Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Hypnotisieren die Christlichen Wissenschafter?

Aus der August 1944-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Zeitschrift „Reader’s Digest” enthielt neulich Auszüge aus einem im „Liberty Magazine” erschienenen Aufsatz mit der Überschrift „Der Hypnotismus wird mündig”. Da ununterrichtete Kritiker die Christliche Wissenschaft von Zeit zu Zeit als eine Form des Hypnotismus oder als Gedankenbeeinflussung gekennzeichnet haben, dürfte es angebracht sein, klar zu zeigen, was Mary Baker Eddy hierüber lehrt. Im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” zeigt sie unter der Kapitelüberschrift „Die Entlarvung des tierischen Magnetismus” sehr klar und ohne Erbitterung die große Kluft zwischen der geistigen Lehre und Ausübung der Christlichen Wissenschaft und dem Wirken des fleischlichen Gemüts durch Gedankenbeeinflussung. In diesem Kapitel schreibt sie nach Skizzierung der Geschichte des Hypnotismus oder des Mesmerismus (S. 101): „Wenn der tierische Magnetismus Krankheit zu lindern oder zu heilen scheint, so ist dieser Schein trügerisch; denn Irrtum kann die Wirkungen des Irrtums nicht beseitigen”. Und sie fährt fort: „In keinem Falle ist die Wirkung des tierischen Magnetismus, neuerdings Hypnotismus genannt, etwas anderes als die Wirkung einer Trugvorstellung. Jeder daraus gezogene scheinbare Nutzen entspricht dem Glauben des Betreffenden an geheime Zauberei”.

Eine interessante und ermutigende Tatsache im Zusammenhang mit der Theorie des Hypnotismus ist, daß einer ohne seine Zustimmung nicht hypnotisiert werden kann. Diesen Punkt scheinen die Anhänger des Hypnotismus und die Enzyklopädiker allgemein zuzugeben. Dies stimmt mit den Lehren der Christlichen Wissenschaft überein, die auf der Unverletzbarkeit des individuellen geistigen Bewußtseins, der Widerspiegelung Gottes, des wirklichen und einzigen Menschen, bestehen. Wir lesen im 1. Kapitel der Bibel bei der ersten Erwähnung des Menschen, daß ihm Herrschaft über die ganze Erde gegeben ist. Die Christliche Wissenschaft, die sich mit dieser Grundtatsache ausführlich befaßt, zeigt, daß des Menschen heilige mentale Bereiche in Wahrheit nicht von mesmerischen Eindringlingen überfallen werden können. Es ist auch behauptet worden, daß einer nicht hypnotisch beherrscht werden kann, wenn er an einer einfachen Wahrheit — z.B. zwei und zwei ist vier — festhalten kann. Wenn dies für einen rein relativen Standpunkt zutrifft, wieviel sicherer kann man sich dann fühlen, wenn man, in geistige Wahrheit gehüllt, am Bewußtsein der Einheit des Menschen mit dem unüberwindlichen Prinzip festhält!

Der Christliche Wissenschafter wird wahrscheinlich als erster die Gefahr, die Fallgruben sehen, in die man gerät, wenn man sein Denken den mentalen Manipulationen eines andern überläßt. In betreff christlich-wissenschaftlicher Behandlung sollte sich der kluge Wissenschafter nur jemand als Helfer wählen, der bestrebt ist, reine und unbefleckte Religion zu betätigen. Mrs. Eddy widmet die ersten sechs Seiten des Kapitels „Die Betätigung der Christlichen Wissenschaft” in Wissenschaft und Gesundheit der Schilderung des Ausübers, der die Kranken heilen kann. Hier zeigt sie, daß das Denken des Heilers zuerst verchristlicht, vergeistigt werden muß, wenn er mit christlichem Erbarmen und göttlicher Weisheit das Denken seines Patienten erreichen und umwandeln will. An einer andern Stelle des Lehrbuchs warnt sie in eindringlicher, unzweideutiger Ausdrucksweise vor der Gefahr, die Tür seines Denkens jemand zu öffnen, dessen sittliches Verhalten nicht außer Frage steht. Sie schreibt: „Laß dich lieber von einem Arzt behandeln, der von Pocken angesteckt ist, als daß du dich von jemand mental behandeln läßt, der den Forderungen der göttlichen Wissenschaft nicht nachkommt” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 235). Der weise Shakespeare hat gesagt:

Unerschüttert halte
Den Tempel, dein Gemüt.

Nun mag Hypnotismus wie ein materielles Betäubungsmittel oder der natürliche Schlaf Schmerzen vorübergehend verbannen oder andere Linderung bringen. Kann aber etwas Geringeres als Wahrheit einen Irrtum dauernd verdrängen? Hypnose behandelt mit Ersetzung, nicht mit geistigem Überwinden. Angenommen, ein Kind sei fest davon überzeugt, daß es einen Geist sehe. Anscheinend ist im trüben Licht seines Zimmers ein furchterregendes Gespenst. Was kann dagegen getan werden? Würde jemand empfehlen, einen mesmerischen Schlaf herbeizuführen, um in den verborgensten Winkeln des Denkens die Ursache geisterhafter Neigungen oder anderer mitwirkender Hemmungen zu finden? Würde man es für nötig halten, dem Mesmerisierten einzureden, daß er frei von der Furcht vor Geistern aufwachen wird, obgleich die Geister noch dort sein mögen? Natürlich ist das wirkliche Heilmittel so einfach, so einleuchtend, daß es kaum erwähnt zu werden braucht. Man braucht nur das Licht einzuschalten, sonst nichts. Das Licht enthüllt die Tatsache, daß der Geist nur eine erschreckende Erscheinung ohne Ursache, Gesetz oder Gegenwart war.

Folgendes ist dann der Unterschied zwischen christlich-wissenschaftlicher Behandlung und allen sogenannten materiell mentalen Verfahren: Die Christliche Wissenschaft bringt dem individuellen Bewußtsein das Licht geistiger Wahrheit, das die Allgegenwart und die Macht des Guten und die daraus folgende Unwirklichkeit alles dessen enthüllt, was sich dem Guten und der Harmonie widersetzt, während andere Heilweisen, hypnotische oder sonstige, Disharmonie als Wirklichkeit behandeln. Der Mesmerist macht geltend, daß durch hypnotisches Einreden Furcht beschwichtigt und das Denken in neue Kanäle gelenkt werden könne. Dies läßt den Grundirrtum, das irrende sterbliche Gemüt, unberührt, ungeheilt.

Zu allen Zeiten hat das fleischliche Gemüt das göttliche Gemüt stets nachgeahmt. Im 2. Buch Mose lesen wir, daß die Zauberer Ägyptens viele der Wunderdinge, die Mose und Aaron vor Pharao taten, durch hypnotische Anstrengungen nachmachten. Und als schließlich Aarons Stab zu einer Schlange wurde, verwandelten die ägyptischen Zauberer auch ihre Stäbe in Schlangen; aber „Aarons Stab verschlang ihre Stäbe”. Hier, in der malerischen orientalischen Bildersprache finden wir den schließlichen Triumph der Wahrheit über den Irrtum, des Geistes über die Materie und des göttlichen Gemüts über jede listige Einflüsterung des fleischlichen Gemüts geschildert.

Der Christliche Wissenschafter nimmt nicht durch hypnotische Verfahren Besitz von der Mentalität seines Patienten, um ihm dann Gesundheit einzureden. Er erkennt, daß seine Aufgabe ist, nicht zu mesmerisieren, sondern den Mesmerismus — die mesmerische Lüge, daß das Böse in unserem Bewußtsein den Platz des Guten einnehmen könne — zu verbannen und die herrliche Tatsache ans Licht zu bringen, daß der Mensch, Gottes edelste, höchste Schöpfung, jetzt und auf immer am Standpunkt unerschütterlicher Harmonie und Vollkommenheit existiert.

Wenn der Wissenschafter im Denken des Patienten nach einem ursächlichen Irrtum wie gewisse erbliche Neigungen, eine frühere Enttäuschung, Trübsal oder Erschütterung sucht, betet er um mehr geistige Erkenntnis, mehr Seelen-Sinn, womit er den lauernden Feind entdecken, bloßstellen und zerstören kann. So verläßt sich ein nach innen blickender, geistiggesinnter Christlicher Wissenschafter auf das Licht der Wahrheit, nicht auf hypnotische Beeinflussung, in die finsteren Verstecke des Denkens einzudringen, um den Irrtum, der verworfen und auf sein Nichts zurückgeführt werden muß, zu enthüllen.

Echte christlich-wissenschaftliche Behandlung kann den Patienten nur segnen. Statt der gefährlichen Einmischung eines fleischlichen Gemüts in eine andere menschliche Mentalität überflutet die vom Wissenschafter gelehrte und erklärte Wahrheit des Patienten Denken wie ein wahrer Engel des Lichts mit Heilung unter seinen Flügeln. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 375): „Der Christliche Wissenschafter beweist, daß das göttliche Gemüt heilt, während der Hypnotist den Patienten seiner Individualität enteignet, um ihn zu beherrschen. Niemand hat Nutzen davon, daß er seine Mentalität einer mentalen Gewaltherrschaft oder Malpraxis überläßt”. Und sie fährt weise fort: „Der echte Christliche Wissenschafter trägt zur mentalen und moralischen Kraft seines Patienten bei und vergrößert dessen Geistigkeit, während er ihn durch die göttliche Liebe physisch wiederherstellt”.

In einem seiner Briefe macht der Apostel Paulus die Urchristen darauf aufmerksam, daß der Tag kommen wird, wo es mit den „verführerischen Menschen je länger je ärger wird: sie verführen und werden verführt”. Dann gibt er den ihm Anvertrauten den heilsamen christlichen Rat: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und dir vertrauet ist, da du weißt, von wem du gelernt hast. Und weil du von Kind auf die heilige Schrift weißt, kann dich dieselbe unterweisen zur Seligkeit, ... daß ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt.”

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / August 1944

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.