Dieser Beitrag ist Teil einer Artikelserie, die gelegentlich im Herold, Christian Science Journal und Christian Science Sentinel erscheint. Jeder Artikel verfolgt das Ziel, ein Missverständnis über die Christliche Wissenschaft auszuräumen, das uns davon abhalten könnte, die von uns als geistigen Heilerinnen und Heilern angestrebten Ergebnisse zu erzielen.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, beschreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift (S. 268) folgende Beobachtung: „In der materiellen Welt hat das Denken mit großer Geschwindigkeit viele nützliche Wunder ans Licht gebracht.“ Sie fährt fort mit ihrer eigenen Erfahrung: „Mit gleicher Emsigkeit haben sich die schnellen Schwingen des Denkens in den Bereich des Wirklichen erhoben, zur geistigen Ursache jener niederen Dinge, die zur Forschung anregen.“
Es war Mrs. Eddy sehr wichtig, dass ihre Nachfolgerinnen und Nachfolger nicht nur geistige Heilungen körperlicher Probleme erlebten, sondern auf den Impuls reagierten, mehr über die große Sache zu erfahren, die die Heilungen hervorbringt, und dass sie diesen Eindrücken der Wahrheit nachgingen, um eine völlig neue Wirklichkeit des Seins und der menschlichen Fähigkeit zu entdecken, göttliche Macht widerzuspiegeln.
Doch die körperliche Erleichterung, die eine Heilung mit sich bringt, befriedigt das menschliche Denken vielfach so sehr, dass es auf das Verlangen, im Verständnis von Gott und Seiner geistigen Schöpfung zu wachsen, nicht eingeht. Ein weiterer falscher Einfluss, der unsere natürliche Liebe zu Gott und das Verlangen, geistiges Wachstum und Verständnis zu verfolgen, zum Erlöschen bringt, ist der in dieser Zeit alles durchdringende Materialismus.
Diese Einflüsse können uns nach und nach so unempfänglich machen, dass die praktische Christliche Wissenschaft auf den engen Bereich einer persönlichen Gesundheitsfürsorge begrenzt wird, ohne dass wir es wirklich merken. Die Christliche Wissenschaft wird damit so abgeschottet, dass man zwar christlich-wissenschaftlich denkt, wenn gesundheitliche Belange bei einem selbst aufkommen, aber bei kollektiven gesundheitlichen Problemen und in anderen – sozialen, bürgerlichen und politischen – Bereichen des Lebens eine materielle Denkweise annimmt.
Doch die Welt benötigt von Christlichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Augenblick genau das Gegenteil. Sie braucht von uns, dass wir zu einem stärkeren Sehnen danach aufgerüttelt werden, Gott zu verstehen und die Menschheit umfassender zu lieben. Die Welt braucht unsere Bereitschaft, alle Bereiche unseres Lebens von der Christlichen Wissenschaft umwandeln zu lassen und uns mit dem zu befassen, was Mrs. Eddy als die höhere Mission der Christus-Kraft beschreibt, die Sünden der Welt wegzunehmen (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 150), deren Hauptannahme beinhaltet, es gebe Leben und Intelligenz in der Materie, die nützen oder schaden können.
Für mich begannen diese Ideen sich herauszukristallisieren, kurz nachdem ich die Sonntagsschule abgeschlossen hatte. Als Abschiedsgeschenk erhielt ich von meiner Kirche ein Abonnement auf die Tageszeitung The Christian Science Monitor. Als ich anfing, den Monitor zu lesen, merkte ich, dass ich nicht einfach von einem Artikel direkt zum nächsten übergehen konnte. Bei den in den Artikeln beschriebenen Situationen ging es in der Regel um Menschen in Not. Übergangslos den nächsten Artikel zu lesen gab mir das Gefühl, diese Menschen in dem zurückzulassen, was die materiellen Sinne von ihrer Situation behaupteten. Also nahm ich mir immer eine schlichte Aussage geistiger Wahrheit vor, die ich in der Sonntagsschule gelernt hatte, und wandte sie auf die jeweilige Situation an. Ich hatte nicht sehr viel Wissen, aber das, was ich hatte, wandte ich an. Damals ging es mir nicht darum, die Ergebnisse meiner Gebete mitzubekommen, aber ich merkte, dass sich das Gute in meinem eigenen Leben erheblich erweiterte.
Als ich dann ein weiterführendes Studium absolvierte, fing ich an, eine Verbindung zwischen Gott-inspiriertem Denken und dem zu erkennen, was in der Welt um uns geschieht. Die Christlichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem Campus beschlossen, einen Vortrag über die Christliche Wissenschaft zu veranstalten. Wir kamen zusammen, um für die Veranstaltung zu beten, und jede und jeder von uns nahm sich vor, einige geistige Wahrheitsgedanken spezifisch auf das zu beziehen, was auf dem Campus vor sich ging. Es war die Zeit des Vietnamkrieges, und einige Studierende hatten aus Protest gegen den Krieg die Büroräume des Universitätspräsidenten besetzt und nutzten die Kapelle der Uni, um von dort aus Demonstrationen zu planen.
Am folgenden Morgen las ich in der Zeitung, dass diese Studentengruppe während unserer Stunde des Gebets für den Vortrag friedlich die Büroräume des Präsidenten verlassen hatte und dass die Kapelle am selben Abend ohne Vorfall geräumt worden war. Das stand in Kontrast zu dem, was an einer benachbarten Universität vorgefallen war; dort hatten dieselben politischen Taktiken zu Ausschreitungen geführt.
Ich wollte mit den anderen Christlichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am Campus näher ergründen, welchen Bezug unsere Gebete zu den Entwicklungen auf dem Campus gehabt hatten. Doch ich stieß auf wenig Interesse – sie fragten lediglich, ob ich tatsächlich glaubte, dass unsere Gebete solch eine äußerliche Wirkung gezeigt hatten.
Ich war sicher, dass es da einen Zusammenhang gab. Ähnliche Dinge passierten in jenen Jahren, wenn ich mich im Gebet mit dem befasste, was sich in meinem Umfeld zutrug – nicht, indem ich irgendwie Partei ergriff, sondern indem ich für mich selbst die Gegenwart und Herrschaft Gottes bezeugte. Ich erlebte dergleichen auch, als ich Militärseelsorger war.
Bei meiner Ankunft in Vietnam wurde mir gesagt, dass das Bataillon, dem ich zugewiesen worden war, kurz davor war, in rassistische Gewalt zu verfallen. Es erforderte ständige geistige Wachsamkeit und ich musste den militärischen Alltag auf jedem Schritt mit Gebet begleiten, doch es brach keine Gewalt im Bataillon aus. Die Veränderung war so auffallend, dass mein Kommandant diese Situation zur Grundlage meiner jährlichen Beurteilung machte, und ich erhielt eine Belobigung vom Armeechef des Amts für Militärseelsorge.
So lernte ich allmählich, die Falschheit der materiellen Vorstellung von der Wirklichkeit zu erkennen, die sich aus materiellen Persönlichkeiten zusammenzusetzen scheint, denen es unmöglich ist, miteinander auszukommen. Dieser falsche Eindruck scheint überall „dort draußen“ in einer materiellen Welt vorzuherrschen, egal, was wir denken. Doch die Christliche Wissenschaft zeigt uns, dass der Konflikt sich nicht „dort draußen“, sondern im menschlichen Bewusstsein zuträgt. Und der Konflikt spielt sich zwischen dem ab, was wir über Gottes absolute Macht und harmonische geistige Schöpfung gelernt haben, und dem materiellen Erscheinungsbild, das uns vorgaukelt, Gut und Böse würden koexistieren und das Böse habe die Vorherrschaft.
Das Bewusstsein ist der Ort, an dem Entscheidungen hinsichtlich Problemen getroffen werden, und dort zeigt sich, was für die materiellen Sinne sichtbar gemacht wird. Genau hier müssen Christliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler besonders aktiv sein. In dem Maße, wie wir unserem Denken gestatten, konsequenter in geistig-wissenschaftlichen Bahnen zu verlaufen – basierend auf dem göttlichen Prinzip der Wissenschaft, Gott – und für die Allheit Gottes und Seiner Schöpfung einzustehen, wird das menschliche Bewusstsein vergeistigt.
Das ist die Spiritualität, die göttliche Macht widerspiegelt. Sie ist keine persönliche Fähigkeit. Unser Lehrbuch berichtet uns von der Kraft und Reichweite wissenschaftlich korrekter Gedanken – dass ihre Stimme lauter klingt als alles andere und selbst versteckte, latente Übel zerstört, ehe diese für die körperlichen Sinne sichtbar werden (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 559). Göttliches, wissenschaftliches Denken manifestiert das Gesetz Gottes.
Es herrscht derzeit ein dringender Bedarf, aktiver für die Wirklichkeit Gottes und Seiner Schöpfung gegenüber den Behauptungen der materiellen Sinne einzustehen. 2024 fanden bei rund der Hälfte der Weltbevölkerung Wahlen statt, aufgrund derer heute Entscheidungen über internationale Beziehungen und nationale Prioritäten getroffen werden. Die Angst vor dem, was sich daraus entwickeln kann, mag gelegentlich furchteinflößend sein und all unsere Zeit in Anspruch nehmen. Doch das Gesetz Gottes, des Guten, vernichtet das Böse vollständig und zerstört dessen Machenschaften, wie aus der Umwandlung Saulus’ von Tarsus auf dem Weg nach Damaskus ersichtlich wird.
Dieses Gesetz war so machtvoll und durchgreifend, dass es nicht nur das beabsichtigte Unheil abwendete, sondern die falschen Charaktereigenschaften aufdeckte und zerstörte, die Saulus dazu verleitet hatten, Unheil anzurichten. Saulus machte dem Charakter des Paulus Raum, der der wahren, geistigen Identität des Menschen viel näher kam – einer Identität, die schon immer da war, um wahrgenommen und demonstriert zu werden.
Die Umwandlung von Saulus ist ein lebendiges Beispiel für folgende Aussage von Mrs. Eddy, die eine Schülerin von ihr wiedergegeben hat: „Das Böse zerstört sich selbst und somit auch seinen Täter. Worin besteht diese Zerstörung? Aus dem Verlust des Selbst und dem Verlust der Macht, Böses zu tun, sowie der Verwirklichung der weit entfernten und dennoch erreichbaren Macht des Guten“ (We Knew Mary Baker Eddy, Expanded Edition, Vol. I [Wir kannten Mary Baker Eddy, erweiterte Ausgabe, Bd. 1], S. 116).
Ich habe all das unlängst zum Inhalt meiner Ansprache vor meiner Schülerschaft der Christlichen Wissenschaft gemacht. In der Woche darauf wurde eine Schülerin dazu geführt, hinsichtlich der Angst vor Personen zu beten, die in Schulgebäude eindringen, um Kinder zu töten. Sie sprach mit einem Mitglied ihrer Zweigkirche über dieses Thema und einige dahingehende berichtigende Ideen, und beide fühlten den Impuls, ihr Umfeld in diese Wahrheitsgedanken einzuhüllen. Ich erfuhr davon und schloss mich ihnen an. Eine Woche später erschien in mehreren Lokalzeitungen ihrer Region ein Bericht über folgende Vorkommnisse:
Die dortige Polizei hatte einen Anruf von drei Teenagerinnen erhalten, die meldeten, mehrfach Morddrohungen von zwei Personen erhalten zu haben. Den Mädchen zufolge hatten beide Personen diese Drohungen, sie würden die drei am folgenden Tag in ihrer jeweiligen Schule aufsuchen und erschießen, über soziale Medien ausgesprochen. Der Polizeichef sagte zu Reportern: „Glücklicherweise und mit rechtzeitiger und ausschlaggebender Hilfe aus der Bevölkerung, konnte [die Polizei] die Eskalierung der Drohungen verhindern, die beiden Personen rechtzeitig erreichen und verhaften und ihnen die Waffen abnehmen, bevor es in unserer Stadt zu einer Tragödie kommen konnte.“
Ich glaube, wir alle hatten ein ehrfürchtiges und demütiges Gefühl der Kraft des wissenschaftlichen Denkens, die göttliche Macht in unserem Umfeld widerzuspiegeln.
Mary Baker Eddy sagte einst (Grundzüge der göttlichen Wissenschaft, S. 2): „Das Heilen von körperlicher Krankheit ist der kleinste Teil der Christlichen Wissenschaft. Es ist nur der Weckruf zum Denken und Handeln im höheren Bereich der unendlichen Güte.“
Es ist so wichtig, auf diesen Weckruf zu reagieren und uns von dem, was wir in der Christlichen Wissenschaft gelernt haben, dazu bringen zu lassen, „im höheren Bereich der unendlichen Güte“, die die Sünden der Welt wegnimmt, aktiver zu sein.
