Der Wasserfall

Vor einigen Jahrzehnten wurde die damalige Chefredakteurin der religiösen Zeitschriften dieser Verlagsgesellschaft gefragt, was ihr über viele Jahre hinweg die Inspiration gab, immer wieder neue und frische Artikel zu schreiben. Ihre Antwort war: „Sind Sie schon einmal mit einem Becher zu den Niagarafällen gegangen?”

Insgesamt über 2800 m³ stürzen jede Sekunde mit Getöse und Gischt über den amerikanischen und den kanadischen Teil der Fälle. (Das Bild zeigt den kanadischen Hufeisenfall.) Diese Wassermenge würde etwa 4000 Menschen ein Jahr lang mit Trinkwasser versorgen. Oder 20 000 Badewannen füllen. Pro Sekunde. Ohne Unterbrechung. Tag und Nacht. Jahrein, jahraus.

Stellen Sie sich vor, dass Sie mit einem Becher an den Niagarafällen stehen. Überlegen Sie sich dann einmal die folgenden Fragen:

Wie lange würde es dauern, den Becher zu füllen?

Nehme ich jemand anderem etwas Wasser weg, wenn ich selbst etwas bekomme?

Kann jemand anders mir mein Wasser wegnehmen?

Steht nicht für jeden eine totale Überfülle zur Verfügung?

Was bestimmt die Menge Wasser, die ich bekomme: der Wasserfall oder die Größe meines Bechers?

Gottes Gnade und Liebe ist ebenso überreichlich gegenwärtig. Bedingungslos. Absolut zuverlässig. Für jeden.

Wie erleben wir diesen göttlichen „Wasserfall”? Durch die Stillung aller unserer Bedürfnisse. Gott hat auf alles eine Antwort. Und die ist voller Zärtlichkeit, Geduld, Umsicht, aber auch voller Kraft und Macht.

Wie muss unser Becher beschaffen sein? Neid und Missgunst sind so etwas wie ein Deckel, die verhindern, dass wir etwas bekommen. Aber Gedankenhaltungen wie Hoffnung, Offenheit, Vertrauen, Erwartung, Freude — die machen die Öffnung und das Aufnahmevermögen groß.

Die Inspiration und der Segen, die wir dadurch gewinnen, wird uns jeden Tag neu bereichern und heilen.

Michael Pabst

Lesen Sie im nächsten Monat den Geistesblitz Nr. 14