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Auf der Leiter des Seins emporsteigen

Aus der August 1944-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jeder ernste Christliche Wissenschafter möchte im Beweisen dieser Wissenschaft gern Fortschritt machen. Aber manchmal, während wir des Menschen Vollkommenheit verkündigen und uns damit wesenseins zu machen suchen, klammern wir uns noch hartnäckig an materielle Begriffe, an endliche persönliche Annahmen über uns und andere. Wir sehen nicht immer die Notwendigkeit geistiger Anstrengung, unser Denken zu ändern und es mit dem göttlichen Gemüt in Übereinstimmung zu bringen, um den wirklichen Menschen auszudrücken. Gottes Mensch ist vollkommen geschaffen; aber diese Vollkommenheit zu verstehen und zu beweisen, bedingt beständige Entfaltung des geistigen Seins im menschlichen Bewußtsein. Durch diese fortschreitende geistige Erkenntnis des Wesens des geistigen Menschen wird das sogenannte menschliche Gemüt umgewandelt.

Unsere geliebte Führerin Mary Baker Eddy schreibt auf Seite 359 in „Miscellaneous Writings”: „Die Wissenschaft wird stufenweise bewiesen, und unser Beweis erhebt sich nur, wenn wir auf der Leiter des Seins emporsteigen”. Um „auf der Leiter des Seins emporzusteigen”, müssen wir bestrebt sein, die Wahrheit des geistigen Seins zu erkennen und auszudrücken, die Wahrheit, daß der Mensch das Gleichnis seines Schöpfers, des göttlichen Gemüts, ist. Das menschliche Denken muß von falschen, materiellen Begriffen von Gott und dem Menschen befreit werden, und dies erfordert beständiges Gebet und Wachsamkeit, Demut und Selbsterkenntnis.

Wir müssen des Menschen Vollkommenheit anerkennen, wenn wir im Beweisen der Vollkommenheit Fortschritt machen wollen. Im 1. Briefe des Johannes finden wir die bekannten Worte, die als Teil des christlich-wissenschaftlichen Gottesdienstes gelesen werden: „Wir sind nun Gottes Kinder; and es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist”. Dies bedeutet: Gott sehen, wie Er ist, Ihn als den Geist oder das Gemüt sehen, heißt Ihm gleich werden, uns bewußt werden, daß Sein Bild und Gleichnis unser wahres Selbst, das einzige wahre geistige Dasein ist, das ewig ist. Die Christliche Wissenschaft enthüllt, daß eine solche geistige Wahrnehmung und ein solcher Beweis bewußte Vergegenwärtigung des geistigen Seins, der Einheit des göttlichen Gemüts und der Unzertrennlichkeit Gottes und des Menschen ist.

Die Notwendigkeit fortschreitender geistiger Entfaltung ist im Briefe des Johannes weiter ausgedrückt, wo er fortfährt: „Und ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reinigt sich, gleichwie er auch rein ist”. „Auf der Leiter des Seins emporsteigen” fordert also eine Reinigung des menschlichen Selbst in christlich-wissenschaftlicher Weise durch das Wissen der Nichtsheit alles dessen, was Gott unähnlich ist. Falsche Theologie lehrt, daß der Mensch ein elender Sünder sei und erlöst werden müsse. Die göttliche Wissenschaft bestätigt die Vollkommenheit des Menschen in Gottes Bild und Gleichnis und weist den Weg zum Verstehen und Dartun dieser Wahrheit. Der Weg der göttlichen Wissenschaft ist, wie die Schriften unserer Führerin zeigen, das Überwinden des Glaubens an ein materielles Selbst mit seiner Selbstherabwürdigung, Selbstverherrlichung, seinem Selbstbedauern, seiner Selbstverdammung und anderen Variationen des Glaubens, daß es ein Selbst außer Gott gebe.

In Wissenschaft und Gesundheit (S. 115, 116) zeigt unsere Führerin unter der Überschrift „Wissenschaftliche Übertragung des sterblichen Gemüts”, daß Fortschritt von der Verderbtheit böser oder physischer Annahmen, wo diese auch zu sein scheinen mögen, durch die „Übergangseigenschaften” des Moralischen zu der geistigen Wirklichkeit notwendig ist, die sie als „Weisheit, Reinheit, geistiges Verständnis, geistige Kraft, Liebe, Gesundheit, Heiligkeit” definiert.

Sorgfältiges Erwägen dieser drei Grade ist allen, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, eine große Hilfe. Wir alle müssen zu irgend einer Zeit mit den unwirklichen bösen Annahmen des sterblichen Gemüts ringen; denn niemand hat bis jetzt Sünde, Krankheit und Tod vollständig überwunden. Und wir müssen willens sein, solche Annahmen zu überwinden, wenn wir „auf der Leiter des Seins emporsteigen” wollen. Der menschliche Glaube mag beim Erlangen des zweiten Grades —„Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Herzenswärme, Erbarmen, Hoffnung, Glaube, Sanftmut, Mäßigkeit”— zu verweilen gedenken und zufrieden sein. Aber der dritte Grad ersetzt durch geistiges Verständnis alle Übergangseigenschaften mit der vollendeten Vollkommenheit des geistigen Seins. Beim Betrachten der geistigen Eigenschaften beginnen wir etwas von der Bedeutung der geistigen Wirklichkeit zu erfassen und zu erkennen, daß geistige Eigenschaften die durch den Menschen, die Widerspiegelung des göttlichen Gemüts, ausgedrückte Kundwerdung des unsterblichen Gemüts sind.

In dieser geistigen Vergegenwärtigung gibt es keinen Sinn eines nach Vollkommenheit strebenden menschlichen Selbst. Wir streben nicht nach einer verbesserten Sterblichkeit, sondern nach der Enthüllung des schon bestehenden unsterblichen Selbst. Für den sterblichen, materiellen Sinn gibt es Mühe und Streit in unserem Kampf gegen böse oder fleischliche Annahmen; aber in Wirklichkeit ist in geistiger Bemühung nichts Schweres. Nur das materielle Selbst kennt Selbstbedauern, Selbstrechtfertigung, Eigendünkel, Druck und Drang.

In der biblischen Geschichte von Jakob, der am Flusse Jabbok die ganze Nacht hindurch furchtsam und bekümmert rang, lesen wir, daß er sagte: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn”. Die geistige Tatkraft, die mit den Furchtannahmen, einem falschen Sinn der Brüderschaft und Zweifel an seinem geistigen Erbe rang und sie überwand, wurde schließlich mit der Versicherung des Engels gesegnet: „Du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und bist obgelegen”.

Und als Jesus in der Wüste versucht wurde, „verließ ihn der Teufel; und siehe, da traten die Engel zu ihm und dienten ihm”, wie wir lesen.

Während einer Trübsals- und Leidenszeit fand ein Christlicher Wissenschafter große Ermutigung und Heilung im Studium der Seiten 566 und 567 in Wissenschaft und Gesundheit, wo unsere Führerin unter Hinweis auf die verschiedenen Ämter der Engel Michael und Gabriel schreibt: „Diese Engel erlösen uns aus den Tiefen”. Manchmal mögen wir den Trost des Engels Gabriel nicht gewahr werden, weil wir nicht willig gewesen sind, die den Engel Michael kennzeichnende geistige Tatkraft, die die Annahmen Leid, Begrenzung, Verarmung, Krankheit und Sünde überwindet, anzuwenden. In einem Kirchenlied lesen wir:

„Er kennt die Engel, die du brauchst,
Und schickt sie dir zu Hilfe,
Dich zu ermutigen, zu schützen und zu führen”.

Der Beweis, der das Ergebnis des Emporsteigens auf der Leiter des Seins ist, ist der Beweis des geistig Guten. Alles, was man zur Befriedigung des menschlichen Bedürfnisses empfängt, erscheint als Ergebnis des Suchens und Findens des Himmelreichs im geistigen Bewußtsein. Um die Allheit Gottes zu beweisen, brauchen wir die Demut, die erkennt, daß Gottes Mensch als Gottes Widerspiegelung unbegrenzte geistige Kraft besitzt. Demütig betete Christus Jesus: „Verkläre mich du, Vater, bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war”. Daß Christus Jesus die Herrlichkeit seiner Gottessohnschaft beanspruchte, befähigte ihn, seine wunderbaren Werke zu vollbringen, Sünde, Krankheit und Tod zu überwinden. Die Nutzbarmachung der geistigen Tatsache unserer Gottessohnschaft befähigt uns, die Wahrheit des geistigen Seins zu beweisen. In solcher Demut gibt es keinen Eigenwillen, keine Schwäche, sondern den bewußten Sinn der geistigen Kraft, welcher Furcht, Ungewißheit, Verwirrung und andere falsche Annahmen überwindet.

Die Christlichen Wissenschafter lassen sich geistige Erklärungen als Posaunenrufe zu größerer geistiger Tätigkeit dienen. Diese Tätigkeit muß in besserer Gesundheit, umfassenderer und erbarmungsvollerer Liebe, zunehmender Freude an geistiger Schönheit und Reinheit ausgedrückt werden. Und „wenn wir auf der Leiter des Seins emporsteigen” und erkennen, daß Gott, das göttliche Gemüt, die Quelle aller Freude und alles Glücks, alles geistigen Strebens und Beweisens ist, nimmt der Druck und der Drang des materiellen Sinnes ab, und wir nähern uns der Erfüllung des geistigen Gesichts, worauf Paulus Bezug nimmt, wenn er von einem früheren Propheten zitiert: „Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott bereitet denen, die ihn lieben”.

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