Margot Deslé und Doris Ulich kennen sich aus dem christlich-wissenschaftlichen Bibel-lektions-Lesekreis in Bamberg. Irgendwann einmal entstand bei den beiden die Idee, gemeinsam über eine bestimmte Angelegenheit zu beten. Heraus kam zu diesem Zeitpunkt kein spezielles Anliegen, sondern der Gedanke, dass es notwendig sei, Widerstände generell aufzulösen. Darin enthalten waren Widerstände bezogen auf das eigene geistige Wachstum oder in Bezug auf Gerechtigkeit, Frieden, Freiheit in weitaus größerem Rahmen.
Hier bekommen Sie einen kleinen Einblick in das gedankliche „Ballspiel" der beiden.
Doris Ulich: „Widerstand ist zwecklos, Sie werden assimiliert werden." So versuchte die Spezies „Borg" die Menschen in der Startrek-TV-Serie „RaumschiffVoyager" immer zu hypnotisieren. Die Menschen haben das nie akzeptiert und immer wieder Wege aus dieser Form von Gefangennahme gefunden — manchmal mit Schlauheit, manchmal mit Waffen. Aber sie wussten, dass sie sich gegen diesen Besetzungs-Anspruch wehren konnten!
Margot Deslé: Wenn Widerstände Probleme bereiten, habe ich mich falsch identifiziert, d. h. ich glaube, ein von Gott getrenntes Wesen zu sein, habe Angst und Furcht und sehe mich selbst als Macher und nicht das göttliche Gemüt. Widerstand ist das Böse, die Sünde nicht erkennen zu wollen. Widerstände sind Versuche, die ununterbrochene Kommunikation von Gott zum Menschen, d. h. Einssein, Heilung, Vollkommenheit, Einheit zu begrenzen und oder gar unmöglich zu machen. Widerstand ist eine begrenzte Sicht auf Körper bzw. Krankheit. Es gibt auch Widerstände gegen Gott, gegen Seine Vollkommenheit, z. B. gegen Schuldlosigkeit. Das erzeugt Furcht.
Ulich: Nötig ist, die Furcht schnellstmöglich zu meistern, indem der Allerhabenheit des Unermesslichen, Guten, Allmächtigen im Bewusstsein Raum gewährt wird. Weil das Böse Suggestion ist, bleibe ich ruhig. Indem ich das erkenne, durchschaue ich den ganzen Spuk und freue mich über die gottgegebene Freiheit.
Deslé: Angst vor dem Tod muss überwunden und falsche Überzeugungen, Glaubenssätze über Tod und Krankheit aufgelöst werden. Widerstände haben nur scheinbar Macht, besonders weil ich sie für wirklich halte. Wir können de facto keine Widerstände auflösen, weil es aus der Sicht des unendlichen Gemüts keine gibt, sie existieren nicht und haben keine Substanz. Also ist Nicht-Reagieren gefragt.
Ulich: Materie ist Geist untergeordnet, denn das Größere kann nicht im Kleineren sein. Wir müssen das Ursache-Wirkungs-Prinzip richtig verstehen und wissen: Es gibt nur ein Gemüt, dem gar keine Widerstände vorliegen.
Deslé: Es gibt auch keine Rangordnung von Schwierigkeiten bzw. Widerständen — alle sind ausnahmslos ohne Substanz, falsche Annahmen, Irrtum und Illusionen. Doch dürfen wir nicht die Anziehungskraft des Irrtums, der Widerstände etc. unterschätzen. Trennungsgedanken, Schuldgedanken, Identifikationen mit begrenztem Denken, das alles verlangt nach Beweisen von Schuld und Krankheit. Widerstände können sich als Gefühl des Scheiterns hervorheben. Nimm deine Gefühle des Scheiterns als nichts weiter an als einen Irrtum darüber, wer du wirklich bist.
Ulich: Das Thema ist wunderbar aktuell. Mich hat es diese Woche zwei Tage so dermaßen mit einer Erkältung erwischt, dass ich fassungslos, sauer und ohnmächtig zugleich war. Da ist mir das mit dem Auflösen von Widerständen meiner vollkommenen Freiheit gegenüber wichtiger denn je vorgekommen. Ich konnte mich nur noch Gott zuwenden. Die eigenen Gedanken durchzugehen und zu erkunden, was sich da alles an „GedankenMüll" eingelagert hat, habe ich auch kurz getan — und diese Gedanken verneint. Ich konnte Gottes Liebe zu mir und für mich wieder mehr Raum geben und dankbar dafür sein. Ich weiß die genauen Gedanken gar nicht mehr, nur dass sie genau dazu geführt haben, den Widerstand des sterblichen Gemüts gegen die Freiheit des göttlichen Gemüts zu ersetzen. Und jetzt bin ich wieder auf dem Damm!
Es gibt keine Rangordnung von Schwierigkeiten bzw. Widerständen — alle sind ausnahmslos ohne Substanz, falsche Annahmen, Irrtum und Illusionen. Doch dürfen wir nicht die Anziehungskraft des Irrtums, der Widerstände etc. unterschätzen.
Deslé: Was dich also befreit hat ist die Einsicht, dass du niemals getrennt von Gott sein kannst und dies auch deine Vollständigkeit und dein volles Potenzial ausmacht.
Ulich: Genau! Eindeutig und doch auf der Grundlage Liebe — das ist die richtige Einstellung für Fortschritt. Und es kann nur Fortschritt erwachsen, wenn man einen Widerstand identifiziert und klar beantwortet, also „erledigt" hat.
Deslé: Mir ging es da genauso. Nachdem ich neulich durch intensives Gebet heftige Rückenschmerzen abgelegt hatte, kommen mir viele neue Gedanken und Inspirationen. Ich habe erkannt, dass meine Gedanken von gewohnheitsmäßigen Vorstellungen und Urteilen überfrachtet waren. Ich könnte das so beschreiben, dass ich Wider stände erlebte, die Menschen grundsätzlich als vollkommene geistige Wesen anzuerkennen. Da wir in der Christlichen Wissenschaft gelernt haben, dass nur die Bekräftigung der Wahrheit, der Vollkommenheit des Menschen, des wahren Bildes und Gleichnisses Gottes, zur Heilung führt, muss ich auch weiterhin wirklich sorgsam „Wache halten an der Tür meines Denkens", wie Mary Baker Eddy es so schön schrieb (WuG, S. 392). Immer wenn ich nun solche Urteile fälle und es bemerke, sage ich mir sofort: Es tut mir leid, dass ich so über dich urteile und dich (für mich) zu einem unvollkommenen Menschen mache. Aber auch wenn ich so über dich denke, bist du in Gottes Augen nach wie vor Sein vollkommenes Kind. Und ich bitte Gott, mir diese klare Sicht zu geben.
Nicht ich, sondern Gott regiert und erschafft. Ich kann mich entspannen, ich kann Gott alles übergeben, denn Er ist die Sicherheit. Er ist der allein Machende, Er weiß, dass alles zum Besten bestellt ist.
Ulich: War das mit Deiner Arbeitskollegin nicht eine ähnliche Situation?
Deslé: Ja, die Situation war diese: Während des Dienstes mit einer Kollegin spürte ich schon „dicke Luft". Was kann ich tun? Warum ist sie so? Was habe ich ihr angetan? Liegt bei mir der Fehler? Hab ich irgendetwas verbockt? und und und ... Da ich glaubte, etwas nicht recht gemacht zu haben, versuche ich, keine „Fehler" bei meinen Tätigkeiten zu machen, denn sie sollte auf keinen Fall einen Grund haben, mir Schuld zuzuweisen. Am Morgen eskalierte es dann tatsächlich. Das ganze wühlte mich auf, ich war empört und fühlte mich unwürdig behandelt.
Fazit: Nachdem ich also durch Gebet tagsüber zeitweilig ruhiger geworden war, trug ich die ganze „Geschichte" noch mit mir herum bis zu unserem Leseforum am Abend. Dort konnte ich dann folgende heilsamen Ideen schöpfen:
Das ganze ich-bezogene Mangel-und Schuldbewusstsein ist alles tierischer Magnetismus, ein Versuch, mein Denken — wie einen Hamster in seinem Laufrad — permanent beschäftigt zu halten und so vom Wesentlichen abzulenken. Aber nicht ich, sondern Gott regiert und erschafft. Ich kann mich entspannen, ich kann Gott alles übergeben, denn Er ist die Sicherheit, Er ist der allein Machende. Er weiß, dass alles zum Besten bestellt ist. Ich muss mich nicht absichern und vorbeugen, indem ich alles perfekt mache, damit ja keiner mir irgendetwas zur Last legen kann.
Statt in die Stille zu gehen und Ihm zu lauschen, hatte ich aus der Angst heraus agiert. Ich hatte im Außen nach Lösungen geschaut, anstatt nach innen zu gehen, wo Gott immer gegenwärtig ist! Nachdem ich es versäumt hatte, das Problem Gott zu übergeben — denn es ist Sein Job, sich um uns zu kümmern, uns die Wahrheit zu offenbaren, uns in Liebe und Frieden zu hüllen — fand ich jetzt im Gebet wieder den Zugang dazu. Gott ist die Vollkommenheit, die Harmonie und hält alles in der Balance. Er ist die wahre Wirklichkeit und alle unsere Probleme haben keine Substanz, keine Realität, sind Täuschung und Irrtum und nur ein Traumgeschehen. Sie haben gar keinen Widerstands-Anspruch!
Ich bin eine Ausdehnung unseres Vater-Mutter-Gottes. Ich bin Sein Bild und Gleichnis. Ich konnte nun wieder Seinen Frieden, Seine Freude, Seine Sicherheit, Seine Gelassenheit, Seine Furchtlosigkeit ausstrahlen.
Ulich: Diese gottgegebenen Ursprungs-Qualitäten können uns nie genommen werden, weil Gott sich nun mal nicht verkleinern lässt. Von einer festen, selbstgemachten Vorstellung abzurücken verschafft immer neuen Freiraum für Entfaltung. Das lässt sich gar nicht aufhalten.
Deslé: Tja, Widerstand gegen Fortschritt ist eben nichts anderes als zwecklos!
AUFLÖSUNGSMÖGLICHKEITEN (es gibt sicher noch viele mehr!)
• Die Widerstände erkennen, aber nicht anerkennen
• Wissen, dass Widerstand „Nicht-Ich" ist. Er ist nur eine Kreation begrenzten Denkens, Irrtum, falscher Anspruch
• Sich an Gott wenden, um eine geheilte Sicht der Vollkommenheit, der wahren Wirklichkeit, des göttlichen Gemüts zu erhalten.
• Wissen, danken und sich freuen: SEIN Wille geschieht!