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Die Vernichtung der Ansprüche Levis

Aus der August 1946-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein Glossar ist dem berühmten Gelehrten Webster gemäß „ein Wörterverzeichnis, ... das technische Ausdrücke oder ungewöhnliche Wörter erklärt.” Einer der erleuchtendsten Teile des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuches „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy ist ganz gewiß das XVII. Kapitel, das die Überschrift „Glossarium” trägt. Dieses Kapitel, das den inspirierten Auslegungen des ersten Buches Mose und der Offenbarung folgt, ist ein wirklicher Höhepunkt des „Schlüssels zur Heiligen Schrift”, mit dem das Lehrbuch abschließt.

Mrs. Eddy leitet ihr Glossar mit den folgenden Worten ein (Wissenschaft und Gesundheit, S. 579): „In der Christlichen Wissenschaft lernen wir verstehen, daß, wenn die materielle Definition eines Schriftwortes durch die geistige ersetzt wird, dieses oft die Auffassung des inspirierten Schreibers klar macht.” Dann fährt sie fort: „Deshalb ist dieses Kapitel beigefügt. Es enthält die metaphysische Auslegung biblischer Ausdrücke und gibt deren geistigen Sinn, der zugleich deren ursprüngliche Bedeutung ist.”

Besonders interessant ist die wissenschaftliche Erklärung solcher Bibelnamen wie Adam, Eva, Noah, Abraham und anderer. Anstatt auf den historischen materiellen Seiten dieser Persönlichkeiten zu verweilen, zeigt Mrs. Eddy von dem Standpunkt der Christlichen Wissenschaft aus, welche Gedankenbeschaffenheit sie darstellen. Man vergleiche zum Beispiel die folgende Definition von Levi (ebd., S. 590): „Eine körperliche und sinnliche Annahme; sterblicher Mensch; Leugnung der Fülle der Gottes-Schöpfung; kirchliche Gewaltherrschaft.”

Hier zeigt sie die irrigen Begriffe, die Levi und das levitische Priestertum stets darbieten. So wird Levi aus dem Dunkel der Vergangenheit zurückgebracht, und wir erkennen, daß er einige sehr wenig erfreuliche Züge des sterblichen Gedankens darstellt, die der menschlichen Familie anhaften—heute ebensowohl wie vor dreitausend Jahren. Ist der sterbliche Mensch nicht stets das Ergebnis „körperlicher und sinnlicher Annahmen”? Verneint das einschränkende und unharmonische Bild, das die materiellen Sinne darbieten, nicht die „Fülle der Gottes-Schöpfung”? Und was die „kirchliche Gewaltherrschaft” anbetrifft, hat die Menschheit nicht seit undenklichen Zeiten unter dem verkehrten Begriff wahren Priestertums gelitten?

Die Definition des Aristoteles von den Funktionen des Priesters war: „Den Dingen vorstehen, die die Götter anbetreffen.” Die arabische und hebräische Auffassung von dem Priester war, daß er ein Vermittler zwischen Gott und den Menschen sein sollte. Doch was sagt Johannes im Buch der Offenbarung? Er spricht von der Christus-Wahrheit, die uns alle zu „Königen und Priestern vor Gott” gemacht hat (Offenb. 1:6). Das sterbliche Bewußtsein bedarf zwar des vermittelnden Christus; aber der wirkliche Mensch hat keinen Vermittler zwischen sich selbst und der Gottheit nötig. Der Mensch ist Gottes Widerspiegelung oder Ausdruck und ist daher selbst mit königlicher Macht und priesterlicher Heiligkeit ausgestattet.

Die Bedeutung wahren Priestertums durchdringt viele der glühenden Seiten des Hebräerbriefes. Hier wird ausgeführt, daß der Christus-Mensch, den der Meister repräsentierte, den wahren Priester „nach der Weise Melchisedeks” darstellt, „welcher nicht nach dem Gesetz des fleischlichen Gebots gemacht ist, sondern nach der Kraft des unendlichen Lebens” (Hebr. 7:15, 16). Christus Jesus, der große Hohepriester, der in Worten und Taten das Priestertum des wahren Menschen demonstrierte, hat der Menschheit gezeigt—um die Worte eines beliebten Kirchenliedes zu gebrauchen—daß die wirklichen Priester

„... alle die treuen Kinder Gottes sind,
die da helfen, die Welt zu erheben.”

Jesus entstammte nicht der levitischen Priesterschaft mit ihrem hohlen Ritual mystischer und materieller Gebräuche; er kam „nach der Ordnung Melchisedeks” (Vers 11), und er offenbarte den geistigen oder wahren Menschen. Dieser Mensch, gemäß einer andern Erklärung im siebten Kapitel des Hebräerbriefes, wird beschrieben als „ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlecht, und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens:— er ist aber verglichen dem Sohn Gottes und bleibt Priester in Ewigkeit.”

Sollten wir daher nicht das levitische Priestertum zurückweisen mit seiner Gewaltherrschaft der Unwissenheit, Furcht und Beschränkung, und vielmehr Anspruch erheben auf die Herrlichkeiten Melchisedeks? Levi stellt symbolisch die Irrtümer des persönlichen Sinnes dar, der die Menschheit an die Materie nageln und den Menschen auf ewig in der Materialität festhalten möchte. Melchisedek, der strahlendes geistiges Bewußtsein symbolisiert, verleiht das Verständnis von des Menschen ewiger Erhabenheit über die Materie und Getrenntsein von der Materie—als Gottes geistiger Idee. Laßt uns also nochmals betonen, was die Heilige Schrift so klar darlegt, nämlich daß Christus Jesus nicht der levitischen Priesterschaft entstammte, nach der Ordnung Aarons, sondern daß er zu dem wahren Priestertum gehörte, „nach der Ordnung Melchisedeks”.

Sollten seine Nachfolger nicht immer darnach streben, das wahre Priestertum darzustellen? Der sanfte Quaker-Dichter Whittier schreibt:

Der wahre Priester Gottes ist immer frei;
Frei, die Wahrheit zu sagen, die not tut,
Die Bedrückten aufzurichten und die Schwachen zu stützen.

Das erste Bewußtsein, das die heilende Berührung des vergeistigten Priestertums spüren sollte, ist das des individuellen Christlichen Wissenschafters selbst. Man kann nicht Priester werden „nach der Ordnung Melchisedeks”, ohne selbst etwas von dem Segen und der Inspiration zu erleben, die unvermeidlich solch einer Erhebung entspringen. Wenn also der Wissenschafter in dem priesterlichen Amt eines Heilers der Kranken und Sündigen anscheinend auch sogenannte Patienten haben mag, so ist er selbst doch sein eigener Hauptpatient; und Mrs. Eddy betont dies in „Wissenschaft und Gesundheit” (S. 366) in Worten, die nicht mißverstanden werden können: „Um seinen Patienten heilen zu können, muß der Metaphysiker moralische Übel erst aus sich selbst austreiben und so die geistige Freiheit erlangen, die ihn befähigen wird, physische Übel aus seinem Patienten auszutreiben; doch kann er nicht heilen, solange seine eigne geistige Armut ihn davon ausschließt, den Durstigen zu trinken zu geben, und ihn daran hindert, seines Patienten Gedanken zu erreichen—ja, solange sein Glaube und sein Verständnis in geistiger Dürftigkeit erstarren.”

Welch stetiges Herzensforschen und Gebet um Aufrichtigkeit und wahre Demut sollten die tägliche, ja stündliche, Gepflogenheit dessen sein, der das Urim und Thummim des Melchisedek tragen will! Ehe der Christliche Wissenschafter eine heilende Behandlung geben kann, ehe dieser Priester in das „Allerheiligste” der Christus-Wahrheit eintreten kann, müssen die Ansprüche Levis und alles dessen, das er repräsentiert, zurückgewiesen werden. Dem Anspruch, daß der Mensch sterblich und von Sinnlichkeit beherrscht ist, muß man mit energischem Widerspruch entgegentreten. Die Suggestionen, daß der Mensch nicht der herrliche individuelle Ausdruck der Fülle des Gemüts ist, müssen auf ihren gemeinschaftlichen Nenner, machtlose Illusion, zurückgeführt werden; und was die Gewaltherrschaft des Eigenwillens, der Eigenliebe und der dreisten Eitelkeit des fleischlichen Sinnes anbetrifft, so sollte diese unschöne Äußerung des Widerchristes den strengen Tadel des Meisters hören (Matth. 4:10): „Hebe dich weg von mir, Satan!” Wie frei und freudig kann der vergeistigte Priester mit reinen Händen und geläutertem Herzen den Kranken und Sündigen helfen! Welch heilende Gottesdienste werden in unsern Kirchen gefunden werden, wenn alle Christlichen Wissenschafter zu der heiligen Gewißheit erwachen, daß sie in der Tat „Könige und Priester vor Gott” sind!

Die Gewaltherrschaften der Sippschaften und der persönlichen Führerschaft werden den freundlichen Beziehungen christlicher Brüderschaft weichen. Die Gewaltherrschaften der Arbeiterschaft sowohl wie der Verwaltung werden verschwinden in der Gegenwart jenes Priestertums, das sich auf die Liebe und das allgemeine Gute gründet. Das Heim wird glücklicher werden, wenn Levi vertrieben und Melchisedek auf den Thron erhoben wird. Gesundheit wird an der Tagesordnung sein für diejenigen, die Anspruch erheben auf jene geistige Selbstheit, die „ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlecht” ist, jenes Bewußtsein, das „dem Sohn Gottes verglichen” wird, und das „Priester bleibt in Ewigkeit”.

Wir können getrost auf die Heilung der Völker hoffen, wenn die Gewaltherrschaft des persönlichen Sinnes, der arglistigen Priesterschaft des sterblichen Gemüts, des selbstischen Ehrgeizes und Strebertums aus dem Tempel des individuellen Bewußtseins vertrieben ist. In diesem ernsten Augenblick in einer genesenden Welt, laßt uns beten wie nie zuvor um den heilenden, erleuchtenden Mantel des Melchisedek.

Heil dir, heiliges Priestertum,
Halte Einzug in meinem Herzen und verweile darin!

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