Eines Abends besuchte Martin zusammen mit seinen Eltern seinen Freund Mattias. Während sich die Eltern nach dem Abendessen draußen im Garten unterhielten, sahen sich Martin und Mattias einen Gruselfilm im Fernseher an. Sie lachten, als sie ein hässliches Wesen sahen, das wie ein wildes Tier rannte und brüllte. Es sah so echt aus! Aber es war nicht echt, und das wusste Martin auch ganz genau.
In der Nacht jedoch, als er allein in seinem Zimmer lag und kein Licht mehr brannte, war plötzlich alles anders. Martin musste ständig an den Film denken. Ob es dieses Wesen vielleicht doch gab? Versteckte es sich womöglich hier in seinem Zimmer? Martin lugte vorsichtig unter der Bettdecke hervor und suchte jeden Winkel des Zimmers mit den Augen ab. War dort am Fenster nicht ein Monster, das nur darauf wartete, dass es sich über ihn hermachen konnte? Martin knipste schnell das Licht an und seufzte erleichtert auf: Da stand nur der Kleiderständer.
Kaum hatte er das Licht wieder ausgemacht, fiel ihm eine komische fliegende Untertasse auf, die er vorher nicht bemerkt hatte. Martin schaltete schnell das Licht wieder ein und stellte fest, dass es nur der Schatten seines Spielzeugfliegers war. Zur Sicherheit wollte er das Licht jetzt lieber anlassen.
Und dann klopfte jemand an der Tür. Martin fuhr erschrocken auf, denn er war sicher, dass seine Eltern schon schliefen. Die Tür öffnete sich langsam und das freundliche Gesicht seiner Großmutter spähte herein.
„Oma! Bin ich froh, dass du kommst!“ rief Martin aus. Und noch ehe seine Großmutter Platz nehmen konnte, sprudelte die Monstergeschichte und seine Angst vor der Dunkelheit aus ihm heraus.
„Ich weiß, es sind nur Schatten, aber ich fürchte mich trotzdem, wenn das Licht aus ist“ sagte Martin.
Seine Großmutter dachte einen Moment lang nach. Dann setzte sie sich zu Martin auf die Bettkante und sagte: „Erinnerst du dich noch an unseren Ausflug zum See im letzten Monat? Erinnerst du dich an die leuchtenden Sterne und das Mondlicht, das sich so schön auf dem glatten Wasser spiegelte? Und die Grillen und Frösche, die bis in die frühen Morgenstunden ihr Ständchen sangen? Und wie viel Spaß wir hatten, als wir am Lagerfeuer Geschichten erzählten und dabei das Holz im Feuer knacken hörten? Erinnerst du dich auch noch daran, wie wir Gott jeden Abend für den wunderschönen Tag gedankt haben?“
Martin konnte sich natürlich noch an jede Einzelheit erinnern. Es war eine tolle Woche gewesen! Sie waren viel geschwommen und Kanu gefahren und hatten oft geangelt. Die ganze Familie war mitgekommen. In der Stille der Nacht hatte Martin gelernt, auf fröhliche und dankbare Gedanken zu lauschen.
„Ich weiß schon, Oma“, sagte Martin, „Wenn ich fröhliche Gedanken denke, kann mir nichts Angst machen oder mich bedrücken.“
„Richtig“, sagte Oma. „Denn Gott ist überall um dich herum. Dank zu sagen hilft dir, Gottes Liebe und Fürsorge zu spüren. Und in Gottes Liebe ist kein Platz für Angst.“
Plötzlich war Martin sehr müde. Er gähnte. „Gute Nacht, Oma“, sagte er.
„Schlaf gut,“ antwortete seine Oma. Dann beugte sie sich vor, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und ging aus dem Zimmer.
Als Martin sich unter die Decke kuschelte, dachte er an all das, wofür er dankbar sein konnte: das kuschelige Bett, seinen besten Freund Mattias, den Ausflug zum See, den seine Eltern mit ihm unternommen hatten, und die tröstlichen Worte seiner Oma. Martin tastete nach dem Schalter und knipste die Nachttischlampe wieder aus. Die schrecklichen Monster waren alle verschwunden!