Es wäre interessant zu wissen, wie viele die Tatsache schätzen, daß wir alle unser Teil zur Weltgeschichte beitragen und wie viele ihre Verpflichtungen der Nachwelt gegenüber einigermaßen einsehen.
Obwohl es Tatsache ist, daß wir in der „vordersten Kampfes-reihe” stehen, sollten wir doch niemals vergessen, daß die Ewigkeit sich vor uns ausbreitet, mitsamt ihren herrlichen Möglichkeiten der Entfaltung von Fähigkeiten, die dem Menschen von Gott verliehen worden sind.
Im Lichte vergangener Zeitalter erblicken wir Heldencharaktere, die mithalfen die Ereignisse ihrer Tage zu bestimmen und sich dadurch die Nachwelt zu Dank verpflichteten. In keinem Falle finden wir, daß irgend ein wichtiger Schritt getan, irgend ein großer Fortschritt errungen wurde, außer, dieselben waren das Resultat eines gewaltigen Kampfes zwischen gut und böse, — Geist und Materialität. Wir entdecken ferner, daß wenige von denen, welche für die Verbesserung menschlicher Zustände lebten, den Preis kannten, den sie für dieses ihr Streben zu zahlen haben würden; viele würden sonst nicht „bis ans Ende” beharret haben. Schließlich sehen wir, daß ihnen die Resultate traurige Enttäuschungen gebracht haben müssen — in den meisten Fällen jedenfalls und dem äußeren Anscheine nach beurteilt.
Reformatoren haben fast ausnahmslos unter der vollständigen Mißdeutung ihrer Motive und Handlungen, durch Undank und Verrat zu leiden gehabt. Sie sind oft gehindert und geschädigt worden von denjenigen, die ihre Förderer hätten sein sollen; — und doch, trotz alledem, was in dieser Hinsicht geschah, — trotz alledem, was hätte geschehen können, ist die Welt fortgeschritten, ihrem Ziel entgegen, — ein Beweis dafür, daß Gott herrscht und daß alles gut ist. Die große Lektion, die für uns hieraus zu lernen ist, ist die: die schließlichen Resultate von all diesen Kämpfen übertreffen alle Erwartungen, alle Hoffnungen des höchsten und edelsten selbst, ausgenommen ihr begeistertes Auge durchbohrte die finstern Wolken materieller augenscheinlicher Zustände und umfaßte das, was Gott ewig schaut — den Triumph des Rechtes.
Als die englischen Barone ihrem schwachen, boshaften Könige die Unterschrift der Magna Charta abrangen, vergegenwärtigten sie sich wohl kaum, wieviel sie für die Welt taten. Viele von ihnen wurden verbannt um ihres Erdreistens willen; doch ein bedeutender Historiker der Jetztzeit sagt darüber: „Die Magna Charta produziert zu haben, sie aufrecht erhalten zu haben, und zu ihrer Vollgültigkeit gebracht zu haben, dieses macht Englands bleibenden Anspruch auf die Anerkennung der ganzen Welt aus.”
Wenn wir die Erfahrungen unserer Pilgerväter (die zuerst Eingewanderten Amerikas) bedenken, können wir uns leicht vorstellen, wie wenig diese ihre Ideale von Staatsverfassung, Heimats- oder Religionsfreiheit befriedigten; es ist aber mehr als wahrscheinlich, daß, könnten sie den gegenwärtigen Stand der Dinge mit ansehen, sie sich freuen würden an den Resultaten, die schon jetzt alles, was sie erwarten konnten, weit überflügeln In dieser Gedankenrichtung fortfahrend, könnte man derartige Beispiele eines jeden civilisierten Volkes finden; doch dies mag genügen. Um aber die Aufmerksamkeit auf unser Thema zu richten, deuten wir auf eine einzige Figur hin, die den Herzen aller gleich nahe steht. Jesu von Nazareths Geschichte ist es, die wie keine andere die höchsten Höhen menschlicher Erfahrung aufweist, wie auch die tiefsten Tiefen. Unserem menschlichen Begriff nach, war seine Abstammung niedrig, seine Chancen klein. Seiner Mutter jedoch hatte der Engel, der seine Geburt ankündigte, verheißen, daß er auf dem Thron des Vaters David sitzen, und daß sein Reich kein Ende haben würde; sie aber erlebte es, und sah ihn zum Kreuzestode verdammt wie einen gemeinen Übeltäter. Seine Jünger die geglaubt hatten, daß sie ihm zu irdischen Ehren folgten, verließen ihn in der Stunde der Gefahr und einer unter ihnen verleugnete ihn. Gerechtigkeit widerfuhr ihm hier nicht, und er litt als ein Verbrecher; aber wie die Jahre dahinflossen, ward sein Kreuz auf Roms siegreiches Banner gesetzt, und sein Name hoch über alle römischen Götternamen erhoben. Und heute ist die Religion, die Christus Jesus lebte und lehrte, in der ganzen civilisierten Welt anerkannt, — in der Theorie zum wenigsten, — als die ideale Religion, und so muß die Zeit kommen, wo sie von der ganzen Menschheit verstanden, geliebt und gelebt wird.
Als der Welt die Botschaft der Christian Science verkündigt wurde, gab es nur wenige die darauf hören mochten, und sogar unter diesen wenigen waren noch verhältnismäßig viele, die bald abfielen, weil „der Übergang von Sinn zu Seele” (Science and Health, S. 566) von Prüfungen und Gefahren umringt schien. Trotzdem drangen die Getreuen vor und fanden bald ein Reich weit größer als ihre Denkungsart am Anfang ihrer Laufbahn es hätte erfassen können. Sie erkennen, daß wenn die sterblichen Sinne — diese Feinde — überwunden sind, sie sich in jenem Reich finden werden, für dessen „Kommen” Millionen gebetet haben, fälschlich glaubend, daß es erst jenseits des Grabes zu erlangen sei, obgleich Christus Jesus seinen Nachfolgern aufgetragen der Welt zu verkündigen: „Das Himmelreich ist nahe herbei gekommen.”
Christian Science ist gekommen, sie bringt diese Botschaft und die Erfüllung der christlichen Heilung, und wenn es jemand gibt, der dieses für „außer dem Bereich gegenwärtiger Möglichkeiten” hält, so möge man ihm unserer Führerin Worte wiederholen: „In der materiellen Welt hat der Gedanke mit großer Rapidität manch nützliches Wunder an das Licht gebracht. Mit gleicher Rapidität haben des Gedankens leichte Schwingen sich gehoben, hinauf, gegen das Reich des Wirklichen, zu der geistigen Ursache jener geringeren Dinge, welche zum Forschen anspornen” (Science and Health, S. 268). Betrachten wir den wunderbaren Fortschritt, der in den letzten vierzig Jahren gemacht wurde, jene erstaunlichen Schritte, die gewonnen sind in der Unterjochung der elementaren Kraft und die Veränderung des sozialen Lebens, so können wir sicherlich auf ähnliche fortschrittliche Vorgänge in der Entfaltung und Anwendung geistiger Wahrheiten schließen. Wenn man von Ort zu Ort reist, ist es nicht schwer den Fortschritt zu beobachten, der sich bemerkbar macht in tausenden von Heimstätten, in denen nicht blos ein Komfort sich zeigt, der seinesgleichen sucht, sondern auch ein Luxus, den man in Palästen vergangener Tage vergeblich suchen mag. Wenn wir vor allem mit ehrlichem Stolz auf unsere Lehranstalten hinweisen, die sich überall befinden, so mögen wir wahrlich mit dem Propheten ausrufen, daß Völker in einem Tage geboren werden!
Wenn wir jetzt als Bürger und Christian Scientisten zurückdenken an unsere Vorfahren, dann fallen uns die eindrucksvollen Worte Mrs. Eddys ein aus ihrer Predigt zur Einweihung der Mutterkirche in Boston; sie sagte: „Auf dem einsamen Plymouth-Felsen pflanzten sie das Herz einer Nation, — die Rechte des Gewissens, unvergänglichen Ruhm” (Pulpit and Press, S. 17).
Gleichwie jenes ideale Streben schon jetzt reichere Frucht einbringt, als sie es damals hätten realisieren können, so werden auch die Lehren der Christian Science die Menschheit zu einer größeren Realisierung des Guten führen und sie befähigen ihren Platz zu suchen und zu finden im universellen Reiche der göttlichen Liebe, dessen Herrlichkeit alle Nationen umfassen wird; in demselben Maße, wie das heutige Amerika alle Hoffnungen vergangener Tage überflügelt, so wird auch die Zukunft der Wahrheitsbewegung die größten Hoffnungen selbst derer in den Schatten stellen, die heute erklären: „Dein Reich ist in uns; Du bist allgegenwärtig” (Science and Health, S. 16).
