Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Gefühle als Herausforderung

Aus der Dezember 2011-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Gefühle sind vielschichtige Phänomene mit unterschiedlichsten Funktionen, sagen Psychologen. Tatsächlich sind Gefühle mit unserem Denken und Handeln eng verknüpft, beeinflussen uns, stellen uns Aufgaben. Bestimmte Erfahrungen mit Gefühlen bewegten mich auch dazu, über gängige psychologische Erklärungen hinauszuschauen und in das Thema metaphysisch einzutauchen.

Mein erstes Augenmerk galt dem höchsten biblischen Gebot, Gott „mit ganzem Herzen, ganzer und aller Kraft" zu lieben (5. Mose 6). Liebe, die den Menschen auf allen Ebenen vollkommen beansprucht, ist ohne die Beteiligung von Gefühlen undenkbar. Gefühle spielen also eine gewichtige Rolle in unserer Beziehung zu Gott. Maßgeblich sind dabei sicher nicht rührselige Sentimentalitäten, sondern Empfindungen, die zum Guten führen, mit dem Göttlichen inniger verbinden, die Göttlichen Gegenwart spürbar machen.

Wie zahlreiche Berichte in der Bibel aufzeigen, kann man Gefühle wir Tröstung und Freude auf göttliches Wirken zurückführen. Göttliche Aktivität ist immer harmonisch. Entsprechend die Gefühle, die den Menschen ergreifen, wenn er sich im Bewusstsein mit seiner geistigen Quelle verbindet. Dann sind diese Empfindungen Auswirkung von geistiger Wahrnehmung und haben die Kraft der absoluten göttlichen Liebe. Innere Ruhe, Geborgenheit und Sicherheit breiten sich aus. Solche Gefühle bekunden die Gemeinschaft mit dem universalen Lebensprinzip, sind Manifestation göttlicher Zuneigung und bestätigen rationale Einsichten.

In Jesu Aufforderung „Lasst euer Licht leuchten" (Matthäus 5) findet sich auch ein Zusammenhang zu unseren Gefühlen. Je mehr wir mit den harmonischen, geistigen Empfindungen eins werden, umso mehr stellen wir uns als Person zurück und lassen uns von göttlicher Liebe „durchwirken". Wir erwidern die empfangene Liebe unweigerlich, indem wir sie ausstrahlen, reflektieren wie das Licht und bedingungslos („umsonst") weitergeben.

Wenn wohltuende, geistige Gefühle die Anbindung an die Quelle allen Seins bekunden, kann das andererseits für ungute, unangenehme Gefühle nicht gelten, da sie unharmonisch sind. Aus ihrem Auftreten lässt sich schließen, dass etwas im Widerspruch zum göttlichen Wirken steht, sich ein Zustand zeigt, durch den sich nicht göttliche Liebe und Wahrheit ausdrückt. Durch solche Gefühle sind wir geradezu aufgerufen, uns auf gute, höhere Denkangebote auszurichten, um uns mit der geistigen Ebene wieder in Einklang zu bringen. Göttliche Weisheit ist immer gegenwärtig und tut sich in jeder Situation kund. Daher die Herausforderung hier: Hinhören oder „Ge-HORCHEN" auf geistige, konstruktive Impulse. Wie erlösend diese Bereitschaft zur Öffnung „nach oben" sein kann, wenn man „nach unten" gezogen wird, belegen nicht nur biblische Erzählungen!

Aus diesen Überlegungen heraus empfiehlt es sich, bestimmte Gefühle – ebenso wie Gedanken, die ich hege – nicht einfach hinzunehmen, sondern achtsam deren Ursprung zu prüfen: Sind sie geistiger Natur oder nicht? Verbindet mich dieses Gefühl tiefer mit Liebe? Führt es mich zu einer höheren Einsicht oder worauf macht es mich aufmerksam? Welche Gedanken helfen mir, aus der Situation herauszutreten? Achtsamkeit ist auch deshalb wichtig, weil nicht alle angenehmen Gefühle geistig und tatsächlich erhebend sind, selbst wenn es momentan so scheint. Plakatives Beispiel: Der Alkoholiker hat „gute" Gefühle, wenn er trinkt.

Eigene Erfahrungen haben mich belehrt, dass es hilfreich ist, sich nicht automatisch mit Gefühlen zu identifizieren – wie man das gemeinhin leicht tut. Halte ich einen gewissen Abstand zu Empfindungen und Gedanken, fungiere ich eher als Betrachter, kann besser unterscheiden und bösartigen Beeinflussungen von Anfang an leichter einen Riegel vorschieben. Die Erkenntnis, die mir dabei hilft, wachsam zu sein: Ich selbst interpretiere meine Gedanken und Gefühle und kann jederzeit die Richtung prüfen, die sie mir vorgeben. Manche gedankliche und gefühlte Impulse zielen darauf hin, mich davon abzuhalten, notwendige Berichtigungen bzw. eine Anpassung meines Denkens an göttlich-geistige Tatsachen vorzunehmen. Ich kann die „Not" aber „wenden", indem ich das beunruhigte Denken in eine geistigere Richtung lenke, mich für höhere Eingebungen öffne, mich auf Gott und Seine Sichtweise der Liebe konzentriere.

Hinter dem Ansturm auf mein Denken und Fühlen steht ein Versuch, mich in Begrenzungen festzuhalten und zu begraben, mich zu etwas hinzuziehen, was mir nicht gut tut. Er suggeriert Gefahr, das Getrenntsein von Gott. Alle diese unpersönlichen, oft sogar aggressiven Einflüsse (religiöse Menschen würden sie wohl „Versuchungen" nennen) geben vor, dass etwas neben dem gütigen Prinzip allen Seins eigenständig Macht ausüben und die göttliche All-Harmonie stören könnte — etwa durch Krankheit oder Missklang in meinen Beziehungen. Ich unterbinde dies, wenn ich mich nicht darauf einlasse, also den unharmonischen, irreleitenden Regungen nicht folge, sondern entgegensteuere.

Es ist für mein eigenes Wohl bedeutend, dass ich „meine Pflicht als Türhüter erfülle, und ungesunde Gedanken und Befürchtungen [unangenehme Gefühle!] ausschließe", wie es Mary Baker Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift" (S. 392) so treffend nahelegt. Ich brauche mich nicht einschüchtern lassen, sondern habe göttliche Befugnis, Destruktivität das Existenzrecht abzusprechen, da allmächtige, absolute Liebe — Gott — nicht ihr Ursprung sein kann. Wenn ich beharrlich auf geistige, harmonische Gegentatsachen bestehe („mit ganzem Herzen, ganzer Seele und aller Kraft", in bewusster Verbindung zur göttlichen Quelle), werden Fehler zerstört, die der geistigen Wahrheit niemals standhalten können!

Dazu ist es mitunter unerlässlich, gewohnte, als bewährt empfundene Ansichten und Denkschablonen aufzugeben, in denen ich mich bisher sicher gefühlt habe, weil sie mir vertraut sind — die aber trügen und Auslöser von Schwierigkeiten sind. Erkennbar ist das insbesondere daran, dass bestimmte Problem in ähnlicher Weise immer wieder auftreten.

Durch göttliche Gnade hat der Mensch die Fähigkeit, schädliche Signale in Form von Gedanken und Gefühlen zu entlarven — und Herr über sie zu sein. In geistiger Vertiefung oder Gebet kann ich mich darin üben, die ewigen, harmonischen Tatsachen — den göttlichen, Liebevollen Plan — besser zu verstehen und zu bejahen. Anleitung dazu gibt die Heilige Schrift. Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift hilft dabei, deren wesentliche — nämlich geistige Bedeutung – zu ergründen. Mich auf ewiggültige, geistige Wirklichkeiten zu beziehen befähigt mich, die göttlich gegebene Vollmacht auszuüben und mich über Disharmonien jeder Art zu erheben, indem ich eben einen Richtungswechsel im Denken vornehme. Dadurch beruhigen sich aufgewühlte Gefühle und ein Wandel in Bewusstsein und Erfahrung kann sich vollziehen.

Am Beginn steht die Entscheidung, mich innig und beharrlich dem allem zu Grunde liegenden geistigen Gesetz zuzuwenden, dessen allmächtiges Prinzip Liebe ist. Liebe führt zur Wahrheit, die von allen Übeln befreit. Aus ihr strömen nur wohltuende Impulse des Friedens, sodass ich beglückt und zufrieden fühlen kann:

Fürwahr, meine Seele ist still und ruhig geworden wie ein kleines Kind bei seiner Mutter; wie ein kleines Kind, so ist meine Seele in mir. (Psalm 131)

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Dezember 2011

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.