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Antworten auf Gewalt

Aus der November 2001-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es war ein Geburtstagsgeschenk meiner Mutter — mein erstes Auto. Es bedeutete mir sehr viel, weil es mir größere Unabhängigkeit brachte. Von der Bibel her wusste ich, dass uns gegeben wird, wenn wir geben. Und so benutzte ich mein Auto dazu, andere Leute mitzunehmen oder meine Eltern zu unterstützen und meine jüngeren Brüder in die Schule zu bringen.

Als ich eines Tages auf der Heimfahrt von meinem Job an einer Ampel anhielt, wurde ich von zwei jungen Männern überfallen. Einer kam zum Fenster und hielt mir eine Pistole vor; er forderte mich auf, mich hinten ins Auto zu setzen. Ich versuchte ruhig zu bleiben und bat sie, mich irgendwo abzusetzen. Sie sagten jedoch kein Wort. Ich studiere Jura und mein Professor für Strafrecht hatte uns gewarnt, dass solche Überfälle gefährlich sein können, da diese Leute oft unter Drogeneinfluss stehen. Also kommt es besonders darauf an, was wir denken und wie wir reagieren. Die beiden Entführer bedrohten mich; sie sagten, sie würden mich umbringen. In der Nähe war ein See und sie deuteten an, mich dort hineinzuwerfen.

Ich gab mir jedoch alle Mühe, ruhig zu bleiben, als ich zusammengekauert auf dem Rücksitz saß. Ich bot ihnen das Auto und auch das Geld an, das ich bei mir hatte.

Ich dachte die ganze Zeit an Gott. Das gab mir ein sicheres Gefühl. Trotz der Drohungen war ich davon überzeugt, dass sie mir nichts nehmen konnten, was rechtmäßig mir gehörte. Und ich sage „rechtmäßig”, nämlich in dem Sinne, dass es ein höheres Recht gibt, ein göttliches Recht. Für mich war das Auto ein Zeichen von Gottes Güte zu mir und anderen.

Es war auch klar, dass mir dieses Auto im Sinne unserer Gesetze gehörte. Wir hatten dieses Auto gekauft — und es gehörte mir — also konnten nicht einfach Leute daherkommen und es mir wegnehmen. Außerdem hatte ich teure Studienliteratur auf dem Rücksitz.

Dann hielten die Carjacker kurz an und sagten, ich aussteigen. Ich war etwas ängstlich, weil ich dachte, dass sie mich jetzt von hinten erschießen würden. Die hintere Tür klemmte und ging nicht auf. Doch sie drängten mich und riefen: „Raus, raus!” Und ich konnte meine Bücher schnappen und aus der anderen Tür entkommen. Ich blieb eine Weile auf dem Boden liegen, froh, dass ich unversehrt und in Sicherheit war. Sie fuhren im Auto davon und ich ging zu einem Telefon, um meine Mutter anzurufen.

Zu Hause angekommen rief ich dann die Polizei an und meldete den Autodiebstahl. Am nächsten Tag ging ich mit meinen Eltern zum Polizeirevier, um die nötigen Angaben zu machen.

Als ich wieder zu Hause war, konnte ich in Ruhe über die ganze Situation nachdenken. Manchmal kamen mir bekannte brasilianische Aussprüche in den Sinn, etwa wie: „Es gibt Böses, das kommt, um Gutes zu tun.” Doch ich glaubte nicht, dass in diesen Sprüchen Wahrheit steckte. Gott selbst ist gut; Er schickt nichts Böses, um Gutes zu schaffen. Ich war sicher, dass das auch auf mein Auto zutraf.

Einige Leute sagten mir jedoch: „Du wirst dein Auto nie wiedersehen. Solche Leute stehlen Autos und nehmen sie auseinander für Ersatzteile.”

Am nächsten Tag hatte ich ein Examen und ich musste meine Noten in diesem Fach verbessern. Ich hatte mich darauf einzustellen. Ich wusste, dass der Verlust meines Autos nicht meine Vorbereitungen auf das Examen in Mitleidenschaft ziehen konnte — dass etwas, was nicht seinen Ursprung in Gott hat, mir nicht schaden konnte. Am nächsten Tag ging ich ruhig hin. Und es war das beste Examen in der Klasse in diesem Semester — und das erste Mal, dass ich im College mit hundert Prozent abschnitt.

Einen Monat später war ich auf dem Heimweg von einer Geschäftsreise und rief von unterwegs zu Hause an. Meine Mutter sagte mir, dass die Polizei mein Auto gefunden hatte und dass wir es abholen konnten.

Es war unbeschädigt, vollkommen in Ordnung — genauso, wie ich es zurückgelassen hatte. Jemand hatte sogar eine Radioantenne und einen Windabweiser angebracht. Ich schreibe das meinem Gebet während des Überfalls und hinterher zu — der Überzeugung, die mir dieses Gebet gab, dass ich dieses Auto nicht verlieren konnte, dieses Geschenk und alles, was es symbolisierte. Das Auto selbst war nicht das Wichtigste. Es waren meine Gedanken über dieses Auto: dass es ein Geschenk meiner Mutter war — das sie mir mit viel Liebe überreicht hatte, die niemals verlorengehen konnte.

Im März letzten Jahres hat es die ganze Nacht sehr stark geregnet und der Schulraum unserer 10. Klasse stand unter Wasser. Am Morgen, bevor die Schule anfing, mussten wir das Wasser im Raum mit Besen, Gummi-Schaber und Eimer beseitigen. Während wir damit beschäft waren, ertönte der Signalton der Polizei. Dieser Pfeifton bedeutet, dass alle Aktivitäten im sichtbaren Umkreis vom Polizeirevier, das sich neben unserer Schule befindet, aufhören und wir beim Hissen der Fahne salutieren müssen.

Überall, wo es ein Polizeirevier gibt, geschieht dies jeden Morgen. Früher waren nur das Militär und die Polizei verpflichtet, die Fahne zu grüßen. Aber über die Jahre hat sich dieser Brauch ausgebreitet. Heute werden sogar normale Bürger regelmäßig ins Gefängnis geworfen, wenn sie nicht ihre Tätigkeit unterbrechen, während die Fahne gehisst wird. Normalerweise halten wir inne sobald wir den Pfiff hören, aber an diesem bestimmten Morgen haben wir ihn wegen des Lärmes, den wir mit den Besen und Eimern gemacht haben, nicht gehört.

Sobald das Salutieren vorbei war, kamen ein paar Polizisten um meine ganze Schulklasse zu verhaften, aber manche Schüler konnten entkommen. Ich wurde mit verhaftet. Die Polizisten bedrohten uns mit der Peitsche und dem Gefängnis. Viele andere Schüler und sogar Passanten waren vorher dafür schon verhaftet worden. Jeder hat sich also sehr gefürchtet.

Auch ich bekam Furcht ins Gefängnis zu kommen, aber ich gewann meine Ruhe schnell zurück und began zu beten. Ich versicherte mir im Stillen, dass wir alle Kinder Gottes sind — sogar die Polizisten. Und dass wir unschuldig waren und nichts Schlechtes getan hatten.

Die Polizisten hatten sich unseren Lehrer einzeln vorgeknöpft und drohten ihm ebenfalls mit Gefängnis. Seine Erklärungen, warum wir nicht in der Lage waren, den Pfiff zu hören, heizte die Situation nur weiter auf. Der Direktor kam auch heraus, um mit der Polizei zu sprechen.

Ich betete weiter. Ich dachte unter anderem an eine Aussage in Wissenschaft und Gesundheit, die sich auf Gott bezieht. Sie heißt: „Es gibt nur eine primäre Ursache. Deshalb kann es keine Wirkung aus irgendeiner anderen Ursache geben” (S. 207). Das bedeutete für mich, dass Ungerechtigkeit oder Missverständnis nicht die Oberhand haben konnte, weil Gott, der gut ist, die einzige Ursache ist. Ich erinnerte mich auch daran, dass die Bibel sagt, dass wir von Gott bekommen werden, um was immer wir bitten, solange wir sicher sind, dass wir es empfangen werden. Das machte mich ruhig.

Nach einem langen Hin und Her zwischen dem Direktor und dem Polizeikommissar durften wir zurück in die Klasse gehen und alles hat sich gelöst.

Es war ein kalter Abend im letzten Juli. Ich war gerade aus der Dusche gestiegen und stand im Morgenmantel vorm Spiegel. Plötzlich erschrak ich. Ich hörte, wie meine Mutter jemanden anschrie. Wir hatten die Rückkehr meines Bruders erwartet und so nahm ich an, dass er meiner Mutter einen Schreck eingejagt hatte. Ich hätte mir aber gar nichts Schrecklicheres ausmalen können als das, was ich dann sah, als ich mein Zimmer verließ: Da stand ein Mann mit einer halbautomatischen Waffe und ich bemerkte bald, dass fünf Männer in unser Haus eingebrochen waren, die meine Mutter bedrohten.

Statt Panik oder Furcht, empfand ich mit einem Mal einen Frieden, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Es war der ruhigste und klarste Moment in meinem Leben. Ich fühlte mich sicher und von Gott beschützt. So konnte ich meiner Mutter helfen und die Eindringlinge besänftigen.

Der 23. Psalm und das Gebet des Herrn waren in diesem Augenblick eine große Inspiration für mich. Einer der Eindringlinge fesselte mich, während die anderen meine Mutter in mein Zimmer brachten. Er entschuldigte sich fortwährend bei mir und versicherte mir sogar, dass er mich nicht vergewaltigen würde. Es war, als ob er meine innere Stärke erkannt hatte und ihm irgendwie klar war, wer die Macht hat.

Die Lage wurde noch angespannter, als einer der Eindringlinge, der offensichtlich ziemlich schießwütig war, mir sein Gewehr an den Kopf hielt und meine Mutter fragte, wo verschiedene Dinge in unserem Haus waren. Wie erklärt man jemandem, dass man keinen Safe hat, dass man nichts von Waffen hält oder dass der Fahrer des draußen geparkten Autos die Schlüssel mitgenommen hat, wenn man ein Gewehr am Kopf hat?

Meine Mutter und ich fingen an den 23. Psalm laut zu sagen: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue ...” Als sie uns befahlen, damit aufzuhören, beteten wir im Stillen weiter. Wenn meine Mutter oder ich Angst gehabt hätten, dann hätten wir ihnen Macht über unser Leben zugestanden. Stattdessen beruhigte unsere Stärke und Gelassenheit alle Beteiligten. Die anderen Eindringlinge konnten ihn dann überreden, den Abzug am Gewehr zu sichern und uns zu glauben, dass wir das, was sie wollten, nicht hatten.

Dann verbanden sie uns die Augen und wir konnten nicht sehen, was weiter vor sich ging. Wir hörten, wie sie das Haus durchwühlten und wie das Auto meiner Mutter aus der Garage gefahren wurde. Sie hatten es mit elektronischen Geräten voll geladen, die sie aus dem Haus entwendet hatten, sowie mit sämtlichen Vorhängen, die sie von den Schienen gerissen hatten. Nach einer Weile wurde es ruhig. Wir fingen wieder an, laut zu beten, während meine Mutter sich bemühte ihre Hände loszukriegen. Als sie die Hände frei bekommen hatte, rannte sie los und betätigte den Alarm und schloss uns in meinem Zimmer ein. Dann löste sie meine Fesseln.

Mein Vater und Bruder waren nicht zu Hause, als sich dieser Vorfall ereignete. Irgendwie hatte ich die Inspiration gehabt, zu den Eindringlingen, als sie noch in meinem Zimmer waren, zu sagen: „Wir besitzen keine Waffen. Weder mein Vater noch mein Bruder haben welche.” In dem Moment, als ich das sagte, machte es für mich keinen Sinn. Später jedoch fand ich heraus, dass mein Bruder und sein Freund gerade ankamen, als die Einbrecher das Haus verließen. Und da war ich sehr dankbar, dass ich das gesagt hatte. Als sie auf meinen Bruder zugingen, waren sie total ruhig und nicht aufgeregt. Es war so, als ob sie wussten, dass auch er keine Bedrohung für sie war. Sie zwangen die beiden aus dem Auto auszusteigen und benutzten es zur Flucht.

In Südafrika erschießen Autodiebe in solchen Situationen ihre Opfer oft, um jeden Widerstand auszuschließen. Aber ich bin sicher, dass uns in diesem Fall durch die Macht des Gebets nichts passierte. Wir waren überzeugt, dass Gott die einzige Macht ist und dass diese Männer keine Macht hatten, uns zu schaden.

Es sah so aus, als ob wir zu Opfern dieses Gewaltverbrechens werden sollten. Statt dessen wurden wir mit Gottes Hilfe zu Siegern.

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