Das hat Jesus einst zu einem seiner Jünger gesagt. (Matthäus 8)
Ist diese Aufforderung heute noch relevant? Ich meine: Ja.
Jesus kann zwar als Person nicht mehr zu uns sprechen. Aber er hat in Bezug auf sich selbst immer auf den Christus hingewiesen und ihn als sein wahres Sein kundgetan, der ohne Anfang oder Ende der Tage, also ewig ist. Von dem sagte er, dass er bei uns ist bis an der Welt Ende, also bis ans Ende aller materiellen Vorstellungen. Und deshalb kann man sicher davon ausgehen, dass der Christus auch heute zum menschlichen Bewusstsein spricht und es auffordert und befähigt, der Wahrheit zu folgen.
Sogar der Statthalter Pilatus, dem Jesus vor seiner Verurteilung überantwortet worden war und demgegenüber er über die Wahrheit gesprochen hat, stellte sich die Frage: „Was ist Wahrheit?“ (Johannes 18) Seinem verwirrten, ungefestigten Denken erschienen so viele Konzepte, Ratschläge, Prognosen, Vorstellungen, dass er wahrlich Mühe hatte durchzuschauen, was wahr ist.
Es ist sicher richtig, dass das menschliche Bewusstsein die Wahrheit nicht erkennen kann und eher hilflos oder sogar aufgebracht reagiert, wenn von einer absoluten, allgemeingültigen, herrschenden Wahrheit gesprochen wird. Um es einfach zu haben, leugnet das menschliche Denken oft die Möglichkeit des Vorhandenseins einer absoluten geistigen Wahrheit, einer echten Antwort auf alle Ungereimtheiten der materiellen Existenz. Es bleibt lieber in den engen Grenzen von Vermutung, Erziehung oder Routine. Oft erst von Leiden geplagt beginnt es, noch unwillig, nach etwas außerhalb seines vermeintlichen Selbst zu suchen und wird dann schließlich doch unter Selbstaufgabe offener, die immer-gegenwärtige Wahrheit zu erfassen.
Wahrheit ist untrennbar mit Liebe verbunden und ist so als immer-gegenwärtige Allmacht erfassbar, die immerdar in der universalen Sprache des Geistes gehört werden kann und die deutlich ruft: „... folge du mir ...!“ Muss der Mensch wirklich erst lange leiden, bevor er diesen Ruf des Christus erfassen und ihm folgen kann?
Ich finde es sehr interessant und richtig, die Christliche Wissenschaft als einen Interpreten zu beschreiben. Ein Interpret erklärt und verdeutlich etwas. Und genau das tut die Christliche Wissenschaft, sie macht die absolute Wahrheit, die Jesus gelebt und gelehrt hat, erfassbar, verständlich und nachvollziehbar. Jesus hat geheilt, Tote aufgeweckt, er ist auf dem Wasser gewandelt, hat eine Kreuzigung überwunden und ist schließlich aufgefahren und das alles geschah unter Zeugen.
Seine Werke waren jedoch keine Wunder, sondern Ausdruck seines Erkennens der Wahrheit. Er wusste, was wahr ist über die Schöpfung, über den Menschen und über Gott und er bewies dieses Wissen als absolute, gegenwärtige Wahrheit des Seins. Er lebte und folgte dem Christus, der lebendigen Wahrheit. Viele Jahre später erkannte Mary Baker Eddy, was Jesus wirklich kundgetan hatte, und konnte es nachvollziehen, indem sie der Wahrheit folgte und konsequenterweise „die Toten ihre Toten begraben ließ“. Sie verwarf die üblichen begrenzten Vorstellungen und Gedankenkonzepte als unwert weiter beachtet zu werden. Sie sah die Wahrheit; Gott als den einen Schöpfergeist und die geistige vollkommene Schöpfung als Sonne und Sonnenstrahl untrennbar eins und als Alles. Demzufolge wandte sie sich von allen anerzogenen, herkömmlichen Vorstellungen ab, wie dem Bild von einer materiellen, separat vom Schöpfer bestehenden Schöpfung, mit all seinen Begleiterscheinungen von Sünde, Krankheit und Tod. Das wiederum befähigte sie, deren Nichtsein in zahllosen Heilungen praktisch zu beweisen.
Entsprechend dem Einssein von Wahrheit und Liebe war sie von Liebe inspiriert, die Wahrheit, die sie erkannt hatte, aufzuschreiben. Dem haben wir es zu verdanken, dass es heute das Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift gibt, das die absolute Wahrheit ganz verständlich und in der Tat nachvollziehbar erklärt.
Wir sind dadurch heute in der Lage, den Ruf, der ganz individuell an jeden Einzelnen ergeht, zu erkennen: „Folge du mir“. Und auch wir können heute aufhören alten, überholten Theorien nachzugehen, die uns nur Untergang und Ende prophezeien wollen. Ja, lass die Toten ihre Toten begraben, bedeutet doch nach heutigem Verständnis: Erkenne, dass du frei sein kannst von materiellen Vorstellungen, von Krankheit, Sünde und Tod.
Klingt das zu herrlich? Nein, das ist praktisch erfahrbar.
Vor einiger Zeit sind mein Sohn und ich mit unserer Hündin Senta spazieren gegangen. Sie genoss es, ohne Leine laufen zu dürfen, und war immer sehr folgsam. Sie lief hinter uns die Dorfstraße entlang. Plötzlich hörten wir einen sehr lauten Knall. Ein Auto hatte Senta erfasst und sie lag leblos auf der Straße. Der Kopfbereich sah ganz verändert aus und die Fahrer des Wagens fragten sehr betroffen, ob es wohl überhaupt noch Sinn hätte, sie zum Tierarzt zu bringen.
In dem Moment erlebte ich in mir den Ruf: „Folge du mir und lass die Toten ihre Toten begraben.“ Ich war voller Überzeugung, dass wir keine medizinische Unterstützung für Senta brauchten, und spürte augenblicklich intensiv, dass Leben eine gegenwärtige, geistige Tatsache ist, die nichts mit Körperlichkeit zu tun hat. Ich erfuhr Leben als eine geistige Kraft. Aus dem erwähnten Buch wusste ich, dass ein Name für Gott Leben ist, das seiner göttlichen Natur nach unendlich und immer-gegenwärtig ist. Genau diese Gegenwart spürte ich und war sehr froh und dankbar. Mir war so klar, dass die ganze Schöpfung sicher ist in der Wahrheit, fest verankert durch geistige Gesetze und wohlgeborgen in der Liebe.
Ich antwortete den Fahrern auf ihre Frage, dass wir beten würden und nichts weiter brauchen.
Was ist Beten in solch einem Moment? Es ist ein Erkennen und Anerkennen der Wahrheit. Und diese Wahrheit macht frei. Kurz darauf meinten die Fahrer, sie würden einen wunderbaren Frieden erleben. Wenige Augenblicke später stand Senta von der Straße auf, ging zum Bürgersteig, legte sich noch mal hin. Zehn Minuten später sprang sie ins Auto, wir wurden nach Hause gebracht, wo sie die Treppe hinunterlief, um freudig ihr großes Herrchen zu begrüßen. Nach drei Tagen war keine Spur des Vorfalls mehr an ihr zu sehen.
Ja, dank Christian Science ist es möglich, die Wahrheit zu kennen, ihr zu folgen, alte Auffassungen loszulassen und frei zu sein — das Himmelreich, die vollkommene, geistige Harmonie auf Erden, in unserer Erfahrung zu erleben.