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Das göttlich Mögliche

Aus der Dezember 1947-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Bei der heutigen Umwälzung in der ganzen Welt müssen sich rechtdenkende Nachfolger des Christus, der Wahrheit, mehr denn je vor anmaßender Gottesleugnung hüten. Damit ist nicht die von organisierten Gruppen gepflegte offizielle Gottesleugnung gemeint, sondern die viel tückischere, untergrabende Versuchung, die beständig an die Tür des Denkens wohlmeinender Christen klopft, nämlich die Furcht, daß Gott der Aufgabe, das von Ihm erschaffene Weltall einschließlich des Menschen zu regieren, in irgend einer Hinsicht vielleicht doch nicht ganz gewachsen sein könnte. Mary Baker Eddy sah dies vor langer Zeit und warnte uns unumwunden. Auf Seite 135 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt sie: „Heute liegt die Gefahr nahe, daß sich das Ärgernis der Juden in der Begrenzung des Heiligen in Israel und in der Frage wiederholt: ‚Ja, Gott sollte wohl können einen Tisch bereiten in der Wüste?' Was kann denn Gott nicht tun?“

Gewöhnlich ist mit der Versuchung, Gott zu begrenzen, die andere verknüpft, die uns einzuflüstern sucht, daß, auch wenn Gott alle Dinge möglich sind, sie doch nicht menschlich möglich seien oder vollbracht werden können. Diese angreifende Einflüsterung des Bösen äußert sich in Gedankenzuständen wie Teilnahmlosigkeit, Selbstgefälligkeit, Selbstzufriedenheit, einem nur mäßigen Erfolg im Heilen und im Geschäftsleben, in unbefriedigenden menschlichen Beziehungen, in der Abgeneigtheit, sich täglich in die Christian Science zu vertiefen und sie anzuwenden, im Glauben an Alter und darin, daß man sich nicht mehr freut, etwas zu leisten.

Der Irrtum, diese Begrenzungsannahme für wahr zu halten, muß nachdrücklich behandelt werden. Wie sollen wir diese Geltendmachung handhaben? Wir sollten wissen, daß Gott alle Dinge möglich sind, und daß daher dem Bild und Gleichnis Gottes, dem vollkommenen geistigen Menschen, alle Dinge möglich sind. Genau in dem Maße, wie wir verstehen, wer und was wir wirklich sind, fangen wir an, das materielle Endliche abzulegen und das geistige Unendliche anzulegen. Wir begrenzen selber unsere Möglichkeiten zu heilen, einträchtige menschliche Beziehungen und Frieden und Ordnung in der Welt herbeizuführen. Dem Ringen, unsere Stellungnahme, unsere Wünsche und Verfahren zu berichtigen, bis sie das göttliche Prinzip und das Gemüt Christi augenscheinlich machen, sind gesetzmäßig keine zeitlichen oder anderen Schranken gesetzt.

Mrs. Eddy vollbrachte in ihrem Leben in langer Reihenfolge menschlich Unmögliches. Das Bauen Der Mutterkirche, Der Ersten Kirche Christi, Wissenschafter, errang für die Wissenschaft einen Sieg über menschlich Unmögliches, wobei jede Geltendmachung des Irrtums gemeistert und überwunden wurde (vgl. „The Mother Church“ von Joseph Armstrong). Die Gründung des Christian Science Monitors war ein weiterer Beweis im Überwinden von anscheinend Unmöglichem, und das Erbauen des Verlagshauses zur Zeit der tiefsten Geschäftsstockung noch ein weiterer.

Unsere Führerin erkannte, daß es menschlich unmöglich ist, das Unendliche auf einmal zu erkennen, und sie ermahnt uns liebreich, durch unaufhaltsame, fortschreitende, gute und beharrliche Arbeit uns mehr dem Geist anzupassen. Sie verlangte nie das Unmögliche, sondern riet, Weisheit, Vorsicht und Klugheit in der Wahrheit walten zu lassen, dabei aber immer zu wissen, daß die Wahrheit der Christian Science unbedingt und unfehlbar ist, so weit man anscheinend auch hinter diesem hohen Ziel zurückbleiben mag. Man sollte also vermeiden, bis zum Äußersten zu gehen. Wir müssen mit den einfacheren Aufgaben anfangen und durch fortschreitende Arbeit Höheres erreichen. Wir sollten unsere Ansichten darüber, was möglich ist, der Berichtigung durch das eine Gemüt unterstellen. Jesus betete in Gethsemane (Matth. 26, 39): „Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch von mir." Aber er wurde nicht beseitigt, und Jesus erbrachte seinen vollkommenen Beweis über „den letzten Feind".

Wir müssen also sorgfältig unterscheiden zwischen der unbedingten Christian Science als der Offenbarung der Allmacht und Allgegenwart Gottes einerseits, und anderseits dem menschlichen Versagen, das Unbedingte jetzt zu erreichen. Wir müssen vorläufig bescheiden sein in unseren Geltendmachungen, aber dem volkommeneren Beweis zustreben. Die Christlichen Wissenschafter sind keine Schwärmer, keine törichten Eiferer, sondern vernünftig; denn sie suchen bewußt das zu sein, was sie in Wirklichkeit ewig sind: der Ausdruck des allwissenden, allweisen, allwirkenden Gottes. Sie erkennen, daß sie nach und nach den Weg verstehen lernen müssen, den Christus Jesus bahnte, und den unsere große Führerin, Mrs. Eddy, in ihrem Leben veranschaulichte.

Sogar der scheinbar beharrliche Glaube an den Tod braucht uns nicht zu entmutigen; denn dieser Glaube macht den Tod nicht wirklicher, noch kann er uns verleiten zu denken, daß wir „den letzten Feind“ nicht schließlich überwinden werden. Der Glaube an den Tod widerlegt nicht im geringsten die Lehre der Christian Science, daß der Tod eine Trugvorstellung, ein Traum, eine Unwirklichkeit ist; er hindert uns auch nicht, auf's bestimmteste zu behaupten, daß der Tod und alles, was angeblich dazu führt, unwirklich, nichts ist.

Angesichts menschlicher Stumpfheit, des Widerstandes gegen die heilende Wahrheit und sittlicher Verschrobenheit, oder in Gegenwart entgegengesetzter Gesinnungen fahren wir fort, für jene geistige Reife, Geduld und Liebe zu arbeiten, wodurch wir selbst diese vermeintlichen Hindernisse der Heilung vernichten können. Und bei der gegenwärtigen Umwälzung in der Welt, den zerrütteten menschlichen Beziehungen, der Gewalt und dem Blutvergießen werden wir weiterhin auf's nachhaltigste behaupten, daß Gott regiert, and nach besten Kräften versuchen, Seine Gegenwart, Macht und Einheit zu beweisen.

Wir sollten sehr vorsichtig darauf achten, daß wir uns nicht selber begrenzen, oder zu leicht unsere Zuflucht zu dem Glauben nehmen, daß etwas menschlich nicht möglich sei. Daher ist eine gewisse Vorsicht geboten, nicht zu große Nachsicht gegen Lagen zu üben, nicht zu weit von dem Vollkommenheitsmaßstab abzuweichen. Es ist zum Beispiel Sünde, an etwas geringeres als das allmächtige und ewige Leben zu glauben. Geistiges Verständnis ist dem nicht versagt, der ernstlich arbeitet, es zu erlangen. Jesus sagte zu seinen Jüngern, daß ihnen selbst mit nur einem Körnchen Glauben nichts unmöglich sein werde, weil er wußte und immer wieder erklärte, daß Gott alle Dinge möglich sind. Es ist möglich und unsere Pflicht, vollständig zu verstehen, daß wir hier und jetzt Gottes Kinder sind, und sofort, auf der Stelle, anzufangen, „den alten Menschen auszuziehen“ (Kol. 3, 9. 10) und „den neuen anzuziehen“—an geistiger Erneuerung, einem geistigen Auferstehen teilzunehmen. Das Unvollkommene weicht dem Vollkommenen in dem Maße, wie wir im geistigen Verständnis wachsen. Da wir das, was wir nicht verstehen, nicht beweisen können, müssen wir alles aufgeben, was uns hindern würde, ein größeres Verständnis zu erlangen und alles, was wir von der Wahrheit wissen, in die Tat umzusetzen, bis sie Hauptziel und -zweck des Lebens wird. Es hemmt unsere Möglichkeiten und hindert unser Wachstum im Beweisen, wenn wir versäumen, beharrlich zu sehen, daß der einzig wirkliche Mensch vollkommen ist.

Kurzum, strenges Festhalten an den Lehren der Christian Science und ihren Vorschriften erweitert den Bereich des menschlich Möglichen und führt unfehlbar zu Ergebnissen. Man denke an die große Verheißung unserer Führerin (Wissenschaft und Gesundheit, S. 448): „Wenn der Schüler streng an den Lehren der Christlichen Wissenschaft festhält und nicht wagt, ihre Regeln zu verletzen, kann es ihm an Erfolg im Heilen nicht fehlen.“

Wir sollten uns hüten, daß wir uns nicht durch die scheinbare Größe des Irrtums betören lassen, an ihn zu glauben. Der Umstand, daß wir allein für das höchste Ideal einzustehen scheinen, während viele um uns her ein entgegengesetztes, weniger hohes Ideal haben, ist kein Grund, daß wir denken sollten, unser Ideal und Bestreben müsse unwirklich sein. Es ist eine herrliche Tatsache in Christian Science, daß das Äußern eines rechten Gedankens eine falsche Annahme, die vielleicht Tausende glauben, zerstören kann. Die Idee, die Stellungnahme, die Tätigkeit, die einen segnet, segnet alle. Die Weltgeschichte beruht auf dem rechten Denken mutiger Menschen und tatkräftiger Minderheiten. Mose, die drei hebräischen Gefangenen, die in den glühenden Ofen geworfen wurden, Daniel und andere im Alten Testament trugen dazu bei, das menschliche Denken auf das Kommen Christi Jesu, des Gründers des Christentums, vorzubereiten. In späteren Jahrhunderten halfen Wycliffe, Huß, Luther den Weg bahnen für die größere Entfaltung der geistigen Idee; und die Freiheit des Denkens, die in der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Nordamerika zutage trat, trug zur Entdeckung der Christian Science durch unsere Führerin, Mrs. Eddy, bei.

Laßt uns geduldig fortfahren, die Wahrheit zu behaupten, bis sie uns zur klaren Überzeugung wird und wir wissen, daß der Irrtum zerstört und ausgerottet, nicht bloß vermindert oder beschwichtigt oder aufgeschoben ist! Dadurch schützen wir unsere Arbeit. Wir müssen wachsam sein, und unerschrocken jedes Verlangen nach persönlichem Ruhm, jeden Glauben, daß wir etwas aus uns selber getan haben; jede Neigung, an Krankheitsanzeichen oder an Einzelheiten bei der Schwierigkeit, die wir behandelt haben, zu denken; jede Versuchung zu glauben, daß die Lage oder der irrige Zustand je wirklich gewesen sei, und jeden Zweifel an der Allmacht der Wahrheit oder der Fähigkeit der Christian Science, zu heilen, aus unserem Bewußtsein ausscheiden.

Ferner müssen wir daran festhalten, daß alles, was menschlich unmöglich scheint, jetzt göttlich möglich ist. Nicht morgen, sondern heute, jetzt, ist die annehmbare Zeit. Wir sollten keinen Gedanken an eine Verzögerung von Wohltaten aufkommen lassen, sondern anerkennen, daß die Wahrheit augenblicklich wirksam ist. „Wir sind nun Gottes Kinder" (1. Joh. 3, 2). Folglich sollten wir nie eine bloß teilweise Sohnschaft, eine mögliche Heilung annehmen, indem wir zu unserem Ausüber sagen: ‚Es geht mir wirklich besser, ich vermute, die Schwierigkeit ist geheilt; aber glauben Sie nicht, es wäre gut, wenn Sie mir noch eine Zeitlang eine oder zwei Behandlungen wöchentlich geben würden?“ Was für eine Beleidigung Gottes und des Heilers!

Wie werden heutzutage die dem Boden von Schiffen tonnenweise anhaftenden Entenmuscheln entfernt? Nicht durch ein langsames Abreißen jeder einzelnen Muschel—das würde zu lang dauern und zu viel kosten—sondern auf einmal, durch ein vollständiges Untertauchen in Süßwasser im Trockendock. Wenn wir durch den Geist geläutert sind und uns in den Geist versenken, das heißt, wenn wir uns der Gegenwart des liebenden und allmächtigen Vater-Mutter vollständig bewußt sind, werden wir in gesegneten Ergebnissen erkennen, daß alles, was Gott möglich ist, Seinem Vertreter, dem geistigen Menschen, möglich ist.

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