Frage: In ihren Schriften wies Mary Baker Eddy darauf hin, dass Männer und Frauen Gottes Ideen sind. Aber Ideen denken nicht; sie sind das, worüb er wir nachdenken. Zum Beispiel denkt die Gleichung 2 x 2=4 nicht, aber sie ist die Grundlage für richtiges Denken. Wenn Männer und Frauen also Ideen Gottes sind, wie können diese Ideen dann denken?
A1
Sie haben Recht, Ideen denken nicht selbst. Eine Idee ist von ihrem erschaffenden Gemüt abhängig, denn die Idee drückt die Natur dieses Gemüts aus. Deshalb wird in der Christlichen Wissenschaft der Mensch – der Begriff, den Mary Baker Eddy benutzt hat, um die geistige Natur aller Männer und Frauen zu bezeichnen – so verstanden, dass er „... kein Leben, keine Intelligenz noch schöpferische Kraft aus sich selbst besitzt, sondern alles geistig widerspiegelt, was zu seinem Schöpfer gehört.“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S.475) Die mentalen Fähigkeiten der Menschheit stammen daher ausschließlich aus ihrer Widerspiegelung dieses schöpferischen göttlichen Gemüts, des Vater-Mutter Gottes.
Jetzt mögen Sie fragen: „Wenn der Mensch die Idee Gottes ist, ist es dann in Wirklichkeit Gott, der das denkt, was ich denke?“ Nun, ja und nein. Gott ist der Ursprung alles Guten und Wahren in den Gedanken und Handlungen eines Menschen. Aber alle Vorstellungen, die das Leben falsch darstellen, als von Gottes natürlichem Guten getrennt, können nicht von dem vollkommenen göttlichen Gemüt stammen. Ich habe festgestellt, dass ich die Harmonie in dem Verhältnis erlebe, in dem ich für Gottes Gedanken der Güte empfänglich bin.
Christus Jesus predigte und heilte, indem er in hingebungsvollem Gehorsam gegenüber seinem Vater, dem göttlichen Gemüt, lebte. Seine Erklärungen dieser Beziehung waren so wunderbar einfach: „Ich und der Vater sind eins.“
Christus Jesus predigte und heilte, indem er in hingebungsvollem Gehorsam gegenüber seinem Vater, dem göttlichen Gemüt, lebte. Seine Erklärungen dieser Beziehung waren so wunderbar einfach: „Ich und der Vater sind eins“ (Johannes 10) und „Der Vater ist größer als ich.“ (Johannes 14) Sein Vater ist auch unser Vater; Gott ist größer als der Mensch und doch untrennbar von dem Menschen, Seiner widergespiegelten Idee.
Gottes individuelle Ideen sind einzigartige, klare und unendliche Persönlichkeiten, die trotzdem untrennbar von diesem einen Ego bleiben. Dann ist dieses Ego im Grunde das eine Ego, das alles wahre Denken im Universum vollbringt. Auch wenn es so zu sein scheint, dass alle diese Persönlichkeiten ein kleines „Ich“ sind, die ihre eigenen Ideen denken, ist es in Wirklichkeit doch Gott, der all Individualität ausdrückt, die der Mensch wirklich ist. In Wirklichkeit ist das einzige „Ich” jeder dieser Ideen Gottes das eine unendliche Ego, das göttliche Gemüt, das sich selbst widerspiegelt, indem es erklärt; „Dies ist, was ICH BIN.“
Portland, Oregon
A2
Oft, wenn ich eine christlich-wissenschaftliche Behandlung gebe oder auch wenn ich in einer Unterhaltung mit anderen Menschen bin, muss ich mich selber fragen; „Wer denkt gerade?“ Dann erinnere ich mich daran, dass es Gott, Gemüt, ist, der der Ursprung aller richtigen und heiligen Ideen ist, die Ordnung, Harmonie und Heilung bringen.
Als Ideen Gottes sind wir keine unabhängigen Denker. Stattdessen spiegeln wir alle Eigenschaften des Gemüts wider, einschließlich des Denkens. Lösungen für Probleme können uns in der Form der Vernunftoder der Einsicht kommen, aber sie sind immer der Hinweis auf die göttliche Idee, den Menschen, der Gemüt widerspiegelt. Wenn die Gedanken nicht gut sind, dann sind sie nicht von Gott und können zurückgewiesen werden.
Gedanken können auch als Engel gesehen werden. In Wissenschaft und Gesundheit erklärt Mary Baker Eddy diese Engel unter anderem als „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen.“ (S. 581) Für mich sind die guten Gedanken, die zu uns als Engelsbotschaften kommen, direkt von Gott. Sie kommen als Ergebnis eines demütigen, ernsthaften Verlangens danach, die Natur der Wahrheit, oder Gottes, vollständiger wahrzunehmen.
Einmal haben mein Mann und ich uns aus Versehen aus einer Hütte mitten in den Bergen ausgesperrt. Die Fenster der Hütte waren mit Spezialschlössern versehen, um Einbrüche zu verhindern. Alles von unseren zusätzlichen Anziehsachen bis hin zu unserem Autoschlüssel war in der Hütte. Wir arbeiteten eine Stunde lang beharrlich, um die Fenster aufzubrechen. Nichts bewegte sich. Bereit für neue Einsichten hörte ich auf, über unsere anscheinend hoffnungslose Lage nachzudenken und erforschte stattdessen im Gebet die geistigen Wahrheiten darüber, wie Gott denkt. Ich schaute auf und sah die wunderschönen Wälder und den blauen Himmel um uns herum. Ein sanfter Gedanke von Gottes Allheit und Güte kam mir. Einige wenige Augenblicke lang konnte ich nur die holde Versicherung der unendlichen Fürsorge Gottes für die ganze Schöpfung spüren. Genau in diesem Augenblick fiel meinem Mann plötzlich eine neue Möglichkeit ein und die Fenster sprangen auf.
Eugene, Oregon, USA
A3
Können Sie sich an Augenblicke plötzlicher Inspiration, Einsicht oder Intuition erinnern? Jeder Mensch hat Zeiten, in denen Ideen ohne Anstrengung oder ohne längere Prozesse auftauchen. Manchmal kommen sie uns ganz sachte. Zu anderen Zeiten explodieren sie förmlich mit umwerfender Klarheit. Sie steigen unaufgefordert auf — ohne dass man daran gedacht oder sie ausgemalt hat. Oft geschehen diese Momente, wenn man sich nach Führung gesehnt hat, nach geistigem Verständnis, nach Antworten oder Trost. Für mich zeigen Augenblicke wie diese die Beziehung, die jeder von uns zu der göttlichen Quelle der Intelligenz hat — dem göttlichen Gemüt oder Gott.
Es mag so aussehen, als würde jeder von uns seine eigenen Gedanken denken, unabhängig vom göttlichen Gemüt. Aber die Christliche Wissenschaft kehrt diese Vorstellung um und legt eine völlig andere Grundlage dar. Mary Baker Eddy hatte zu diesem Punkt sehr viel zu sagen. Zum Beispiel erklärt sie in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit, dass jedes einzelne Kind Gottes eine Idee ist, eine Widerspiegelung des einen Gemüts, und für alle gilt, dass sie „kein von Gott getrenntes Gemüt“ haben. (S. 475) Weiter stellt sie die Frage; „Wie kann Intelligenz in der Materie wohnen, wenn die Materie nicht-intelligent ist und die Gehirnlappen nicht denken können?“ (WuG, S. 478) Und in einer Lebenserinnerung wird zitiert, sie habe gesagt; „Denken Sie daran, dass vom sogenannten menschlichen Gemüt erwartet wird, an Weisheit zu wachsen bis es verschwindet, und das göttliche Gemüt wird als das einzige Gemüt gesehen.“ (Adam H. Dickey, Erinnerungen an Mary Baker Eddy [Brookline, Massachusetts; Lilian S. Dickey, C.S.B. 1927] S. 85) Ihre Schlussfolgerung war, dass Gott der Einzige ist, der weiß oder denkt, und das Kind Gottes ist die Idee, die von Gott gekannt oder gedacht ist.
Jedoch lässt das Konzept, die Intelligenz des göttlichen Gemüts widerzuspiegeln, den Menschen nicht ohne die Kraft des Denkens. In meiner persönlichen Erfahrung hat dies meine Fähigkeiten erweitert statt sie zu begrenzen, denn mit jeder Einsicht, unmittelbaren Erkenntnis und mit jedem geistigen Licht lebe ich die, die ich als von Gott gedachtes Wesen bin.
Raleigh, North Carolina, USA
