Wir haben alle schon irgendwann Zeiten angegriffener Gesundheit, finanzieller Sorgen oder Störungen unserer Fähigkeit erlebt, normal zu denken und zu handeln. Will man mit Gebet auf diese Herausforderungen reagieren, wie es in der Christlichen Wissenschaft praktiziert wird, muss man als Erstes feststellen, was wirklich vor sich geht. Man beginnt mit dem Wissen, dass Gott der allgute Schöpfer des Menschen und des Universums ist und in Seiner gesamten Schöpfung Güte zum Ausdruck bringt. Damit haben wir einen klaren Standpunkt für unser Denken und Handeln: Gott ist, und es gibt nichts, was Gott unähnlich ist.
Die körperlichen Sinne stellen eine ganz andere Wirklichkeit über uns dar – eine angebliche Wirklichkeit voll Verletzung, Fehlern, Hass usw. –, also müssen wir uns entscheiden: Was akzeptieren wir als Tatsache?
Die Berichte der Sinne mit ihren vorgeblichen Begrenzungen und Unfähigkeiten zu akzeptieren, ist kontraproduktiv. Es ist angesichts dessen, was wir geistig über Gottes Elternschaft wissen, höchst wichtig, die Unwirklichkeit von allem zu verstehen, was die Sinne uns mitteilen. Außerdem darf man sich nicht auf eine Art „Tauziehen“ mit solchen Mitteilungen einlassen. Heilungen werden nicht dadurch vollbracht, dass man auf das schaut, was nicht wahr ist. Das hält uns davon ab, in dem zu verweilen, was wahr ist und heilt.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt in einem Buch mit dem Titel Grundzüge der Göttlichen Wissenschaft: „Gesundheit ist das Bewusstsein von der Unwirklichkeit des Schmerzes und der Krankheit oder vielmehr das absolute Bewusstsein von Harmonie und von nichts anderem“ (S. 11). Und sie gab folgenden Rat: „Denke nur auf der richtigen Seite; lass Dich nicht vom Unwirklichen in die Schlacht locken“ (Mary Baker Eddy: Christliche Heilerin, Erweiterte Ausgabe, S. 248).
Erfahrung mit christlichem Heilen zeigt, dass wir die materielle Darstellung ablehnen und die „richtige Seite“ bzw. geistige Wirklichkeit akzeptieren, wenn wir verstehen und darauf vertrauen, dass Gott gut ist und Seine Schöpfung regiert, und von diesem Standpunkt ausgehen. Dann wird unser Leben umgewandelt, und Heilung findet statt.
Einmal konnte sich mein Mann an einem öffentlichen Ort plötzlich nicht mehr bewegen. Wir baten eine Praktikerin der Christlichen Wissenschaft, für ihn zu beten, und brachten ihn nach Hause. Als ich mich wieder bei der Freundin meldete, die für meinen Mann betete, sagte ich ihr, dass er im Badezimmer auf dem Boden lag. Sie sagte schnell und energisch: „Sag ihm, er soll aufstehen!“, und das tat er.
Außer der Dankbarkeit für die Heilung ist mir hinsichtlich dieses Vorfalls die klare Anweisung, ihm zu sagen, er solle aufstehen, am besten in Erinnerung. Ich verstand, dass mein Mann aufgefordert wurde, sich auf das zu „stellen“, was er als wahr über sich und seine Beziehung zu Gott wusste. Er wusste, dass er eine geistige, von Gott festgelegte Identität hat, die in der Bibel so wiedergegeben wird: „Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn“ (1. Mose 1:27). Und die Bibel enthält folgende absolute Versicherung: „Ich bin der Herr, und sonst keiner mehr“ (Jesaja 45:5). Also sagte Gott meinem Mann in jenem Augenblick im Gegensatz dazu, was die Sinne behaupteten, dass Gott alles ist – und zwar immer. Das war, als hätte Gott zu meinem Mann gesagt: „Meine Liebe zu dir besteht, und sonst nichts. In Meiner Liebe bist du sicher.“ Die Praktikerin forderte meinen Mann auf, dieser Tatsache zuzustimmen und dann entsprechend zu handeln, und das tat er. Er stimmte zu, aufzustehen. Das war der Anfang seiner Heilung.
Es gibt aus Jesu Heilarbeit starke Hinweise darauf, dass es wichtig für die Geheilten war, entsprechend der Wahrheit zu handeln, die Gott über sie begründet hatte. Jesus erkannte Gott als unseren Vater an – einen liebevollen Vater. Seine Überzeugung dieser Tatsache befähigte andere, dies ebenso zu akzeptieren. Jesus empfahl seinen Zuhörerinnen und Zuhörern, die Wahrheit zu glauben, die er mitteilte, und auf sie zu vertrauen, doch er forderte diejenigen, die er heilte, auch vielfach auf, diese Zustimmung auf praktische Weise zu zeigen.
Das war bei der Heilung des Mannes in der Bibel der Fall, dessen Hand verdorrt war. Jesus sagte ihm, er solle seine Hand ausstrecken. Das tat er, und „seine Hand wurde geheilt“ (Markus 3:5). Zu einem anderen Zeitpunkt sagte er einem Gelähmten: „Ich sage dir, steh auf, nimm deine Matte und geh nach Hause!“ Und genau das geschah: „Sofort stand er auf, nahm seine Matte und ging hinaus vor allen“ (Markus 2:11, 12). Einmal sagte er zehn Aussätzigen: „Geht hin und zeigt euch den Priestern!“, und „indem sie hingingen, wurden sie rein“ (Lukas 17:14). Beachten Sie, dass die Aussätzigen ihm vertrauten und gehorchten, noch bevor sie geheilt waren.
Auch Mary Baker Eddy erklärt Heilerinnen und Heilern in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, wie wichtig es ist, geistigen Tatsachen zuzustimmen. Sie gibt diesen Rat: „Erhebe dich in der Stärke des Geistes, um allem zu widerstehen, was dem Guten unähnlich ist“ (S. 393). Und an anderer Stelle: „Statt dich blind und gelassen dem Anfangsstadium oder dem vorgeschrittenen Stadium der Krankheit zu unterwerfen, lehne dich dagegen auf“ (S. 391). Und wiederum: „Es erfordert Mut die Wahrheit auszusprechen; denn je stärker die Wahrheit ihre Stimme erhebt, umso lauter schreit der Irrtum, bis seine unartikulierten Laute für immer in der Vergessenheit verstummen“ (S. 97). Widerstand, Auflehnung, die Wahrheit aussprechen – dies sind Tätigkeiten, die das bekräftigen, was wahr ist, auch wenn die körperlichen Sinne uns etwas anderes sagen.
Heilendes Gebet beginnt immer mit Klarheit über Gottes Natur und das, was wir als das geliebte Kind unseres Vater-Mutter-Gottes sind. Eine weitere Forderung ist, wiederum diesen göttlichen Tatsachen zuzustimmen, indem wir auf unsere göttliche Natur vertrauen und auf der Grundlage unseres geistigen Ursprungs denken und handeln.
Wenn wir uns auf unsere Gebete „stellen“, tun wir das nicht aus menschlichem Willen, sondern um uns demütig Gott zu fügen. Eigenwille steht auf dem Standpunkt, dass wir die Zügel in der Hand haben – dass wir die Heilerin bzw. der Heiler sind und die richtigen Gedanken finden müssen, um die Heilung zu vollbringen (und daraus kann das Gefühl entstehen, wir müssten dies in aller Eile tun). Eine Aussage in Wissenschaft und Gesundheit sagt klar und deutlich, dass das menschliche Gemüt kein Heiler ist. Gott heilt durch den Christus: „Die Kranken werden ... niemals wirklich geheilt, außer durch die Mittel der göttlichen Macht. Nur das Wirken von Wahrheit, Leben und Liebe kann Harmonie verleihen“ (S. 169). Auf unseren Gebeten zu bestehen bedeutet nicht, zu warten und nichts zu tun. Es erfordert eine Antwort. Es erfordert Glauben, Vertrauen, Akzeptanz, Zustimmung und aktive Teilnahme. Das kann natürlich einschließen, dass wir in unserem geistigen Verständnis Gottes wachsen.
Zusammengefasst erfordert ein Bestehen auf unserer Heilung, dass wir:
Gott und Seine-Ihre Erhabenheit über alles und unsere Beziehung zu dieser göttlichen Liebe verstehen.
Auf diese geistigen Tatsachen vertrauen.
Auf der Grundlage dieser geistigen Tatsachen handeln.
Wenn wir das tun, können wir vielleicht zwei Schritte gehen, wenn wir nur einen für möglich gehalten haben. (Beispielsweise kann ich mich bewegen, indem ich weiß, dass Gott mein Leben ist und dass ich Gottes Widerspiegelung bin.) Vielleicht können wir etwas tun, um jemandem zu helfen, selbst wenn es den Anschein hat, dass wir die nötigen Fähigkeiten nicht besitzen. (Indem wir wissen, dass Gott reichhaltige Liebe ist und dass wir immer alles haben, was wir brauchen.) Vielleicht können wir jemanden, der abweisend zu uns ist, dennoch freundlich behandeln. (Indem wir wissen, dass Liebe in uns allen zum Ausdruck gebracht wird und dass wir nicht dazu verleitet werden können, an etwas anderes zu glauben.)
Wir lesen im Buch Nehemia: „Auf! Lobt den Herrn, euren Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (9:5). Wenn wir uns auf die von Gott erschaffene Wirklichkeit dessen stellen, was wir wirklich sind, hinterfragen wir den Bericht der Sinne mithilfe des vom Christus inspirierten Denkens und Handelns. Das bedeutet, Gott anzubeten und zu loben. Und das heilt.