Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer
Original im Internet

Sich den Menschen zuwenden und sie hereinbitten

Aus dem Herold der Christlichen Wissenschaft. Online veröffentlicht am 12. Mai 2025


„Gibt es ein Handbuch für Sonntagsschulvorsteherinnen und -vorsteher?“, wurde ich neulich gefragt. Da ich derzeit der Teamleiter zur Unterstützung der Sonntagsschule in der Abteilung für Kirchenaktivitäten in der Mutterkirche in Boston, Massachusetts, USA, bin, gehen bei mir immer wieder Fragen wie diese ein.

Als Ende des 19. Jahrhunderts die Sonntagsschule der Mutterkirche ins Leben gerufen wurde, schrieb die Gründerin der Kirche, Mary Baker Eddy, Briefe an die mit dieser Arbeit betrauten Mitglieder. In einem schrieb sie: „Jetzt ist die Stunde für euch, die Sonntagsschule, gekommen, Regeln festzulegen und einen Vorsteher zu haben, der alles ordnungsgemäß leitet“ (Mary Baker Eddy an W. L. Johnson, 14. Dezember 1891; L03282, Mary Baker Eddy Bibliothek, © The Mary Baker Eddy Collection). In einem anderen schrieb sie: „Es ist an der Zeit, dass die Sonntagsschule Regeln festlegt und einen Vorsteher hat, der sich den Menschen draußen zuwendet und sie hereinbittet ...“ (Mary Baker Eddy an Ira O. Knapp, 14. Dezember 1891; L03414, Mary Baker Eddy Bibliothek, © The Mary Baker Eddy Collection).

Zeitgleich mit meiner Beschäftigung mit diesen Anweisungen las ich das 2. Buch Mose, und mir kam der Gedanke, dass die Geschichte von Mose gewissermaßen als Handbuch für Sonntagsschulvorsteherinnen und -vorsteher dienen könnte. Aus dem Blickwinkel derer, die er durch das Schilfmeer in die Freiheit geführt hat, mag Mose scharfsinnig und versiert darin gewirkt haben, sich den Menschen zuzuwenden und sie hereinzubitten, doch Mose selbst war der Ansicht, dass er keineswegs die Fähigkeit besaß, das zu tun, was Gott ihm aufgetragen hatte. Schließlich war er nur widerwillig bereit, überhaupt mit den Kindern Israel zu sprechen, und er wandte Gott gegenüber ein, dass er „eine schwere Sprache“ hatte (2. Mose 4:10). Dieses Zögern aufgrund der Überzeugung, nicht für eine Führungsrolle geeignet zu sein, entsprach ziemlich genau meinem Gefühl, als ich gebeten wurde, der Sonntagsschulvorsteher in meiner Zweigkirche der Christlichen Wissenschaft zu werden.

Mose erkannte, was sein Volk in Ägypten brauchte. Doch vor seiner Begegnung mit Gott auf dem Berg Horeb waren seine Bemühungen dahingehend weniger göttlicher Inspiration als menschlichem Willen gefolgt. Es zeigte sich schnell, dass seine Bemühungen fehlgeleitet waren (siehe 2. Mose 2:11–15). Ich habe festgestellt, dass das auch beim Leiten einer Sonntagsschule passieren kann: Der Versuch, ein Problem mit menschlichem Willen zu lösen, führt entweder zu nichts oder trifft auf Widerstand. Verlässt man sich hingegen auf das göttliche Gemüt, Gott, erhält man dauerhafte und heilende Lösungen.

Als ich Sonntagsschulvorsteher war, hatten wir einen neuen Schüler in unserer Sonntagsschule, der in seiner Klasse immer wieder den Unterricht störte. Erst wusste ich nicht so recht, was ich tun sollte. Ich probierte mehrere Sachen, um ihn einzubeziehen und ihm zu helfen. Nichts half, sondern die Situation verschlimmerte sich nur.

Als ich an einem Sonntag um eine Lösung betete, lag das Handbuch der Mutterkirche offen vor mir auf dem Tisch, und zwar auf der Seite der Satzungsbestimmung für die Sonntagsschule. Beim Lesen fiel mir das Wort Schüler ins Auge: „Die Sonntagsschulklassen jeder Kirche Christi, Wissenschaftler, können Schüler bis zum Alter von zwanzig Jahren und bis zu diesem Alter auch nach einem Wechsel von einer anderen Kirche Christi, Wissenschaftler, aufnehmen, jedoch darf kein Schüler in der Sonntagsschule einer Kirche Christi, Wissenschaftler, bleiben, nachdem er das Alter von zwanzig Jahren erreicht hat. Niemand außer den Amtsinhabern, Lehrern und Schülern sollte bei den Sonntagsschulstunden anwesend sein“ (Mary Baker Eddy, S. 62).

Betrachtete ich diesen Jungen als einen echten Schüler? Diese Frage brachte mich dazu, im Gebet anzuerkennen, dass alle Kinder und Jugendlichen in der Sonntagsschule Schülerinnen und Schüler waren – wirklich an der Bibel interessiert – und den Wunsch hatten, die Heilige Schrift geistig zu verstehen und ihre Lehre praktisch anzuwenden.

Als ich in diesem Sinne weiterbetete und demütig eine neue Sichtweise für die Situation suchte, kam mir der Gedanke, dass jede Schülerin und jeder Schüler, einschließlich dieses Jungen, dem ich helfen wollte, ein Kind Gottes und somit nach Seinem Ebenbild erschaffen ist, also intelligent, engagiert, kreativ und rücksichtsvoll.

Am darauffolgenden Sonntag hatte sich die Sonntagsschule vollständig verändert. Sie war mit Freude, Energie und interessierter Mitarbeit erfüllt. Und obwohl noch mehr Gebet erforderlich war, arbeitete dieser Schüler letztendlich erheblich besser mit. Eine Rückkehr zu seinem vorherigen Verhalten fand nicht statt.

Als Mose von Gott angewiesen wurde, die Kinder Israel zu befreien, hatte er Einwände. Er fühlte sich dazu nicht fähig. Er dachte nicht, dass die Menschen ihm glauben würden, Gott habe ihn geschickt. Doch das war nicht das Ende der Geschichte für Mose, und es muss auch nicht das Ende unserer Geschichte sein. Weder der ursprüngliche Widerstand von Mose noch die Fehler, die er unterwegs machte, hielten Gott davon ab, ihn zu führen – und sie hielten ihn nicht davon ab, Gott zu folgen. Vielleicht war Mose wegen seiner Demut so ein guter Kandidat für diese Rolle und so erfolgreich bei der Ausführung. Erinnern Sie sich an Gottes Ermutigung an Mose: „Wer hat dem Menschen den Mund geschaffen? ... Bin ich es nicht, der Herr? So geh nun hin: Ich will mit deinem Mund sein und dich lehren, was du sagen sollst“ (2. Mose 4:11, 12)?

In diesem Austausch mit Gott erfuhr Mose die wahre Quelle von Führerschaft, und damit trat er in die göttlich vorgegebene Laufbahn ein, die von dieser Quelle regiert wurde. Und Mrs. Eddy schreibt über die Auswirkungen dieser Laufbahn: „Mose förderte ein Volk bis zur Anbetung Gottes im Geist statt in der Materie und veranschaulichte die großartigen menschlichen Fähigkeiten des Seins, die vom unsterblichen Gemüt verliehen werden“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 200).

Es ist so ermutigend, dass unsere Kirchen und Sonntagsschulen – wie zuvor Mose – unserem Umfeld zunehmend helfen können zu verstehen, wie wichtig es ist, Gott im Geist anzubeten. Das ist ein Geschenk, das wir unserem jeweiligen Umfeld machen können. Es ist wichtig zu erkennen, dass Mose zumindest zum Teil deshalb erfolgreich war, weil er glaubte, keine Führungseigenschaften zu haben. Das gab ihm den nötigen Freiraum, Gott von ganzem Herzen zu folgen. Seine stetige Überzeugung, dass Gott die Führung innehatte, ebnete ihm den Weg und befähigte ihn, den erforderlichen moralischen Mut zum Ausdruck zu bringen, um dem Pharao die Stirn zu bieten, das Volk auf dem langen Weg zu führen, dafür zu sorgen, dass alle in der Wüste genug zu essen bekamen und den Bund an sie weiterzugeben, der sie letztendlich moralisch stark und frei machte.

Er wandte sich quasi den Menschen zu und bat sie auf die unterschiedlichste Weise herein – um auf Mrs. Eddys Brief Bezug zu nehmen –, als er sie zum gelobten Land führte. Diese wichtige Arbeit kann in jeder Kirche Christi, Wissenschaftler, Resonanz finden. Wir können uns den Menschen draußen, einschließlich der Kinder in unserem direkten Umfeld, zuwenden – und sie mit Demut hereinbitten, damit sie entdecken, welch eine Macht und Freude damit einhergeht, Gott im Geist, statt in der Materie anzubeten. Glauben wir das? Vielleicht ist das Besondere an Moses Geschichte, dass er es selbst nicht für möglich hielt. Doch so wie Gott bei Mose war, so ist Er auch bei jedem Schritt bei uns.

Manchmal glauben wir vielleicht, uns den Menschen zuzuwenden und sie hereinzubitten gilt nur für das Umfeld unserer Kirche, doch wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Mitglieder diese Herzlichkeit ebenfalls brauchen.

In einer Zweigkirche, mit der ich sprach, wurde ein Mitglied gebeten, Sonntagsschulvorsteherin zu werden, als in der Kirche die Meinung verbreitet war, die Sonntagsschule sei unwichtig, weil es keine Schülerinnen und Schüler gab. Diese neu ernannte Sonntagsschulvorsteherin wurde durch Gebet dazu geführt, mit einzelnen Mitgliedern über den Wert von Jugend und Sonntagsschule zu sprechen, und nach und nach änderte sich die negative Einstellung. Kurz darauf fing eine neue Familie an, die Gottesdienste zu besuchen, und die Mitglieder erkannten, was passiert, wenn man junge Menschen zu schätzen weiß. Diese Kinder erfüllten alle Bereiche der Kirche mit Licht, Lebendigkeit und Freude und sorgten für frische Sichtweisen. Die Sonntagsschulvorsteherin sagte: „Angesichts dessen war es keine Überraschung, dass die Mitglieder sich freuten, die Sonntagsschule aufzufrischen, damit sie für weitere Schülerinnen und Schüler bereit war.“ Jetzt steht die Kirche voll und ganz hinter der Sonntagsschule, und es kommen regelmäßig auch weitere Kinder.

Wie man sehen kann, ist die Arbeit, der Sonntagsschule vorzustehen, von großer Wichtigkeit für die Kirche, die Mitgliedschaft und das Umfeld. Wir würden gern mehr über diese wichtige Tätigkeit in Ihrem Leben und Ihrer Kirche hören und laden Sie ein, uns von Ihren Erfahrungen zu berichten, sich der Kirche und Ihrem Umfeld zuzuwenden und die Menschen zu dieser wundervollen Aktivität der Sonntagsschule hereinzubitten. Wie hat sich dies konkret auf Ihre Sonntagsschule und allgemein auf Ihre Zweigkirche ausgewirkt? Sie können das hier in den Zeitschriften der Christlichen Wissenschaft oder – auf Englisch – in der neuen Online-Community der Christlichen Wissenschaft im Bereich Sonntagsschule berichten.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Weitere Artikel im Web

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.