„Favour“, sagte meine Mutter, „bitte nimm den Topf mit kochendem Wasser vom Herd und bring ihn ins Esszimmer.“
Mit dem Topf in der Hand rief ich meiner Schwester zu, sie solle bitte die Tür aufmachen. Doch als sie nicht sofort kam, stellte ich den Topf vorsichtig auf den Boden und machte die Tür selbst auf. Dabei merkte ich nicht, wie nah der Topf an der Tür stand, und als sie gegen den Topf stieß, spritzte heißes Wasser auf mein Bein und meinen Knöchel. Der Schmerz war ein Schock, und zuerst konnte ich nichts anderes denken, als wie furchtbar mein Knöchel aussehen und wie lange es dauern würde, bis alles verheilt war. Außerdem war ich frustriert und wütend über meine Schwester.
Ein Blick auf den Knöchel ergab, dass die Haut nicht normal aussah, und sie fühlte sich auch nicht normal an. Ich erzählte meiner Mutter, was passiert war, und sie beruhigte mich und half mir, indem sie die Wunde verband. Wir dachten an all die Heilungen zurück, die unsere Familie erlebt hatte, und wussten, dass wir sofort beten konnten.
Meine Mutter erinnerte mich an folgende Bibelstelle: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leib und mit eurem Geist, die Gott gehören“ (1. Korinther 6:19, 20).
Diese Bibelstelle half mir, ruhig zu werden, denn sie sagte mir, dass ich niemals wirklich verletzt werden kann, da Gott mich gemacht hat. Ich verstand auch, dass ich aufhören konnte, meiner Schwester die Schuld zu geben, denn wenn ich mich Liebe, Gott, nahe fühlen wollte, dann musste ich Liebe ausdrücken und nicht Vorwürfe.
Ich fing an, mit der Idee zu beten, dass ich als Ausdruck Gottes, des Guten, gut sein muss – und meine Schwester ebenfalls. Ich war ihr sofort weniger böse. Der nächste Gedanke, der mir kam, half mir, die schmerzhafte Verbrühung anzugehen. Ich dachte: Ich bin zu Gottes Bild und Gleichnis erschaffen. Hat Gott sich schlimm verbrüht? Die Antwort war natürlich nein, denn Gott ist Geist und ausschließlich gut. Ich wusste, dass ich auch nicht verletzt sein konnte; ich bin geistig, und da meine Einheit mit Gott nicht beeinträchtigt werden kann, kann ich nicht leiden. Ich war so dankbar für dieses hilfreiche Gebet, das meine Gedanken auf Heilung richtete.
Doch ich wurde ungeduldig, als die Schmerzen nicht sofort verschwanden und ich beim Gehen humpeln musste. Es war schwer, an meiner ursprünglichen Inspiration festzuhalten, und dadurch wurde ich noch ungeduldiger. Trotzdem erwartete ich, geheilt zu werden, also beschloss ich, weiter zu beten.
Der nächste Durchbruch kam, als ich an einem Tag im Bett lag und mir einige Lieder aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft anhörte. Folgende Worte aus „‚Weide meine Schafe‘“ von Mary Baker Eddy sprachen mich besonders an: „Ich will lauschen Deinem Ruf, irr’ ich im Geheg“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 397–398). Die Erkenntnis, dass Gottes Gegenwart mich wirklich vollständig umgab, half mir, den Zweifeln über meine Fortschritte den Rücken zuzukehren und mich auf die Wahrheit, auf das, was Gott mir sagte, auszurichten. Auf Gott zu lauschen, änderte meine Sicht, dass die Heilung nicht sofort eintrat, wodurch ich so ungeduldig geworden war. Ich erkannte, dass Geduld nichts mit Warten zu tun hat, bis die Schmerzen vergingen, sondern dass es darum ging, Gottes Stimme zu hören und zu wissen, dass Heilung nicht dadurch eintritt, dass ich darauf dränge, sondern dass ich Gott verstehe.
Als ich mit diesen Ideen weiter betete, verschwanden die Schmerzen. Ich konnte ungehindert gehen und es tat nichts mehr weh. Ich wusste, dass weder der Verband noch die Zeit mich geheilt hatten; ich erlebte die Heilung, indem ich mein Denken auf Gott und Seine Güte ausgerichtet hielt. Heute geht es meinem Knöchel gut und man kann nicht sehen, dass jemals etwas vorgefallen ist.
Diese Erfahrung hat mich gelehrt, dass Empfänglichkeit und Geduld Heilung fördern. Und sie bewirkte ein größeres Gottvertrauen in mir und half mir zu verstehen, dass nichts mich und andere von Gottes Liebe trennen kann.
