Beim ersten Durchlesen des Lehrbuchs der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, wollte ich wissen, welche Ansprüche diese Wissenschaft des Christus an mich als ernsthafte Sucherin stellt. Noch ziemlich am Anfang stieß ich auf diesen Satz: „Als erste auf der Liste christlicher Pflichten lehrte [Jesus] seine Nachfolger die heilende Kraft der Wahrheit und Liebe“ (S. 31).
Ich stutzte und las den Satz noch einmal. Und ein drittes Mal. „Moment mal!“, sagte ich. Dass „er seine Nachfolger die heilende Kraft der Wahrheit und Liebe“ lehrte, klang nach Unterricht, nach dem Vermitteln von Fakten. Was hatte das mit Pflicht zu tun?
Seitdem denke ich über diese erste christliche Pflicht nach. Jetzt weiß ich, dass diese „Pflicht“ an Bedeutung und Umfang zunimmt, je mehr ich Gott verstehe und liebe.
Als Erstes betrachtete ich die drei Jahre, die Jesus mit seinen Jüngern verbrachte. Statt ihnen einfach von Gott und Seinem Wirken für den Menschen zu erzählen, erbrachte Jesus sorgfältige und beständige Beweise dafür, indem er Krankheit, Sünde und Tod heilte. Mit seiner Aufforderung im Hinterkopf: „Heilt die Kranken, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Dämonen aus“ (Matthäus 10:8), erlangte ich erste Erkenntnisse, worin diese „Pflicht“ – die Aufgabe des Jüngers – besteht. Bedeutet es nicht, wie Jesus die heilende Kraft der Wahrheit und Liebe zu demonstrieren?
„Die heilende Kraft der Wahrheit und Liebe“ sagte mir viel – ganz zuoberst, dass Gott immer der Heiler ist. In Jesaja lesen wir an drei Stellen, dass wir Seine Zeugen sind. Zum Beispiel: „Ich habe es verkündet und habe euch gerettet und habe es euch sagen lassen, und kein fremder Gott war unter euch. Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr; und ich bin Gott“ (43:12). (Siehe auch Jesaja 43:10 and 44:8.)
Wie oft hatte Gott den Kindern Israel Seine allmächtige, unaufhaltbare Liebe gezeigt, die sie beschützte und führte! Er hatte sie aus der ägyptischen Sklaverei befreit, das Rote Meer für sie geteilt, Manna in der Wüste bereitgestellt, sie auf ihrem Weg ins verheißene Land versorgt und mehr. Gott bewies Seine heilende Macht, als „kein fremder Gott“ unter ihnen war – als sie sich von ganzem Herzen an Ihn, das eine und einzige allmächtige Höchste Wesen, wandten, damit Er sie führte, beschützte und regierte.
Christi Jesu Heilungen demonstrierten denselben allmächtigen Gott, das Gute, und die Untrennbarkeit des Menschen von Ihm, und er versicherte seinen Jüngern, dass auch sie im Vollbesitz dieser gottgegebenen Autorität waren. Folgende Versicherung aus Wissenschaft und Gesundheit half mir, diese christliche Pflicht – die heilende Macht von Wahrheit und Liebe – besser zu verstehen: „Als er von der menschlichen Fähigkeit, göttliche Kraft widerzuspiegeln, sprach, sagte der höchste irdische Vertreter Gottes prophetisch zu seinen Jüngern, und dabei sprach er nicht nur für ihre Zeit, sondern für alle Zeiten: ‚Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue‘; und ‚die Zeichen aber‘ werden ‚denen folgen, die glauben‘“ (S. 52).
Im Laufe der Jahre habe ich fünf wichtige Punkte gelernt, mit denen ich diese Regel des Christus-Heilens erfüllen und auf ihre Verheißungen vertrauen kann: Zuschreibung, Bestätigung, Akzeptanz, Anerkennung, Bekräftigung.
Jetzt weiß ich, dass diese „Pflicht“ an Bedeutung und Umfang zunimmt, je mehr ich Gott verstehe und liebe.
Zuschreibung: Schreibe mit jedem Gedanken alle Macht Gott zu, der gänzlich rein und gut ist; Er hat alle Macht und stellt sie uns per Widerspiegelung bereit, wodurch die Koinzidenz des Menschlichen mit dem Göttlichen – Gottes Regierung in unserem Alltag – bewiesen wird.
Bestätigung: Bestätige mit jedem Gedanken (in jeder Situation und jedem Umstand) Seine Allgegenwart und Allmacht, die Autorität und Erhabenheit der göttlichen Wahrheit als das immer wirksame Gesetz – Gott, der die Menschheit umfängt.
Akzeptanz: Akzeptiere mit jedem Gedanken Gottes unveränderlichen Bericht über den vollkommenen Gott, Geist, und Seine geistige Schöpfung, was die materiellen Sinne uns auch immer melden.
Anerkennung: Erkenne mit jedem Gedanken Gottes immer-aktiven, allgegenwärtigen Christus, die Kommunikation der Wahrheit, an, der jeden Bedarfspunkt erkennt und jeden menschlichen Bedarf deckt.
Bekräftigung: Bekräftige mit jedem Gedanken die Vollkommenheit Gottes und Seines Ebenbilds, des Menschen, sowie die Unfehlbarkeit dieser Wahrheit, und lasse jeden Gedanken diese Tatsache mit Überzeugung vermitteln.
Mit „jedem Gedanken“ diese Regeln zu erfüllen ist nicht leicht, aber es ist so wichtig und auch machbar, wenn wir mit Gott anfangen, uns an Ihm ausrichten und an Seiner Seite bleiben. Dann stehen wir mit Ihm.
465 Seiten später in Wissenschaft und Gesundheit begegnete mir eine andere „erste Pflicht“: „Du wirst erkennen, dass es in der Christlichen Wissenschaft die erste Pflicht ist Gott zu gehorchen, nur ein Gemüt zu haben und den Nächsten zu lieben wie dich selbst“ (S. 496).
„Moment mal!“, sagte ich wieder. „Ist das eine andere erste Pflicht?“ Wie kann es zwei erste Pflichten geben? Gibt es neben Heilung noch etwas?“ Auch darüber habe ich viel nachgedacht und tue es weiterhin. Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass diese beiden „ersten Pflichten“ zwar einzeln formuliert, aber nicht voneinander getrennt werden können. Die eine kann ohne die andere nicht bestehen. Ich kann nicht Gott einerseits alle Macht zuordnen und das bestätigen, akzeptieren, anerkennen und bekräftigen, was wahr ist über Gott und den Menschen, und Ihm andererseits nicht als das einzige Gemüt gehorchen und meinen Nächsten lieben wie mich selbst. Ebenso wenig kann ich Gott gehorchen und bestrebt sein, das Gemüt Christi zu haben und meinen Nächsten wie mich selbst zu lieben, ohne zu heilen. Geist ist der Ursprung eines jeden Aspekts dieser beiden Pflichten, ihr Zustrom und sorgt für die entsprechende Zufriedenstellung.
Ein paar Tage, nachdem ich das erkannt hatte, wurde ich plötzlich sehr krank und konnte das Bett nicht verlassen. Dann rief eine Nachbarin an. Sie weinte, denn ihr war gesagt worden, dass ihre kleine Tochter (eine Freundin und Klassenkameradin meiner Tochter) einen extrem niedrigen Intelligenzquotienten hätte und nie akademisch erfolgreich sein würde. Ohne auch nur einen Sekundenbruchteil des Zweifels oder rein menschlichen Mitgefühls füllte sich mein Herz mit der absoluten Überzeugung von der gottgegebenen, unveräußerlichen Intelligenz des Mädchens – ich war mir vollständig sicher.
Nachdem ich aufgelegt hatte, verstand ich, dass ich mir nicht der Intelligenz der Tochter sicher und meiner eigenen Gesundheit unsicher sein konnte. Das Gemüt Christi zu haben bedeutet, meine Nachbarin und mich selbst als Gottes geliebte Kinder zu sehen, gänzlich wertvoll und vollkommen. Das war mir in dem Moment absolut klar, und ich stand völlig gesund auf. Ich habe diese Wahrheit nie vergessen. Ein Jahr später sind wir weit weggezogen, ich hörte aber, dass dieser Intelligenztest in Schulen eingestellt wurde. Die Tochter meiner Nachbarin war versetzt worden und schrieb gute Zensuren, sodass diese Einschätzung aus ihrer Akte entfernt wurde.
Das Christentum, das Jesus lehrte, bringt Pflichten mit sich. Aber jede einzelne ist erfüllbar, wenn wir täglich mit jedem Gedanken bestrebt sind, Gott besser zu erkennen, Ihn mehr zu lieben und Ihm beständiger zu folgen. Und die Segnungen von diesen erfüllbaren Pflichten sind enorm!
