Als Kind habe ich gern ein dänisches Weihnachtslied gesungen, dessen deutscher Text ungefähr so lauten würde: „Jetzt kommt Weihnachten, und Weihnachten dauert bis Ostern ...“ Heutzutage müsste man wohl hinzufügen, dass Weihnachten kurz nach Ostern beginnt, denn oft schon liegen bereits im September die ersten Weihnachtsartikel im Supermarkt im Regal. Drei Monate lang eine künstliche Weihnachtsatmosphäre zu schaffen ist sicher nicht einfach. Das würde aber auch erklären, warum viele Menschen Weihnachten eher als lästige Pflicht empfinden denn als erfreuliches Ereignis. Wo ist diese alte Weihnachtsstimmung geblieben voll aufregender Erwartungsfreude, selbst gemachter Geschenke, fröhlicher Lieder und wundervoller Geschichten zum Vorlesen bei Kerzenschein?
Die Geburt Jesu hat ein neues Verständnis der Liebe Gottes zur Menschheit gebracht. Jesus hat uns gezeigt, dass wir die geliebten Kinder Gottes sind.
Haben wir womöglich vergessen, was Weihnachten eigentlich bedeutet?
Weihnachten erinnert an das freudigste Ereignis, das vor über 2000 Jahren stattgefunden hat. Freudig, weil die Geburt Jesu ein neues Verständnis der Liebe Gottes zur Menschheit gebracht hat. Jesus hat uns gezeigt, dass wir die geliebten Kinder Gottes sind. Die Bibel bestätigt das so: „Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater gegeben, dass wir Gottes Kinder heißen sollen!“ (1. Johannes 3:1) Zu Weihnachten sollten wir deshalb auch unsere Liebe zu all den Lieben um uns herum zeigen. Natürlich sollte dieser Ausdruck unserer Liebe nicht auf die Weihnachtszeit beschränkt sein. Außerdem sollte es nicht eine Art der Liebe sein, für die man zurückgeliebt werden möchte. Noch sollte sie einer rein menschlichen Auffassung unseres Nächsten entspringen. Diese Varianten der Liebe machen die Welt nicht besser. Die Liebe, an die ich denke, ist Gottes Liebe zu uns, eine reine und unendliche Liebe, die uns glücklich macht und mit Frieden erfüllt und uns dazu anregt, auch anderen Gutes zu tun.
Mary Baker Eddy, die das göttliche Gesetz hinter Jesu Heilungen entdeckt hat, schrieb in dem kurzen Artikel Was Weihnachten für mich bedeutet: „Der materielle Sinn begeht Weihnachten im Gedenken an die Geburt eines menschlichen, materiellen, sterblichen Kindleins — eines Kindleins, das in einer Krippe inmitten der Schafe und Rinder eines jüdischen Dorfes geboren wurde.
Dieser schlichte Ursprung des Jesuskindes ist weit entfernt von meinem Begriff von dem ewigen Christus, Wahrheit, der niemals geboren ist und niemals stirbt. Ich begehe Weihnachten mit meiner Seele, meinem geistigen Sinn, und so feiere ich den Eintritt des Christus in das menschliche Verständnis, des vom Geist, von Gott ausgehenden und nicht von einem Weibe empfangenen Christus — als die Geburt der Wahrheit, das Aufdämmern der göttlichen Liebe, die über das Dunkel der Materie und des Bösen mit der Herrlichkeit des unendlichen Seins hereinbricht.“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 262)
Als Teenager habe ich einmal erlebt, was Weihnachten wirklich bedeuten kann. In dem Jahr war Heiligabend an einem Mittwoch. Alle Kirchen der Christlichen Wissenschaft halten jeden Mittwoch eine Zeugnisversammlung ab. Also beschlossen mein Vater und ich, diesen freudigen Gottesdienst, bei dem die Leute von ihren Heilungen berichten, zu besuchen. Als wir wieder nach Hause kamen, hatte unsere Mutter gerade die Gans fertig gebraten und bat mich, das Bratenfett aus der Pfanne in einen Topf zu gießen. Aber statt in den Topf goss ich das kochend heiße Fett über mich. Meine Mutter war sehr erschrocken und versuchte mir zu helfen. Aber dieser Vorfall beeindruckte mich erstaunlicherweise überhaupt nicht. Mein Denken war noch so erfüllt mit den Ideen aus dieser wundervollen Zeugnisversammlung und von den Zeugnissen, die so klar die Macht Gottes bezeugten, jede Situation heilen zu können, dass ich weder Furcht noch Schmerzen empfand. Mein Vater begann sofort zu beten und wies den Gedanken zurück, dass Unfälle stattfinden können, wo wir uns doch in der immer-gegenwärtigen Fürsorge Gottes befinden. Ich ging dann in mein Zimmer und zog mir frische Sachen an und da war nicht die leiseste Spur einer Verbrennung zu sehen. Wir feierten den herrlichsten Weihnachtsabend, den man sich denken kann, denn wir fühlten, dass wir den immer-gegenwärtigen heilenden Geist des Christus erlebt hatten.
Da Gottes Liebe nicht an eine bestimmte Zeit im Jahr gebunden ist, können wir erwarten, dieser Liebe und Freude das ganze Jahr zu folgen und sie zu erleben.
Ein dänisches Weihnachtslied von B. S. Ingemann sagt: „Die Freude ist heute der Erde Gast.“ Öffnen wir unser Herz der göttlichen Liebe, die Dankbarkeit und Harmonie in unsere Familien bringt. Vergessen wir Lärm, Egoismus und die Hektik des Lebens und erinnern uns daran, dass die Geburt Jesu der ganzen Menschheit den Weg „mit der Friedenstaube zum Weihnachtsfest“ erhellt hat. Und da Gottes Liebe nicht an eine bestimmte Zeit im Jahr gebunden ist, können wir erwarten, dieser Liebe und Freude das ganze Jahr zu folgen und sie zu erleben. Da es unserer geistigen Natur entspricht, ist es natürlich, diese Liebe auch immer zu leben.
Ursprünglich im dänischen Online-Herold im Dezember 2011 erschienen
