Einmal hörte ich, wie ein Kirchenmitglied über den Kandidaten einer bestimmten Partei sagte: „Ich weiß nicht, wie jemand Christlicher Wissenschaftler sein und diesen Mann wählen kann.“ Nicht lange danach fragte sich ein anderes Mitglied, wie man als Christlicher Wissenschaftler den Gegenkandidaten unterstützen könnte. Politische Meinungen können uns zu dem Schluss führen, dass alle, die der von uns befürworteten Ideologie nicht zustimmen, im Unrecht sind – dass unsere bevorzugte Ideologie die einzig richtige ist. Das ist von der Logik her eindeutig unmöglich. Die politischen Ansichten verschiedener Parteien können intelligente, sinnvolle und wichtige Ideen enthalten.
Wieso nehmen wir es dann persönlich, wenn wir den Ideen anderer nicht zustimmen, und warum versuchen wir, andere von unserem Standpunkt zu überzeugen? Und wenn sie sich nicht überzeugen lassen, warum betrachten wir sie feindselig oder zumindest weniger freundlich? Was veranlasst Familienmitglieder, sich aufgrund dieser Differenzen zu entzweien?
Menschliche Meinungen gründen sich auf äußerliche Einflüsse wie soziale Medien und links- bzw. rechtsgerichteten Journalismus im Gegensatz zu geistiger Inspiration, einem rein göttlichen Einfluss. Beruhen extreme politische Meinungen nicht in Wirklichkeit auf einer Unkenntnis der Natur Gottes als all-gut und allmächtig und von Gott als der Quelle alles Guten für Seine geliebten Töchter und Söhne? Diese Unkenntnis kann Angst vor Faktoren bewirken, die außerhalb unserer Kontrolle zu liegen scheinen. Die Befürchtung, nicht genug Geld zu haben, um die Familie zu ernähren – oder etwas zu verlieren, das wir bereits besitzen –, kann starke Emotionen über den Standpunkt einer kandidierenden Person bezüglich der Wirtschaft auslösen. Doch durch die Christliche Wissenschaft können wir einen höheren Standpunkt einnehmen. Wir können uns auf einen liebevollen Gott verlassen, der die Verantwortung für das Gute in unserem Leben, für unsere Gesundheit und Sicherheit und unsere Freiheit hat, und beweisen, dass einsichtsvolles Gebet dieses Gute in unserem Leben offenbaren wird. Dann brauchen wir nicht ängstlich oder wütend zu sein, wenn jemand gewählt wird, für den wir nicht gestimmt haben.
Die Debatten im Internet schüren oft Wut und Angst mithilfe von Algorithmen, die dazu führen, dass sich ein nicht abreißender Strom an spaltender Hetze über viele Nutzerinnen und Nutzer ergießt. Das festigt einseitige Meinungen nur weiter, während geistig inspiriertes Denken direkt von unserer göttlichen Quelle, Gott, kommt und Fortschritt und Einigkeit im Geist fördert.
Natürlich ist Spaltung nichts Neues. Wir brauchen nur die in der Bibel dokumentierte Geschichte der Sadduzäer und Pharisäer zu betrachten. Aus Britannica.com übersetzt: „Die Sadduzäer und Pharisäer standen im ständigen Konflikt miteinander. ... Die Pharisäer entwickelten sich zu einer Gruppe der Kleinbürger und Schriftgelehrten gegenüber den Sadduzäern, der Partei der Hohenpriester, die traditionell allein die Führung des jüdischen Volkes innehatten.“ Christus Jesus lieferte ein höheres und umsichtigeres Denkmuster, indem er die Menschen zu Gott als der Quelle von Lösungen aller menschlichen Angelegenheit hinführte und jeglichen Irrtum zurückwies.
In ähnlicher Weise kommt die Christliche Wissenschaft unserem derzeitigen politischen Diskurs zu Hilfe. Sie predigt keine konservative, liberale oder sonstige menschliche Herangehensweise an politische Entscheidungen, sondern eine geistige Rechtschaffenheit, die alle segnet. Sie bringt uns vom gegenseitigen Kritisieren zur geistigen Auslegung der Art von Tadel, mit der Jesus den heftigen Wind und die Wellen auf einem See in die Schranken wies. Er ließ sich nicht auf die Ebene der Angst seiner Jünger vor dem Sturm herunterziehen, sondern erhob sie in eine heilige Ruhe, indem er die wütende materielle Gesinnung zurückwies. „Aber Jesus sagte zu ihnen: ‚Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen?‘ Dann stand er auf und wies den Wind und die Wellen in ihre Schranken. Da trat eine große Stille ein“ (Matthäus 8:26, Neue Genfer Übersetzung).
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt mit Bezug auf Ruhe in Christus und Frieden in der Liebe: „Der Gedanke daran stillt das Klagen; die wogende Brandung der aufgewühlten See des Lebens verläuft sich schäumend, und darunter ist eine tiefe, beständige Stille“ (Botschaft an die Mutterkirche für 1902, S. 19).
Jemanden in die Schranken weisen bedeutet, „ihn dazu zu bringen, nach bestimmten Regeln zu spielen und sich zu mäßigen“ (www.geo.de/geolino/redewendungen/6235-rtkl-die-schranken-weisen). Wenn Jesus jemanden in die Schranken wies bzw. tadelte, verlangte er durch Gottes Autorität von ihm, Irrtum zu unterlassen. Mrs. Eddy empfiehlt uns, wir sollten „keinen Unterschied machen zwischen der einen Person und einer anderen, sondern ... die Wahrheit der Christlichen Wissenschaft denken, sprechen, lehren und schreiben, ohne [uns] auf rechte oder unrechte Persönlichkeit auf diesem Arbeitsfelde zu beziehen. ...
Wir sollten uns bemühen, gegen jedermann langmütig, treu und liebevoll zu sein. Dieser geringen Mühe lasst uns ein weiteres Vorrecht hinzufügen, nämlich Schweigen, wenn immer dies einen Tadel ersetzen kann. ...
... lasst eure Gegner in Frieden, und übt keinen Einfluss aus, um sie in ihrem Handeln zu hindern, das ihnen nach dem Stande ihrer eigenen Erfahrung rechtmäßig erscheint, da ihr doch wissen solltet, dass Gott sehr wohl erneuern und weislich und endgültig scheiden wird ...“ (Nein und Ja, S. 7–9).
Was Politik und Journalismus angeht, bringt der Christian Science Monitor Licht in Situationen, statt sie weiter aufzuheizen. Er schreibt der Leserschaft nicht vor, was sie denken soll, sondern ermöglicht es ihr, zu eigenen Schlüssen zu kommen, und wirft das Schlaglicht auf Prinzip statt Persönlichkeit. Er nimmt keine politische Stellung, sondern eine höhere Sichtweise ein, bei der alle zu einem zivilen Austausch und in gegenseitigem Respekt zusammenkommen können. Er beruhigt das aufgewühlte Denken.
Zeilen aus einem Kirchenlied beschreiben, wie die politischen Wasser beruhigt werden können:
Niemals betet der vergebens,
der des Vaters Willen tut,
Seligkeit und Freude findet,
wer in Seinem Frieden ruht.
Über allen Stürmen höre
Seine Stimme: Du bist Mein,
Ich schrieb dich ins Buch des Lebens,
Ich will immer bei dir sein.
(Nach dem schwedischen Text von Boëthius und Wallin, Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 76, Adapt. und Übers. © CSBD)
Mit anderen Worten, Gott sagt: „Ich habe alles unter Kontrolle. Nicht eine politische Partei oder Führungsperson, sondern Ich werde euch retten.“
