Die Zeitschrift „Reader’s Digest” enthielt neulich Auszüge aus einem im „Liberty Magazine” erschienenen Aufsatz mit der Überschrift „Der Hypnotismus wird mündig”. Da ununterrichtete Kritiker die Christliche Wissenschaft von Zeit zu Zeit als eine Form des Hypnotismus oder als Gedankenbeeinflussung gekennzeichnet haben, dürfte es angebracht sein, klar zu zeigen, was Mary Baker Eddy hierüber lehrt. Im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” zeigt sie unter der Kapitelüberschrift „Die Entlarvung des tierischen Magnetismus” sehr klar und ohne Erbitterung die große Kluft zwischen der geistigen Lehre und Ausübung der Christlichen Wissenschaft und dem Wirken des fleischlichen Gemüts durch Gedankenbeeinflussung. In diesem Kapitel schreibt sie nach Skizzierung der Geschichte des Hypnotismus oder des Mesmerismus (S. 101): „Wenn der tierische Magnetismus Krankheit zu lindern oder zu heilen scheint, so ist dieser Schein trügerisch; denn Irrtum kann die Wirkungen des Irrtums nicht beseitigen”. Und sie fährt fort: „In keinem Falle ist die Wirkung des tierischen Magnetismus, neuerdings Hypnotismus genannt, etwas anderes als die Wirkung einer Trugvorstellung. Jeder daraus gezogene scheinbare Nutzen entspricht dem Glauben des Betreffenden an geheime Zauberei”.
Eine interessante und ermutigende Tatsache im Zusammenhang mit der Theorie des Hypnotismus ist, daß einer ohne seine Zustimmung nicht hypnotisiert werden kann. Diesen Punkt scheinen die Anhänger des Hypnotismus und die Enzyklopädiker allgemein zuzugeben. Dies stimmt mit den Lehren der Christlichen Wissenschaft überein, die auf der Unverletzbarkeit des individuellen geistigen Bewußtseins, der Widerspiegelung Gottes, des wirklichen und einzigen Menschen, bestehen. Wir lesen im 1. Kapitel der Bibel bei der ersten Erwähnung des Menschen, daß ihm Herrschaft über die ganze Erde gegeben ist. Die Christliche Wissenschaft, die sich mit dieser Grundtatsache ausführlich befaßt, zeigt, daß des Menschen heilige mentale Bereiche in Wahrheit nicht von mesmerischen Eindringlingen überfallen werden können. Es ist auch behauptet worden, daß einer nicht hypnotisch beherrscht werden kann, wenn er an einer einfachen Wahrheit — z.B. zwei und zwei ist vier — festhalten kann. Wenn dies für einen rein relativen Standpunkt zutrifft, wieviel sicherer kann man sich dann fühlen, wenn man, in geistige Wahrheit gehüllt, am Bewußtsein der Einheit des Menschen mit dem unüberwindlichen Prinzip festhält!
Der Christliche Wissenschafter wird wahrscheinlich als erster die Gefahr, die Fallgruben sehen, in die man gerät, wenn man sein Denken den mentalen Manipulationen eines andern überläßt. In betreff christlich-wissenschaftlicher Behandlung sollte sich der kluge Wissenschafter nur jemand als Helfer wählen, der bestrebt ist, reine und unbefleckte Religion zu betätigen. Mrs. Eddy widmet die ersten sechs Seiten des Kapitels „Die Betätigung der Christlichen Wissenschaft” in Wissenschaft und Gesundheit der Schilderung des Ausübers, der die Kranken heilen kann. Hier zeigt sie, daß das Denken des Heilers zuerst verchristlicht, vergeistigt werden muß, wenn er mit christlichem Erbarmen und göttlicher Weisheit das Denken seines Patienten erreichen und umwandeln will. An einer andern Stelle des Lehrbuchs warnt sie in eindringlicher, unzweideutiger Ausdrucksweise vor der Gefahr, die Tür seines Denkens jemand zu öffnen, dessen sittliches Verhalten nicht außer Frage steht. Sie schreibt: „Laß dich lieber von einem Arzt behandeln, der von Pocken angesteckt ist, als daß du dich von jemand mental behandeln läßt, der den Forderungen der göttlichen Wissenschaft nicht nachkommt” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 235). Der weise Shakespeare hat gesagt:
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