Eine der wichtigsten Stellen im 1. Buch Mosis in Bezug auf die Schöpfung ist die: „Es werde Licht.” Die Schriftsteller des Altertums hatten vielleicht nur wenig Kenntnis von der Natur und der Beschaffenheit des Lichtes; jedoch wurde die wesentliche Bedeutung desselben für die Menschheit von ihnen nicht übersehen. Wir finden es deshalb so oft in der Heiligen Schrift erwähnt. Gott wird oft die Quelle alles Lichtes genannt, und häufig wird die völlige Unabhängigkeit des Lichtes von dem Materiellen ausdrücklich hervorgehoben. Jesaja sagt: „Die Sonne soll nicht mehr des Tages dir scheinen, und der Glanz des Mondes soll dir nicht leuchten, sondern der Herr wird dein ewiges Licht sein.” Noch erhabener ist der Gedanke des St. Johannis: „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.”
Wir können es uns in dieser Generation kaum vorstellen, welche Bedeutung das Licht für die Menschen in den frühesten Zeiten hatte, da sie dem Anscheine nach so sehr von dem Tageslicht abhängig waren. Sie dachten wahrscheinlich nie an Licht, ohne sich des möglichen Verlustes desselben bewußt zu sein. Da sie damals wohl kaum die Mittel und Wege kannten, um sich künstliches Licht zu verschaffen, waren sie in der Tat gezwungen, zu arbeiten „solange es Tag ist”; denn der Meister sagte — obwohl seine Worte einen tieferen Sinn haben —: „Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.” Eine Schriftstelle in den Psalmen nimmt eine viel höhere Bedeutung an, wenn wir wissen, auf welche Gebräuche es Bezug hatte. Sie lautet: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.” Es scheint damals Sitte gewesen zu sein, des Nachts eine kleine Lampe an einer der Sandalen befestigt zu tragen. Dieselbe warf nicht nur Licht auf den Pfad, sondern half ihnen auch, die Schlangen zu vertreiben, welche im Osten so zahlreich waren.
In unserer Zeit wird das Licht überall gebraucht, um Verbrechen zu verhüten. Riegel und Schlösser werden nicht länger als der sicherste Schutz angesehen, sondern anstatt dessen wird der Ort, in dem Kostbarkeiten aufbewahrt sind, hell erleuchtet. Das große moralische Verlangen, das sich jetzt fühlbar macht, ist sicherlich die Folge der Erleuchtung, welche die Wahrheit hervorruft. In dieser Beleuchtung wird der Irrtum in seiner ganzen Abscheulichkeit entlarvt; er ist nicht länger durch den Deckmantel mentaler und moralischer Finsternis geschützt.
Vor nicht sehr langer Zeit fragten sich die Menschen, woher in der Zukunft das Licht kommen würde, da der materielle Vorrat geringer und der Bedarf größer wurde. Obwohl das Öl zum menschlichen Gebrauch aus der Erde floß, fürchteten dennoch die Unglückspropheten, daß auch dieser Vorrat bald erschöpft sein würde. Wir erhielten jedoch von einer unsichtbaren Quelle „mehr Licht,” welches jetzt mittelst der Elektrizität verwendbar ist. Dieses versinnbildlicht nur „das wahrhaftige Licht,” in welchem „keine Finsternis” ist Es ist das Licht, „welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen,” wenn sie nur die Augen öffnen, um die Strahlen zu empfangen. Vor Zeiten erleuchtete es das Antlitz und die Gestalt Christi Jesu auf dem Berge der Verklärung. Das Licht wurde von ihm reflektiert, als er am nächsten Tage den armen epileptischen Knaben heilte.
Heute scheint das Licht der Wahrheit des Geistes, wie es der Meister verheißen hat. Es scheint heller als je zuvor in der Geschichte der Menschheit. Es offenbart und heilt; es deckt die Sünde auf und zeigt deren Nichtigkeit. Beweis folgt auf Beweis, daß das Licht gänzlich unabhängig von der Materie ist. Es kommt weder von der Sonne, noch von dem Mond, noch von den Sternen, sondern es ist die Kundgebung des Lebens, wie es die Christian Science offenbart, — des Lebens, welches in Gott ist. Mit gutem Grunde sagt unsere verehrte Führerin: „Alle, die errettet sind, müssen in diesem Lichte wandeln” („Science and Health,“ S. 577).
