Ich konnte mein erstes Jahr am College kaum erwarten. Es war ein Neuanfang in einem neuen Bundesstaat, und ich freute mich sehr darauf, Ingenieurwissenschaften zu studieren.
Ich war schon früher monatelang von zu Hause weggewesen, und so hatte ich keine Sorge, Heimweh zu bekommen. Aber nach dem ersten Monat im College hatte es seinen Reiz für mich verloren, neue Leute kennenzulernen und an Vergnügungen teilzunehmen, und ich fühlte mich sehr allein.
Manchmal kam mir alles um mich herum so kalt und dunkel vor, dass ich es kaum aus meinem Zimmer schaffte. Ich fühlte mich hoffnungslos, schämte mich aber dafür, und so redete ich mit niemandem darüber.
Trost fand ich nur, wenn ich Gott um Hilfe bat. Immer wenn mich eine Welle der Traurigkeit überrollte, schlug ich die wöchentliche Bibellektion aus dem Vierteljahresheft der Christlichen Wissenschaft auf oder las einen Artikel auf JSH-Online (der Website der Zeitschriften der Christlichen Wissenschaft), um Ideen zu finden, mit denen ich beten konnte. Und an den Sonntagen hatte ich super hilfreiche und tröstliche Gespräche in meiner Sonntagsschulklasse der Christlichen Wissenschaft. Obwohl mir die Ideen, die wir lasen und über die wir redeten, vorübergehend Frieden brachten, wurde ich hinterher von einer neuen Welle der Traurigkeit erfasst. Ich wollte am liebsten einfach nach Hause fahren.
Nach wunderschönen Winterferien hatte ich Angst davor, zurück zum College zu fahren. Ich wollte, dass das zweite Semester besser war als das erste, aber ich wusste nicht, wie ich das anstellen sollte. Schon nach ein paar Tagen zurück auf dem Campus war ich wieder traurig – ich saß auf meinem Bett und versuchte, die negativen Gedanken abzustellen. Und dann fühlte ich mich inspiriert, alles aufzuschreiben, was ich im Semester davor über Gott gelernt hatte.
Eine Idee kam aus dem Artikel „Geistiges Wachstum schenkt Erfüllung und gesunde Beziehungen“ (Zandréa Krysha, Herold-online, 1. Juli 2024). Dieser Artikel hatte mir die Augen für ein neues Konzept geöffnet: Selbst unsere dunkelsten Stunden können dem geistigen Wachstum förderlich sein. Gott war mir in so weiter Ferne erschienen, als ich mich einsam und deprimiert fühlte. Aber ich verstand, dass diese Augenblicke mich Gott nähergebracht hatten, denn ich hatte jeden Tag gebetet und gelernt, Gott immer besser zu vertrauen.
Ich verstand jetzt, dass ich, statt zu denken: „Wieso passiert mir das?“ mein Denken beständig Gott zuwenden musste. Das war viel wichtiger. Mir wurde klar, dass es möglich war, eine neue geistige Freude zu erfahren, die mir niemand nehmen konnte. Es war in diesem Moment schwer zu erkennen, aber ich wusste, dass ich immer eine geistige Freude hatte, denn sie ist eine Qualität von Gott, und ich bringe Ihn zum Ausdruck.
Eine andere hilfreiche Idee war aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Wie ein Wassertropfen eins ist mit dem Ozean, wie ein Lichtstrahl eins ist mit der Sonne, so sind Gott und Mensch, Vater und Sohn, eins im Sein“ (Mary Baker Eddy, S. 361). Ich hatte so viel Zeit damit verbracht zu überlegen, wie meine Umgebung mich beeinflusste, dass es gar nicht anders möglich war, als mich düster und kalt zu fühlen. Stattdessen musste ich mich darauf konzentrieren, mein Licht mit anderen zu teilen. Ich verstand, dass ich mich als Ausdruck Gottes nie leer oder traurig fühlen kann. Ich gebe das Licht Gottes weiter! Und dieses Licht ist immer ein Segen – nicht nur für mich, sondern auch für andere. Jede und jeder von uns ist der unersetzliche Ausdruck der göttlichen Liebe.
Ich dachte auch darüber nach, dass nur Gott unsere Bedürfnisse wirklich stillen kann. Liebe, Freude und Trost bei anderen zu suchen, wird nie wirklich befriedigend sein. Und dann fand ich dieses Versprechen in Wissenschaft und Gesundheit: „Seele hat unendliche Mittel, mit denen sie die Menschheit segnet, und das Glück würde schneller erlangt werden und sicherer in unserem Besitz bleiben, wenn wir es in der Seele suchten“ (S. 60). Das hieß für mich, dass jeder Tag mit unendlicher Freude und Liebe von Gott erfüllt ist. Diese Freude und Liebe mögen nicht auf die Weise erscheinen, die ich erwarte, aber sie sind trotzdem überall, denn sie sind so immer-gegenwärtig wie Gott.
Als ich diese Ideen aufschrieb, bemühte ich mich von ganzem Herzen, Gott zu vertrauen und meine Ängste loszulassen.
Danach ging ich ganz natürlich auf andere um mich herum zu und fühlte mich von meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen unterstützt. Jetzt wusste ich, dass diese Unterstützung und Liebe von Gott kamen. Ich war so dankbar, dies durch einen neuen Freundeskreis ausgedrückt zu sehen und zu erkennen, wie viele Segnungen ich im Leben hatte. Jetzt erkenne ich, dass die unendliche göttliche Liebe wirklich überall da ist, wo ich bin.
Mein zweites Semester war wunderbar, und ich hatte viele neue Möglichkeiten, zum Beispiel als Mitglied des Kletterteams. Ohne die Angst, dass ich plötzlich von einer Welle der Traurigkeit erfasst und weg von der göttlichen Liebe gespült werden könnte – was nicht möglich ist –, habe ich echte Freude gefunden, die sich vielseitig ausdrückt.
Ich bin so dankbar für diese Erfahrung, denn sie hat mir eine feste Grundlage für mein Gottvertrauen und ein wachsendes Verständnis meiner wahren geistigen Identität gegeben, zu der auch Freude gehört.