hier und jetzt, eine machtlose Illusion ist. Mit dieser Erkenntnis trat die Heilung von Lungenentzündung augenblicklich ein (siehe „True sense of Christmas brings healing“ [Wahres Verständnis von Weihnachten bewirkt Heilung], Christian Science Journal, Dezember 2021).
Von seiner geistigen Empfängnis bis hin zu seiner Auferstehung und Himmelfahrt hat Jesus uns Gottes Liebe zur ganzen Menschheit gezeigt und uns geholfen, unser Konzept von Gott und dem Menschen zu vergeistigen. Unsere Fähigkeit, von dieser in der Weihnachtsgeschichte manifestierten Christus-Macht berührt und geheilt zu werden, beruht auf unserem Verständnis von Gottes beiden großen Geboten und unserem Gehorsam ihnen gegenüber, nämlich, Gott, Geist, von ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Gemüt und mit all unserer Kraft zu lieben, und unsere Mitmenschen (einschließlich sogenannter Feinde) so zu lieben, wie Christus Jesus es demonstriert hat, nämlich indem wir wahrnehmen, dass auch sie als göttliches Bild und Gleichnis erschaffen wurden – gut, rein, aufrecht, unschuldig und von Natur aus dem Gesetz des Geistes gehorsam. Wenn wir diesen Geboten gegenüber gehorsam sind, verliert jede mit einem Herodes-Gedanken verbundene Suggestion die Macht.
Christine Jenks Herlinger Driessen
