Ich gehe jetzt wieder zur Kirche, nachdem ich mehrere Jahre lang nicht dort war. Das lag nicht daran, dass ich weit von einer Kirche entfernt wohnte; ich habe eine ganz in meiner Nähe. Doch sie hätte ebenso gut auf der anderen Seite der Welt sein können. Lassen Sie mich erzählen, wie ich den Weg zurück zu ihr gefunden habe.
Ich bin mit der Christlichen Wissenschaft aufgewachsen, ging aber irgendwann meine eigenen Wege. Doch als ich Mitte zwanzig war und meine Vorstellungen von meinem Leben nicht erfüllt wurden und dann noch einige beängstigende körperliche Probleme hinzukamen, brauchte ich die Gewissheit, dass es einen Gott gibt, der unendliche Liebe ist und alle unsere Gebrechen heilt (siehe Psalm 103:3, 4) – den Gott, von dem ich in der Sonntagsschule erfahren hatte. Deshalb beschäftigte ich mich wieder mit der Christlichen Wissenschaft, und sie wurde zügig zur wichtigsten Sache in meinem Leben, zu einem Leuchtfeuer, der „kostbaren Perle“.
Im Verlauf vieler Jahre verlor das Leuchtfeuer allerdings an Helligkeit. Inspiration stellte sich nicht mehr so schnell ein. Die Bibellektion der Christlichen Wissenschaft zu lesen wurde zu einer lästigen Pflicht. Wie sehr ich auch betete und studierte, es fühlte sich an, als machte ich keine Fortschritte, ja, als ginge ich in die falsche Richtung.
Damals erschien es mir wie eine natürliche Entwicklung meines Denkens, dass die Christliche Wissenschaft vielleicht einfach nichts für mich war. Rückblickend ist mir klar, dass ich nicht wachsam für das war, was Mary Baker Eddy als „aggressive mentale Suggestion“ bezeichnet (Handbuch der Mutterkirche, S. 42) – schlechte, gottlose Gedanken, die sich als unser eigenes Denken ausgeben. Und da ich mich nicht sofort dagegen wehrte, wurde alles nur schlimmer. Vor einigen Jahren verließ mich alles, was ich über die Christliche Wissenschaft wusste. Ich hörte auf, die Gottesdienste zu besuchen, weil nichts davon mehr Sinn für mich ergab. Und mit all dem verlor ich die Freude, die so charakteristisch für mein Leben gewesen war.
Das einzige Gebet, das ich in jener Zeit noch aufbringen konnte – sofern man es als Gebet bezeichnen kann –, war: „Ich muss den Weg zurück finden.“ Aber ich wusste nicht, wie oder ob es überhaupt möglich war. Ich wusste, dass ich mich nicht selbst retten konnte. Das hatte ich versucht, war aber kläglich gescheitert.
Und dann erreichte mich in einem Jahr ein paar Tage vor Thanksgiving eine unangenehme Nachricht, die mir das Gefühl gab, am absoluten Tiefpunkt angekommen zu sein. Doch direkt danach zeigte sich ein Licht in der Dunkelheit. Eine Botschaft von Gott trug mir auf, am Dankgottesdienst in der Kirche Christi, Wissenschaftler, in meiner Nähe teilzunehmen. Erst wollte ich nicht – ich war nicht bereit, die Demütigung auf mich zu nehmen, nach so vielen Jahren der Abwesenheit wieder durch diese Tür zu gehen. Doch ich musste an Naaman denken, einen Mann in der Bibel, der geheilt wurde, nachdem er einen einfachen, aber unwillkommenen Auftrag erfüllt hatte (siehe 2. Könige 5), und so ging ich zum Gottesdienst. Das mag nicht nach einer großen Sache klingen, aber sie hat den Weg für Demut geebnet und die Verwirrung vertrieben, in die ich verstrickt war.
Im Verlauf der darauffolgenden Tage änderte sich alles. Die Dunkelheit der vorangegangenen Jahre wurde vollständig vertrieben. An einem Tag lebte ich „in den Gräbern“, am nächsten Tag war ich „bekleidet und vernünftig“ (siehe Markus 5). Im Matthäusevangelium lesen wir, wie Jesus von zwei Personen spricht, die auf einem Feld sein werden. „Einer wird weggenommen, und der andere wird zurückgelassen werden“ (24:40). So fühlte es sich an: Als wäre eine Fälschung von mir aus meinem Bewusstsein entfernt worden und nur der „neue Mensch“ zurückgeblieben – der gänzlich geistige, von Gott erschaffene Mensch, von dem Paulus in Epheser 4:24 spricht.
Von dem Tag an war ich von lähmenden Kopfschmerzen befreit, die mich über 20 Jahre lang geplagt hatten. Ich hatte mehrmals versucht, eine hartnäckige Abhängigkeit von Koffein zu überwinden, doch jetzt war ich ohne mein Zutun frei davon. Chronische Rückenschmerzen waren geheilt. Ich wurde von Schüttelfrost geheilt, als ich einfach in der Bibel las. In der kurzen Zeit nach diesem Erwachen habe ich mehr über die Christliche Wissenschaft gelernt als in den 30 Jahren davor, und zwar:
Erstens, dass mentale Malpraxis, von der unsere Führerin Mrs. Eddy sagt, dass wir unsere Gedanken vor ihr beschützen müssen (siehe Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 130), kein harmloses Überbleibsel aus dem 19. Jahrhundert ist, als die Zeiten simpler waren. Der Glaube an das Böse ist letztendlich unwirklich, verfolgt aber das Ziel, uns zu verwirren und zu zermürben und unser Gottvertrauen zu entthronen. Er kann sehr subtil sein; das Unkraut (falsche Überzeugungen) kann aussehen wie Weizen (wahre Ideen von Gott; siehe Matthäus 13:24–30). Wir müssen wachsam sein.
Die andere Erkenntnis war, dass ich die Christliche Wissenschaft nicht wirklich verstanden hatte. Ich hatte am Elementarunterricht in der Christlichen Wissenschaft teilgenommen. Ich hatte die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mrs. Eddy mehrmals gelesen. Ich hatte regelmäßig die Bibellektion studiert. Ich wollte nichts lieber als Gott zu kennen. Aber ich bin nicht sicher, dass ich dieses Ziel jemals wirklich erreicht hatte. Paulus schrieb an die Epheser: „Denn aus Gnade seid ihr gerettet worden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Es ist Gottes Geschenk, nicht aus den Werken, damit sich niemand rühmen kann“ (2:8, 9).
Genau das hatte ich nie begriffen: dass Erlösung durch Gottes Gnade kommt. Jahrelang dachte ich, wenn ich nur mehr las oder intensiver studierte, würde ich den Weg in den Himmel erklimmen können. Und das hatte mir ehrlich gesagt die Kräfte geraubt. Diese Erfahrung zeigte mir, dass wir nur durch Gottes Gnade, Seine unendliche Liebe, erlöst sind, die Er uns frei zukommen lässt. Ich habe Gottes Gnade als Geschenk erhalten, denn so lange hatte ich gedacht, sie nicht zu verdienen.
Rückblickend kann ich erkennen, dass Gott mich nie aufgegeben hat. Weder Dornen noch Vögel konnten mir mein geistiges Erbe rauben – den guten Samen, den Gott durch Seine Gnade in uns aussät und der jederzeit bereit ist, aufzugehen und zu gedeihen.
David S. Hauck
