Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, Ich will euch erquicken.— Jesus.
Der bemitleidende Ruf, welcher von Christian Science an die Welt ergeht, findet am häufigsten bei den Leuten einen Widerhall, welche im Unglück sind, bei denen, welche weinen, denen, welche Seelenangst und Körperschmerzen kennen oder durch der Menschen Unmenschlichkeit zerschlagen worden sind. Warum ist das der Fall? Wegen der unvergleichlichen Verheißung der Christian Science und deren Erfüllung. Man mag in jedem System religiösen und wissenschaftlichen Glaubens nachsuchen, das weite Netzwerk der Philosophie und der menschlichen Vernunft erforschen, und man wird finden, daß nicht eines, noch alle zusammengenommen, dem Menschen, welcher in der Hölle auf Erden ist, so viel versprechen, wie Christian Science es tut. Nichts bietet so viel Gewißheit für seine Hoffnung. Wenn man die Zeugnisse jeder Schule oder Phase religiöser, philosophischer oder wissenschaftlicher Bestrebungen sammelt, welche die definitiven Wohltaten von Christian Science empfangen haben, dann wird man erfahren, daß nicht eins der Erstgenannten solch eine umfassende Liste mannigfaltiger Wohltaten, wie sie in den unzerstörbaren Tatsachen der Christian Science Praxis fühlbar sind, bewirken, oder auch nur zu bewirken beanspruchen.
Solche Aussagen mögen herausfordernd und monopolisierend erscheinen wegen ihrer unbeugsamen, positiven Behauptung. Ich will mich jetzt nicht aufhalten, diese einschneidende Eigenschaft zu rechtfertigen, welche immer eine wissenschaftliche Äußerung begleitet, und welche Burr so richtig „die Frechheit der Wahrheit” nennt; aber ich möchte den Leser bitten, sich daran zu erinnern, daß Christian Science von niemandem fordert, etwas zu glauben, was er nicht als wahr beweisen kann, sich auch daran zu erinnern, daß es eine beweisbare Wissenschaft ist, deren Kenntnis in einem endgültigen Beweis zum Ausdruck kommt. Möchtest du mehr als das fordern? Wird irgend etwas Geringeres als beweisbare Wahrheit jemals dazu dienen, die Menschheit aus ihrer drängenden Not zu heben? Jesus sagte: „Und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.”
Die Reihen der Christian Science schließen Tausende ein, welche aus verzweifelten, unerträglichen Lagen befreit worden sind. Obgleich noch manche Meile zwischen ihnen und der offenbarten Vollkommenheit liegt, wissen sie, daß sie in dem größten Schauspiel mitwirken, welchem die Menschheit jemals ihre Aufmerksamkeit schenken wird, nämlich: die Auslöschung oder Vernichtung der Sünde, der Krankheit, jeder Form des Übels, welches die Menschheit plagt. Die unbestreitbaren Tatsachen der Heilungen durch Christian Science ziehen die Menge an, und in geometrischem Verhältnis wird ihre summarische Macht schnell durch diejenigen gesteigert, welche kommen um zu fragen und zu lernen. Der Mann und die Frau, welche an dem Grenzland der Christian Science entlang wandern und sich endlich entschließen, die Grenze zu überschreiten und eine Stätte in ihrem tröstlichen Schutz zu suchen, haben Anspruch auf die liebende Gastfreundschaft eines jeden, der selbst aus einer dunklen oder schmerzlichen Erfahrung erlöst worden ist. Ohne Neigung, die Aufmerksamkeit irgend eines Menschen im Hinblick auf diesen Gegenstand zu erzwingen, oder zu dienstbeflissen in Zudringlichkeit und Rat zu sein, werden diese Worte in der Hoffnung geschrieben, den Pfad derjenigen ebner zu machen, deren Schritte zwischen Dornen gewesen sind.
Als ich einmal einen Vortrag hielt, verweilte ich etwas bei dem Begriff der Hölle und erfuhr, daß eine Dame, welche sich unter den Zuhörern befand, später sagte: „Nun, ich denke, daß der Redner sehr respektlos über die Hölle sprach.” Die Dame hatte recht; ich habe durchaus keinen Respekt vor der Hölle. Ich bin darin gewesen und dadurch gegangen und weiß, daß sie ein Greuel und ein Betrug ist, daß sie nur ein Anrecht auf die Verwünschung der Menschheit hat. Es ist ein individueller Zustand eines unglücklichen Bewußtseins, welches Gott, oder Seiner Natur, oder den zugestandenen Eigenschaften Seines Wesens, gänzlich unähnlich ist. Es ist eine unberechtigte Ungeheuerlichkeit, welche keine Wahrheit, keine Unsterblichkeit, kein Recht hat zu existieren. Nachdem die Höllenqualen mich ergriffen hatten, und mir ihre Martern auferlegt waren, wurde ich durch die tätige Wirksamkeit von Christian Science gerettet. Dann fingen die Tränen an zu trocknen, die Spannung der Furcht nachzulassen, die Schwermut wurde verbannt, Verzweiflung verlor ihre Gewalt, der Schmerz nahm ab und verschwand endlich. Ich will mein Weh nicht übertreiben, doch, sei es wie es wolle, ich weiß, daß ein mächtiger, befriedigender Antrieb mich aus einer so schändlichen Hölle, wie nur irgend jemand sie kennen lernen kann, befreite, und mir in den Vorraum des Himmels Einlaß gewährte, durch eine Umwandlung des Bewußtseins, durch welche die Existenz schöner erschien, und die Härte des Kummers einem gewissen Maße des Friedens Platz machte, auf welchen der Mensch rechtmäßig Anspruch hat. Da ich auf den Schauplatz von Christian Science gekommen bin, nachdem ich beinahe den ganzen Weg von einem wartenden Grabe durchschritten hatte, habe ich etwas von den Bedrängnissen erfahren, welche den Dulder hindern wollen und manchmal auch wirklich hindern, der diesem schrecklichen Schicksal zu entkommen sucht, und welcher die göttliche Ausrüstung finden möchte, durch welche er eine Herrschaft über jenes Schicksal und sein Weh gewinnen kann. Es ist deshalb passend, daß ich auf einige der Fragen und Fehler Bezug nehme, welche manchmal den Neuling verwirren und ablenken. Einer der Fehler nimmt die Form einer Einwendung an gegen den Gebrauch der Bezeichnung „Christian Science,” unter dem Vorwande, daß es einen Mißbrauch der Worte einschließt. Diese Phase der Kritik ist immer das Resultat der Unkenntnis der technischen Definition und des rechtmäßigen Wertes der Worte. In der Tat gibt es keine anderen Worte in der englischen Sprache, welche korrekter oder passender dem Zwecke dienen könnten, für welchen die Worte Christian Science gebraucht werden. Diese Bezeichnung wird rechtmäßiger Weise angewendet, um anzugeben, daß Christian Science eine definitive, systematische und beweisbare Behauptung der Wahrheit über das Christentum Christi ist, die Wahrheit über Gott, den Menschen und das Weltall. Man wird kaum leugnen können, daß es solch ein Ding gibt, wie die Wahrheit über Gott, den Menschen und das Weltall, und man sollte nicht leugnen, daß die Wahrheit des Christentums die Wissenschaft des Christentums ist; deshalb ist es erstaunlich, daß eine Person, der ein Diktionär zu Diensten steht, streiten kann, daß die verbundenen Worte „Christian Science” eine falsche Benennung geben. Christian Science und christliche Erkenntnis sind Synonyme, und ihr Gebrauch ist gerechtfertigt nach derselben Regel und Richtigkeit, welche den Gebrauch des Wortes Allwissenheit rechtfertigt.
Es wird manchmal gesagt: „Ich denke, Christian Science ist eine wunderschöne Religion, aber ich bin noch nicht bereit sie anzunehmen, weil ich fürchte, daß sie von mir fordern wird, vieles aufzugeben.” Ein Grund, warum Christian Science eine schöne Religion ist, ist der, daß sie nicht von uns verlangt, irgend etwas aufzugeben, was gut ist, oder etwas, das etwas Gutes für ihn bezweckt. Sie verlangt das Aufgeben von nichts anderem als Elend und dem was Elend verursacht. Sie heißt alles gut, was zum Glück, zur Gesundheit, zur Wohlfahrt und zum Leben des Menschen beiträgt und untersagt nur das, was unvermeidlich zur Verwüstung, dem Bankrott, dem Verfall der menschlichen Existenz treibt. Sie zeigt, daß es das Böse allein ist, welches die Sterblichen von ihrer eignen Wohlfahrt fortlockt, durch den albernen Vorwand, daß die Sünde jedweden Schein der Freude bieten kann, welcher nicht den Stachel des Leidens enthält.
Es wird häufig gesagt: „Ich möchte gern etwas über Christian Science wissen, aber sie scheint so schwer zu verstehen zu sein.” Nun, im Gegenteil, Christian Science ist die Einfachheit selbst, und die Schwierigkeit liegt in etwas anderem als in dem inneren Wesen und der Darstellung des Gegenstandes. In ihrem Werk „Science and Health with Key to the Scriptures“ berichtet Mrs. Eddy von einem Manne, der in frühem Alter in einen dunklen Kerker eingeschlossen wurde, worin er Jahre lang lebte. Später, als er befreit und ans Licht gebracht wurde, war er sehr niedergedrückt durch das, was für ihn eine unnatürliche Erfahrung war, und er bat, in seine gewohnte Behausung zurückgebracht zu werden und zu dem, was ihm als der normalere Zustand erschien. Seine Berührung mit dem Licht und mit den Tönen, welche er hörte, erregten ihn schmerzlich und stellten ihn hart auf die Probe. Er war so an das Abnorme gewöhnt worden, daß natürliche Bedingungen ihm unerträglich und unverständlich waren.
Eine Erklärung, welche dieser Erzählung gleicht, kann an diesem Punkte gegeben werden. Es gibt Millionen Leute, welche sagen, daß sie glauben, daß Gott gut ist, daß Gott Leben ist, daß Gott vollkommen ist und unveränderlich und daß Er unendlich ist. Dieselben Leute sagen auch, daß sie glauben, daß Gott Krankheit und Tod sendet, oder eingerichtet hat, und daß Er das Böse und seine Tätigkeit zuläßt. Diese Personen, welche im allgemeinen diesen beiden Behauptungen beipflichten, vermuten, daß sie dieselben verstehen und daß es leicht ist, sie zu verstehen. Aber diese zwei Behauptungen über die göttliche Natur stehen im direkten Gegensatz zu einander, deshalb können nicht beide von ihnen wahr sein, noch ist es möglich, sie zu vermischen. Keiner, der ihnen beistimmt, kann je verstehen, was sie wirklich bedeuten. Ich kenne nichts im Bereich des Denkens, was schneller den Protest herausforderte, schwer verständlich zu sein, als der Versuch, diese beiden Forderungen religiösen Glaubens zu verbinden, daß das unendliche Gute Böses zulassen kann, daß unendliches Leben, welches unveränderlich ist, sich in Krankheit und Tod verwandeln, oder sie bewirken kann, und daß Vollkommenheit der Urheber von Unglück sein kann. Alle diese Widersprüche sind logisch undenkbar und sollten inhaltslos werden. Keine Brücke überspannt den Abgrund zwischen solchen Antipoden, und Logik und Vernunft können nichts tun, als diese phantastischen Schlüsse gänzlich zurückweisen.
Christian Science erklärt, daß Gott gut ist, daß Er unendlich, daß Er Leben, Wahrheit und Liebe ist, daß Gott Geist, Vollkommenheit und das Höchste ist. Sie erklärt, daß Er die Ursache und der Ursprung aller wirklichen Existenz ist, daß Er der einzige Gesetzgeber, die einzige Macht ist; und daß Er alles wohl gemacht hat. Es gibt kaum einen Christen auf Erden, der eine dieser Behauptungen leugnen würde. Weshalb wird also die Einwendung gemacht, daß Christian Science schwer zu verstehen sei? Geschieht es, weil jeder beiläufige oder erweiternde Glaubenssatz, der in die Theologie der Christian Science eingeschlossen ist, in jeder Einzelheit in beständigem Einklange und in beständiger Harmonie mit diesen fundamentalen Behauptungen steht? Geschieht es, weil Christian Science stets einen vollständigen Bau religiösen Glaubens darstellt, welcher ohne unlogische Antithesen ist? Nein. Es geschieht, weil Christian Science lehrt, daß das Gute natürlich und normal ist, daß das Böse unrechtmäßig und abnorm ist. Es geschieht, weil die Welt das Böse als ein unzerstörbares Wesen angesehen hat, wohingegen es Christian Science als eine gesetzwidrige Verneinung enthüllt, welche abgeschafft werden kann. Es geschieht wegen der Neuheit, der Eigenart dieser modernen Analyse dessen, was ein verwirrendes Geheimnis genannt worden war, welches der altmodische Denker für schwer verständlich erklärte. Ihre klare Logik und ihre Folgerung lösen Geheimnisse; sie sind die Wechselbeziehungen einer reinen Wissenschaft, und sie scheinen mit einem klaren, einfachen Licht, welches blendet und so vielleicht den Geist verwirrt, der an andere Dinge gewöhnt ist.
Viele Leute haben sich von Christian Science fern gehalten, wegen einer oder vielleicht mehrerer Personen in der Nachbarschaft, welche als Christian Scientisten bekannt waren, die ungebildet waren, oder Mangel an Erziehung und guten Manieren zeigten, oder möglicher Weise in ihrem täglichen Leben nicht auf einem hohen moralischen Standpunkt zu stehen schienen. Es trifft sich, daß der Einfluß von Christian Science, welcher die Person nicht ansieht, das Bedürfnis und das Denken aller möglichen menschlichen Wesen berührt. Viel von ihrer Schönheit liegt in der Tatsache, daß sie den Weg zur allgemeinen Erlösung für die ganze Menschheit erleuchtet. Christian Scientisten spielen nicht die Überspannten, noch geben sie vor, Heilige oder vollkommen zu sein. Ihre bescheidene Prahlerei, wenn überhaupt von einer Prahlerei gesprochen werden kann, wäre, daß, wo sie einst viele der Gebrechen des menschlichen Lebens aufgewiesen haben, der göttliche Verklärer sie wenigstens besser gemacht hat, als sie waren. Laßt uns nicht zu lange dabei verweilen, lieben Freunde, zu murren, weil dieser köstliche Segen Armen und Reichen, Gebildeten und Niedrigen in gleichem Maße gespendet worden ist, erinnern wir uns daran, daß es keine Sterblichen auf dieser Welt gibt, die nicht zu Zeiten heiße Tränen weinen könnten, weil sie den Willen Gottes so schlecht tun. Unendliche Wahrheit kann nicht von Personen verhindert oder zurückgehalten werden. Was liegt euch, die ihr der Rettung bedürft daran, wenn jemand anders mehr der Rettung bedarf, oder wenn er nicht auf den Wink Gottes oder die Gelegenheit zur Besserung achtet? Ihr mögt euch vergeblich nach vollkommenen Menschen umsehen, aber ihr braucht euch nicht vergeblich nach dem umzusehen, was Erlösung verspricht, selbst wenn ihre Sünden wie Scharlach wären.
Niemand kann in Christian Science Fortschritte machen, ohne erst mit dem Lehrbuch „Science and Health“ ausgesöhnt zu sein; und wer sich in einem Zustande der Feindseligkeit gegen das Buch oder seine Verfasserin befindet, würde gut tun, anzuhalten und seine ganze Aufmerksamkeit einer Aussöhnung mit denselben zu widmen. Es gibt kein täuschenderes und boshafteres Argument, als daß das Buch mangelhaft, ungenügend und schwer verständlich sei, und daß eine andere Darstellung leichter verständlich sei. Die Tatsache ist, daß alle anderen Christian Scientisten zusammen nicht so kompetent sind, Christian Science und die Art ihrer Anwendung darzulegen, wie Mrs. Eddy. Keiner weiß so gut, was zu sagen und die Art wie es zu sagen, um der besonderen und der allgemeinen Not der Menschen abzuhelfen. Es gibt keinen Lehrer der Christian Science, keinen Redner, keinen Mitarbeiter an ihren Zeitschriften, der jemals in Betreff der Christian Science und ihrer Ausübung irgend etwas von Wert geäußert hätte, ohne nicht dabei dasselbe Gebiet zu kreuzen und wieder zu kreuzen, welches Mrs. Eddy vor Jahren und auf einem besseren Wege durchschritt. Sie hat nicht den großen Fehler begangen, in ihren Büchern eine Erklärung zu unterlassen über alles, was nötig ist, um den Lernenden zu befähigen, seinen Weg zu gehen. „Science and Health“ ist das Lehrbuch und der Lehrer der Heiler gewesen, welche die Kur von Millionen Krankheitsfällen vollbracht haben. Es ist gänzlich befriedigend für diejenigen, welche am besten wissen, was von solch einem Buch gefordert wird. Um das Beste zu tun, was getan werden kann, sollten wir aufmerksam sein und unsern Sinn mit Christian Science aus diesem Buche füllen und es jeder anderen Literatur vorziehen. Christian Science verspricht nicht, daß, wenn man nur ihren Lehren beistimmt, man auf einmal die zugestandene Tätigkeit und den Eindruck alles Übels verwischen kann. Der Fortschritt wird verwirklicht werden nach der Art, die die heilige Schrift angibt: „Harre hie, harre da; gebeut hin, gebeut her; hie ein wenig, da ein wenig.” Es ist ebenfalls wichtig zu wissen, daß man sogleich anfangen kann und muß, daß was man gelernt hat, in Ausübung zu bringen. Keiner braucht wegen der Einflüsterung zu zögern, daß er ein großes Verständnis von Christian Science haben muß, ehe er ihre Wohltaten ernten kann. Was wir für uns selbst vollbringen, ist von weit größerem Werte für uns, als wenn dasselbe Resultat durch jemand anderes für uns erreicht worden wäre. Jesus sagte: „Es muß ja Ärgernis kommen.” Wir werden Gelegenheit haben, Degen mit dem Übel zu kreuzen, aber wir sollten uns daran erinnern, daß wir nun etwas haben, wodurch wir gewinnen können; und daß solche Irrtümer erscheinen, nur um vor der Macht der Wahrheit wieder zu verschwinden; deshalb fürchten wir uns nicht.
Im Durchschnitt hat der Mensch, welcher sich entschließt, sich an Christian Science wegen Heilung von Krankheit zu wenden, viele Zweifel. Es ist kein Heilmittel, keine Methode in Sicht. Es gibt nichts, was er sehen kann, keinen Plan, den er versteht, welcher ihm eine fühlbare Sicherheit bietet, daß etwas gebraucht wird, ihm zu helfen. Sich zu entscheiden, dem Ausgang dessen zu trauen, was er nicht versteht und nicht wahrnehmen kann, erscheint ihm, wie ein Sprung von der Erde in das Nichts. Er würde vielleicht noch mehr fühlen, als ob er steuerlos auf den Wellen triebe, wenn er wüßte, daß wir uns nicht auf eine Bitte an Gott verließen, um Ihn zu überreden, den Menschen in Erhörung des Gebetes zu heilen.
Oh du geschlagenes, vom Sturme umhergetriebenes Opfer des Unglücks, in dieser Stunde, wenn die Entscheidung zwischen den Forderungen deiner Not und dem liegt, was wie ein letzter Sprung in das Unbekannte, Unsichtbare zu sein scheint, fasse Mut, denn endlich kommt die Gelegenheit für dich, zu wissen, daß dein Erlöser lebt und daß du mit Recht dem guten Gotte trauen kannst.
Laß uns in Bezug auf dieses Vertrauen nachforschen und versuchen, zu einem Schlusse zu kommen, ob du deine Hoffnung auf etwas oder nichts setzst. Wenn du alle Völker der Erde versammeltest und mit ihnen über ihre Krankheiten und über ihren Wunsch nach Erleichterung sprächest, und wenn es in deiner Macht stände, sie bezeichnen zu lassen, was sie wählen würden, um es zu ihrem Besten anzurufen; wofür würden sie sich entscheiden? Wenn sie genug wüßten, würden sie sagen: „Wir flehen die erhabene Macht des Weltalls an, was sie auch immer sein mag. Wir bitten um die Oberherrschaft der Macht, der Handlung und des Gesetzes. Wenn die höchste Macht für uns erreichbar ist, dann kann nichts sie hindern, nichts ihr widerstehen, oder fortfahren, sich ihr zu widersetzen, weil es notwendigerweise daraus folgt, daß, wenn die höchste Macht die Kundgebung des Guten erstrebt, sie jeden Schein der Macht zerstören wird, welche die Kundgebung des Bösen erstrebt.” Würdest du, der du diese Worte liest, um mehr als das Vorrecht bitten, die unendliche Allmacht anzuflehen? Kann der Kranke möglicherweise eine passendere Bitte äußern? Liegt irgend etwas unlogisches oder phantastisches in dem Wunsche eines Menschen, der der Hilfe bedarf, daß es die Hilfe der höchsten Macht sein soll? Nein! Dann, nachdem man einen vernünftigen Schritt getan hat, ist folgende Frage zu betrachten: Gibt es so etwas wie eine höchste Macht? Und wenn sie existiert, ist sie für den Kranken erreichbar? Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir bemerken, daß gewisse Dinge unleugbar wahr sind. Es ist unleugbar, daß es etwas wie eine Existenz, ein Weltall, einschließlich des Menschen gibt. Alle Gegenstände der Schöpfung sind Wirkungen oder Phänomene. Alle Wirkungen oder Phänomene sind die Wirkungen irgend einer Ursache. Wenn der Gegenstand bis zu einer endgültigen Analyse gebracht wird, ist es unleugbar, daß alle Phänomene von einem Noumenon oder einer Ursache ausgehen, oder dieselbe offenbaren. Mit andern Worten: alle Dinge des Weltalls haben eine Ursache oder eine schöpferische Kraft. Derselbe Ursprung oder dieselbe Ursache, welche Dinge oder Wirkungen hervorbringt, erhält sie auch; daher der unvermeidliche Schluß, daß es eine erhabene Ursache gibt, welche alle Dinge und Tätigkeiten des Weltalls veranlaßt und einschließt, und welcher alles untergeordnet ist. Ferner kann man es nicht leugnen, daß der Mensch Intelligenz zeigt, und da der Mensch ein Phänomen oder eine Wirkung ist, muß man daraus den Schluß ziehen, daß seine Intelligenz nur existieren kann, weil sein Schöpfer eine intelligente Ursache ist. Da also eine aktive Intelligenz ein aktives Bewußtsein bedeutet, folgt es, daß die intelligente erste Ursache bewußte Intelligenz, oder ein bewußtes Wesen ist.
Kein mögliches Argument logischen Denkens könnte in irgend einer Weise diesen Schluß zerstören, daß eine bewußte, intelligente erste Ursache die höchste Macht ist, welche richtiger Weise Allmacht bezeichnet worden ist. Die Leute haben miteinander übereingestimmt, daß, insofern als ein Name das Unendliche bezeichnen kann, sie das Wort Gott brauchen würden, um die Gottheit zu benennen. Die endgültige Schlußfolgerung ist, daß Gott die höchste Macht und Tätigkeit und das höchste Gesetz ist, und angesichts der Tatsache, daß durch allgemeine Übereinstimmung des Glaubens, Gott identisch mit „Gut” ist, wird es auch erscheinen, daß die höchste Macht und Tätigkeit und das höchste Gesetz gut ist.
Dann entsteht die Frage: Ist das Gesetz und die Macht unseres höchsten Gottes für den Kranken erreichbar? Die einzige überzeugende Antwort auf diese Frage muß in der Form von Beweisen gegeben werden. Jesus erklärte, daß Gottes Macht gesetzlich anwendbar ist, und er rechtfertigte seine Behauptung durch Beweise. Christian Science erklärt dasselbe und unzählige Beispiele der Heilung durch ihre Praxis bilden denselben Beweis. Wenn dem nicht so wäre, würden wir genötigt sein zu schließen, daß er den Menschen, „das edelste Werk Gottes,” als einen Verbannten und Geächteten erschuf und ihn ins Dasein rief, ohne irgend eine Zuflucht zu göttlichem Gesetz und göttlicher Macht, nur dem falschen Gesetz der Sünde und des Todes unterworfen. Würde das unendliche Gute das tun? Der Patient der Christian Science verläßt sich also auf die höchste Macht des Weltalls, anstatt ein Nichts anzurufen. Gott hat keinen Ursprung oder keine Ursache von Krankheit erschaffen und kein Gesetz, welches den Menschen krank macht, oder ihm Unbehagen verursacht. Im Gegenteil, das natürliche, erste Gesetz Gottes ist in jeder Hinsicht das Gesetz des Wiederaufbaues, der Wiedererlangung, Wiederherstellung und Genesung der Kranken. Sobald als die Sterblichen die wissenschaftliche Wahrheit unterscheiden und beweisen können, werden sie in die Pforten des Himmels eintreten.
Ich erinnere mich, daß bald nachdem ich „Science and Health“ gelesen hatte, ich darüber trauerte, daß ich meinen Gott verloren hätte; und seitdem habe ich Gelegenheit gehabt, andere Trauernde zu trösten, welche zu demselben sonderbaren Schluß gekommen waren. Ach, lieber Freund, was für ein Gott war es, welcher so leicht verloren werden konnte? Bitte, halte mich nicht für hart, wenn ich sage, daß, wenn du einen Gott hast, der verloren werden kann, je schneller du ihn verlierst, desto besser ist es. Der Gott, den ich damals hatte, war in der Tat eine Travestie, ein Ding menschlicher Auffassung. Es war einfach ein unmöglicher Gott. Nichts destoweniger, als ich ihn hatte, erschreckte er mich und erfüllte mich mit Furcht und Bangen. Ich freue mich jetzt unendlich, daß ich ihn verlor, und daß Christian Science alle andern Götter entthront, welche verloren werden können. Anstatt irgend jemand eines Gottes zu berauben, offenbart Christian Science den wahren Gott und befriedigt denjenigen in reichem Maße, dessen Freude es ist, Gott recht zu kennen.
Jahrhunderte lang sind die Sterblichen dazu erzogen worden, eine gute Meinung von dem zu haben, was sie ihren Geist zu nennen belieben. Selbstbewunderung, Stolz über Verstand und hartnäckiges Beharren auf seiner Meinung sind mit jener geistigen Kampflust verbunden gewesen, welche gewöhnlich zu herrschen und das Übergewicht zu erlangen sucht. Die erscheinende Notwendigkeit der Existenz nach der Regel, daß der Tauglichste überlebt, hat jeden Menschen in einen Zustand des Wettstreites nach Überlegenheit getrieben. Der Geist des Tauschhandels beeinflußt oft den Menschen selbst, wenn er sich dem Throne der Gnade nähert und nicht selten hören wir jemanden sagen: „Wenn Christian Science mich heilt, will ich daran glauben,” oder: „Wenn sie mich heilen, so wird das gut für Christian Science in unserer Stadt sein;” oder: „Wenn Christian Science mich nicht heilt, werde ich wissen, daß nichts daran ist.” Jenen Leuten kann man nur sagen, daß in solch einer Verfaffung der Gedanken, es kaum nützlich sein würde, dem Gegenstande überhaupt näher zu treten. Gott kann nicht mit einem menschlichen Wesen einen Vergleich eingehen und um Segen handeln, unter Bedingungen, die ein Kranker oder ein Sünder vorgeschlagen hat. Die Wissenschaft des Seins kann nicht mit dir über Tatsachen unendlichen Zweckes, Gesetzes und Geistes streiten oder debattieren. Es ist töricht sich in Klagen gegen Christian Science zu ergehen, weil sie die Dinge nicht weniger rauh für dich macht, nach deinen eigenen Forderungen. Es ist töricht mit Argumenten und in aufrührerischen Erörterungen dagegen anzufechten, weil sie nicht widerfechten will, noch sich um unsern Kampf kümmert; sie wird einfach fortfahren, sie selbst zu bleiben.
Nun, wenn du den Weg weniger rauh haben willst, dann wisse: In der Gegenwart beweisbarer Wissenschaft ist kein Raum, keine Gelegenheit für Argumente und selbst keine Gelegenheit für gönnerhafte Zugeständnisse. In solcher Gegenwart mag der Mensch wohl sein Haupt entblößen und sich daran erinnern; „dieser Welt Weisheit ist Thorheit bei Gott,” und dann nach der Art dessen, die wie „ein Kindlein” wird, einfach bitten zu wissen, belehrt zu werden, den Weg zu lernen. Göttliche Liebe, welche die Liebe der zärtlichsten Mutter unermeßlich übersteigt, liebt in der Tat ihr eigen und wird es beschützen und es vollkommen erhalten; aber, lieber Freund, Stolz und der Hochmut weltlicher Weisheit und der Aufruhr menschlichen Willens, sie sind nicht „Sein eigen.” Es existiert kein Bedürfnis nach einer neuen Regel um die verwundete Menschheit von dem Pfad der Schlange fortzuführen, und sie von dem Bisse der Schlange zu heilen. Die Regel ist folgende: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.” Die heilende Arbeit durch Christian Science kommt teilweise dadurch, daß jemand diese Regel beobachtet und richtig denkt, richtig lebt und das Richtige weiß. Die Heilung ist eine Wirkung, ein „mitfolgendes Zeichen,” welches einer Ursache folgt, und die einzige Ursache der Heilung ist ein gewisser unerläßlicher Grad von Richtigkeit.
Versuche dich nicht zu schämen, weil du um Behandlung bittest, oder weil du dein Gesicht schüchtern nach dem Hafen wendest, den du noch nicht erforscht hast. Das Stirnrunzeln der Gesellschaft mag dich verwirrt machen, aber versuche dich nicht zu schämen. Du magst es nicht wissen, aber du rufst die Macht, das Gesetz, die Tätigkeit der Unendlichkeit an. Dein Ruf ergeht wirklich an unsern majestätischen Gott und auf Seine Aufforderung hin. Was ist Gesellschaft, verglichen mit Seiner grenzenlosen Weisheit, Vollkommenheit und Macht? Wenn es Gottes Sache wäre, sich wegen etwas zu schämen, so könnte Er sich gerechter Weise unsertwegen schämen; aber von dem Standpunkte der Wahrheit muß gesagt werden, daß von allen sichtbaren Dingen, nichts erbärmlicher ist, als ein Mensch, der sich Gottes schämt und seiner Hoffnung auf Erlösung.
Keine böse Einflüsterung hat eifriger und unvernünftiger den Nachforscher zurückzuhalten gesucht, als diejenige, daß Christian Science durch eine Frau in die Welt eingeführt wurde, und daß sie es aus diesem Grunde nicht verdient, von seiten intelligenter Leute angenommen zu werden. Verzeihe mir, lieber Leser, wenn ich dich mit wenig üblicher Vertraulichkeit bitte, dich in eine altmodische Hölle mit Feuer und Schwefel zu versetzen. Wir wollen annehmen, daß du eine lange Zeit darinnen gewesen bist, und daß du das unlöschbare Feuer ihres Elends erduldet hast, und daß du genug davon hast. Nun vermuten wir, daß es dir bekannt gemacht wird, daß es ein Seil gibt, welches über den Rand der Hölle herabhängt, und daß, wenn du das Seil finden kannst, es dich in irgend einer Weise herausziehen wird; was würdest du tun? Nun, du würdest Tage und Nächte zubringen, nach dem Seile zu suchen. Keine Aufforderung länger zu bleiben, um die Freuden der Hölle zu genießen, würde dich von deinem zwingenden Vorhaben abwenden. Im Laufe der Zeit würde es dir einfallen, daß du dem Seile keinerlei Gunst oder Vorteil gewährst, wenn du dich darnach umsiehst. Du würdest den Gedanken aufgeben, daß, wegen deiner gesellschaftlichen Stellung, oder wegen der ungewöhnlichen Wichtigkeit deiner Persönlichkeit, das Seil dich aufsuchen sollte und darauf bestehen, daß du erlaubst, daß es dir einen großen Dienst erwiese. In dem Verlauf einer richtigen Nachforschung nach dem Seile, würden Demut, Ehrfurcht, Einfachheit und Reinheit der Beweggründe, den Fortschritt deiner Pilgerfahrt wie Meilensteine bezeichnen, und deines Herzens tiefste Bitte würde sein, daß du den Weg finden und darin wandeln mögest. Nun laß uns annehmen, daß du das Seil gefunden hast, und daß du, indem du dich demselben näherst, ein großes Gedränge von Leuten siehst, alle mehr oder weniger in Todesangst vor der Verdammung und alle in größtem Bedürfnis nach Befreiung. Zwischen den Leuten findet viel Erörterung und Streit statt. Du wartest lange genug, um zu beobachten, daß viele Personen sich an das Seil klammern, daß sie wieder hervorgerufen und aus dem Abgrund gehoben werden. Endlich kommt jemand zu dir, in dem Augenblick, in dem die Hoffnung ihren Höhepunkt erreicht und dein mitleiderregender Ruf einer Antwort nahe ist und sagt zu dir, daß er sich entschieden hat, das Seil nicht zu versuchen, weil seine Farbe oder sein Gespinnst nicht nach seinem Geschmack und seinem Urteil nach nicht gut sei, und weil es von einer Frau in den furchtbaren Abgrund der Hölle hinabgelassen worden ist! Was würdest du tun? Würdest du aus solch einem Grunde umkehren und dich wieder in die Verwüstung zurückwerfen, die so gänzlich ohne Aussicht auf Beendigung ist, daß die Leute seit langer Zeit sie ewig nannten? Laß uns wieder annehmen, daß du von dem Gedanken angeregt wirst, daß vielleicht das Seil gut genug ist, per se, und daß es ein Recht auf deine Achtung und deine Ergebenheit haben würde, wenn es von einem Manne auf die Bühne menschlichen Aufruhrs gebracht worden wäre, oder durch irgend einen unsrer großen Männer. Was kann in dieser Beziehung gesagt werden?
Das Seil und seine unleugbaren Taten bilden eine feste, bestimmte, vollendete Tatsache. Seit den Tagen in welchen Christus Jesus prophezeite: „Und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen,” gab es Billionen Menschen auf Erden, die alle verlangten aus dem Elend zu kommen. Nicht einer von ihnen fand jemals das Seil, — die wissenschaftliche Regel der Praxis, durch welche das Übel ausgelöscht wird. Es ist vielleicht kein Wunder, daß du dich darüber grämst, daß kein großer Mann das vollbracht hat, aber gibt es irgend einen Vernunftsgrund in dem Zweifler gegen die große Frau, die wirklich die Tat vollbracht hat?
Es wird nicht von dir gefordert, das Seil anzubeten. Es wird nicht verlangt, daß du die Frau anbetest, in der Tat, es gibt keinen Raum für eine Apotheose in der Praxis der Christian Science. Du mußt einfach lernen, daß der Geist, der in „Jesus Christus auch war,” der Meister über alles wahrnehmbare Übel ist, und daß er das „Gesetz der Sünde und des Todes” in Übereinstimmung mit dem Willen und dem Gesetze unseres erhabenen Gottes zerstört hat. Eines Tages mag die Reihe an dich kommen, dieses große Werk zu verstehen, und die prächtige Harmonie aller seiner Teile wahrzunehmen; und wenn du sie verstehen wirst, wirst du befriedigt und froh sein, daß es durch eine Frau kam. Außerdem wirst du eines Tages erfahren, daß die Frau, welche das Seil entdeckte und es vor den Augen der Welt und über dem Abgrund menschlichen Unglücks abwickelte, genötigt war, unaufhörlich ihre Wacht fortzusetzen, um es dort zu erhalten. Du wirst auch erfahren, daß, während sie das tat, sie jedem denkbaren Angriff des Bösen ausgesetzt war und doch für die Menschheit geduldig gearbeitet und gewonnen hat; und wenn du alles über die unsagbare Mühe dieses Amtes weißt, wirst du darüber nachdenken, ob du jemals von einem Manne gehört hast, seit den Tagen des ursprünglichen Christentums, der dieser Aufgabe gewachsen war.
Copyright, 1905, Mary Baker G. Eddy.
Verlagsrecht im Jahre 1905, Mary Baker G. Eddy.
