Nicht den geringsten Zweifel hegen. Keinen Funken Unsicherheit haben – das ist ein ziemlich hoher Standard. Immerhin verlangt selbst die Strafjustiz nur, dass Urteile „ohne begründeten Zweifel“ gefällt werden.
Vielleicht meinen wir, manche Dinge wirklich ohne jeden Zweifel zu wissen. Doch selbst der überzeugteste materielle Sinn kann sich irren. Denken Sie an Fälle, wo Menschen aufgrund von Zeugenaussagen verurteilt wurden, sich dann aber herausstellte, dass das ein Irrtum war.
Neulich sah ich zu, wie ein Flugzeug abhob. Als es weiter gen Horizont flog, wurde es immer kleiner. Doch sah ich wirklich – ohne Zweifel –, dass es kleiner wurde? Wieso fürchtete ich nicht, dass die Leute in dem schrumpfenden Flugzeug zu Schaden kamen? Natürlich half mir mein menschliches Wissen zu „erkennen“, was wirklich vor sich ging.
Mein Punkt ist, dass das, was wir mit den materiellen Sinnen wahrnehmen, oft illusorisch und ungewiss ist. Doch Mary Baker Eddy hat der Welt eine ganz neue Sichtweise gegeben, die der Unsicherheit der materiellen Sinne überlegen ist, indem man ein Verständnis von Gott, Wahrheit, erlangt, auf das man sein Leben gründen kann. Sie hat in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift die göttliche Wissenschaft beschrieben, die Gott ihr offenbart hat – die Wissenschaft, die der Tröster ist, von dem Christus Jesus verheißen hat, dass er uns alle Dinge lehren wird. Mrs. Eddy war eine inspirierte Pionierin, die Jesu Aufforderung folgte, die Werke zu tun, die er tat (siehe Johannes 14:12), und bewies, dass es möglich ist, nicht nur ohne den geringsten Zweifel zu wissen, was ewiglich wahr und unveränderlich ist, sondern das auch durch Heilung zu demonstrieren.
Wenn wir in die Zeit der Bibel zurückreisen und die Freunde des Mannes mit der verdorrten Hand befragen könnten, bevor Jesus ihn geheilt hat (siehe Markus 3:1–5), dann würden sie vermutlich die Entstellung der Hand ohne jeden Zweifel beschwören – dass das die Realität war. Doch sicher können wir uns vorstellen, wie Jesus sagte: „Das bezweifele ich!“ – und dann diesem Zweifel entsprechend handelte. Er heilte den Mann und bewies, wie wertvoll es ist, den Irrtum anzuzweifeln und das Gute und Wahre anzunehmen.
Wir sind fähig, die Art geistiger Überzeugung zu erleben, die Jesus hatte.
Der Meister war ganz sicher nicht naiv, was menschliche Zustände anging, sondern sah über sie hinaus auf die gegenwärtige Vollkommenheit von Gott und Seiner Schöpfung. Die Sterblichen tendieren dazu, die für alle geltende Unsterblichkeit anzuzweifeln. Jesus hingegen zog verwundbare Sterblichkeit in Zweifel. Er praktizierte, was er lehrte: „Darum sollt ihr vollkommen sein, so wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ (Matthäus 5:48). Eine gesunde Hand kam seiner Vision des unsterblichen Seins näher als eine verdorrte.
Mrs. Eddy äußert sich in Wissenschaft und Gesundheit, dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, folgendermaßen zum Thema Zweifel: „Wenn das Denken durch den starken Anspruch der Wissenschaft auf die Oberhoheit Gottes oder der Wahrheit aufgeschreckt ist und die Oberhoheit des Guten anzweifelt, sollten wir dann nicht vielmehr über die heftigen Ansprüche des Bösen staunen und sie anzweifeln und nicht länger meinen, dass es natürlich sei, Sünde zu lieben, und unnatürlich, von ihr zu lassen – uns nicht länger einbilden, das Böse sei immer-gegenwärtig und das Gute abwesend?“ (S. 130).
Manche würden sagen, dass Zweifel gut sind. Einige Religionsführer haben diese Sichtweise sogar gefördert. Und in gewisser Weise stimmt es. Zweifel haben schon oft menschlichen Fortschritt vorangetrieben. Vielleicht hatten Karl Benz und Henry Ford Zweifel, was die Zukunft des Transports durch Pferdekraft anging. Jesus zweifelte eindeutig einige religiöse Lehren seiner Erziehung an.
Doch wie können wir erfolgreicher die Zweifel hegen, die nützlich sind, und jene zurückweisen, die einer Heilung im Weg stehen – wie Selbstzweifel oder die Furcht, dass wir nicht genug von Christus, Wahrheit, verstehen, um eine Sache zu heilen? Dazu müssen wir ergründen, ob wir vom Standpunkt des persönlichen oder des göttlichen Egos aus denken, der sterblichen Mentalität oder des göttlichen Gemüts.
Manchmal ist sich das menschliche Gemüt ganz sicher. Dann wieder hat es lauter Fragen. Doch wie sehr wir es auch versuchen, wir werden nie eine materielle Mentalität dazu bringen, glasklar zu denken. Selbst wenn wir meinen, uns völlig sicher zu sein, hat die Mentalität der Sterblichen zu viele Schatten, Zweifel und Unklarheiten, um sie wirklich alle hinter sich zu lassen.
Christus Jesus hat am besten gezeigt, wie man vom Standpunkt des göttlichen Egos aus sieht, denkt und fühlt. Als Gottes Sohn war er über jeden Zweifel hinaus mit der Oberhoheit von Gottes Güte vertraut. Sind wir fähig, die Art geistiger Überzeugung zu erleben, die Jesus hatte? Es gibt nur eine Möglichkeit: Wir müssen aufhören, an ein von Gott getrenntes Gemüt zu glauben, an die irrige Mentalität, die unproduktive Zweifel hegt. Paulus zeigt uns die göttliche Lösung, wenn er sagt: „Wir haben Christi Gemüt“ (1. Korinther 2:16, nach der King James Bibel). Dort gibt es keine Zweifel. Statt mit dem menschlichen Gemüt zu beginnen, sollten wir uns bewusst machen, dass wir keineswegs Sterbliche mit begrenzter Mentalität sind. Wir sind zum Ebenbild des einen göttlichen Gemüts erschaffen, des einen unbegrenzten Egos, Gottes. Und das Bewusstsein als Gottes Ebenbild ist ein Ausdruck von Geist, dem göttlichen Bewusstsein. Das ist das „Gemüt Christi“.
Dieses „Gemüt Christi“ ist ein wahrer Erleuchtungszustand. Christi Licht erhellt unser gesamtes Dasein. Je mehr dieses Licht unser Denken erfüllt, desto weniger können Schatten – Zweifel – entstehen. Das Christentum ruft seine Nachfolger auf, mehr und mehr von dieser christlichen, geistigen, lichterfüllten Mentalität zu leben.
Die Christliche Wissenschaft ist die Offenbarung, die Sie befähigt, Ihre originale und ewige geistige Gesinnung immer klarer wahrzunehmen. Auf diese Weise folgen Sie Jesu Beispiel, hinsichtlich des Richtigen und Wahren über jeden Zweifel erhaben zu sein. Sie werden mehr von dem finden, was Gott Ihnen gibt: Sicherheit, Bescheidenheit, Christlichkeit, Heilung. Gott verleiht Ihnen den vollen Ausdruck des göttlichen Egos – das Dasein frei von jedem Zweifel.
 
    
