Vor etwa einem Jahr stieß ich hinsichtlich Politik auf eine erstaunliche Idee. Ich fand sie in einer Rede von Václav Havel, einem der Anführer der „Samtenen Revolution“, die der Tschechoslowakei in den 1990ern zur Unabhängigkeit von der Sowjetunion verhalf. Havel, dann Präsident des neu befreiten Landes, schlug vor, Politik zu einem Forum für die Praxis von Freundschaft zu machen.
Politik als Forum für Freundschaft? Geht das überhaupt?
Für mich gehen Freundschaft und Politik seit den 1970ern Hand in Hand. Ich habe seit meiner Schulzeit einen engen Freundeskreis mit Menschen unterschiedlicher Hautfarben und Kulturen, und eins unserer Lieblingsthemen in den Jahrzehnten seit dem Schulabschluss ist Politik. Wir kennen die jeweiligen Sichtweisen, ob es um die Rolle der Regierung, die Innenpolitik und den privaten Sektor usw. geht, und obwohl unsere Diskussionen gelegentlich hitzig und vehement sind, enthalten sie vielfach auch Humor. Doch letztendlich profitieren wir alle von der gemeinsam verbrachten Zeit, denn wir informieren einander und feilen an unseren Argumenten. Hin und wieder lassen wir uns auch von den Sichtweisen anderer überzeugen. Haben wir jemals zugelassen, dass unsere politischen Diskussionen unsere Freundschaft belastet haben? Keine Sekunde! Und warum nicht? Weil uns die Freundschaft wertvoller ist als unsere politischen Einstellungen.
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