Der menschlichen Vorstellung bietet die Wahrheit viele Seiten; bei Gott hat sie nur eine. Den Sterblichen erscheint sie in Nebel gehüllt und beständigen Stürmen und Schwankungen unterworfen; bei Gott ist sie ewiger Sonnenglanz und Friede. Die Wahrheit ist göttlich, und menschliche Mutmaßungen sind weder Teil noch Erklärung derselben. Mit dem Blick zur Erde gerichtet, suchten die Menschen nach der Wahrheit, welche den Pfad zum Himmel und zur Unsterblichkeit erleuchten sollte, und haben sie nicht gefunden. Sie suchten in der Materie nach dem, was ohne Materie existiert, nach dem, was immer und ewig über alles materielle erhaben ist. Die Menschen sind lange genug durch die Schöpfungen ihrer eigenen Phantasie betrogen worden, und sind es müde, ihre tauben und stummen Orakel anzurufen. Auf traurige Irrwege sind sie die Jahrhunderte hindurch geführt worden, hierhin und dorthin gelockt durch das Farbenspiel ihrer eigenen falschen Vorstellungen. Die Wahrheit ist das reine Licht Gottes ohne eine Spur sterblicher Färbung.
Die launischen Einfälle und Erfindungen des menschlichen Verstandes, in Glaubensbekenntnissen, Religionslehren und Dogmen zum Ausdruck gelangend, wurden als Leuchten aufgestellt, um die umnachteten Sterblichen aus der Dunkelheit des Irrtums herauszuführen; aber sie haben der Welt keine Lichtstrahlen zugesendet, sie haben der Menschheit keine thatsächlichen Beweise von der Wahrheit geliefert, und verharren immer noch im Dunkel der Spekulation.
Sie haben dem Herzen niemals Liebe zu Gott und den Menschen eingeflößt. Sie haben den nach dem Himmel hungernden weder Trost verliehen, noch die dürstende Seele mit einem Trunk Wassers in Christi Namen erfrischt. Sie haben den Kranken und den Gefesselten keine Hoffnung auf Freiheit gebracht. Sie haben den müden Wanderer nackt und frierend, heimat- und hoffnungslos in dem kalten Schatten des Materialismus gelassen. Auf diesen kraftlosen Dogmen muß für immer das Urteil der Wahrheit ruhen: „Ich habe euch noch nie erkannt; weichet alle von mir.”
Unbefriedigt leiden die Sterblichen immer noch den Hunger, den nichts als das Brot des Himmels befriedigen kann; ein Durst plagt sie, den nur das Wasser des Lebens stillen kann. Was der Welt not thut, ist Gott — so wie Er ist, — gut, und nicht wie irrtümliche Vorstellung Ihn dargestellt hat. Soll das Brot, welches vom Himmel kam, niemals von den Millionen der Erde gefunden werden? Soll das Licht, welches „in der Finsternis scheint,” niemals dem Bewußtsein der Welt aufgehen? Soll die Menschheit niemals erlöst werden, wenn Jesus gesagt hat, daß wir die Wahrheit nicht nur erkennen werden, sondern daß sie uns frei machen wird? War Jesus ein falscher Prophet, daß mehr als neunzehn Jahrhunderte vergangen sind, und die Welt, die er erlösen wollte, immer noch in jeder Richtung nach der Wahrheit sucht, die sie erlösen soll? und daß die, welche seinen Namen als Sohn Gottes, den Erlöser der Menschen, nennen, immer noch in der Knechtschaft des materiellen Bewußtseins sind? Sollen wir ewig suchen und niemals finden?
Jesus sagte zum samaritischen Weibe: „Ich bin's der mit dir redet,” und kündigte sich so als den Messias an. Und in den unvergleichlichen Beweisführungen seines Lebens, der Auferstehung und Himmelfahrt, wurde er der Weg, die Wahrheit und das Leben für alle Sterblichen, und niemand kann zum Vater kommen, denn durch ihn. Die Welt kann nur einen Messias haben, und nur eine Botschaft von Christus, der Wahrheit; aber der menschliche Gedanke hat Jesu Worte, Werke und Aufgabe mißverstanden und falsch ausgelegt und aus diesem Grunde ist sie im Dunkel des Irrtums geblieben. Er sagte: „Ich bin die Auferstehung und das Leben — wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben”; und doch, obgleich Generation nach Generation, Jahrhundert nach Jahrhundert, gekommen und vergangen ist, so ist die Finsternis noch nicht vertrieben, Sünde und Leiden herrschen zügellos, und der Tod triumphiert noch! War die Kreuzigung eine bloße Tragödie, und die Versöhnung ein Hohn, daß die Menschheit immer noch nicht erlöst ist? Waren seine Verheißungen eine Täuschung? Waren seine Lehren unpraktische Philosophie? Waren seine Gebote nur Redensarten? Jesu Wunderwerke dienten nicht zu seiner eigenen Verherrlichung; ebenso wenig seine Worte. Er arbeitete und lehrte, um der Menschheit den Weg der Erlösung zu zeigen; der Glaube, daß sie unverdiente Heiligkeit und Seligkeit erlangen kann, ohne ihm in seinen Werken zu folgen und ohne alle seine Gebote zu halten, hat sie lange genug geblendet. Die Forderungen der Wahrheit passen sich niemals menschlicher Neigung oder Bequemlichkeit an. Es liegt daher auf der Hand, daß, wenn die Menschheit jemals erlöst und das Werk Jesu seinen Zweck erfüllen soll, das Licht, welches er brachte, und das Christus-Prinzip seiner Worte und Werke, welches er entdeckte und für die Menschheit praktisch bewies, wieder erscheinen muß.
Und dies geschieht in Christian Science. Die Klänge der Freude lassen heute in vielen tausend Herzen den Engelsgesang erklingen. Die geistige Idee, welche Jesus in Worten und Werken zum Ausdruck brachte, war in der Gruft des materiellen Bewußtseins vergraben, aber der Stein ist fortgewälzt worden und das Grab hat die im materiellen Empfindungsvermögen begrabenen wiederhergegeben, und die Herrlichkeit des auferstandenen Christus, die geistige Idee Gottes, sendet ihre Freiheitsstrahlen über eine gefesselte Welt. Manch müder Wanderer hat in der dunklen Wüste irriger Vorstellungen einen Schimmer dieser Morgenstrahlen erblickt und erfreut sich der Gewißheit einer vollkommenen Freiheit im Glanz des heranbrechenden Tages. Durch das erleuchtete geistige Verständnis unserer teuren Leiterin, Mrs. Eddy, im Einklang mit der unfehlbaren Ordnung der göttlichen Weisheit, ist das Licht wieder im menschlichen Bewußtsein erschienen, und durch sie ist es praktisch bewiesen und ist der Welt unter dem Namen „Christian Science” gegeben worden. Wie vor Zeiten, so wenden die Engel der Auferstehung die Blicke der zur Erde gefesselten Sterblichen fort von dem Grab des materiellen Bewußtseins, und sprechen: „Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden.”
Christian Science ist nicht nur eine geistige Heilmethode, es ist die dem Menschen zu teil gewordene Offenbarung der Wahrheit. Diese Offenbarung bringt natürlich Heilung, denn die Wahrheit ist das einzige Heilmittel für den Irrtum, und Krankheit ist der Irrtum, von dem die Sterblichen zuerst frei zu werden verlangen.
Wahres Heilen kann nur durch Christian Science erreicht werden. Die verschiedenen Richtungen der Medizin, Hypnotismus und dergleichen, haben den Teufel mit Feuer bekämpft und haben den leidenden Sterblichen keine dauernde Linderung gebracht. Nur der göttliche Geist kann das Heilmittel für menschliche Übel sein, und dieser Geist allein wird in der Christian Science anerkannt. Ihr Ziel ist durchweg die Erlösung der Menschheit von Sünde, durch Vernichtung des sündigen Sinnes, — des Glaubens an ein Leben in der Materie, getrennt von Gott. Wenn dies vollbracht ist, so müssen Krankheit und Tod zu gleicher Zeit verschwinden, denn sie haben keinen andern Stützpunkt. Christian Science ist der Weg, den Jesus demonstrierte, heraus aus den Vorstellungen des Fleisches, in das klare Bewußtsein vom Leben als Gott, und vom Menschen als Sein Ebenbild, geistig und vollkommen. Dies ist die Aufgabe der Wahrheit; und keine größere Wahrheit kann zum Menschen kommen, als die welche die Welt verwarf, und welche jetzt wieder „an die Thore der Menschheit klopft” (Science and Health, Vorrede, Seite vii).
Science and Health with „Key to the Scriptures” ist „die Stimme der Wahrheit für dieses Zeitalter” (Science and Health, Seite 456). Dieses Werk beruht auf keiner menschlichen Theorie oder Hypothese, es enthält nicht bloße menschliche Mutmaßungen. Es lehrt Christliche Wissenschaft. Es bringt das Bewußtsein der Gesundheit und des Glücks in das Heim vieler Tausende, es bekehrt den Sünder und bringt den vom materiellen Bewußtsein Gefesselten die Freiheit. Und so ist es bewiesen worden und wird täglich bewiesen, daß die wahre Idee vom Christus den Händen des Materialismus entrungen ist, und der Welt von neuem Licht und Freiheit spendet. Die Erfüllung der Verheißung Jesu ist erfüllt.
Die ganze Wahrheit.
„Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stüchwerk aufhören.” — 1. Corinth. 13; 10.
Christian Science ist die Offenbarung der ganzen Wahrheit, eine Thatsache, die dem Menschen volle Befriedigung gewährt, denn nichts als die ganze Wahrheit kann sein Sehnen und Verlangen stillen. Alle andern Religionen haben Bestandteile der Wahrheit enthalten, aber in dem Maße, in welchen ihre Wahrheit unvollkommen und lückenhaft war, ist es ihnen nicht gelungen, dem Übel abzuhelfen. „Das Ganze ist größer als einzelne Teile desselben.” Die vollkommene Offenbarung der Christian Science enthält auch jeden kleinen Lichtstrahl, der die Menschheit schon vorher erreicht hatte.
Christian Science offenbart Gott, so wie Er in alle Ewigkeit ist, als das unendliche Gute, nicht als eine körperliche Persönlichkeit. Seine Dreieinigkeit ist Leben, Wahrheit und Liebe, und diese sind nicht Personen, sondern Ausdrücke, welche die dreifache Natur des einen unendlichen Prinzips, des Vaters und der Mutter des Weltalls und des Menschen, veranschaulichen sollen.
Die Menschheit muß die wahre Auffassung von Gott haben, ehe vollkommenes und dauerndes Glück erreicht werden kann. Mit einem begrenzten Gott als unserm Ideal könnten wir niemals die Erkenntnis von Gott erlangen, welche nach Jesu Worten das ewige Leben ist. Die menschliche Vorstellung, unfähig über ihre eigene Begrenztheit hinaus zu gehen, hat vergebens versucht, den Unendlichen zu erklären. Der Allmacht ihrer Gottheit stellt sich auf jeder Seite die Macht eines Feindes entgegen; ihre Allgegenwart wird überall durch die Gegenwart eines Nebenbuhlers zurückgetrieben; an ihrer Allwissenheit nimmt beständig eine böse Intelligenz teil. Der Gott der Christian Science ist allmächtige, allgegenwärtige, unwandelbare Liebe, das einzige Leben, Intelligenz und Substanz. Höher, tiefer, weiter können wir nicht gehen; weniger könnte Gott nicht sein.
Christian Science offenbart den Menschen, im Einklang mit der Schrift, als das Ebenbild Gottes; geistig, nicht gefallen, vollkommen. Als Wiederspiegelung der Gottheit muß der Mensch notwendigerweise ebenso vollkommen und ewig, wie das unendliche Prinzip, welches er wiederspiegelt, sein; er muß notwendigerweise unzertrennlich von diesem unwandelbaren Princip sein und von demselben völlig beherrscht werden.
Mehr oder weniger kann der Mensch in der Wahrheit nicht sein. In dem Maße, in welchen menschliche Vorstellung hiervon abgewichen ist, ist der Mensch unvermeidlich in dem Zustande festgehalten worden, aus welchem ihn die Bemühungen der Religionen zu retten suchten. Was auch immer die Gegner dieser Lehre über Christian Science sagen mögen, die Thatsache bleibt bestehen, daß der Mensch das Ebenbild seiner Vorstellung von Gott ist; und er entfaltet und erweitert nur die Eigenschaften, welche ihm, seinem Glauben nach, von Gott eingepflanzt worden sind. Die Lehre von dem Fall des Menschen stimmt mit der oben erwähnten Auffassung von Gott überein. Die lange Reihe von Verbrechen, welche die ganze Geschichte der Menschheit befleckt, ist das unmittelbare Ergebnis von des Menschen Vorstellung von Gott; hier gilt wie überall das unfehlbare Gesetz, daß eine Ursache immer eine gleichartige Wirkung hervorruft. Daß ein vollkommenes Prinzip eine unvollkommene Idee hervorbringen soll, ist eine wissenschaftliche Unmöglichkeit. Der sterbliche Mensch glaubt, daß Gott ihm ähnlich sei — begrenzt, leidenschaftlich, wandelbar. Die Lehre, daß Gott über keine irrenden Kinder unsagbare Strafen verhängt, ist zweifellos der Ursprung der Schrecken menschlicher Grausamkeit und Rachsucht. So lange der Mensch sich für einen Schöpfer hält, wird er den Bedingungen dieses Glaubens unterworfen sein, denn so wie der Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er; aber gib ihm die wahre Idee von Gott, wie Christian Science es thut, und er wird seine falschen Vorstellungen aufgeben, und ihm gleich werden.
In dieser ganzen Wahrheit über Gott und den Menschen verschwindet die Illusion der menschlichen Vorstellung, mit all ihren Erscheinungen von Sünde, Krankheit und Tod, und ihr praktisches Ergebnis ist die vollkommene Erfüllung von Jesu Erlösungswerk. Das großartige an der Christian Science ist ihre Vollständigkeit, und hierauf beruht ihre Anwendbarkeit auf jeden Fall und jede Stufe der Existenz; und ihre Tauglichkeit, jedes menschliche Bedürfnis zu befriedigen und jede Not zu heilen. Diese ganze Wahrheit muß gelehrt und bewiesen werden, ehe die Menschheit völlig ihren Glauben an den Irrtum aufgeben wird. Als Jesus sagte, „Gehet hin in alle Welt, und predigt das Evangelium aller Kreatur,” wußte er, daß das Evangelium die ganze Wahrheit war, fähig jede Form des Irrtums umzustoßen und zu zerstören. Die unheiligen Satzungen der Kirchen, welche den rechten Geist verloren hatten, zersplitterten sein Evangelium, und nahmen ihm seinen praktischen Wert für die Menschheit. Christian Science ist kein neues Evangelium; es ist die Wiederherstellung des ganzen alten Evangeliums Jesu Christi.
Nichts als die Wahrheit.
„Und wird nicht hineingehen irgend ein Gemeines, und das da Greuel thut und Lüge.” — Offenbarung 21: 27.
Die Vollständigkeit der Christian Science schließt jede Möglichkeit von Irrtum aus. Die Unteilbarkeit der Wahrheit läßt keine Fälschung zu, denn jede Fälschung nimmt der Wahrheit den Charakter der Wahrheit. Mische der Christian Science menschliche Ansichten bei, und sie hört auf, Christian Science zu sein, und wird lediglich zu einem menschlichen System, auf einer Stufe mit tausend anderen stehend, aufgebaut auf der Grundlage des sterblichen Gemütes. Systeme, die teilweise wahr und teilweise falsch sind, haben kein Prinzip, und können nichts dauernd Gutes ergeben. Der menschliche Sinn oder Verstand kann sich nicht über seinen eigenen Gesichtskreis hinaus erheben, und kann niemals die Basis der Wahrheit, welche göttlich ist, sein.
Christian Science lehrt nichts als die Wahrheit, und aus diesem Grunde begegnet ihr die Opposition und Verfolgung der verschiedenen Formen von Religion und Medizin, welche auf irrtümlichen Theorien und dem Zeugnis des materiellen Sinnes aufgebaut sind. Gerade hier besteht sie auf die scharfe Abgrenzung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen, zwischen dem was ist, und dem was zu sein scheint, jedoch nicht wirklich ist. In diesem Punkte bleibt sich die Christian Science treu. Die Welt würde durch dieselbe wenig gestört werden, und ihr wenig Aufmerksamkeit schenken, wenn Christian Scientists sich damit begnügten, diese ganze Wahrheit über Gott und den Menschen einfach zu predigen; aber wenn sie die Logik dieser Wahrheit bis zu ihrer unvermeidlichen Schlußfolgerung, der Leugnung und Zerstörung alles Irrtums praktisch durchführen, und einen Angriff auf die Stützpunkte der materiellen Vorstellung eröffnen, so gerät der sterbliche Sinn in Aufregung, aus Furcht, daß er seiner Güter, der Sünde, Krankheit und des Todes, beraubt werde. Aber der Anfang ist gemacht worden, und die ewige Gerechtigkeit der Wahrheit wird die Entscheidung herbeiführen, wenn auch die Himmel des Irrtums zusammenstürzen. 9
In der Offenbarung von einem Schöpfer — dem Geist, und einer Schöpfung, der geistigen; einer Ursache und einer Wirkung, enthüllt Christian Science den Sterblichen die ganze Wahrheit von Gott und seinen Werken, welche die allgemein angenommene Anschauung von einer materiellen Welt und einem materiellen Menschen ausschließt. Es ist klar, daß der Mensch dem materiellen Zustande und Umgebung nicht entrinnen kann, so lange er glaubt, daß sie in Übereinstimmung mit, und als Resultat, des Wortes Gottes bestehen. „Aber die Materie existiert,” sagt das sterbliche Gemüt; sie ist wirklich vorhanden. Christian Science sagt: „Nein.” Die Allgegenwart des Geistes Gottes weist jeden Anspruch auf irgend eine andere Existenz oder Substanz zurück. Die Existenz von Geist und Materie nebeneinander ist unmöglich, wenn eins von beiden unendlich ist. „Aber, ich kann sie fühlen,” sagt das sterbliche Gemüt, „ich kann sie schmecken und sehen; sie muß wirklich sein.” Gewiß, für sein eigenes sogenanntes Bewußtsein ist sie die einzige Wirklichkeit, denn er hat keinen Begriff vom Geiste, und dieser Umstand schou allein stempelt ihn als Betrüger; denn Gott ist seinen Ideen bekannt. Die religiöse Welt hat die Unendlichkeit des Geistes gelehrt und zugleich die Wirklichkeit der Materie angenommen; aber die hartnäckige Wahrheit bleibt bestehen, daß sie nicht beide zu gleicher Zeit haben kann; und die Thatsache, daß sie den materiellen Sinn aufgeben muß, um Gott anzubeten, erweist die Stellung der Christian Science als richtig. Wir können nicht Gott als Geist und Gott als Materie haben; denn wenn Gott allgegenwärtig ist, wie könnte dann etwas anderes gegenwärtig sein? Solche Gegensätze haben die Zeitalter miteinander zu versöhnen gesucht, dadurch daß sie an beide glaubten. Dies ist sinnlos in der Logik, und hat in der Praxis traurige Resultate ergeben. Hat der Unendliche einen Nebenbuhler? Kann vergängliche Materie aus dem unvergänglichen Geiste hervorgehen oder in ihm enthalten sein? Dies sind angemessene Fragen, und sie lassen nur eine Antwort zu.
Was ist Materie? Man wende die einfachste Logik an und in wenigen Minuten ist die Aufgabe gelöst. Es ergibt sich, daß es der Glaube an etwas neben Gott ist, wo doch Gott alles ist; und die materiellen Gegenstände sind die Erscheinungsformen dieses Glaubens. Was ist dieser Glaube? Illusion, denn es ist nicht die Wahrheit. Was ist Illusion? Nichts. Sehr einfach; manche werden sagen: sinnlos; und doch ist keine andere Schlußfolgerung möglich nach jener Voraussetzung. Die Anhänger der Christian Science bestehen darauf, und finden, daß es der Fels ist, der nimmer erschüttert werden kann, der die Stürme der materiellen Vorstellung, die ihn umtoben, für nichts achtet.
Aus der Leugnung der Materie folgt naturgemäß, daß Christian Science die allgemeine Anschauung, daß der Mensch ein Wesen von Fleisch und Blut ist, verwirft; und dieses versetzt den „fleischlichen Sinn” in Aufregung, denn in der Richtigkeit dieser Leugnung sieht er sein Verderben. Aber hat denn der Mensch nicht einen materiellen Körper, aus Staub geschaffen? Christian Science sagt nein. Ein Staubwesen könnte nicht Gottes Abbild sein. Die Schrift erklärt: „das Fleisch” gelüstet wider den Geist,” und beide können nicht wahr und gut sein. Wenn Paulus sagte, daß in seinem Fleische nichts Gutes wohne, so wußte er, daß der Mensch Gottes völlig geistig ist. Der Mensch kann nicht zugleich geistig und materiell sein, vollkommen und unvollkommen, Gott gleich und ungleich. Was der Mensch heute in der Wahrheit ist, war er immer. Als Gott den Menschen zum Ebenbilde Seiner eigenen Vollkommenheit schuf, verlieh Er ihm da die Fähigkeit zu sündigen, zu leiden und zu sterben? Das Sinnliche und Sündige, welche nicht in Gott ihren Ursprung haben, können nicht in Seinem Ebenbild vorhanden Sein. Die Erzählung im zweiten Kapitel des ersten Buch Mose von der Schöpfung des Menschen aus Staub, seiner Versuchung, seinem Fall, illustriert den Anspruch des Irrtums, die Schöpfung der Wahrheit mit einer materiellen Welt nachgeahmt zu haben, und sie dient dazu, diesen Irrtum und die Strafen, die einem Glauben an denselben folgen, zu erläutern.
Viele Religionen der Welt haben diese Doppelschöpfung des Irrtums als Schöpfung der Wahrheit angenommen, und die Menschen so gelehrt, und der Versuch, zweien Herren, dem Geist und der Materie zu dienen, hat die Menschheit der Gewalt der Materie überlassen. Wenn Christian Science die Lehre der Schrift annimmt, daß der Mensch Gottes Ebenbild ist, so weist sie damit jedes Zeugnis von einem Gegensatz dazu zurück, aus dem einfachen vorher erwähnten Grunde, weil solche Widersprüche nicht nebeneinander bestehen können. Wenn es eine physische Menschheit gäbe, so würde diese Thatsache die Vollkommenheit des Schöpfers zur Unmöglichkeit machen. Gottes Ebenbild kann nicht verderbt werden, Entartung ist unmöglich für Sein Abbild. Die Ideen der Vollkommenheit können nicht aus dem Staube hervorgehen, oder in denselben zurückversinken. Solche Dinge sind in alle Ewigkeit unmöglich.
Wenn Christian Science Gott als das unendliche Gute offenbart, als allmächtig und allgegenwärtig, so lehrt sie wiederum nichts als die Wahrheit, denn sie weist den Anspruch einer dem Guten entgegengesetzten persönlichen oder unpersönlichen Macht zurück.
Die Gegner der Christian Science würden nicht solch heftigen Widerstand dagegen leisten, wenn ihre Logik nur auf die Materie angewendet würde und ihnen den Teufel ließe; aber das Gebot „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben,” führt zu dem unvermeidlichen Schluß, daß durch Anerkennung der Wirklichkeit und Macht des Bösen dasselbe zum Gott gemacht wird. Die Menschheit hat in der Verehrung dieses Gottes großen Eifer bewiesen. Sie hat in seinen Tempeln Feste gefeiert und seinen unheiligen Wein bis auf die Neige getrunken. Sie hat in seinen Diensten treulich gearbeitet, wie die Geschichte es nur zu deutlich zeigt, und ihren Lohn empfangen, nämlich Sünde, Krankheit und Tod. Soll seine Herrschaft ewig währen?
Das heutige Zeitalter seufzt unter der Last von Sünde und Leiden. Auf Schritt und Tritt wird es von dem Schreckbild der Sünde und Krankheit verfolgt. Der König der Schrecken empfängt unaufhörlich die Huldigung seiner Thränen und gebrochenen Herzen. Es hat große Hospitäler gebaut und dieselben angefüllt. Es hat Hochschulen der Medizin errichtet, die ihre Schüler in großen Scharen überall hin ausgesandt haben. Aber der Zerstörer von Gesundheit und Leben schreitet noch immer einher, denn sie haben den Kranken keine göttliche Freiheit gebracht. Muß dies ewig währen? Gibt es kein Entrinnen?
Ein Volk nach dem andern hat durch Ströme von Blut sich Freiheit von ungerechter Knechtschaft zu erringen gesucht. Auf der kleinen Südseeinsel haben die Menschen jahrelang gekämpft und bereitwillig ihr Leben geopfert; wofür? für Freiheit. Und doch hat sich Zeitalter nach Zeitalter demütig gebeugt unter das Joch jenes Erzthrannen, das „Böse” genannt. Haben wir keine Unabhängigkeitserklärung?
Soll dieses Zeitalter verurteilt werden, weil in demselben Christian Science die Unabhängigkeit des Menschen verkündet, jenen falschen Gott als Prätendenten und Betrüger entlarvt und das Signal zum Kampf für die Freiheit gegeben hat? Sollen wir zögern unter ihrer Fahne zu kämpfen aus Furcht, jenem Schlangen-König, den Jesus einen Lügner nannte, untreu zu werden?
Wir können nicht Gott als alles in allem haben, und gleichzeitig dem Bösen Raum und Macht zuerkennen. Das Böse kann weder innerhalb noch außerhalb von Gott existieren. Kein Raum ist möglich neben der Unendlichkeit; ebensowenig kann der Allmacht etwas hinzugefügt werden.
Der Irrtum ist nicht in der Wahrheit des Seins inbegriffen, und Gott steht in keiner Beziehung zu Seinem Gegenteil und ist mit demselben unbekannt; diese Thatsachen behaupten für immer die Nichtexistenz dieser Scheinbilder. Wenn jeder Mensch sich in der Erkenntnis von der Macht des Guten erheben würde und aus seinem Bewußtsein jeden Gedanken oder Einflüsterung des Bösen entfernen, und ihm jede Anerkennung verweigern würde, sich niemals als Werkzeug desselben gebrauchen ließe, wo wäre dann das Böse? Wo wären die Zeugen seiner Existenz zu finden? Würde es Böses in irgend einer Weise geben? Die Schrift lehrt, daß die Menschen im stande sind dem Irrtum entgegen zu treten, im stande, durch das Gute Herrschaft auszuüben; folgt daraus nicht logischerweise, daß das Böse eine negative Qualität ist, dessen einzige Macht die ist, welche ihm der sterbliche Mensch in dem Wahn seiner Selbsttäuschung beilegt? Und wir werden finden, daß dieselbe göttliche Logik, welche die Materie an den ihr gebührenden Ort des Nichtseins verwiesen hat, an der Thür unseres Verständnisses wartet, um auch diesen Betrüger zu vernichten.
Aber wenn Christian Science auch die ganze Wahrheit offenbart und damit die Unwirklichkeit alles Irrtums, und wenn wir auch diese Offenbarung annehmen, so folgt daraus nicht, daß wir uns sofort aus der Knechtschaft der falschen Vorstellung freimachen können. Als die Vereinigten Staaten ihre Unabhängigkeit erklärten, mußten sie dieselbe durch Waffengewalt erkämpfen, ehe dieselbe zur Thatsache für sie wurde. Und als der Kaufmann die köstliche Perle fand, mußte er alles aufgeben, was er hatte, ehe er in ihren Besitz gelangen konnte. So ist es auch mit uns: wenn wir die Wahrheit gefunden haben, welche des Menschen Unabhängigkeit und Befreiung von allem Irrtum verkündet, so müssen wir uns dieselbe erringen, ehe wir die Freiheit, welche sie mit sich bringt, voll genießen können; und dies kann nur dadurch geschehen, daß wir in unserem Bewußtsein jede Vorstellung von dem Glauben an das, was Gott nicht ist, auslöschen und dadurch, daß wir Christus im Leben nach folgen. So lange „die Welt das Fleisch und der Teufel” nicht überwunden sind, werden sie auf einen Platz im Bewußtsein Anspruch erheben; aber Jesus sagte „Seid getrost; ich habe die Welt überwunden.”
Wenn alle aufrichtigen Wahrheitsforscher ihre Vorurteile bei Seite setzen, unparteiisch des Buch Science and Health with „Key to the Scriptures“ studieren und das darin enthaltene Prinzip und Regeln im praktischen Leben auf die Probe stellen wollen, so werden sie finden, daß Christian Science in der That die Offenbarung der Wahrheit, der ganzen Wahrheit und nichts als die Wahrheit ist.
