Telefonumfrage zu den Spannungen zwischen Irak und den USA
„Wir müssen mit dem Frieden in uns selbst anfangen — mit den Kleinigkeiten anfangen, sonst kann man in den großen Sachen auch keinen Frieden haben. Und wir müssen beten und das ist auch das Beste, was wir tun können.”
„Wir dürfen Menschen nicht nach dem ersten Eindruck beurteilen. Das halte ich für einen guten Schritt Richtung Frieden.”
„Verständigung ist nach meiner Auffassung viel besser. Mit Kanonen kann man nur zerstören, nicht gewinnen.”
„Die Oberherrschaft über alles, was geschieht, liegt in Gottes Hand, bei allen Beteiligten — sowohl beim Präsidenten der Vereinigten Staaten als auch bei Hussein, denn es sind nicht die Menschen, sondern es ist genau genommen die Menge bösen Denkens, das einen Kulminationspunkt sucht.”
„Zum 11. September damals war meine erste Reaktion: Gott vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Komisch, das war meine erste Reaktion. Nicht Rache oder Vergeltung. Es gibt keine von Gott getrennten Menschen. Wie die Speichen vom Fahrrad zur Mitte gehen, so sind die Menschen alle mit Gott verbunden. So überwinde ich auch Spannungen, wenn die mal auftreten, indem ich immer nur wieder alle mit Gott verbinde.”
Die Gespräche führte
Krieg gegen Terrorismus? Da hat sich die ganze Welt nach dem 11. September vereint. Krieg gegen Irak? Das ist ein anderes Thema. Ein heißer Krieg kostet möglicherweise vielen tausend Menschen das Leben. Wie können wir Konflikte in der Welt wirksam, dauerhaft lösen? Lesen Sie hier einen Auszug aus einer Radiosendung des Christian Science Herold vom November 2002.
Maartje, man hat bei deiner Umfrage gehört, dass Leute über diese Frage doch erst einmal nachdenken mussten. Und ich bin I auch von der Besonnenheit der Menschen beeindruckt gewesen.
Das ist ganz interessant, Michael, ich bin vor ein paar Tagen vom Christian Science Monitor interviewt worden und das ist ja die Tageszeitung, die die Christian Science Verlagsgesellschaft herausgibt.
Es war kurz nach der Bundestagswahl in Deutschland. Wenn man sich daran zurückerinnert, weiß man, dass dieser Irakkonflikt durchaus im Wahlkampf eine Rolle gespielt hat. Als ich dann nach USA kam, habe ich sehr viele Stimmen gehört, die diese — wie du es zu Recht nennst — besonnene Betrachtungsweise als Anti-Amerikanismus missverstanden haben.
Ich habe da einen Satz formuliert, der Aufsehen erregt hat und zwar sagte ich dem Monitor-Reporter: „Es ist wahrscheinlich das erste Mal in einer langen, langen Zeit, dass man in Deutschland womöglich eine Wahl hat gewinnen können, indem man nicht für einen Krieg war.”
Die Geschichte in Deutschland ist ja im letzten Jahrhundert ganz anders verlaufen und das ist ein Fortschritt, dass Menschen nicht einfach „Hurra” schreien, wenn es um die Frage geht, ob wir in den Krieg ziehen wollen oder nicht, sondern es wird nachgedacht. Und insofern hat mich auch diese heutige Umfrage des Christian Science Herold sehr ermutigt, die zeigt, dass es vielschichtige Antworten gibt, die ausdrücken, dass es vielschichtige Lösungen gibt.
Pabst: Unsere befragten Personen haben Gebet erwähnt. Warum ist Beten wichtig?
Maartje Hoogendijk: Viele meinen wahrscheinlich: „Ich selbst habe in der Politik nichts zu entscheiden, Beten ist das Einzige, was ich tun kann.” Aber ich habe das Gefühl, dass bei den Gesprächen, die wir geführt haben, dieser Gedanke nicht dahinter gesteckt hat. Es ging darum, dass voller Vertrauen gebetet wird, dass dieses Gebet auch eine Wirkung hat.
Seek: Wir können die allgemeine Überzeugung in der Bevölkerung sehen, dass es anstelle von Krieg lautlose Wege gibt, um zu Lösungen zu kommen.
Pabst: Krieg kann nie eine dauerhafte Lösung herbeiführen. Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. Um Frieden zu erzeugen genügt es nicht, sich nicht mehr die Köpfe einzuschlagen. Für wahren Frieden braucht man eine geänderte Gedankenhaltung. Schon vor 2000 Jahren hat Paulus geschrieben, dass unser Kampf sich nicht um Fleisch und Blut dreht, sondern um Gedanken. Und dazu braucht man gedankliche Waffen.
Seek: Bei einem Krieg mit Waffen besteht natürlich immer ein optischer Reiz. Man sieht einen Flugzeugträger, einen Panzer. Dann kann man der Bevölkerung zeigen: „Jetzt geschieht etwas.” Vertrauen zu schaffen ist etwas viel Leiseres. Da kann man im Fernsehen keine dramatischen Bilder zeigen. Damit ist nicht gesagt, dass nicht dieser zweite Weg wirksamer ist.
Hoogendijk: Es geht um unsere Überzeugungen. Und die gilt es wachsam zu verteidigen, damit wir nicht einfach die Ansichten anderer übernehmen.
Seek: Seit ich in der Schule den Satz gehört habe: „Der Krieg ist der Vater aller Dinge” fand ich ihn falsch. Für mich sind Gedanken der Vater des Friedens. Jede Situation ändert sich, wenn man erkennt, dass Gedanken noch viel substanzieller sind als Waffen. Ich sehe ein großes Potenzial darin, dass die Gemeinschaft der Länder als das Entscheidende anerkannt wird. Die Gemeinschaft, die menschenverachtende Machenschaften ablehnt, muss gestärkt werden. Das ist die Kriegsführung der Zukunft.
Es heißt nicht, dass ich mich jeder Aggression wehrlos ergebe. Die Gemeinschaft derjenigen, die das Leben und die Menschenwürde achten, ist eine starke Kraft, die zu Veränderungen führen kann. Das ist das Zeichen der Zeit. Darauf gilt es aufzubauen.
Pabst: Wir sprechen davon, die Gedanken in eine neue Richtung zu lenken. Man kann ja auch das Leben von Jesus aus verschiedenen Richtungen interpretieren. Manche sagen, er war ein Revoluzzer, andere, er hat gewaltlosen Widerstand praktiziert. Aber das entscheidende Vermächtnis von Jesu Lebenswerk war die Änderung der Gedanken. Bei seinen Heilungen stand immer wieder die Änderung von Gedanken im Mittelpunkt.
Seek: Gott ist eine Kraft, die die Menschen vereint in ihrem Sehnen, Frieden zu haben.
