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Original im Internet

Pflicht im neuen Blickwinkel – erkennen, was Gott bereits vollbracht hat

Aus der Oktober 2018-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 6. August 2018 im Internet.


Ich wuchs in einer engagierten Familie Christlicher Wissenschaftler auf und war aufgeschlossen für die Aufforderung, Gott von ganzem Herzen zu lieben, treu gegenüber der Führerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, zu sein, die Mutterkirche und meine Zweigkirche Christi, Wissenschaftler, zu unterstützen und die heilende Praxis der Christlichen Wissenschaft anzunehmen.

Mrs. Eddy verwendet das Wort „Pflicht“ Dutzende Male in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift und ihren anderen Schriften, und so häufig im Handbuch der Mutterkirche, dass man sie als dessen Hauptthema betrachten könnte.

Und neben diesen direkten Bezugnahmen auf die Pflicht gibt es Aufrufe wie diesen: „Wollt ihr euch ganz und unwiderruflich dem großen Werk widmen, die Wahrheit, das Evangelium und die Wissenschaft aufzurichten, die für die Erlösung der Welt von Irrtum, Sünde, Krankheit und Tod nötig sind? Antwortet sofort und mit der Tat und antwortet recht!“ (Mary Baker Eddy, Vermischte Schriften 1883–1896, S. 177). Meine Liebe zur Christlichen Wissenschaft als der Wissenschaft des Seins, der absoluten Wahrheit vom Leben in und von Gott, hat mich für Aussagen wie diese begeistert, und die klare Antwort ist: Ja!

Und doch hat es Zeiten gegeben, wo ich glaubte, diesem Aufruf zur Pflicht nicht so recht nachzukommen, und ich hatte Schuldgefühle über diese unzureichende Verbindung zwischen meinem Wunsch und meiner Fähigkeit, alle Pflichten zu erfüllen.

Nach und nach habe ich diesen Kampf als Anzeichen für scholastische Theologie und nicht die wahre Praxis der Christlichen Wissenschaft erkannt. Die scholastische Theologie betrachtet Gottes Schöpfung – jeden von uns – als materiellen Sterblichen, der in Ungnade gefallen und unvollständig, begrenzt und endlich ist. Das Böse nimmt eine Rolle als eine Gott, dem Guten, entgegengesetzte Macht an, die uns ständig herausfordert. Diese Prämisse wird in 1. Mose 2 in der Geschichte von Adam und Eva sehr genau ausgeführt.

Aus dieser Sichtweise muss der in Ungnade gefallene sterbliche Mensch versuchen, seinen Weg zurück zum Himmelreich zu verdienen, wobei er das große Problem eines begrenzten Ausgangspunkts überwinden muss, um eins mit dem Unendlichen zu werden. Selbst wenn man meint, durch augenscheinlich unverdiente göttliche Gnade Erlösung zu erlangen, ist das menschliche Gemüt geneigt, ständig an die Kluft zwischen der Erlösung und dem Umstand zu denken, dass sie eigentlich unverdient ist. Und obendrein kann die Unfähigkeit, die Kluft zu überbrücken, ein Gefühl von Schuld und Selbstverdammung verursachen.

Immer wenn es mir über die Jahre gelang, diese weit verbreitete Ansicht zu durchschauen, fühlte ich mich durch etwas sehr Wertvolles zu der Erkenntnis geführt, wie ich meine Pflichten besser erfüllen kann.

Die großen Durchbrüche gingen mit einem geistigeren Verständnis davon einher, was Pflicht ist. Eine allgemeine Definition von Pflicht schließt die legale und moralische Verpflichtung mit ein, etwas zu bewerkstelligen, eine Verantwortung, etwas zu erledigen, das eine Mission erfüllt. Doch Wissenschaft und Gesundheit wirft neues Licht – ein göttlicheres Verständnis – auf Pflicht. Darin wird gewarnt, dass der eigenen Fähigkeit zu misstrauen zu Versagen führt, und erklärt: „Die Wissenschaft offenbart die Möglichkeit, alles Gute zu erreichen, und führt die Sterblichen dazu, das zu entdecken, was Gott bereits getan hat...“ (S. 260).

Welch eine Erleichterung ist das für das Sehnen, unsere Pflicht zu erfüllen, und das Gefühl, die Arbeit nicht vollbringen zu können! Das Gefühl persönlicher Pflicht wird zu der Aufgabe zu erkennen, dass Gott bereits auf ewig alles erledigt hat. Wir übernehmen Pflichten dann als eine stetige Verpflichtung, die Vollkommenheit und Vollständigkeit zu erkennen, die Gott, das göttliche Gemüt, sieht und in Seiner eigenen Schöpfung aufrechterhält.

Es kam mir vor, als würde ich gedrängt, etwas über rein menschliche Effizienz und Pflichterfüllung hinaus zu erkennen.

Als mein Mann und ich eines Samstagmorgens die Bibellektion im Vierteljahresheft der Christlichen Wissenschaft zusammen lasen, erwähnte er einen inspirierenden Gedanken über 1. Korinther 15:58, wo wir lesen: „Darum, meine geliebten Brüder, seid fest, unerschütterlich, und nehmt immer zu im Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn.“ Mein Mann sagte, ihm sei aufgefallen, dass unsere Unerschütterlichkeit in der Wahrnehmung dessen liegt, was Gott bereits getan hat – die Heilung ist immer da und das Himmelreich ist in Reichweite. Ich sagte ihm, wie sehr mir das gerade half, denn ich hatte intensiv gebetet, um meine Arbeit als Praktikerin der Christlichen Wissenschaft in neuem Licht zu sehen.

Seit mehr als dreißig Jahren stehe ich anderen in den meisten Wochen rund um die Uhr für Hilfe durch Gebet bereit. Ich liebe diese Arbeit und fühle mich ihr tief verbunden. Sie lässt mir trotz allem Zeit für die Familie und meine eigene geistige Erneuerung. Doch manchmal ertappe ich mich bei dem Gedanken: „Alle anderen gehen in Rente und genießen wohlverdiente Pausen vom Alltagstrott, doch wie ist es mit Praktikern und Lehrern der Christlichen Wissenschaft – wann dürfen die mal Pause machen?“

Mir ist klar, dass das eine alte und nicht gerade subtile Suggestion des sterblichen Gemüts ist, die Behauptung, dass jeder Mensch irgendwann mal müde wird und keinen Beitrag leisten will. Mir sind Mrs. Eddys Aussagen, dass göttliche Arbeit ruhevoll und nicht ermüdend ist, sehr gut bekannt, zum Beispiel diese aus Wissenschaft und Gesundheit: „Was auch immer deine Pflicht ist, kannst du tun, ohne dir zu schaden“ (S. 385). Doch es kam mir vor, als würde ich gedrängt, etwas über rein menschliche Effizienz und Pflichterfüllung hinaus zu erkennen.

Als mein Mann und ich an jenem Morgen die Lektion weiterlasen, kam mir eine wundervolle Eingebung. Ich konnte klar erkennen, wie Christus Jesus vom Standpunkt des „erledigt“ lehrte, lebte und heilte.

Wir kamen zu der Geschichte, als Lazarus von den Toten auferweckt wurde (siehe Johannes 11:1–44). Jesus eilte nicht los, als er hörte, dass Lazarus krank war. Im Gegenteil, er verzögerte seinen Aufbruch. Als er ankam, äußerte Lazarus’ Schwester Marta ihr Bedauern, dass Jesus nicht früher angekommen war, doch sie war trotzdem sicher, dass Jesus Lazarus zurückholen konnte, auch wenn der schon vier Tage lang tot gewesen war.

Plötzlich musste ich an die Geschichte von Maria und Marta denken, als Jesus sie zu Hause besucht hatte (siehe Lukas 10:38–42). Marta hatte sich beschwert, dass ihre Schwester dem Meister zu Füßen saß und zuhörte, statt ihr beim Servieren des Essens zu helfen. Obwohl Martas Gastfreundschaft gute Arbeit war, wies Jesus sie darauf hin, dass Maria die richtige Priorität gesetzt hatte.

Wir praktizieren die Erkenntnis der Vollständigkeit und des Erledigtseins der gesamten Schöpfung.

Wow, dachte ich, Jesus betrachtete seine Mission nicht einfach als „Bereitschaftsdienst“, als Erwiderung auf alle möglichen Aufgaben, die ihm von außen gestellt wurden. Er lebte in bewusster Gemeinschaft mit Gott, und seine Erkenntnis von Gottes Allheit vollbrachte die Heilung. Er nahm Gottes Botschaften beständig wahr, genau wie Maria, die die Christus-Botschaft erkannte, als sie Jesus zu Füßen saß. Jesu Arbeit befand sich gänzlich außerhalb jeden Gefühls von Erfolg und Misserfolg in einer sterblichen Geschichte. Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit: „Wahrheit, Leben und Liebe sind die einzigen rechtmäßigen und ewigen Forderungen an den Menschen und sie sind geistige Gesetzgeber, die durch göttliche Vorschriften Gehorsam erzwingen“ (S. 184).

Diese neue Erkenntnis nahm mir die Bürde von den Schultern. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie schwer mein Konzept von Pflicht auf mir lastete! Nun verstand ich, dass sich das ändern musste, und ich musste meine Pflichten ebenfalls als „erfüllt“ betrachten.

Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich für dieses bessere Konzept von Pflicht bin – ich wache morgens nicht mit einer Lawine aus Forderungen, Problemen und unerledigten Aufgaben auf, sondern mit einem erfrischten Verständnis davon, Jesus zu Füßen zu sitzen. Eine neue Definition der Praxis der Christlichen Wissenschaft und meiner Pflicht entsprang aus dem, was wir in Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes lesen: „So zu leben, dass das menschliche Bewusstsein ständig in Verbindung mit dem Göttlichen, dem Geistigen und dem Ewigen bleibt, heißt die unendliche Macht individuell zum Ausdruck bringen, und das ist Christliche Wissenschaft“ (S. 160).

Und am Ende des Kapitels „Die Wissenschaft des Seins“ in Wissenschaft und Gesundheit wird eine Bibelstelle auf eine Weise ausgelegt, die mich immer begeistert hatte, nun aber eine neue Bedeutung annahm: „Der folgende Text aus dem Prediger Salomo [hier nach der King-James-Bibel] vermittelt den christlich-wissenschaftlichen Gedanken, besonders, wenn man das Wort Pflicht auslässt, das nicht im Originaltext steht: ‚Lasst uns die Schlussfolgerung aus der ganzen Sache hören: Fürchte Gott und halte Seine Gebote: denn dies ist die ganze Pflicht des Menschen.‘ Mit anderen Worten: Lasst uns die Schlussfolgerung aus der ganzen Sache hören: Liebe Gott und halte Seine Gebote: denn das ist der ganze Mensch in Seinem Bild und Gleichnis“ (S. 340).

Jetzt fällt es mir leichter zu erkennen, dass es möglich und entscheidend ist, unsere Arbeit mit der Erkenntnis dessen anzugehen, was Gott bereits erledigt hat, egal ob wir Studenten an der Uni, Eltern mit Kindern, Geschäftsleute mit Kunden, Kirchenmitglieder mit vielen Ämtern oder Praktiker und Lehrer der Christlichen Wissenschaft mit Patienten und Schülern sind. Wir praktizieren die Erkenntnis der Vollständigkeit und des Erledigtseins der gesamten Schöpfung.

Da dies unsere freudige Aufgabe ist, muss sie machbar und erfüllbar sein. In gewisser Weise helfen wir anderen damit beständiger als je zuvor, denn wir sind weniger von der Last des menschlichen Einsatzes oder der Sorge abgelenkt, auch Zeit für uns einzuplanen. Wir sitzen Jesus ehrfürchtig zu Füßen, schenken dem Wort Gottes unsere ganze Aufmerksamkeit und folgen Seinem vorgezeigten Weg. Und wir sind reichhaltig gesegnet.

In einem Brief an einen Schüler, der in der öffentlichen Praxis der Christlichen Wissenschaft tätig war, erklärte Mrs. Eddy, wie er die Christliche Wissenschaft mit mehr Ruhe und Bestand praktizieren könne. Sie schrieb: „Das Heilen wird einfacher werden, und wird schneller erfolgen, wenn Sie sich vergegenwärtigen, dass Gott, das Gute, alles istund das Gute Liebe ist. Sie müssen Liebe gewinnen und die falsche Auffassung, die sich Liebe nennt, verlieren. Sie müssen die Liebe fühlen, die niemals aufhört – jene vollkommene göttliche Macht, durch die das Heilen keine Kraft mehr ist, sondern zur Gnade wird. Dann werden Sie die Liebe haben, die die Furcht austreibt, und wenn die Furcht vergangen ist, sind die Zweifel verschwunden und Ihre Arbeit ist getan. Warum? Weil sie nie ungetan war“ (Yvonne Caché von Fettweis und Robert Townsend Warneck, Mary Baker Eddy: Christliche Heilerin, Erweiterte Ausgabe, S. 168).

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