Paulus sprach aus Erfahrung, als er an die Hebräer schrieb (11:1): „Der Glaube ist die Wirklichkeit dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht“. Er hatte seine Erfahrungen nicht nur durch erprobten Glauben gesammelt, sondern auch durch sein Verständnis von dem grundlegenden Gesetz, denn er erklärt weiter (Vers 3): „Durch Glauben merken wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen wurde; sodass alles, was man sieht, nicht aus Wahrnehmbarem entstanden ist.“ Diese Erklärung gründet sich auf das Verständnis, dass das Universum geistig ist und nicht materiell, und dass es von dem unwandelbaren Gesetz Gottes regiert wird. Diese grundlegende Tatsache wird heute allgemeiner anerkannt; doch die Menschen verstehen nicht immer, dass Gottes Gesetz in der täglichen Erfahrung des einzelnen bewiesen werden kann.
Die Bibel liefert uns den vollen Beweis für die Existenz und das Wirken des Gesetzes Gottes in menschlichen Angelegenheiten. Sie berichtet von vielen interessanten Erfahrungen, die beweisen, dass Menschen, die sich rückhaltlos an Gott um Führung wandten, Weisungen empfingen, die sich auf das unfehlbare geistige Gesetz gründeten. So wird uns zum Beispiel im vierten Kapitel des zweiten Buchs der Könige von der Witwe erzählt, deren Söhne verkauft werden sollten, um ihre Gläubiger zu befriedigen. Diese Frau wandte sich an den Propheten Elisa, dessen Verständnis von Gott ihn befähigte, das geistige Gesetz der Versorgung in ihrem Fall wirksam werden zu lassen. Als er sie nach ihren Vorräten fragte, erfuhr er, dass sie einen Krug Öl im Hause hatte. Daraufhin wies er sie an, sich Gefäße von ihren Nachbarn zu leihen und aus dem Krug in die Gefäße zu gießen. Das Öl reichte aus, um ihre Gläubiger voll zu bezahlen und die Bedürfnisse ihrer eigenen Familie zu befriedigen.
Christi Jesu Verständnis von dem wissenschaftlichen Gesetz wird ersichtlich aus der Heilung großer Menschenmengen, der Speisung von Tausenden und dem Stillen des Sturms. Solche Taten können nur auf die Wirksamkeit des ewigen Gesetzes der göttlichen Liebe, des unendlichen Guten, zurückgeführt werden, das verstanden und demonstriert werden muss.
In diesem gegenwärtigen Zeitalter sind wir wieder Zeugen unbestreitbarer Beweise von der Macht des geistigen Gesetzes. Nachdem Mary Baker Eddy einen Unfall erlitten hatte, der nach Aussage des herbeigerufenen Arztes tödlich ausgehen würde, wandte sie sich an Gott und bat um die Bibel. Als sie von der allmächtigen Kraft Gottes las, durch die ein gichtbrüchiger Mann von der Matte der Hilflosigkeit zu augenblicklicher Freiheit und neuer Kraft erhoben wurde, erkannte sie, dass diese Heilung von dem Wirken des göttlichen Gesetzes zeugte, und sie verstand darin den Beweis für die Koinzidenz von Gott und dem Menschen. Dadurch wurde sie befähigt, die nötige Heilung zu empfangen, eine Heilung, die sie in ihrem Buch Vermischte Schriften 1883–1896 folgendermaßen beschreibt (S. 24): „Während ich las, dämmerte in meinem Bewusstsein die heilende Wahrheit auf, und die Folge davon war, dass ich aufstand, mich ankleidete und mich fortan einer besseren Gesundheit erfreute als je zuvor.“
Während drei Jahren eifrigen Bibelstudiums entdeckte Mrs. Eddy die wissenschaftlichen geistigen Gesetze, die das Universum einschließlich des Menschen regieren. Die ihr von Gott zuteil gewordene Offenbarung dieser Gesetze hat sie in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift niedergelegt. Durch das Studium dieses Lehrbuchs lernen wir die großen Tatsachen über Gott und den zu Seinem Bild und Gleichnis erschaffenen Menschen verstehen. Auch lernen wir die illusorische Natur dessen erkennen, was Materie genannt wird, und die Wirklichkeit der geistigen Substanz, die die Sterblichen erhoffen, aber nicht verstehen.
Tausende haben durch das Studium und die Anwendung der Lehren der Christlichen Wissenschaft verstehen gelernt, dass es möglich ist, das geistige Gesetz in ihrem täglichen Leben anzuwenden. Einem kleinen fünfjährigen Jungen war durch einen Unfall das obere Glied des Mittelfingers seiner linken Hand unmittelbar über dem zweiten Gelenk abgetrennt worden. Den materiellen Gesetzen zufolge wäre die Hand des Kindes sein Leben lang verstümmelt geblieben, doch seine Angehörigen, die gewissenhafte Christliche Wissenschaftler waren, wandten sich rückhaltlos an Gott um Heilung und baten eine Praktikerin der Christlichen Wissenschaft, ihnen zu helfen.
Sie verließen sich absolut auf Gott, dessen Wege höher sind als menschliche Wege, wie wir in der Bibel lesen. Jedes Familienmitglied erhielt sein Bewusstsein klar, indem es sich täglich im Gebet mit Gott vereinte, und trug auf diese Weise wesentlich zur endgültigen Demonstration bei. Die Praktikerin sah bei ihrer geistigen Arbeit gewisse geistige Tatsachen in einem neuen Licht, von einer praktischen Seite. Der folgende Satz aus Wissenschaft und Gesundheit war ihr besonders hilfreich (S. 509): „Sogenannte mineralische, pflanzliche und tierische Substanzen sind heute ebenso wenig abhängig von Zeit oder materieller Struktur wie damals, als ‚die Morgensterne miteinander lobten‘“.
Das Wort „sogenannt“ erwies sich als ein wichtiger Schlüssel zur Heilung. Mrs. Eddy sagt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 489): „Wenn der nicht-denkende Hummer seine Schere verliert, wächst die Schere wieder nach.“ Und sie fügt hinzu: „Wenn die Wissenschaft des Lebens verstanden würde, würde man feststellen, dass die Sinne des Gemüts niemals verloren gehen und dass Materie keine Empfindung hat. Dann würde das menschliche Körperglied ebenso leicht ersetzt werden wie die Schere des Hummers – nicht durch ein künstliches Körperglied, sondern durch das echte.“
Als die Praktikerin über diese geistigen Tatsachen nachsann, die sich auf das ewige Gesetz gründen, wurde ihr klar, dass sich das Universum des Gemüts, das Gott schafft und regiert, aus Qualitäten des Gemüts zusammensetzt wie Gesundheit, Unversehrtheit, Vollständigkeit und Vollkommenheit. Sie erkannte, dass, gerade weil Gottes Universum von diesen ewigen Qualitäten bestimmt und beherrscht wird, die Schere des Hummers für den menschlichen Sinn wiedererscheinen konnte und somit auch der benötigte Finger. Die Wahrheit hat Macht über den Irrtum.
Ein jedes Ding oder eine jede Idee, die in dem Universum des Gemüts besteht, muss die ewigen Qualitäten dieses Gemüts bekunden. Der Mensch, die höchste Idee oder Schöpfung Gottes, muss immerdar Unversehrtheit, Gesundheit, Vollständigkeit und Vollkommenheit zum Ausdruck bringen und damit die Natur seines Schöpfers offenbaren.
Das Kind litt während der ganzen Erfahrung keine Schmerzen. Innerhalb eines Monats war die Hand vollständig normal. All die sogenannten Elemente, die erforderlich waren – Fleisch, Knochen, Gelenk, Nagel –, wuchsen wieder, und die Demonstration war vollständig. Die Vollkommenheit der Idee wurde manifestiert als Beweis für die Macht des göttlichen Gemüts, den Glauben zunichte zu machen, dass Materie Substanz sei. Der Beweis der Vollkommenheit des Menschen wurde dadurch erbracht, dass sich das zeigte, was erforderlich war, um den menschlichen Bedarf zu stillen und die praktische Anwendbarkeit wissenschaftlicher Wahrheit zu bezeugen.
Diese Erfahrung demonstriert den Wert des Lehrbuchs der Christlichen Wissenschaft für die geistige Erziehung der Menschheit. Jeder Versuch, die Regeln der geistigen Wahrheit zu betätigen, die das Buch Wissenschaft und Gesundheit enthält, befähigt uns, entschiedener für das Gesetz der göttlichen Liebe einzutreten. Jedes Bemühen, das geistige Gesetz des Heilens für einen anderen zu beweisen, bringt uns den Lohn eines tieferen Verständnisses von unserer eigenen Sicherheit sowie der anderer in der ewigen Ordnung des Seins.
Der Glaube, wie er in der Christlichen Wissenschaft verstanden wird, schließt daher geistiges Wahrnehmungsvermögen ein, das weit über die Grenzen der physischen Sinne hinausreicht, sodass wir einen Lichtblick von der dem unendlichen Universum des göttlichen Gemüts zugrundeliegenden Wirklichkeit erhaschen. Dieser Lichtblick bringt den praktischen Beweis von der unwandelbaren Liebe Gottes zu Seiner Schöpfung mit sich, ja, „der Wirklichkeit dessen, ... was man nicht sieht“.
