vom Christian Science Sentinel sprach mit den Christian Science Lehrern und Praktikern , um ihre Einstellung zum Klassenunterricht in der Christlichen Wissenschaft kennen zu lernen – was er ist, warum es ihn gibt und wie er uns helfen kann zu heilen.
Ingrid Peschke: können Sie ein paar Motive zur Teilnahme am Klassenunterricht nennen?
Christiane West Little: Also, jemand möchte vielleicht erfolgreicher im Beruf sein – und als Ergebnis des Unterrichts sollte er das auch. Doch das allein wäre sicherlich nicht die einzige Botschaft, die Gott uns vermitteln würde. Wir möchten Christi Jesu Beispiel in seiner heilenden Arbeit folgen und möchten deshalb mehr über die Wissenschaft des Heilens lernen, die er so perfekt demonstriert hat. Es sind diese göttlichen Gesetze des Heilens, die wir lernen und anwenden und uns selber damit helfen können, aber wir können auch anderen helfen, die diese Art der gebetvollen Hilfe möchten.
Tom Black: Wir können in diesem Unterricht lernen, Heiler zu werden!
Rebecca Odegaard: Ich denke, es beruht immer noch auf dem Gebet für den Lehrer und den Schüler, selbst wenn die Klasse schon begonnen hat. Jemand denkt vielleicht, dass er aus einem bestimmten Grund in der Klasse ist und eventuell nicht einmal aus dem besten Motiv heraus, aber das Lehren selber und das Gebet des Lehrers, kombiniert mit der Empfänglichkeit des Schülers, können dieses Motiv erheben und verbessern – vor, während und nach der Klasse. Ich erinnere mich noch an das Ausfüllen meiner eigenen Bewerbung für den Klassenunterricht. Eine der Fragen auf dem Formular lautete: „Wenn Sie von Patienten angerufen werden würden, wären Sie dann bereit, in Vollzeit als Praktiker der Christlichen Wissenschaft zu arbeiten?" Und mal ganz ehrlich, es wäre mir damals nicht im Traum eingefallen, in die Christian Science praxis zu gehen! So war ich jedes Jahr dafür dankbar, dass mein Lehrer sich nicht nur auf meine Antwort berufen, sondern stattdessen auf Gott gehört hat und mich zum Unterricht zugelassen hat, obwohl es für mich damals kaum etwas Abwegigeres gab, als in die Christian Science Praxis zu gehen.
Peschke: Wie sieht es mit den Anforderungen für die Teilnahme am Klassenunterricht aus?
Black: Darüber habe ich gerade etwas im Kirchenhandbuch gelesen und Mary Baker Eddy ist hier sehr grundsätzlich spezifisch, wenn ich dies mal so ausdrücken darf. Sie schreibt: „Christliche Wissenschafter, die Lehrer sind, sollen mit Sorgfalt nur solche Schüler auswählen, die sich bewährt haben und deren natürliche Neigung zur Christlichen Wissenschaft zu Hoffnungen berechtigt." (S. 83) An keiner anderen Stelle in ihren Schriften definiert sie „die sich bewährt haben und ... zu Hoffnungen berechtigt" in so vielen Worten; also ist es sowohl am Lehrer als auch am Schüler, den Geist dieser Aussage zu verstehen. Der Lehrer sollte auf sein Herz schauen und der Schüler sollte ebenso auf das Herz des Lehrers schauen.
Peschke: Welche Beziehung zwischen sich und dem Lehrer kann der Schüler erwarten, nachdem der Klassenunterricht vorbei ist?
Little: Der Lehrer wird für den Schüler immer zur Verfügung stehen und der Schüler sollte in Kontakt mit dem Lehrer bleiben. Es gibt außerdem die Schülerversammlungen, die sich aus den Schülern eines Lehrers zusammensetzt. Diese Vereinigung trifft sich einmal im Jahr mit dem Lehrer, um die Themen, die unterrichtet wurden, zu vertiefen. Der Lehrer erzählt Heilungsbeispiele und die Schüler bringen sich ein, indem sie eigene Erfahrungen beisteuern, die ihren Fortschritt anzeigen. Es besteht also eine sehr enge Beziehung, die aber nicht auf der Persönlichkeit des Lehrers beruht. Sie gründet sich auf die Tatsache, dass Lehrer und Schüler zusammen auf Gott lauschen und geistig wachsen.
Peschke: Was, wenn jemand denkt: „Wissen Sie, ich kann die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit selbst lesen und studieren, das Kapitel „Zusammenfassung" ebenso. Ich kann auch mit anderen Leuten über das, was ich lerne, sprechen. Worin liegt also der Vorteil, einen Lehrer zu finden und Klasse zu machen?
Black: Das ist eine wirklich interessante Frage, weil es zurzeit weltweit etwa 200 Lehrer/innen gibt und die Höchstzahl an Schülern, die ein Lehrer jedes Jahr unterrichten darf, ist 30. Wenn man jetzt 200 mit 30 multipliziert, wie viel ist das? Sechs tausend – sechs tausend Menschen, die jedes Jahr Klasse machen können. Nicht, dass das so wäre, aber es wäre das Maximum. Es gibt aber so um die 6,8 Milliarden Menschen auf der Welt. Es ist also rein rechnerisch gar nicht möglich, dass alle Klassenunterricht nehmen können. In der Bibel heißt es, dass: „... alle[n] Menschen ... zur Erkenntnis der Wahrheit kommen." (1. Timotheus 2). Es muss also wenigsten noch ein weiteres Lernsystem geben, um diese wundervolle Wahrheit zu erlernen. Mary Baker Eddy erwähnt die Erfahrung des Selbstunterrichts – die kostbare Erfahrung, das Buch in die Hand zu nehmen und in unser Herz hinein strahlen zu lassen. Das Buch selber wird zum Lehrer, genauso wie Mary Baker Eddy unsere Lehrerin und Jesus Christus unser Lehrer ist. Es ist ein sehr praktischer und effektiver Weg, diese Wissenschaft ohne Klassenunterricht zu erlernen. Und diejenigen, die das Buch auf diese Art studieren, können wirklich ganz wunderbare Arbeiter in der Christlichen Wissenschaft werden und vielfältige großartige Heilarbeit leisten.
Little: Da ist allerdings diese gewisse Art von Disziplin, wenn man als Klasse zusammenkommt, die sehr hilfreich ist. Auch die Gemeinschaft innerhalb der Schülervereinigung, die gemeinsamen Fortschritt ermöglicht, ist wichtig, genauso wie die gegenseitige Wertschätzung der geleisteten Arbeit. Und dann wirkt die Teilnahme am Klassenunterricht natürlich sehr unterstützend, um in die öffentliche Praxis der Christlichen Wissenschaft zu gehen, wobei nicht jeder in die Praxis gehen muss. Dies ist eine individuelle Entscheidung.
Black: Im Vergleich zum Selbstunterricht hat der Klassenunterricht einen weiteren Vorteil. Der Lehrer hat einen Lehrplan und hat diesen mit dem Ziel studiert, dem Schüler seine tiefe Metaphysik beizubringen. Üblicherweise wird das mit einem Lehrer in zwölf Tagen zu schaffen sein, wohingegen das Lernen mit der Methode des Selbstunterrichts wesentlich länger dauern dürfte.
Odegaard: Der Lehrer, der sich an die Arbeitsbeschreibung im Kirchenhandbuch hält, erkennt, dass die eigentliche Aufgabe darin besteht, den Schüler an die Schriften, an die Bücherzu verweisen. Als Hilfe für ihren geistigen Fortschritt benutzt Mary Baker Eddy hierfür die folgenden Worte: „Er (der Lehrer) ... soll sie dazu anhalten, regelmäßig in der Heiligen Schrift zu forschen sowie in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift als dem Hilfsbuch dazu." (Kirchenhandbuch, S. 83)
Peschke: Können Sie etwas Licht auf den Stellenwert des Heilens im Klassenunterricht selbst werfen?
Little: Vor der Klasse hat der Schüler oder die Schülerin vielleicht bereits eine Heilung erlebt und es erhebt sich die Frage: „Wie kann ich anderen dadurch helfen?" Es besteht also der Wunsch, wirklich ganz klar zu verstehen, wie diese Heilung zustande kam. Im Unterricht lernen die Schüler, wie man lernt, wie man heilt, und sie lernen, Gott immer besser und besser zu verstehen. Man kann auch eigene Heilerfahrungen mit den Mitschülern austauschen. Aber man würde sich nicht für den Unterricht entscheiden, wenn man eine spezielle Heilung für einen besonderen Zustand bräuchte, wenn dieser Zustand einen davon abhalten würde, wirklich konzentriert bei der Sache zu sein. Das Motiv ist nicht einfach, geheilt zu werden. Das Motiv für den Klassenunterricht ist zu lernen, wie man heilt, zu lernen, wer Gott ist, zu lernen, was die Widerspiegelung Gottes bedeutet, zu lernen, wie Christus Jesus heilte. Doch wenn jemand das Motiv hat, spezifische Beschwerden zu überwinden, wäre es Sache des Lehrers und des Schülers, dies gemeinsam auszuarbeiten und herauszufinden, ob diese Schwierigkeit ihn vom konzentrierten Lernen und von der Freude am Lernen abhalten könnte.
Vor der Klasse hat der Schüler oder die Schülerin vielleicht bereits eine Heilung erlebt und es erhebt sich die Frage: „Wie kann ich anderen dadurch helfen?" Es besteht also der Wunsch, wirklich ganz klar zu verstehen, wie diese Heilung zustande kam.
Odegaard: In gewisser Weise lernt man im Klassenunterricht die Allmacht und die Allgewalt Gottes kennen, freilich ohne dabei naiv zu sein. Es scheint eine Macht zu geben, die beansprucht Gott entgegen zu arbeiten. Sich dessen bewusst zu sein, ausgerüstet mit dem Wissen, wie eine Behandlung zu geben ist, wird dich in die Lage versetzen, diesen Irrglauben furchtlos in den Griff zu bekommen.
Little: Ja, man lernt zu verstehen, was dieser Widerstand, was tierischer Magnetismus, zu sein beansprucht. Dass er beansprucht, eine Kraft zu sein. Und er beansprucht die Aktivität des Guten zu lähmen, die Vergeistigung des Denkens, zum Beispiel durch Klassenunterricht. Und wie du schon sagtest, Rebecca, was wir als Antwort darauf tun sollten, ist, die Allmacht Gottes zu verstehen.
Peschke: Was macht man, wenn der Lehrer stirbt? Was geschieht mit der Klasse, was mit der Schülervereinigung?
Black: Man kann sein geistiges Verständnis und seine Demonstration weiterhin fortsetzen. Dies wird nicht durch die Erfahrung des Lehrers unterbrochen, genauso wenig wie die Erfahrung des Lehrers oder der Lehrerin durch sein oder ihr Weitergehen unterbrochen wird.
Odegaard: Sie machen das, was der Lehrer Ihnen beigebracht hat, und zwar wenden Sie sich an Ihren wahren Lehrer, das Wort Gottes, die Wahrheit, die sich in den Schriften von Mary Baker Eddy und in der Bibel zeigt. Sie arbeiten mit demselben Gesetz weiter.
Black: Es gibt häufig eine sehr warmherzige und beständige Beziehung zwischen Lehrern und Schülern. Wenn der Lehrer verstirbt, kann das für den Schüler wie eine Art Wermutstropfen sein. Aber Trauer führt nicht zu geistigem Fortschritt und persönliche Verbundenheit ebenso wenig. Also müssen wir früher oder später darüber hinwegkommen. Ich denke, Mary Baker Eddy zeigt uns einen Weg, wie wir dies tun können, da sie für die Fortführung der Schülerversammlung selbst gesorgt hat. Sie sagt: „Die Vereinigungen von Schülern gesinnungstreuer Lehrer sollen jährlich zusammenkommen." (Kirchenhandbuch, S. 84) Sie spricht nicht davon, dass der Lehrer anwesend sein muss. Sie sagt sogar, wenn der Lehrer die Schüler verlässt, entweder, weil er sich zur Ruhe setzt oder weil er weitergeht oder aus einem anderen Grund, besteht die Vereinigung weiterhin. Was machen nun die Schüler? Sie unterstützen diese Vereinigung und sie suchen nach Wegen, ihren eigenen geistigen Fortschritt weiter zu verfolgen und ihre Mitschüler ebenso dazu zu ermutigen.
Peschke: Mary Baker Eddy hält im Kirchenhandbuch fest, dass Schüler sich gegenseitig in ihren Kirchen besuchen und ebenso durch eine Einladung eine jeweils andere Vereinigung besuchen können. Können Sie hierzu etwas sagen?
Little: Ich würde sagen, die erste Verpflichtung besteht der eigenen Vereinigung gegeuüber und darin, etwas dazu beizutragen. Auch eine Verpflichtung der Gemeinschaft gegenüber, die untereinander gewachsen ist, weil man vom selben Lehrer unterrichtet worden ist, und auf diese Weise gibt es ständig weiteres geistiges Wachstum. Es gibt keinen Grund, warum die Vereinigung nicht weiter wachsen sollte. Genau aus diesen Vereinigungen gehen Praktiker und Leser in den Kirchen hervor und viele engagieren sich stärker in den Aktivitäten ihrer Zweigkirche.
Odegaard: Ich glaube, der Ausgangspunkt ist der, weiterhin an der Idee festzuhalten, die Gott in das Herz eines jeden Schülers gepflanzt hat, um die Klasse und dann die Vereinigung treu zu besuchen. Sie kann dem Schüler niemals genommen oder kaputt gemacht werden. Es ist ihr geistiges Zuhause und wir alle wissen, dass es nirgends so gut schmeckt wie zu Hause! Es ist wunderbar auszugehen, aber es ist eben nicht wie zu Hause. Wenn wir dieses Gefühl wertschätzen, dass es wirklich um Gott und um uns geht, und wenn wir anerkennen, was Gott uns mit Bedacht zur Verfügung stellt, wie umsichtig Er uns versorgt, dann fühlen wir uns zufrieden und spüren die Stärke, etwas beitragen zu können. Und wie Mrs. West Little schon gesagt hat, werden wir hierdurch wachsen, wir werden die Vereinigung, Gottes Idee, aufblühen sehen.
Peschke: Wir haben heute ja aus dem Kirchenhandbuch zitiert. Man könnte sagen, dass dieses Buch Mary Baker Eddys Aussage zum Gelingen einer Kirche darstellt. Könnten Sie alle etwas dazu sagen, wie der christlich-wissenschaftliche Klassenunterricht in dieses ganze Konstrukt hineinpasst — und zwar mit der speziellen Absicht oder unter dem Aspekt des Heilens?
Odegaard: Ja, die Vereinigung wächst und versorgt die Kirche der Christlichen Wissenschaft mit Mitarbeitern, die spirituell ausgebildet, geistig offen und aktiv sind, und das ist ein Weg, die Welt mit Heilern zu versorgen.
Black: Mary Baker Eddy sagt im Lehrbuch: „Jesus gründete seine Kirche und führte seine Mission auf der geistigen Grundlage des Christus-Heilens weiter." (S. 136) Das Heilen ist die Grundlage der Kirche der Christlichen Wissenschaft. Also stellt sich die Frage, was liegt dem Heilen zugrunde? Die Antwort darauf heißt: spirituelles Bewusstsein liegt dem Heilen zugrunde. Wenn wir eine Krankheit ansehen und stattdessen die geistige Wahrheit sehen, sind wir in der Lage zu heilen. Doch das wirft eine weitere Frage auf. Was liegt der Spiritualität zugrunde? Wir wissen, dass die Menschen zur Schule gehen, um etwas zu lernen, aber wenn sie nicht ernsthaft studieren, lernen sie nicht gerade viel. Dasselbe gilt für die Christliche Wissenschaft. Es ist nötig, sie zu studieren, es bedarf einer ernsthaften Anstrengung, die Christliche Wissenschaft zu erlernen.
Mary Baker Eddy schreibt ihren Lesern: „Lest dieses Buch von Anfang bis Ende. Studiert es, sinnt darüber nach." (WuG, S. 559) Sie erwartete von ihren Studenten wirkliche Arbeit, um Christliche Wissenschaftler zu werden, so dass ihr geistiger Sinn und ihre Fähigkeit zu heilen zunehmen. Und der Klassenunterricht ist Teil dieses Prozesses. Er hilft, das geistige Verständnis zu vertiefen, zu bereichern und zu stärken, so dass wir alle zum Guten in der Welt beitragen können.
Odegaard: Meinst du nicht auch, Tom, dass die Kontinuität der jährlichen Klassentreffen dazu dient, gerade diesen Gedanken aufrechtzuerhalten, ebenso wie den brennenden Wunsch und die Disziplin zu heilen – das Feuer weiter zu schüren – und sich gegenseitig zu stärken? Sich gegenseitig zu unterstützen, sich zu ermutigen und die Früchte der Arbeit eines ganzen Jahres miteinander zu teilen? Das ist doch fortlaufende Weiterbildung im besten Sinne.
Peschke: Verabschieden wir uns von unseren Lesern mit den wichtigsten Segnungen, die die Teilnahme am Unterricht in der Christlichen Wissenschaft mit sich bringt.
Odegaard: Ein wesentlicher Nutzen ist der, dass er die Gelegenheit für jeden einzelnen bietet, in spirituellen Dingen gänzlich neu unterwiesen zu werden und vorgefertigte Auffassungen und Theorien fallen lassen zu können. Es ist eine Art Wiedergeburt.
Black: Ich halte den Unterricht für einen systematischen und effektiven Weg, Gott näher zu kommen. Aber vielleicht noch wichtiger als am eigenen Leib zu erfahren, dass man Gott näher gekommen ist und dies nicht nur als theoretische Hoffnung erlebt, ist die positive unanfechtbare Überzeugung, dass man den Saum des Christusgewandes berührt hat und somit die Dinge geistig betrachtet, so wie sie wirklich sind, das ist ein ziemlich üppiger Segen.
Little: Und die Schüler werden all ihre Inspiration, dieses Verständnis von Gott und das Verständnis von dem, was Jesus für uns getan hat, in ihre Arbeit einfließen lassen, was auch immer ihre Arbeit sein mag. Ob sie nun Praktiker der Christlichen Wissenschaft, Präsident/in einer Firma oder Hausmann/frau werden – es wird ein Unterschied sein, wie sie jeden Tag meistern.
 
    
