„Wenn Sie den Irrtum handhaben, geben Sie ihm kein Standbein.“ Dieser weise Rat eines Christlichen Wissenschaftlers hat dem Verfasser schon oft geholfen. Er erinnert ihn an die Unfähigkeit des Irrtums, sich selbst zu bewahren.
Die Christliche Wissenschaft zeigt uns, dass man wirksam mit dem Irrtum fertigwird, wenn man ihm keine Wirklichkeit verleiht, sich weigert, über seinen Ursprung nachzudenken, und ihn als nichts erklärt, jedoch nicht meidet. Mary Baker Eddy erklärt uns in Vermischte Schriften 1883–1896: „Du musst den Irrtum als nichts erkennen; dann und nur dann meisterst du ihn in der Wissenschaft“ (S. 334). Dann müssen wir keinen Kampf mit ihm eingehen, doch in jedem Fall ruhig und unmissverständlich seine Nichtsheit erkennen und ihn ein für alle Mal aus unserem Bewusstsein verbannen.
Eine Sache, die dem Irrtum das beste Standbein verleiht, ist der irrige Glaube, dass er einen Ursprung hat. Doch er hat keinen. Trotz des Augenscheins, dass er sich fest verankert hat, von Dauer ist oder aggressiv auftritt, ist er „ein unverdienter Fluch“ (Sprüche 26:2). Wahrheit sind alle Dinge möglich; somit sind dem Irrtum alle Dinge unmöglich. Er kann weder den Wind säen noch den Sturm ernten. Irrtum kann nichts tun, weil er nichts ist. Es ist also nicht möglich, den Irrtum zu nichts zu machen, da er bereits nichts ist. Wir müssen einzig diese Nichtsheit demonstrieren, indem wir die Allheit Gottes, des Guten, erkennen.
Heilung muss nicht auf sich warten lassen. Die Nichtsheit des Irrtums ist heute genauso wissenschaftlich wie sie das in Tagen, Wochen, Monaten und sogar Jahren sein wird. Einst waren die Menschen überzeugt, dass die Erde eine Scheibe ist. Doch eine Erdscheibe gab es nicht. Sie war später, als erkannt wurde, dass die Erde rund ist, nicht weniger vorhanden als vorher. Die Nichtexistenz einer Erdscheibe wurde allen Menschen klarer, doch das änderte nichts daran, dass sie nie existiert hatte. Nur der irrige Glaube änderte sich.
Es kommt der Tag, an dem der allgemeine Glaube an Disharmonien jeder Art als nichtig erkannt wird, und zwar durch die Christliche Wissenschaft. Sie vermag dies, indem sie den Menschen das geistige Verständnis von der Wirklichkeit vermittelt. Der Zweck des Lichts ist nicht die Zerstörung der Dunkelheit, sondern die Erhellung. Der Zweck der Christlichen Wissenschaft ist nicht vornehmlich die Zerstörung eines vermeintlichen, irrigen, materiellen Glaubens im menschlichen Bewusstsein, sondern die Demonstration der erhellenden Christus-Idee von Gott und dem Menschen. Vergeistigtes Denken, das die Wahrheit von der Allheit Gottes, des Guten, bezeugt, beweist zunehmend, dass der Irrtum nicht existiert.
Die Wissenschaft erklärt, dass der Irrtum sich nicht selbst erschaffen, aufrechterhalten oder heilen kann; er ist weder akut noch chronisch, er hat keine eigenständigen Symptome, keinen Verlauf, keinen Höhepunkt, keine Hartnäckigkeit und kein Ende. In der Wissenschaft ist der Irrtum nicht wirklich und kann auch nicht so erscheinen. Er existiert weder als Idee noch als Gesetz. Er ist kein körperliches Bild und kein mentales Konzept, denn er ist absolut nichts. Gott, das Gute, besteht; Gott ist das einzige, was besteht – unendliche Wahrheit und ihre unendliche Manifestation, der wahre Mensch.
Wie klar verstand Christus Jesus die Nichtsheit des Irrtums! Wir sehen dies aus seiner denkwürdigen Anprangerung des Irrtums als Lügner und als Urheber von Lügen. Jesus verwarf den Irrtum mit dieser radikalen Frage (Johannes 8:46): „Wer unter euch kann mich einer Sünde beschuldigen?“ Doch allzu oft verwenden wir eine andere Methode als er. Wenn unsere Freiheit sich nicht zügig zeigt, sind häufig folgenderlei Gedanken zu hören: „Was hält nur den Fortschritt auf?“ „Wieso ist diese Demonstration nicht längst abgeschlossen?“ „Sicher hege ich einen irrigen Gedanken, der erst zum Vorschein kommen muss.“ „Ich fühle mich wie verhext.“ „Ich schätze, ich muss das wohl auf schwerem Weg ausarbeiten.“ Befassen wir uns kurz mit diesen Suggestionen, um sie auszuräumen.
„Was hält nur den Fortschritt auf?“ Ist nicht der sterbliche und im individuellen Bewusstsein akzeptierte Glaube, dass es eine Gott und Seinem Gesetz des harmonischen Fortschritts für Seine Idee, den Menschen, entgegengesetzte Macht gibt? In Wahrheit ist Gottes Kind nie unterdrückt, erniedrigt, geschunden oder deprimiert; es ist immer der Ausdruck Gottes. Es spiegelt die unwiderstehlichen Gesetze des Lebens wider, die die ungehinderte Tätigkeit des unendlichen Guten demonstrieren.
„Wieso ist diese Demonstration nicht abgeschlossen?“ Der wissenschaftliche Zustand der Harmonie im Menschen und im Universum ist nie unvollständig, aufgehalten, frustriert oder verborgen, und das geistige Verständnis befähigt uns, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu wissen, zu erkennen, und zu hegen.
„Sicher hege ich einen irrigen Gedanken, der erst zum Vorschein kommen muss.“ Vielleicht muss vor allem der falsche Glaube aufgedeckt werden, dass verkehrte Gedanken wirklich sind. Verkehrte Gedanken weisen auf mehr als ein Gemüt hin. Doch die Christliche Wissenschaft lehrt, dass Gott das einzige Gemüt ist und dass Gottes Gedanken wahre Substanz sind; sie sind die einzig wirklichen Gedanken. Verkehrte Gedanken werden demnach durch geistige Erleuchtung erkannt und zerstört, die offenbart, dass der Mensch sich nur richtiger Ideen, der vollkommenen Gaben des reinen göttlichen Gemüts bewusst ist. Die Erkenntnis dieser Tatsache wird die falschen, materiellen Gedanken in unserem Bewusstsein durch geistige Ideen ersetzen, die Inspiration, Heilung, Führung und Frieden mit sich bringen.
„Ich fühle mich wie verhext.“ Wer soll das denn veranlasst haben? Wohl keine Personen, sondern unpersönliche aggressive mentale Suggestionen, die im individuellen Bewusstsein akzeptiert wurden! Und das kann hier und jetzt durch korrektes Denken berichtigt werden, das zu geistiger Überzeugung führt. In Wahrheit gibt es kein anderes Gemüt, das die Tätigkeiten von Gottes Menschen einer Gesetzmäßigkeit unterstellen kann. Das einzige Gesetz, das den Menschen beeinflusst, ist Gottes unendliches Gesetz des makellosen Seins. Dieses Gesetz ist allgegenwärtig, allmächtig, all-tätig; es wird uns durch die Christliche Wissenschaft verfügbar gemacht. Das göttliche Gesetz regiert jede Phase des menschlichen Seins, und der Mensch befolgt dieses Gesetz und spiegelt es wider.
Wenn das göttliche Gesetz auf die menschliche Erfahrung angewandt wird, fungiert es als Berichtigungsgesetz, als Vernichtung, Wiederherstellung und Offenbarung. Alles, was vorhanden zu sein scheint, aber der Berichtigung bedarf, wird durch Sein Gesetz berichtigt. Alles, was vorhanden ist, aber nicht zu uns gehört, wird von Seinem Gesetz vernichtet. Alles, was nicht da ist, aber zu uns gehört, wird von Seinem Gesetz wiederhergestellt. Alles, was als Irrtum verschleiert ist, wird von Seinem Gesetz offengelegt und zerstört. Es ist nicht unsere Aufgabe, die exakten Manifestationen dieses Gesetzes zu bestimmen, sondern auf Seine unfehlbare Weisheit zu vertrauen, eine Über- oder Unterfunktion, Exzesse oder Defizite zu normalisieren.
„Ich schätze, ich muss das wohl auf schwerem Weg ausarbeiten.“ Solch ein Selbstmitleid entstammt dem Gefühl, Märtyrer zu sein. Und obwohl viele von uns das gelegentlich gesagt haben mögen, stellt sich die Frage, ob das wirklich die einzige verbleibende Möglichkeit ist. Unsere Führerin verbrachte die erste Hälfte ihres menschlichen Daseins in Pein, lernte dann aber den Weg zu Gesundheit und Freiheit in der Wissenschaft. Dass sie von ihren Nachfolgern erwartete, mithilfe der Wissenschaft anstelle durch Leiden Fortschritt zu machen, zeigt sich in dieser beherzten Aussage (Vermischte Schriften 1883–1896, S. 350): „Ich setze keine Argumente in Umlauf, die die Menschen dem Leiden ausliefern, und veranlasse nicht, dass solche in der mentalen Ausübung verwendet werden. Im Gegenteil, ich kann nicht zwei Herren dienen; daher lehre ich die Verwendung nur solcher Argumente, die die Gesundheit und das geistige Wachstum fördern.“
Ein Ehepaar aß in einem vollen Restaurant zu Mittag. Auf dem Gesicht der Frau zeigten sich Spuren akuter Schmerzen. Ihr Mann fragte sofort: „Was ist das Wesen dieser Lüge, alias des Nichts?“ Ihre Züge entspannten sich. Verwundert sagte sie: „Oh, es ist verschwunden. Ich weiß nicht mal mehr, was weh tat.“
Ich wurde von einem gebrochenen Arm geheilt. Ohne materielle Hilfe in Anspruch zu nehmen, war ich am zweiten Tag wieder bei der Arbeit. Am vierten Tag fuhr ich Auto. Nach drei Wochen konnte ich den Arm normal benutzen. Erst Monate später dachte ich wieder daran, und bis heute kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, welcher Arm gebrochen war. Ich hatte nur vier Behandlungen in der Christlichen Wissenschaft erhalten.
Zeigen diese Erfahrungen nicht, was möglich ist, wenn der Irrtum korrekt gehandhabt wird, und zwar als nichts statt als etwas? Für den wachsamen Christlichen Wissenschaftler existiert der Irrtum nicht als Fakt oder Mär; er existiert überhaupt nicht.
Der geliebte Jünger Johannes sagte uns, was wir handhaben müssen, als er schrieb: „Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unseren Augen, was wir angeschaut haben und unsere Hände betastet haben: es betrifft das Wort des Lebens“ (1. Johannes 1:1). Dieses „Wort des Lebens“ müssen wir uns zu eigen machen und bedenken, erforschen, abwägen, verstehen und demonstrieren. Das „Wort des Lebens“ ist nichts anderes als die Wissenschaft des Seins. Vollständig offenbart, demonstriert diese Wissenschaft Gottes Gesetze der Vollkommenheit; sie lehrt uns, dass Gott, das Gute, Alles-in-allem ist, dass der Mensch völlig geistig ist, Gottes höchste Idee, intelligent, furchtlos, sündlos, unsterblich, und die Weisheit und Reinheit des vollkommenen Gemüts widerspiegelt. Gottes Verständnis ist das Verständnis des Menschen durch Sein Gesetz der geistigen Widerspiegelung.
Das göttliche Licht der Liebe zerstört die Furcht vor Dunkelheit. Das Licht der göttlichen Liebe zerstört die Dunkelheit der Furcht. Gott ist alles; Gott ist Einer; der Mensch ist eins mit Gott. Wenn wir dies wissen, erkennen und demonstrieren wir die Göttlichkeit. Dann weiden wir auf grünen Auen und erkennen in Ruhe den dauerhaften Frieden des Gemüts. Wir werden zum frischen Wasser geführt und spiegeln aktiv die Gelassenheit der Seele wider. Wir stehen furchtlos in der unermesslichen Freiheit des endlosen Lebens.
