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Das Halten des Ersten Gebotes.

Aus der Februar 1906-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als Christian Scientisten werden wir oft gebeten es mit einem Worte zu erklären, was die Christian Science lehrt, und ich weise solche Fragesteller immer auf die Glaubenssätze unserer Kirche hin.

Es ist nun fast fünf Jahre her, seit ich wirklich erkannt habe, was diese große Wahrheit der Christian Science für mich enthielt und während diese Jahre vergangen sind und jeder Tag neues Licht zu offenbaren schien, ist es mir klar geworden, daß die ganze Christian Science in zwei Sätzen auszudrücken ist. Einer dieser Sätze ist der ganzen Christenheit vertraut und man kennt ihn als das Erste Gebot: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.” Den anderen Satz finden wir in unserem Lehrbuch von Mary Baker G. Eddy. Es ist der folgende: „Die göttliche Liebe hat immer in jeder menschlichen Not geholfen und wird immer helfen” (Science and Health, S. 494). Lassen Sie uns diese beiden Aussprüche unparteiisch betrachten und sehen, ob wir aus ihnen nicht eine Lehre ziehen können, die die Grundlage alles wahren Lebens ist.

Viele unter uns lernten dies erste Gebot auf der Mutter Schoß und vielleicht lernten manche es mit einem Gefühl der Erleichterung, weil es so viel kürzer ist als das zweite. Als ich älter wurde und lange ehe ich meinen Zusammenhang mit der orthodoxen Kirche löste, vereinigte das erste Gebot für mich alle andern Gebote in sich, aber wie wenig vergegenwärtigte ich mir selbst damals seine wahre Bedeutung.

Bis ich das Alte Testament im Lichte der Christian Science verstehen lernte, erschien es mir immer als sehr streng, von lauter „Du sollst nicht” erfüllt. In der Tat bis zu der Zeit, da Jesus das Evangelium der Liebe und der Güte predigte, erschien der Gedanke an Gott aus Verneinungen zu bestehen; unser großer Meister aber und seine treue und fromme Nachfolgerin, unsere geliebte Führerin, haben die Bejahungen der Schrift-Wahrheit nachdrücklich betont, und wenn wir den Sinn dieses Gebotes genau betrachten, werden wir merken, daß es in Wirklichkeit das Fundament ist, auf dem jeder wahre Bau ruhen muß.

Wir haben immer ein tiefes Gefühl des Mitleids gehabt für unsere Brüder und Schwestern in fernen Ländern, die sich Götter aus Holz und Stein gemacht und sie angebetet haben; wir haben viel Geld gegeben und viele tapfere und edle Männer und Frauen haben große Opfer gebracht, um zu ihnen zu gehen und sie einen bessern Weg zu lehren. Aber wir haben auch in christlichen Ländern und in der Jetztzeit gesehen, wie viele Götzen aufgestellt werden; wir haben starke Männer und Frauen sich vor andern Göttern beugen sehen, obgleich sie sich nicht klar machten, daß sie Götzen dienten. Im Licht der Christian Science wissen wir, daß diese Götzen, die die Menschen anbeten, nur geistige Begriffe sind; der falsche Glaube an eine, von dem einen Gott getrennte Macht.

Die feinen Formen, in denen diese Suggestionen sich dem Denken zeigen, sind tausendfältig und sie scheinen sich oft mit einem edlen, lobenswerten Zweck zu verbinden. Ein junger Mann oder ein junges Mädchen sehnt sich nach guter Erziehung und Bildung, und sicherlich will unser Vater, daß alle Seine Kinder das Beste haben sollen; aber das Verlangen nach materiellem Wissen wird unter dem Druck des zwanzigsten Jahrhunderts so leicht das vorherrschende in den Gedanken, so daß solch ein Mensch dazu kommen kann einem Götzen zu dienen der listiger und gefährlicher ist, wie nur je ein Götze, der in fremden Ländern angebetet wird. So fängt vielleicht auch ein Geschäftsmann ein geschäftliches Unternehmen nur mit dem lobenswerten Wunsche an, daß es ihm gelingen möge; er findet indessen, daß die Geschäfts-Konkurrenz viel größer denn je zuvor ist und es wird ihm klar, daß die äußerste Konzentration des Denkens und der Energie erforderlich ist, — und in dem die Jahre vergehen, schafft er sich einen inneren Gott von scheinbar großem Einfluß.

Noch ein Beispiel mehr wird genügen und vielleicht ist dies das, was am wenigsten leicht erkannt wird. Die Welt hat seit lange das geduldige Ertragen des physischen Leidens als eine Tugend angesehen, aber so wie die Christian Science es uns offenbart, erkennen wir, daß es in Wirklichkeit keine Tugend ist, denn wenn jemand an dem Glauben festhält, daß sein eigener Zustand oder der eines Menschen, den er liebt, etwas ist, woran man nichts ändern kann, so hat er damit die Existenz einer von Gott getrennten Macht zugegeben. Um es in ein Wort zu fassen, in dem Augenblick, in dem wir glauben, daß es in der Macht eines materiellen Dinges liegt in irgend einer Weise auf unser wirkliches Leben einwirken zu können, in dem Augenblick ist dies Ding für uns ein Gott geworden. Bei diesem Punkt schließt unser zweiter Satz seine starke Bejahung an die Verneinungen des Alten Testamentes an.

Lassen Sie mich hier kurz erzählen, wie diese Verheißung mir zuerst wurde. Ich kam nicht zur Christian Science um des sogenannten physischen Heilens willen. Ich war von Kind an Mitglied einer orthodoxen Kirche gewesen und bin stets dankbar für viele köstliche Unterweisungen, die mir dort zu teil wurden, denn sie halfen dazu mich vorzubereiten, einen klareren Begriff der Wahrheit bekommen zu können, dennoch fand ich eins nicht, von dem ich wußte, es würde mein Sehnen stillen. Oft schalt ich mich dafür, daß ich dies Eine nicht fand, studierte aber die Bibel vergeblich, indem ich darnach forschte. Da wurde mir „Science and Health“ in die Hand gegeben, und als ich es las, schienen mir einige Teile daraus wundervoll, aber andere empfand ich als ein höheres Ideal des Lebens, daß ich nie würde erreichen können. Ein Jahr ungefähr, nachdem ich angefangen „Science and Health“ zu lesen, wurde mein Denken eines Tages auf den oben angeführten Ausspruch aus diesem Buche gelenkt. Ich wußte jetzt, daß ich gefunden, was ich so viele Jahre gesucht hatte. Es sind viele Probleme auszuarbeiten gewesen, viele Proben zu bestehen und oft habe ich sie nicht bestanden, wie ich es wünschte; aber in jeder Erfahrung hat dies Wort wie ein Hüter vor mir gestanden, es hat mir wie ein Stern geleuchtet und welcher Art die Versuchung auch sein mochte, ich habe es nie ganz aus den Augen verloren. Ich möchte hier in Demut und doch mit einem starken Bewußtsein der Liebe und Dankbarkeit bemerken, daß, wenn unsere geliebte Führerin uns kein anderes geschriebenes Wort gegeben, dieser eine Satz sich in der Tat als ein „Schlüssel zur Schrift” erwiesen haben würde.

Einigen Leuten scheint eine verneinende Behauptung etwas zu nehmen; eine Bejahung etwas zu geben; so scheint dieser Satz uns eine große, kostbare Gabe zu bringen. In gewisser Weise glaubt die ganze orthodoxe Welt, daß Gott Liebe ist, aber wir lernen als fast die erste Aufgabe in der Christian Science, daß wir beweisen müssen, was wir zu glauben behaupten.

In dem Maße wie sich uns die Wahrheit enthüllt, lernen wir erkennen, daß Gott die eine Intelligenz ist, und daß es keine Intelligenz, keine Gelehrsamkeit, keine wahre Bildung geben kann, die nicht aus dem einen Urquell hervorgeht. Wenn wir zu sehen beginnen, daß die Liebe uns in dieser Hinsicht in unserer Not hilft, dann wird uns klar, daß dies Sehnen nie vorher wahrhaftig befriedigt worden ist.

Und wiederum, wenn wir uns bei allen unsern finanziellen Angelegenheiten, ob sie groß oder klein seien, vergegenwärtigen, daß die Liebe die Quelle aller Versorgung ist, so haben wir etwas gelernt, was niemand uns nehmen kann. Wir haben uns frei gemacht von viel Sorge und innerer Angst, die unserm Leben alles Glück und alle Freiheit nehmen. Dann dürfen wir in Wahrheit mit Jakobus sagen: „Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab.”

Wir haben alle unsere Erfahrungen gehabt, — haben sogenannte Herzensangst und Herzeleid durchgemacht, — in denen wir, einerlei, wie nahe menschliche Liebe uns war, nach etwas Höherem verlangten, nach etwas, was uns das Bewußtsein des Sonnenscheins wiedergab. Nur in dem Maße, wie die göttliche Wahrheit uns offenbart, daß göttliche Liebe, in Liebe widergespiegelt, das Eine ist, was jedes menschliche Verlangen befriedigt, können wir je wahres Glück erfahren. Die menschliche Liebe ist niemals ganz in Ruhe; die Furcht ist immer da, daß etwas diese Liebe von uns nehmen könne, daß wir einst allein unter dem Schatten eines großen Schmerzes stehen könnten. In dem Maße wie wir uns bewußt werden, daß die göttliche Liebe in jeder Not hilft und daß alle wahre Liebe eine Widerspiegelung göttlicher Liebe ist, können wir vertrauensvoll mit Johannes sagen: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibet die Furcht aus.”

Die menschliche Not, für die die ganze Welt nach Erleichterung sucht, besteht in dem Bedürfnis nach Heilung. Unser Land ist voll von Krankenhäusern, in denen edle Männer und Frauen sich bemühen die Leiden zu erleichtern, und wir, als Christian Scientisten hegen hohe Achtung und liebevolle Verehrung für sie; aber auch sie müssen die große Aufgabe lernen, daß hier die göttliche Liebe dieser drückenden Not abhelfen wird. Vor neunzehn Jahrhunderten bewies Jesus diese Wahrheit, als er in Judäa unter den Menschen wandelte und er hinterließ die Verheißung: „Wer an mich glaubet, der wird die Werke auch thun, die Ich thue.” Vor mehr als dreißig Jahren bewies die Verfasserin von „Science and Health“ die jetzigen Möglichkeiten des Heilens in Praktischer Weise. Seit der Zeit haben Tausende durch die Erkenntnis Gottes und Seiner Gesetze, wie sie uns in unserm Lehrbuch geoffenbart worden sind, die Wahrheit der heiligen Schrift an sich selbst bewiesen und sie beweisen es noch täglich, daß „Er Sein Wort sandte und sie gesund machte.”

Nur wenn wir die Wahrheit der bejahenden Behauptung der Liebe auswirken, können wir in verständnisvoller Weise dem Ersten Gebot, „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben” gehorchen. Wenn diese beiden Sätze einigen Hungernden und Müden auch nur einen Teil der Hilfe gewähren, die sie mir gebracht, werde ich sehr dankbar dafür sein. Sie werden ihnen allerdings den wahren Begriff des Lebens bringen und die Rose, die sich gerade in ihrer ganzen Schönheit und Reinheit erschließt, wird dann zu einem Bilde der Entfaltung der Idee der Wahrheit werden, wie sie uns durch die Christian Science offenbar gemacht worden ist.

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