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„Laß die Wahrheit den Irrtum ... aufdecken”

Aus der August 1944-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das Ausüben der Christlichen Wissenschaft schließt das Leugnen jeder Wirklichkeit in der Sünde, der Krankheit, der Sterblichkeit und im Tode durch Verstehen der wahren Idee Gottes als des unendlichen, vollkommenen Gemüts und des Menschen als Seines sündlosen, gesunden, harmonischen Ausdrucks in sich. Bei dieser Heilarbeit wird oft eine besondere Erscheinungsform gewohnheitsmäßigen falschen Denkens des Patienten aufgedeckt und zerstört und die Heilung dadurch erleichtert.

Manchmal haben aber Wissenschafter zu sehr die Notwendigkeit, zum Vollbringen einer Heilung einen besonderen Irrtum aufzudecken, betont und haben dem Aufdecken des Irrtums mehr Beachtung geschenkt als der Vergegenwärtigung der Allheit Gottes und der Einheit des Menschen mit Ihm, deren Wahrnehmung die heilende Kraft der Wahrheit verleiht. Wohlmeinende Arbeiter sind dafür bekannt gewesen, daß sie mit dem Spaten Neugier tief in eines Patienten Vergangenheit gedrungen sind oder sie mit dem Grabstichel Argwohn ausgespäht haben. Eine solche Haltung entmutigt oder beunruhigt oft den Patienten und trägt nicht dazu bei, sein Vertrauen auf Gott und Seinen errettenden Christus aufzubauen, was der wirkliche Zweck der christlich-wissenschaftlichen Ausübung ist.

Die wissenschaftliche Art ist, in keiner Weise gleichgültig gegen das Aufdecken des Irrtums zu sein, sondern das Aufdecken der Anordnung der Wahrheit gemäß und nicht durch persönliches Ausfragen, das wohl gar von persönlicher Verurteilung begleitet sein kann, geschehen zu lassen. Es ist recht und nötig, daß einer seine Fehler erkennt und verbessert. Aber einen besonderen Irrtum in seinem Leben herauszugreifen und leichtfertig zu schließen, daß dieser es gewiß ist, aus dem spätere Leiden hervorgegangen sind, ist ein schwerer Fehler. Solches menschliche Folgern führt einen oft kläglich irre.

Wie dünkelhaft es wäre anzunehmen, daß ein Patient im Jahre 1940 Rheumatismus bekam, weil er im Jahre 1930 beim Wettrennen spielte oder sich ärgerte! Wenn seine Verfehlungen neueren Datums und ernster gewesen wären, würde es immer noch ein Fehler sein, sie durch bloßes menschliches Folgern mit einer gegenwärtigen physischen Schwierigkeit unbefugt in Verbindung zu bringen.

Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, definiert das eine rechte Vorgehen wie folgt: „Laß die Wahrheit den Irrtum in Gottes eigener Weise aufdecken und zerstören, und laß die menschliche Gerechtigkeit die göttliche nachahmen” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur heiligen Schrift, S. 542). Man muß der Wahrheit und ihren alltätigen, irrtumbloßstellenden Kräften vertrauen und erwarten, daß sie jeden beitragenden Irrtum in Gottes eigener Weise — auf die Art der Weisheit — nicht in der oft unklugen Weise des menschlichen Gemüts aufdecken und zerstören.

Das Heilen ist Gottes Werk, und das allwissende Gemüt veranlaßt jeden Schritt zur Erreichung seiner Vollendung. Diese Tatsache muß sich der Christliche Wissenschafter oft ins Gedächtnis rufen. Seine Arbeit ist, durch den geistigen Sinn zu erkennen, was Gott ist und was Er tut, und die dem Menschen innewohnende geistige Einheit mit dem All-in-allem zu erkennen. Das Verständnis dieser Grundtatsachen wirkt als Gesetz, den Patienten zu befreien und Irrtum jeder Art, sei er Furcht, Haß, Eigenwillen oder Sünde, der geltend machen könnte, die Heilung zu verzögern, ans Licht zu bringen und zu zerstören.

Der Grundirrtum ist immer das sterbliche Gemüt, und der Christliche Wissenschafter sollte immer diesen Irrtum angreifen, wissend, daß es kein sterbliches Gemüt geben kann, da Gott das eine unendliche und unsterbliche Gemüt ist. Die Scheingegenwart des sterblichen Gemüts ist eine Verneinung, eine Erdichtung. Es ist höchst wichtig zu sehen, daß jede Wirkung des Grundirrtums — Sünde, Krankheit, Krieg, Tod oder ein materieller Sinn der Schöpfung, die von materiellgesinnten Sterblichen bevölkert ist — so falsch ist wie der Grundirrtum selber. Keine Wirkung einer unwahren Ursache kann sich über die tiefe, wahrheitslose Ebene ihrer Ursache erheben. Oft, wenn das sterbliche Gemüt seine Einwendung betreffs Organisation, Vervielfältigung, Ausdehnung und aggressiver sterblicher Mentalitäten vorbringt, wird diese wichtige, das Böse vermindernde Tatsache übersehen. Wenn wir den Grundirrtum, das sterbliche Gemüt, mit geistiger Wahrheit genügend als unwirklich sehen, ist die ursprüngliche und unmittelbare Ursache des falschen Zustandes gehandhabt.

Für jeden Blick, den wir auf den Irrtum richten, werden wir gut daran tun, länger und viel öfter nach dem lebendigen Christus zu blicken. Mrs. Eddy sah und wollte haben, daß auch wir sehen, daß wir die heilende Kraft der Wahrheit nicht durch Wühlen im Schlamm materieller Annahmen finden und beweisen, sondern dadurch, daß wir unsern Blick auf die erlösende Macht der ewigen Liebe und des Menschen Einheit mit ihr richten, indem wir erkennen, daß sie mit der Weisheit und der Gründlichkeit, die nicht die größte bloß menschliche Anstrengung erreichen kann, umstürzen und überstürzen wird.

In den Evangelien lesen wir von Christus Jesus: „Er aber merkte ihre Gedanken”. Und Mrs. Eddy schreibt auf Seite 95 in Wissenschaft und Gesundheit: „Wir nähern uns Gott oder dem Leben im Verhältnis zu unserer Geistigkeit, zu unserer Treue gegen die Wahrheit und die Liebe; und in demselben Verhältnis erkennen wir alle menschliche Notdurft und sind imstande, die Gedanken der Kranken und Sündigen zu unterscheiden, um sie zu heilen”. Weiter unten schreibt sie: „Diese Art des Gemütslesens ist nicht Hellsehen; aber sie ist für den Erfolg im Heilen wichtig und ist eines der besonderen Kennzeichen dieses Heilens”. Hierüber sollte jeder Christliche Wissenschafter gründlich nachdenken.

Im Verhältnis zu unserer Geistigkeit können wir die Gedanken der Kranken und Sündigen entdecken, um alles, was unwahr ist, als nichts zu sehen, und so sie heilen. Nicht durch die Neugier des sterblichen Gemüts, selbst wenn in menschliche Aufrichtigkeit gekleidet, nicht durch Stochern im Müllkasten materieller Erfahrung, nicht durch zudringliches Ausforschen vergessener Vergangenheit, sondern einfach durch Wachsen in Geistigkeit und durch geistiges Unterscheiden, was dasselbe ist, können wir die Irrtümer sehen, die behandelt werden müssen, um das Heilen zu vollbringen.

Wir alle haben von Gott die Fähigkeit, die Gedanken derer, die uns um Hilfe bitten, zu erkennen, um ihnen zu helfen. Laßt uns diese Fähigkeit täglich als unser eigen beanspruchen, als eine wesentliche Kraft unseres wahren Selbst, die nicht getrübt, abgestumpft oder gestohlen werden kann!

Mancher Fall ist schnell geheilt worden, ohne daß ein gewohnheitsmäßiger Irrtum gehandhabt wurde. Andere Fälle mögen dadurch geheilt werden, daß im Denken des Patienten ein Irrtum aufgedeckt wird, dem er entsagt, ohne ihn vielleicht mit dem Ausüber zu erörtern. Wiederum finden oft Heilungen statt, wenn der Ausüber einen hindernden Irrtum wahrnimmt und umkehrt, ohne daß es ihm nötig scheint, ihn mit dem Patienten zu erörtern.

Das 80 Seiten lange Kapitel „Die Betätigung der Christlichen Wissenschaft” ist das längste Kapitel in Wissenschaft und Gesundheit. Häufiges und achtsames Lesen dieses Kapitels enthüllt einem das rechte Verfahren der wissenschaftlichen Betätigung, wie nichts anderes es kann. Es zeigt, wie man am besten mit besonderen eigenartigen Krankheiten verfährt, und betont, daß das allerwichtigste Bedürfnis für schnelles Heilen echte Geistigkeit ist, wie sie in dem Gemüt Christi ausgedrückt ist.

Diese stets im Auge zu behaltende Tatsache hat Mrs. Eddy einfach in die Worte gekleidet (Wissenschaft und Gesundheit, S. 365): „Wenn der Wissenschafter seinen Patienten durch die göttliche Liebe erreicht, wird das Heilungswerk in einem Besuch vollbracht werden, und die Krankheit wird wie der Tau vor der Morgensonne in ihr natürliches Nichts vergehen”.

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