1993 litt ein Großteil des Mittleren Westens der USA an Überschwemmungen, und der Ort, in dem mein Mann und ich lebten, stand mehr und mehr unter Wasser, als der Fluss immer weiter über die Ufer trat. In vielen Häusern, auch unserem, blieb das Wasser einen Monat lang. Während der Überschwemmung und der anschließenden Renovierung sahen wir klare Beweise dafür, dass Gott, göttliche Liebe, immer gegenwärtig ist, um Seine Kinder zu versorgen und ihnen zu zeigen, dass das Gute nicht verlorengehen kann. (Ein vollständiger Bericht dieser Erfahrung ist im Zeugnis von Victoria M. Fredrickson mit dem Titel „Jesus told us, ‚In the world ye ...‘“ [Jesus sagte uns: ‚In der Welt habt ihr ...‘], The Christian Science Journal, September 1996, mit einem Beitrag von Craig R. Fredrickson enthalten.)
Zwei Jahre später kündigte sich eine weitere Überschwemmung an. Wir füllten Sandsäcke, um die Häuser in unserem Teil der Straße zu schützen. Die Ortsbehörde legte uns nahe, wieder alles aus unseren Häusern zu räumen. Ich war mit unseren beiden Hunden zu Hause und fühlte mich überwältigt, als ich zusah, wie das Wasser an einer Ecke in unseren Garten eindrang. Ich konnte nicht glauben, dass unser Haus, in das in seinem hundertfünfzigjährigen Bestehen nur einmal Wasser eingedrungen war, nun wieder überflutet werden sollte!
Inmitten meiner Tränen der Verzweiflung erhielt ich eine klare Anweisung von Gott, laut das zu bekräftigen, was ich über die Gegenwart und Macht der göttlichen Liebe als wahr wusste. Ich brachte unsere beiden Hunde ins Schlafzimmer und fing an, Lieder aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft zu singen. Ein Vers in einem Lied machte meinem Selbstmitleid ein Ende:
Wie ich fortan gehen muss,
wirst Du meine Schritte lenken;
wo sich früher fand Verdruss
Deinen klaren Frieden schenken,
und auf dem geraden Pfade
Mut und Kraft, Geduld und Gnade.
(Edith Gaddis Brewer, Nr. 85, Übers. © CSBD)
Ich dachte tief über die Verheißung nach, dass Gott mir dort, wo vorher Verdruss geherrscht hatte, Seinen klaren Frieden schenken würde. Mir wurde klar, dass ich glaubte, es herrschten zwei Mächte: eine gute und eine schlechte. Ich hatte die Situation so eingeschätzt, dass Gott gegen den steigenden Wasserstand ankämpfen musste, und hatte Gott verzweifelt angefleht, Er möge die Überschwemmung aufhalten. Doch die Botschaft in dem Lied zeigte mir, dass dort, wo die physischen Sinne „Verdruss“ vermeldeten, Gottes klarer Friede herrschte.
Ich verstand, dass Gott hier die einzige Macht und Gegenwart war. Die Flut stellte keine Macht oder Substanz als Opposition zu Gott dar, die Er aufhalten oder in den Griff bekommen musste. Alle Macht steht Gott zu, und Gott, Geist, ist die einzige Substanz. Unter Seiner harmonischen Herrschaft existiert keine schädliche Überschwemmung – nichts, das uns bedrohen, zerstörerisch wirken oder zerstört werden müsste. Die Furcht, die mein Denken überflutet hatte, verschwand. Ich fühlte vollständigen Frieden.
Von dem Moment an hörte ich auf zu prüfen, ob das Wasser nähergekommen war. Ich erkannte, dass meine einzige Aufgabe darin bestand, Gottes Allmacht, Allgegenwart und umfassende Tätigkeit zu bezeugen, also hielt ich meinen Fokus auf das gerichtet, was Gott ist und tut. Schon bald lief das Wasser ab, ohne in die Häuser unseres Ortes einzudringen.
Jesaja überbrachte uns in der Bibel Gottes Worte: „Ich bin der Herr, und sonst keiner mehr; außer mir gibt es keinen Gott. Ich habe dich gerüstet, als du mich noch nicht kanntest“ (45:5). Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, schrieb: „Von der Schöpfungsgeschichte bis zur Offenbarung gibt die Heilige Schrift den Grundakkord der Christlichen Wissenschaft an, und ihr durchgehender Ton ist: ‚Denn der Herr allein ist Gott und keiner mehr‘“ (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 366).
Wie können wir Gottes unendliche Natur und unversiegbare Liebe, Sein grenzenloses Gemüt und Sein immer gültiges Prinzip erkennen und besser verstehen? Wir müssen bereit sein, unsere Wahrnehmung von Gott zu erweitern und begrenzte und materielle Sichtweisen aufzugeben, die Gott herabmindern würden. Wenn wir Gott als unendlich verstehen – begreifen, dass Er allen Raum erfüllt und alle Macht besitzt –, dann erkennen wir, dass alles Gott Unähnliche weder Existenz, Macht, Gegenwart noch Handlungsmöglichkeit hat.
Es ist Gottes Wille, dass wir Ihn kennen. Die Bibel verheißt: „Die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden, und alles Lebendige miteinander wird es sehen“ (Jesaja 40:5). Gott offenbart Seiner Schöpfung ständig Seine Güte, sodass wir alle die Allmacht des Gemüts und die Allgegenwart der Liebe kennen.
Die Bibel ist voll von Beispielen davon, wie Christus, Wahrheit, die Augen Einzelner öffnet, damit sie klarere Sichtweisen von Gottes Allmacht und Allgegenwart erlangen. Als Hagar und ihr Sohn ohne Wasser in der Wüste waren, wurden ihr durch Gebet die Augen geöffnet, sodass sie einen Brunnen sah, ein Symbol für Gottes immer gegenwärtige, reichhaltige Fürsorge und Versorgung (siehe 1. Mose 21:14–20). Als Elisa von einer feindlichen Armee umzingelt war, betete er zu Gott, und die Augen seines Knechts wurden geöffnet, sodass er den allumfassenden Schutz Gottes in Form von Rossen und Wagen wahrnahm, die sie umgaben (siehe 2. Könige 6:8–17). Christus Jesus machte im Rahmen seines heilenden Wirkens die Blinden sehend, indem er die Wirklichkeit und Allgegenwart des Himmelreichs erkannte (siehe beispielsweise Matthäus 20:30–34). Während der Verbannung des Offenbarers auf der Insel Patmos wurden ihm die Augen geöffnet, und er sah einen neuen Himmel und eine neue Erde und hörte „eine laute Stimme vom Himmel, die rief: ‚Sieh da, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein“ (siehe Offenbarung 21:1–3).
Wir können in jeder Situation darauf vertrauen, dass Gott uns die Augen öffnen wird, damit wir Seine Allgegenwart und Allmacht sehen, und wir können die Sicherheit und den Schutz erleben, die diese geistige Erkenntnis offenbart.
