Der biblische Brief an die Christen in Ephesus enthält folgende Stelle: „So sage ich nun und bezeuge in dem Herrn, dass ihr nicht mehr lebt, wie die andern Völker leben in der Nichtigkeit ihres Sinnes, deren Verstand verfinstert ist und die dem Leben Gottes entfremdet sind durch die Unwissenheit, die in ihnen ist, durch die Blindheit ihres Herzens“ (Epheser 4:17, 18). Der Verfasser verstand offenbar, wie schwierig es war, in einer Welt, die der radikalen Geistigkeit des neuen, aufstrebenden Glaubens – kurz darauf Christentum genannt – feindlich gegenüber eingestellt war, eine Kirche zu gründen.
Im selben Brief lesen wir die beachtliche Vision von Kirche in ihrer zeitlosen geistigen Reinheit. Dort geht es um „eine Gemeinde ..., die herrlich sei, die weder Flecken noch Runzel oder etwas dergleichen habe, ... heilig und untadelig ...“ (5:27).
Ist es vorstellbar, diese neue Idee von Kirche – ohne Flecken oder Runzel – heute zu sehen und zu erleben? Ja, wenn wir unseren gottgegebenen geistigen Sinn dazu einsetzen. Wie orten und nutzen wir diesen Sinn, mit dem wir die oben beschriebene Kirche sehen und erleben können? Paulus sagt, dass man dazu „in Christus“ sein muss: „Wenn jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, sieh, es ist alles neu geworden!“ (2. Korinther 5:17).
Ein Bibelkommentator schreibt zu diesem Vers: „Zwar ist dieses Neue wahre Individualität, doch Paulus sagt damit noch viel mehr aus. ... Es gibt einen neuen Bund, eine neue Perspektive, eine neue Körperschaft, eine neue Kirche“ (Life Application Study Bible, New Living Translation [Neues Leben. Studienbibel zur Anwendung im Leben]).
Jesus lebte diese Sichtweise nachvollziehbar und lud uns ein, dies ebenfalls zu tun. Wenn wir weltliche Neigungen und Voreingenommenheit demütig und dankbar ablegen und das Licht des Christus empfangen, wird unser Herz dazu erweckt, etwas von der Neuheit von Kirche unter Christi Herrschaft zu erleben – von Kirche, die ihren gottverliehenen Zweck lebt. Diese neue Kirche kann nicht durch Zahlen, Geld oder sonstige materielle Werte gemessen werden. Ihre Struktur und Essenz sind gottgeschaffene Wirklichkeit, die sich auf das göttliche Prinzip des Universums gründet.
Als ich vor ein paar Jahren sowohl Sonntagsschulvorsteher als auch Vorsitzender des metaphysischen Komitees meiner Zweigkirche Christi, Wissenschaftler, war, sah die Zukunft der Sonntagsschule traurig aus. Die Teilnehmerzahlen waren über etliche Jahre hinweg gesunken, und der letzte Schüler würde schon bald die Stadt verlassen, um zu studieren. Ich betete unter anderem folgendermaßen: Unsere Kirche mit ihrem Leseraum, ihrer Sonntagsschule und ihren Gottesdiensten zeigt der Umgebung die göttliche Liebe, „... die offene Quelle, die ruft: ‚Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser!‘“ (Mary Baker Eddy, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 13). Diese offene Quelle stillt die unsterblichen Wünsche, die wir alle haben – das natürliche Verlangen nach geistigem Frieden und Verständnis, durch die wir Heilung und Befreiung erleben. Da wir alle von Geburt an freie Kinder des Lichts sind, sehnen wir uns danach, unsere eigentliche, natürliche Einheit mit Liebe zu erleben. Und Christus führt das hungernde Herz, die unvoreingenommene Einstellung, zu dieser Quelle des Lebens und des uneingeschränkten Guten.
Ich als Sonntagsschulvorsteher, die Lehrerinnen und Lehrer sowie die Mitglieder des metaphysischen Komitees beteten über viele Monate hinweg getreu weiter. Während dieser Zeit sponserte unsere Zweigkirche einen öffentlichen Vortrag über die Christliche Wissenschaft, und das Vortragskomitee und die übrigen Mitglieder beteten intensiv, um diese heilende Veranstaltung zu unterstützen.
Am Tag des Vortrags begrüßte die Mitgliedschaft dankbar viele Menschen, die noch nie in unserer Kirche gewesen waren. Später schickte die Vortragende uns einige Kommentare von Neulingen, die sie teilweise mündlich und teilweise per E-Mail erhalten hatte, darunter folgende: „Mir hat gefallen, wie offen die Kirche war“; „Wie beeindruckend, dass eine Kirche auch heute noch die Art Heilungen erlebt und erwartet, wie Christus Jesus sie vollbracht hat“; „Ich möchte die Gottesdienste/den Leseraum besuchen, um mehr zu erfahren“; „Ich habe verstanden, was wahre Christliche Wissenschaft ist – nicht das, was man sich so erzählt –, und mir hat sehr gefallen, was wir dort gehört haben“; „Ich bin mit chronischer Depression aufgrund eines Trauerfalls gekommen und überglücklich gegangen.“
Am Sonntag nach dem Vortrag las ich bei meiner gebetvollen Vorbereitung als Sonntagsschulvorsteher folgende Stelle in Wissenschaft und Gesundheit und konnte wirklich die Wahrheit darin fühlen: „Es gibt nur eine wirkliche Anziehungskraft, die des Geistes. Die Ausrichtung der Nadel auf den Pol symbolisiert diese all-umfassende Macht oder die Anziehungskraft Gottes, des göttlichen Gemüts“ (S. 102). Ich erkannte, dass jeder Mensch eine natürliche und gottgegebene Empfänglichkeit für Gemüt, Gott, hat und dass Christus das hungernde Herz, das empfängliche Denken, zu der Quelle führt, aus der die stillende und heilende Wahrheit fließt.
Später an jenem Morgen stand ich allein in unserer Sonntagsschule und sang das erste Lied, das vom Gottesdienst im Obergeschoss zu uns übertragen wurde. Unser regelmäßiger Schüler war nicht da. Erst fühlte ich mich einsam in dem leeren Raum. Doch als ich den reichhaltigen Zweck und die Lebendigkeit bekräftigte, die in die Kirche und alle ihre Aktivitäten mit eingebaut sind, betrat ein Mann mit zwei kleinen Jungen unsere Sonntagsschule, gefolgt von einer Sonntagsschullehrerin und einem Ordner.
Der ältere der Brüder hatte viele Fragen, und wir verbrachten eine lebhafte Stunde geistiger Erziehung mit den beiden. In der darauffolgenden Woche hatten wir unseren regelmäßigen Schüler, die beiden jungen Besucher aus der Vorwoche sowie ein Geschwisterpaar, das zu einer weiteren uns neu besuchenden Familie gehörte.
Die Kinder der beiden neuen Familien, deren Eltern unseren Vortrag besucht hatten, kommen seitdem regelmäßig zur Sonntagsschule. In jüngerer Vergangenheit sind zwei weitere kleine Kinder regelmäßig im Unterricht, und die Mutter ist unlängst unserer Kirche beigetreten. Zusätzlich besucht der Enkel eines langjährigen Mitglieds gelegentlich unsere Sonntagsschule.
Ich kann kaum in Worte fassen, wie dankbar ich für dieses Wachstum in der Kirche bin. Wenn ich an meinem Pult stehe und all die Kinder und ihre Lehrerinnen und Lehrer singen sehe, hat meine Dankbarkeit nichts mit Zahlen zu tun, sondern ich bin dankbar für die Herzen, die von Christus, Wahrheit, geistig genährt, und die Familien, die bereichert werden.
Diese Kirchenaktivität ist so sehr von Verheißung erfüllt, wie frische grüne Blätter, die nach einem langen Winter die Bäume bedecken. Sie kommt nicht von der Welt, sondern von Geist, der Quelle der geistigen Erneuerung im Herzen des gesamten Seins.