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Mit 13 wurde ich Flüchtling

Aus der November 2001-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


ist sechzehn Jahre alt und stammt aus Eritrea, einem Land an der Ostküste Afrikas. Wegen eines Grenzkonflikts führte Eritrea von 1998 bis 1999 Krieg mit dem Nachbarland Äthiopien. Während dieser Zeit musste Luam ihr Zuhause, ihre Familie und Freunde verlassen. In den USA begann sie ein neues Leben.

Kannst du uns ein bisschen über dein Leben in Eritrea erzählen?

Das Leben dort war einfacher. Ich will damit nicht sagen, dass es mir hier nicht gefällt. Aber es ist nicht einfach ohne Eltern. Ich sprach immer mit meinen Eltern, wenn ich ein Problem hatte, aber über Gott wusste ich damals sehr wenig. Keiner in unserer Familie war religiös, obwohl wir an Gott glaubten und die Zehn Gebote befolgten. Erst seit ich in Boston zur Christian Science Sonntagsschule gehe, denke ich richtig über Gott nach.

Wie bist du in die USA gekommen?

Ich lebte mit meiner Stiefmutter und meinem Vater in Äthiopien. Als der Krieg ausbrach, wurden meine leiblichen Eltern eingesperrt, weil sie für Eritrea kämpften. Ich blieb bei meiner Stiefmutter. Die äthiopische Regierung schob uns alle nach Eritrea ab. Mein Bruder war vier und meine Schwester zwei. In Eritrea wohnten wir bei den Eltern meiner Stiefmutter. Sie war arbeitslos und hatte keinen Mann, der sie versorgte. Nach einem Jahr stand fest, dass sie nicht länger für alle drei Kinder aufkommen konnte. Und sie sagte mir, es sei besser, wenn ich nach Amerika ginge. Beim Abschied erklärte sie mir, dass ich nicht wieder zurückkehren würde.

Ich war damals dreizehn. Seitdem wohne ich hier bei meiner Tante und ich weiß nicht einmal, ob meine Eltern noch am Leben sind.

Kanntest du deine Tante?

Ich hatte sie in Eritrea zweimal gesehen, als sie uns besuchte. Ich wusste nur, dass sie meine Tante ist und mit ihrem Mann und ihren Kindern in den USA lebt.

Wie hast du dich in der Schule zurechtgefunden?

Ich fühlte mich als Außenseiter und passte auch nicht zu den anderen Kindern aus Eritrea, die hier wohnen. Mir schien, dass die anderen Teenager besser waren als ich, weil sie hier aufgewachsen waren.

Sie grüßten mich nicht und ich dachte, sie ignorierten mich, weil ich nicht amerikanisch war.

Wann hat sich das gebessert?

Was ich in der Sonntagsschule lernte, half mir sehr. Die Lehrerin erklärte mir, dass jeder ein geliebtes Kind Gottes ist. Ich begriff, dass die anderen gar nicht dachten, sie seien besser als ich. Ich musste selber mehr auf sie zugehen und durfte nicht schüchtern sein. Und tatsächlich, es klappte. Ich brauchte mich gar nicht groß anzustrengen, um dazuzugehören. Aber ich konnte noch kein Englisch und meine Cousinen und Cousins sprachen kein Tigrinya. Ich dachte, sie würden mich auslachen, wenn ich versuchte, Englisch zu sprechen. Und sie glaubten, ich würde sie auslachen, wenn sie versuchten, meine Sprache zu sprechen. Und so sagten wir nur „Hallo” und „Tschüss”.

Warum bist du immer wieder zur Sonntagsschule gekommen?

Weil es mich selbstsicherer machte. Zuerst dachte ich, ich könnte in der Schule nichts lernen. Englisch und Geschichte waren echt schwer für mich. Ich musste Bücher lesen und Aufsätze schreiben und all das. Und ich konnte mich nicht konzentrieren.

Meine Sonntagsschullehrerin gab mir einmal eine Geschichte zum Lesen über ein Mädchen, das ausgesprochen gut in Englisch war. Wenn sie einen Aufsatz schreiben musste und überhaupt nicht wusste, was sie schreiben sollte, betete sie und es kamen ihr gute Ideen.

Ich war bei Prüfungen sehr aufgeregt und vergass alles, was ich gelernt hatte. Mir kam der Gedanke, dass ich mit Gottes Hilfe alles tun kann. Daran dachte ich bei den Prüfungen. Und das hat funktioniert. Da erkannte ich, dass es wirklich einen Gott gibt, der überall ist und immer bereit ist zu helfen.

Ich lernte auch freundlicher zu anderen zu sein und nicht nur zu erwarten, dass andere freundlich zu mir sind. Man muss andere so behandeln, wie man selbst behandelt werden will.

Wie waren deine Noten in der Schule?

Zuerst waren sie sehr schlecht. Die Lehrer in der Sonntagsschule halfen mir zu erkennen, dass Gott überall ist — und dass ich Ihn um Hilfe bitten kann. Danach wurden meine Noten ganz schnell besser. Sie schossen nur so nach oben.

Und ich habe immer noch gute Noten. Ich fing an mich sinnvoll zu beschäftigen und meine Zeit nicht zu vertrödeln. Meine Lehrer bekamen Vertrauen in mich, und wenn ich Fragen hatte, blieben sie nach der Schule, um mir zu helfen. Inzwischen habe ich Auszeichnungen für meine Leistungen erhalten.

Was ist das Wichtigste, was du in der Sonntagsschule gelernt hast?

Dass Gott mein Vati und meine Mutti ist. Auch wenn ich Ihn nicht sehen kann, so ist Er doch immer bei mir, wenn ich Ihn brauche. Wenn ich bis spät abends in der Bibliothek bin und es dunkel ist, kommt es schon vor, dass ich etwas Anast habe. Doch ich denke daran, dass Gott bei mir ist und ich mich nicht zu fürchten brauche. Die Angst verschwindet dann.

Betest du für deine Eltern?

Ja. Ich bete für ihre Sicherheit. Ich bete, dass ich sie eines Tages wiedersehe. Manchmal fällt es mir schwer zu glauben, dass sie noch am Leben sind. Doch mir ist klar, dass Gott für mich und für alle anderen Menschen auf der Welt da ist. Gott hilft auch meinen Eltern.

Was würdest du zu einem Teenager sagen, der mit den gleichen Problemen konfrontiert ist, vor denen du gestanden hast?

Ich würde sagen, dass du dem Guten in dir vertrauen sollst. Wenn du auf Gott schaust, wird dein Problem kleiner, bis es verschwunden ist.

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