Gehst du manchmal zu Fuß zur Schule? Als ich im Kindergarten war, tat ich das jeden Tag. Sommer wie Winter lief ich die zehn Minuten bis zu dem alten roten Klinkerbau, in dem mein Kindergarten untergebracht war.
Wenn ich morgens losging, umarmte mich meine Mutter immer und flüsterte: „Gott hat dich lieb, Susie.“ Und dann blieb sie an der Tür, bis ich durch den Garten und die großen Stufen hoch zum Holztor gegangen war. Hinter dem Tor ging ich über die Straße und holte meine Freundin Molly ab, um mit ihr zusammen zum Kindergarten zu gehen. So fing der Tag immer sehr gut an. Mittags gingen wir dann denselben Weg nach Hause.
Einmal wartete eine große Überraschung auf uns, als Molly und ich im Kindergarten ankamen. Alle möglichen Leute feierten eine Party mit uns, und es gab Kuchen und Spiele und Lieder.
Als die Party vorbei war, standen alle auf, um zu gehen, und ich ging mit ihnen. Aber etwas stimmte nicht. Ich wusste nicht, dass die Kindergärtnerinnen allen gesagt hatten, sie sollen durch eine andere Tür als sonst gehen.
Als ich rauskam, erkannte ich die Umgebung nicht wieder. Es kam mir vor, als wären alle Bäume und Häuser an der falschen Stelle! Ich war auf einer Straße, die ich noch nie gesehen hatte. Molly war nirgendwo zu sehen, und ich konnte nicht wieder ins Gebäude zurück, weil es abgeschlossen war. Ich schaute nach rechts und links die Straße entlang, aber sie war menschenleer.
Ich stand still an der Ecke, denn ich wusste nicht, in welche Richtung ich gehen sollte. Dann fiel mir ein, dass meine Mutter mir gesagt hatte, ich könne nie allein sein, egal was passiert. Sie hatte gesagt, dass mein lieber Vater-Mutter-Gott immer bei mir ist, um mich zu beschützen und zu führen. Ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit überkam mich. Ich fühlte mich kein bisschen allein. Ich wusste, dass Gott bei mir war.
Kurz darauf sah ich, dass ein Auto langsam die Straße entlangfuhr. Es hielt direkt bei mir an der Ecke an. Als ich näher hinschaute, sah ich, dass meine Kindergärtnerin am Steuer saß. Ich war so froh, sie zu sehen! Als sie mich fragte, ob sie mich nach Hause bringen solle, sagte ich: „Ja, bitte!“
Die Kindergärtnerin ging bis zur Haustür mit. Als meine Mutter die Tür öffnete, sah sie sehr überrascht aus. Schließlich kam ich später nach Hause als sonst und wurde auch noch gebracht. Sie bedankte sich bei der Kindergärtnerin.
Als ich meine Mutter und die Kindergärtnerin ansah, merkte ich, wie froh und erleichtert sie waren, dass ich wieder zu Hause war. Ich war auch froh, aber ich hatte keine Angst gehabt. Ich war sicher gewesen, dass Gott mich auf Seinem Weg heimbringen würde. Und so war es auch!
Wenn ich heute an diese Heilung denke, dann fällt mir immer ein Vers aus einem Gedicht von Mary Baker Eddy ein, das meine Mutter so oft als Lied gesungen hat:
Kraft, Freude, Friede, holde Gegenwart,
die schützend birgt, was noch des Werdens harrt,
liebreich des Nestlings zagen Flug bewacht:
Dein Fittich trag empor mein Kind heut Nacht!
(Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 207)
Wir sind alle Gottes Kinder. Und unser Vater-Mutter-Gott beschützt uns und hält uns jede Minute an jedem Tag geborgen – egal wo wir sind.
