Ich hätte mir den Gruselfilm nicht ausgesucht. Aber meine Freundinnen wollten ihn sehen, und wir übernachteten alle zusammen. Außerdem machte es Spaß, das Licht auszumachen und in unseren gemütlichen Schlafsäcken zu liegen – besonders als die Katze meiner Freundin in einem spannenden Augenblick durchs Zimmer rannte. Wir mussten alle laut darüber lachen, dass wir wegen der Katze zusammengezuckt waren!
Aber am nächsten Abend war ich wieder zu Hause in meinem Zimmer, und meine Freundinnen waren nicht dabei. Und als ich das Licht ausmachte und mich hinlegte, gingen mir die schaurigen Bilder des Films nicht aus dem Kopf. Ich wusste, dass es nicht echt gewesen war, hatte aber trotzdem Angst.
Meine Eltern waren im Zimmer nebenan, aber ich wollte nicht wie früher zu ihnen gehen. Ich wollte versuchen, das anzuwenden, was ich in meiner Sonntagsschulklasse der Christlichen Wissenschaft lernte, um die Angst, die diese Bilder auslösten, loszuwerden.
Ich lernte zum Beispiel, dass ich immer beten kann, wenn ich krank bin oder nicht weiterweiß. Ich lernte außerdem, dass es nicht nur eine Art zu beten gibt. Wir haben alle eine ganz eigene Beziehung zu Gott, so wie zu einer Freundin oder einem Freund, und ich konnte genauso mit Gott reden wie mit einer Freundin. Das war eine Art zu beten.
Also tat ich das. Ich benutzte ganz einfache Worte: „Gott, ich hab Angst.“ Dann lauschte ich. Ich lauschte nicht unbedingt auf eine Stimme, sondern einen guten Gedanken. Schon bald kam einer: „Gott ist Liebe, und das ist die Wirklichkeit.“
Ich hatte gelernt, dass das Wort wirklich „ewig“ bedeutet, etwas, das uns nie weggenommen wird. Ich argumentierte, dass die Erinnerung an gruselige Bilder im Film ebenso unwirklich war wie die Bilder selbst, und die Erinnerung konnte sich nicht festsetzen, denn sie kam ja nicht von Gott, der nur gut ist.
Dann fiel mir ein Experiment ein, das wir im Naturkundeunterricht gemacht hatten. Je mehr Murmeln mein Versuchspartner und ich in ein Wasserglas getan hatten, desto mehr Wasser war aus dem Glas verdrängt worden. Meine Gebete waren ganz ähnlich. Als ich mein Denken mit guten Gedanken der Wirklichkeit füllte, wurden die angsteinflößenden, unwirklichen Gedanken ganz einfach verdrängt.
An dem Abend achtete ich darauf, dass meine Gedanken mit dem erfüllt waren, was ich als wirklich über Gott, Liebe, und mich als Gottes Kind wusste, egal, wie viele Bilder sich mir aus dem Film aufdrängen wollten. Als ich das mehrere Abende lang tat, lösten sich diese schrecklichen Bilder ganz auf und ich hatte keine Angst mehr.
Ich mag Gruselfilme immer noch nicht so besonders. Aber ich war dankbar zu lernen, dass ich immer beten kann, wenn mir Gedanken Angst machen. Und ich habe entdeckt, dass ich vorm Schlafengehen auch gern zu Gott bete – als würde ich mit einem Freund reden –, sogar dann, wenn ich keine Angst habe.