Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer
Original im Internet

Mary Baker Eddy und die Kunst

Aus der April 2023-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 2. Januar 2023 im Internet.


Mary Baker Eddy schrieb im Vorwort zu Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, dem Buch, das die göttliche Wissenschaft des Gemüts-Heilens ausführt, die Jesus praktizierte: „Zukünftige Generationen müssen verkünden, was der Pionier vollbracht hat“ (S. vii). Diese unregelmäßig erscheinende Reihe beleuchtet, wie das Leben und die Ideen dieser außergewöhnlichen Frau den Weg aufgezeigt haben und weiterhin aufzeigen, um Christus durch unseren individuellen und kollektiven Fortschritt gen Geist zu folgen.


„Die Zeit für Denker ist gekommen.“ Das ist nicht unbedingt ein Satz, den man in einem über hundert Jahre alten religiösen Lehrbuch erwarten würde, von einer Frau zu einer Zeit verfasst, als Frauen sich nur selten an die Öffentlichkeit wenden konnten. Doch Mary Baker Eddy war nicht die konventionelle Person, der man sonst in der Geschichte des Christentums begegnet. Als ich ihr Hauptwerk, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift (in welchem obiger Satz auf Seite vii zu finden ist), gelesen hatte, wusste ich, dass ich ein anderer Mensch war.

Die Wirklichkeit, die ich mir geschaffen hatte, lag in Scherben; die erneuernden Winde Gottes bewirkten ein Umkehren in mir – vom Atheisten zum Christlichen Wissenschaftler. Nun glaubte ich an die Allheit Gottes als Gemüt, Geist, Wahrheit. Der Wandel war für meine Freunde und Angehörigen ein Schock; mich überraschte vor allem die Veränderung meiner ästhetischen Werte, die damit einherging. Ich hatte nicht erwartet, dass sich diese gemeinsam mit meinen moralischen und geistigen Werten auf so drastische Weise verändern würden.

Als Künstler, der im Stil des Realismus malt (der genauen Beobachtung und originalgetreuen, detaillierten Darstellung der Natur), ging es mir weniger um das objektive Wesen der Schönheit. Es war einfacher zu zeigen, „was schön ist“, einschließlich der nicht fassbaren Begleitthemen, indem ich mich der Perfektionierung der Technik widmete. Schönheit lag ganz in meiner Fähigkeit, die optische Illusion von Umfang und Tiefe zu schaffen und eine zweidimensionale Zeichnung dreidimensional erscheinen zu lassen.

Doch das änderte sich völlig, als ich diesen Satz von Mrs. Eddy las: „Das Rezept für Schönheit heißt, weniger Illusion und mehr Seele zu haben ...“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 247). Ich hatte mich ein paar Jahre auf eigene Faust mit Wissenschaft und Gesundheit und der Bibellektion aus dem Vierteljahresheft der Christlichen Wissenschaft befasst, wobei ich mich hauptsächlich auf meine Beziehung zu Gott gestützt und körperliche Heilungen erlebt hatte. Daher war ich sehr erstaunt, hier eine Lektion in Bezug auf Kunst zu finden

Ich wusste es damals noch nicht, doch ich hatte in Wissenschaft und Gesundheit nicht nur einen Partner für meine geistige Reise gefunden, sondern auch für meine künstlerische. Die Ideen halfen mir zu erkennen, dass Schönheit nichts mit Technik zu tun hatte, sondern mit dem bewussten Wissen, dass kreative Ideen Gott, dem göttlichen Gemüt, entstammen. Das Ergebnis war eine deutliche Abkehr von einer begrenzten, persönlichen Perspektive hin zu einer expansiven Sicht von Gott als der Quelle alles Guten und Schönen.

Mrs. Eddy war sicher nicht darauf bedacht gewesen, nachvollziehbaren Kunstunterricht zu geben, doch ihr unerschütterlicher Fokus auf die allgemeinere christliche Sichtweise – die Notwendigkeit, die Illusionen einer materiellen Welt hinter sich zu lassen, und das Verständnis unserer geistigen Harmonie mit Gott, Geist, Seele, zu erlangen – steht außer Frage.

Folgende Stelle spricht aus meiner Sicht vom Leben und Werdegang eines Künstlers: „Wenn auch unsere ersten Lektionen verändert, abgewandelt und erweitert werden, so wird doch ihr Grundgedanke ständig erneuert; ebenso wie das Gesetz der Töne unverändert bleibt, ob wir uns mit einer einfachen Fingerübung von Latour befassen oder mit der gewaltigen Wagnertrilogie“ (Mary Baker Eddy, Rückblick und Einblick, S. 81–82). Sie macht uns bewusst, dass wahrer Fortschritt in Kunst und Leben von einem Mittelpunkt und einer Grundlage ausgeht und letztendlich das Ergebnis geistiger Entdeckung und geistigen Wachstums ist.

Die Christliche Wissenschaft ist praktisches Christentum und nicht nur eine theoretische Religion. Daher führt das Gott-Prinzip, das den Worten „Das Rezept für Schönheit heißt, weniger Illusion und mehr Seele zu haben ...“ zugrunde liegt, immer zu fühlbaren, positiven Ergebnissen, und es war unwichtig, ob ich es auf den Unterricht in einer Grundschule, einem Gymnasium oder an der Uni anwandte.

Ein typisches Szenario beim Unterricht von Anfängerklassen (und manchmal auch Fortgeschrittenen) im Naturzeichnen ist, dass die Teilnehmenden sich in Einzelheiten und der Technik verlaufen und deren Kontext – die Bewegung, den Charakter und die Stimmung des Bildes – aus den Augen verlieren. Wenn das passiert, wird die Darstellung verzerrt; die Person wird frustriert, und ich reagiere dann normalerweise auf zweierlei Weise. Manchmal mache ich es der Person vor und sage: „Du brauchst weniger Illusion (Technik, Detail) und mehr Seele“ – wobei ich mit Seele Inspiration meine. Manchmal meine ich damit auch Seele, Gott, wenn es für die jeweilige Person angemessen ist.

Wenn ich darauf hinweise, findet bei der betreffenden Schülerin oder dem Schüler fast immer sofort ein Umdenken statt, und sie oder er kann besser erkennen, was nötig ist – nicht nur für die vorliegende Zeichnung, sondern auch für zukünftige Bilder. Wer Unterricht gibt, freut sich über solche mühelosen Augenblicke des Lernens und Entdeckens, und ich schreibe diese Augenblicke wahren Lernens immer meinem eigenen zunehmenden Verständnis von Gott zu – dem Wissen, dass es nur das eine Gemüt gibt –, der Quelle von dem, was meine Schülerinnen und Schüler und mich befähigt, das Schöne, Wahre und Gute zu erkennen.

Ein anderes Beispiel dafür, wie ich Stellen in Wissenschaft und Gesundheit dazu verwende, einen Grundsatz der Malerei zu vermitteln, ist, wenn ich erkläre, wie wichtig es ist zu wissen, was man mit dem Bild aussagen will, bevor man anfängt. Meine Erklärungen zeigten im Unterricht zunächst kaum Wirkung, weil die Teilnehmenden zu sehr darauf brannten, anzufangen. Dann fiel mir die Essenz dieser Aussage in der Bibellektion jener Woche ein: „Wenn wir unsere Schlussfolgerungen über den Menschen von der Unvollkommenheit anstatt von der Vollkommenheit ableiten, können wir ebenso wenig zur wahren Vorstellung oder zum wahren Verständnis vom Menschen gelangen und uns diesem nachbilden, wie der Bildhauer seine Umrisse nach einem unvollkommenen Modell vervollkommnen oder der Maler die Gestalt und das Gesicht Jesu malen kann, während er sich den Charakter des Judas vorstellt“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 259–260).

Ich zitierte den letzten Teil des Satzes im Unterricht: „Ihr könnt nicht die Gestalt und das Gesicht Jesu malen, während ihr euch den Charakter des Judas vorstellt.“ Das leuchtete allen ein. Es ging ein Raunen durch den Saal, als alle verstanden, was ich meinte. Seitdem verwende ich das in meinem Unterricht.

Natürlich fanden nicht alle meine künstlerisch-geistigen Lektionen im Klassenzimmer statt. Eine unvergessliche Lektion, die meinen Werdegang als Christlicher Wissenschaftler in die Wege leitete, begann, als ich als Student den Nachtzug von Paris nach Florenz nahm, um dort Unterricht zu nehmen. Ein halbes Jahr vorher hatte mir ein Arzt gesagt, dass ich etliche Allergien hatte (von denen sich mehrere auf die Materialien bezogen, die ich als Künstler verwendete) und erwägen sollte, meine Laufbahn als Künstler aufzugeben. Ansonsten müsse ich mich an unerträgliches Leiden gewöhnen. Ich beschloss, seinen Rat nicht anzunehmen, und fing an, Wissenschaft und Gesundheit zu lesen, von dem die Schwester meines besten Freundes gesagt hatte, dass es mich heilen würde. Ich respektierte ihre Ehrlichkeit und Freundlichkeit, also kaufte ich mir das Buch, um es im Zug zu lesen – mehr aus Neugier als in der Erwartung, geheilt zu werden.

Am Ende des ersten Kapitels, das die Überschrift „Gebet“ hat, las ich: „Werde dir einen einzigen Augenblick bewusst, dass Leben und Intelligenz rein geistig sind – weder in noch von der Materie –, und der Körper wird keine Beschwerden äußern. Wenn du an einem Glauben an Krankheit leidest, wirst du entdecken, dass du augenblicklich gesund bist. Leid wird in Freude verwandelt, wenn der Körper von geistigem Leben, von geistiger Wahrheit und Liebe beherrscht wird“ (ebd., S. 14). Von diesem Augenblick im Zug an litt ich nie wieder unter Allergien. Ich war frei – frei von Furcht vor der Krankheit und frei, einer langen und erfüllten Künstlerkarriere nachzugehen.

Mary Baker Eddy ist mir eine Mentorin als Christlicher Wissenschaftler und als Künstler. Obwohl sie selbst keine Malerin war, werden ihre Worte immer wundervolle Bilder von dem malen, was wahrhaft schön für mich ist.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / April 2023

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.