Die Bibel berichtet Folgendes: Nachdem die Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten befreit worden waren und Mose auf dem Weg ins Gelobte Land folgten, widerrief der Pharao seine Entscheidung, sie gehen zu lassen, und jagte ihnen nach, um sie wieder zu Sklaven zu machen.
Als die Israeliten sahen, dass ihre Unterdrücker sie mit Pferden und Wagen – den damals fortschrittlichsten Militärfahrzeugen – verfolgten, bekamen sie Angst. Sie klagten bitter vor Mose: „Es wäre ja besser für uns, den Ägyptern zu dienen als in der Wüste zu sterben“ (2. Mose 14:12). Ihre Erwartung des bevorstehenden Todes, zusammen mit ihrem angsterfüllten Fokus auf die Vergangenheit, hielt sie davon ab, in der Gegenwart offen für Gutes zu sein.
Diese ehemals versklavten Menschen waren an ein hartes, ungerechtes und von ständigem Leid erfülltes Leben gewöhnt, und so konnten sie nur zwei Ergebnisse einer Konfrontation mit der ägyptischen Armee voraussehen: Entweder würden sie wieder dem Tyrannen dienen und ein Leben voller Einschränkungen und Elend führen oder aber Mose folgen und in der Wüste umkommen. Ihr Weg würde so oder so in einer Katastrophe enden.
Warum hatte Mose nicht die gleichen Ängste wie diejenigen, die er führte? Als er jünger war, hatte Mose gegen die Sklaverei rebelliert, gegen die Ungerechtigkeit, dass der eine Mensch ein schweres Leben hat, damit ein anderer ein gutes Leben führen kann. Doch sein erster Versuch, diese Ungleichheit zu beseitigen, war fehlgeschlagen. Aus Empörung hatte er einen Ägypter erschlagen, der einen hebräischen Sklaven verprügelte, und musste dann um sein Leben fliehen (siehe 2. Mose 2:11–15). Moses menschlicher Einsatz dafür, einen Ausgleich zu finden, war erfolglos. Bevor er wirklich sinnvoll helfen konnte, musste er eine neue Sichtweise vom Leben erlangen – ein Verständnis davon, dass Gott in jeder Situation und zu allen Zeiten alle Macht besitzt.
Während er im Exil war, machte Mose mehrere Erfahrungen, die ihn zu dieser neuen Sichtweise führten. Einmal sah er einen brennenden Busch, der nicht verbrannte, und kam näher, um sich das genauer anzusehen. Aus dem Busch heraus offenbarte Gott ihm, dass Sein Name „Ich bin, der ich bin“ ist. Das bedeutet, dass Gott die Quelle von Macht und Trost nicht nur in der Vergangenheit war: „Ich war früher.“ Auch war Er die Quelle von Macht und Trost nicht nur in der Zukunft: „Ich werde sein.“ Vielmehr hat Gott sich Mose gegenüber als die ewiglich gegenwärtige Quelle der Macht und des Trostes identifiziert, selbst mitten in der Wüste. Gottes Allgegenwart war offenbart.
Es folgten zwei weitere Zeichen. Moses Hirtenstab wurde in eine angsteinflößende Schlange verwandelt, vor der er floh. Interessanterweise war das Bild einer Schlange in der Kopfbedeckung des Pharaos im alten Ägypten ein Symbol göttlicher Autorität und Herrschaft. Doch Gott wies Mose an, die Schlange zu ergreifen – sich dem Bösen zu stellen, Furcht auszuräumen und Ihm als der einzigen Autorität zu vertrauen. Als Mose gehorchte und die Schlange ergriff, wurde sie wieder zum Hirtenstab. Man könnte sagen, dass sie kein Symbol mehr für die Macht des Pharaos war, sondern für die Macht Gottes. Damit konnte Mose anderen Gutes tun und tat es auch.
Das zweite Zeichen beinhaltete, dass Moses Hand aussätzig wurde. Lepra war damals eine der meistgefürchteten Krankheiten. Sie wurde von manchen als Strafe für Stolz betrachtet – für die Ansicht, man selbst habe die Kontrolle und nicht Gott. Doch als Mose Gottes Anweisung befolgte, verschwand die Krankheit augenblicklich. Aus diesen Beweisen von Gottes Macht lernte Mose, dass nichts von Gott Getrenntes die Kontrolle über sein Leben hatte. Gottes Allmacht war offenbart.
Mary Baker Eddy, die Gründerin der Christlichen Wissenschaft, erklärt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift in Bezug darauf, wie Mose die Schlange gehandhabt hatte: „Moses Illusion verlor ihre Macht ihn zu erschrecken, als er entdeckte, dass das, was er anscheinend sah, tatsächlich nur eine Phase der sterblichen Vorstellung war“ (S. 321). Diese Beweise für Gottes Allerhabenheit machten Mose für die schweren Aufgaben bereit, die vor ihm lagen.
Während also die Israeliten sahen, dass eine erneute Gefangennahme durch einen vorherigen Tyrannen oder aber der Tod durch die ägyptische Armee drohte, hatte Mose eine vollständig andere Sicht. Er erkannte eine Gelegenheit, Gottes Macht zu demonstrieren und die Israeliten zu ihrer wahren Identität als Gottes bereitwillige Dienerinnen und Diener zu erwecken. Er wies sie zuversichtlich an: „Fürchtet euch nicht, steht fest und seht zu, was für eine Rettung der Herr euch heute bereiten wird. Denn wie ihr die Ägypter heute seht, werdet ihr sie in Ewigkeit nie mehr sehen. Der Herr wird für euch kämpfen, und ihr werdet stille sein“ (2. Mose 14:13, 14).
Ich betrachte diese Anweisung an die Menschen nicht als Aufforderung, „seinen Mann zu stehen“ und Gutes zu bewirken, sondern „mit Gott zu stehen“, sich Gottes immer gegenwärtiger Macht zuzuwenden, die sie schützt und ins Gelobte Land des Guten führt. Mose forderte die Menschen auf, ihre Sicht von sich selbst als von einem Tyrannen geknechtet aufzugeben und sich als im Dienst des einen und einzigen Gottes zu betrachten. Ich habe die Bestandteile von Moses Aussage folgendermaßen verstanden:
- Fürchtet euch nicht: Keine Herausforderung, wie beängstigend sie auch aussehen mag, kann euch beherrschen.
- Steht fest: Stürzt euch nicht kopfüber in die Vorstellung, dass ihr euch Begrenzungen oder der Erwartung des Todes ergeben müsst. Auf Furcht basierendes Vorgehen führt dazu, dass ihr das Gelobte Land des Guten verpasst.
- Seht zu, was für eine Rettung euch der Herr bereiten wird: Hört auf, vom Feind vereinnahmt zu sein – auf die Vergangenheit zu starren oder euch eine bessere Zukunft zu wünschen. Strebt stattdessen aktiv zu Gott und Seiner Führung hin und vertraut auf Seine immer gegenwärtige Güte.
- Seid stille: Erkennt die Allgegenwart von Gottes Allmacht und nehmt ihre Wirksamkeit für euch in Anspruch. Gottes Führung zu folgen, bringt uns Frieden.
Diese erhobene Sichtweise der Situation ermöglichte es Mose und allen, die er führte, Schutz und Versorgung zu erkennen und zu erleben. Sie setzten ihre Reise unversehrt fort.
Als ich vor Jahren einmal mit der Familie aktiv war, bekam ich lähmende innere Schmerzen. Da ich die anderen nicht von ihren Aktivitäten abhalten wollte, versuchte ich, mich durchzubeißen, und machte weiter. Doch einige Stunden später konnte ich die Schmerzen nicht länger ignorieren, da ich auf keine Weise sitzen oder stehen konnte, die eine Linderung bewirkte.
Wie die fliehenden Israeliten war ich überwältigt von Sorgen über die Vergangenheit und Ängste hinsichtlich der Zukunft. Wodurch war das Problem verursacht worden? Wohin mochte es führen? Als die Suggestion kam, dass ich vielleicht mit materiellen Mitteln geheilt werden würde, zog ich Moses Anweisungen in Betracht.
Mir fiel auch folgendes Versprechen in Wissenschaft und Gesundheit ein, das Moses Aufforderung, Furcht abzulegen, verdeutlicht: „Wenn die Furcht verschwindet, ist die Grundlage der Krankheit verschwunden“ (S. 368). Ich änderte mein Denken von der Knechtschaft unter der Furcht dazu, Gott zu Diensten zu sein. Die Schmerzen hörten augenblicklich auf. Ich konnte mich wieder der Familie zuwenden und habe dieses Problem nicht noch einmal erlebt.
Gott als allgegenwärtig und allmächtig zu verstehen, erhellt Seine Autorität in jedem Aspekt unseres Lebens und gestattet uns, Gutes zu erleben, egal wo wir auf dem Weg zu unserer Freiheit von allen Begrenzungen sein mögen. Es wendet uns ab von allem Sackgassendenken, sodass wir Gott zu Diensten sind, täglich auf Seine Führung lauschen und erleben, dass von Ihm beständig Gutes ausströmt.