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Bei Gott sind alle Dinge möglich.

Aus der November 1903-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das Wort der heiligen Schrift weist überall auf die eine große Tatsache hin, daß die höchste, schöpferische, regierende Macht ein vollkommener Gott ist. Wenn wir dasselbe verstehen, so werden wir wissen, daß die Ausdrücke, Allmacht,‘, Allwissenheit‘ und, Allgegenwart‘ sich auf diese unendliche, schöpferische Macht beziehen; und da es auf der Hand liegt, daß es kein Erschaffen, kein Ausdrücken, keinc Tätigkeit ohne Intelligenz gibt, so wird man bereitwillig zugeben, daß die Ausdrücke, Intelligenz,‘, Geist‘ auf die Gottheit anwendbar sind.

Alle Christen mögen über diesen Punkt einerlei Ansicht sein, aber ein großer Unterschied zwischen Christian Science (der Christlichen Wissenschaft) und anderen Religionsformen zeigt sich, wenn wir ihre Auffassungen von der Beschaffenheit, dem Wesen und dem Charakter dieses unendlichen Geistes, welcher Gott ist, prüfen.

In den vergangenen Jahrhunderten, wo die müde Welt sich vergebens nach Befreiung von ihren Lasten sehnte, bestanden die Lehrer der Religion darauf, daß die Kenntnis des Bösen ein dem Bewußtsein Gottes zugehöriger Teil sei. Christian Science erklärt das Wesen dieses unendlichen Geistes für das absolute, unbegrenzte, unwandelbare Gute; daß auf dieser Grundlage die Gewißheit der schließlichen Vernichtung aller menschlichen Not gegründet ist.

Das Lehrbuch der Christian Science „Science and Health with Key to the Scriptures“ von Mary Baker G. Eddy, unterstützt mit unwiderlegbarer Logik die Wahrheit dieser Behauptungen, und es ist nicht der Zweck dieses Artikels dieselben zu wiederholen, sondern auf dieselben als unentbehrliche Grundlage für praktische Beweisführung hinzuweisen, und eine stetig wachsende Überzeugung von ihrer positiven Wahrheit zum Ausdruck gelangen zu lassen. Diese Überzeugung ist durch individuelle Erfahrung gewonnen und befestigt worden, — und zwar durch Befolgen der in dem Lehrbuch gegebenen Vorschriften; dies gründete das Denken auf den richtigen Ausgangspunkt — einen vollkommenen Gott, bereitete es auf seine rechtmäßige Tätigkeit vor und leitete es so zu einer unwiderstehlichen Schlußfolgerung hin.

Der praktische Segen der Worte, „Bei Gott sind alle Dinge möglich” hier in der Gegenwart, wird uns klar, wenn wir erkennen, daß Gott das unendliche Gute ist, und unbegrenzte Macht besitzt, diese Unendlichkeit aufrecht zu erhalten. Alles, was dem unendlichen Geiste, dem Leben, der Wahrheit, der Liebe möglich ist, ist Gott möglich, Unbegrenzte Macht besteht in der Fähigkeit, bewußt und für immer die vollkommene und harmonische Tätigkeit des Geistes aufrecht zu erhalten. Nichts kann hinzugefügt werden zu dem, welches die Gesammtsumme alles absoluten Guten in sich schließt und in Quantität und Qualität vollkommen ist. Ebensowenig können wir annehmen, daß irgend etwas von diesem unendlichen Guten, dem Leben, der Wahrheit, der Liebe, fortgenommen werden kann, wenn wir das Wesen dieser Synonyme der Unendlichkeit erkennen, und sehen, daß ihnen die selbständige Fähigkeit und Macht innewohnt, für immer das Wesen, den Charakter, die Quantität und Qualität des absoluten Guten, als der einzigen Macht, aufrecht zu erhalten.

Wenn wir uns dieser Tatsache bewußt werden, so wird es uns klar werden, daß bei Gott alles das möglich ist, was in der Richtung des Rechten und der Wahrheit liegt, denn Gott ist die Wahrheit, und daher muß alle Tätigkeit, welche wahr und recht ist von Gott, dem Guten, dem göttlichen Prinzip, der Quelle und dem Ursprung aller Existenz, ausgehen und von Ihm beherrscht werden.

Ohne richtige Erkenntnis von dem Wesen Gottes als Ursache werden unsere Begriffe von den Wirkungen dieser Ursache mehr oder weniger verwirrt sein.

Wenn der Mensch Harmonie oder ewiges Leben erreichen soll, welches in der Erkenntnis des allein wahren Gottes, und Jesu Christi, den Er gesandt hat, besteht, so muß er sich den richtigen Begriff von dem Wesen und dem Charakter Gottes verschaffen.

Die heilige Schrift erklärt, daß Gott Geist ist, und daß die Dinge des Geistes geistig erkannt werden. Der Mensch kann sich nicht über seinen Begriff von Gott hinaus erheben und wird niemals von seiner Knechtschaft unter der Sünde und ihren Folgen, — Krankheit, Trübsal und Tod — frei werden, oder die von Jesu in seinen Worten, „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist” als Ziel gesetzte geistige Höhe erreichen, so lange er nicht zugibt, daß Gott vollkommen ist. Das Böse ist Unvollkommenheit. Gott würde nicht vollkommen sein, wenn er sich des Bösen bewußt wäre, denn des Bösen sich bewußt sein, heißt dasselbe erfahren. Das Böse muß gedacht werden, ehe es zur Tat wird, und Bewußtsein desselben schließt die Möglichkeit der Ausübung in sich.

Die Behauptung, daß Gott Bewußtsein vom Bösen besitzen kann, würde die Schlußfolgerung nach sich ziehen, daß dieser unendliche Geist sich in einem Zustande beständigen Widerstreites befindet, so wie das menschliche Bewußtsein infolge des Glaubens, daß das Böse ebenso wirklich und mächtig als das Gute ist, in beständigem Aufruhr begriffen ist.

Kenntnis des Bösen würde für Gott Mangel an Kenntnis bedeuten, und die Notwendigkeit desselben aufrecht erhalten, heißt soviel als behaupten, daß man unwissend sein muß, um Weisheit zu besitzen.

Das unendliche Gute kann ebenso wenig etwas vom Bösen wissen, als Wissen Unwissenheit in sich begreifen kann. Absolute positive Kenntnis geistiger Dinge kann keinen Begriff einer Verneinung enthalten. Nur der begrenzte menschliche Sinn behauptet, daß das Positive und Negative sich im Bewußtsein vermischen und immer positiv und negativ bleiben müssen. Dieser begrenzte Sinn ist es, der auf Widersprüchen und Unmöglichkeiten besteht, und die Möglichkeit von Unmöglichkeiten aufrecht zu erhalten sucht.

Der trügerische fleischliche Geist mag die Existenz des Bösen annehmen, seine falsche Vorstellung betrachten, dann seine eigene Denkweise Gott zuschieben und behaupten, daß die Gottheit das Böse kennen, zulassen oder verursachen muß, wenn bei Gott alle Dinge möglich sind.

Angenommen, daß ein Schüler der Mathematik die unsinnige Behauptung aufstellte, daß Subtraktion zur Addition gemacht werden und dabei doch Subtraktion bleiben könnte. Solch verwirrtes Denken würde Irrtum, Unwissenheit, in seine Arbeit hineinbringen, und für ihn die Gesetze der Mathematik umstoßen; nicht eine einzige richtige Lösung würde er finden können. Dies veranschaulicht in der Tat den inneren Widerspruch der Behauptung, daß Gott das Böse kennt.

Der richtige Begriff von Gottes Wesen schließt eine solche Möglichkeit völlig aus, und erfreut sich der klaren Erkenntnis, daß bei Gott nur die unwandelbare, unbegrenzte und liebende Aufrechterhaltung aller Ideen des Guten möglich ist. Wenn im menschlichen Bewußtsein allmählich die Erkenntnis erwacht, daß alle rechten Ideen. Äußerungen des absoluten Guten — Gottes — sind, rein von jeder Befleckung des Bösen, so wird dadurch in diesem Bewußtsein eine gewaltige Macht geweckt und in Tätigkeit gesetzt, welche zugleich die Freundlichkeit der Liebe besitzt — eine Macht, unwiderstehlich, denn der Geist ist ihre Substanz; Gesundheit spendend, denn das Leben ist ihre Quelle, — Irrtum vertreibend, denn die göttliche Intelligenz ist ihre treibende Kraft, —Frieden bringend, denn sie entfernt jede Spur von Reibung und Trennung, und ersetzt sie mit der Erkenntnis von dem Einssein Gottes und des Menschen. Dieser Gedanke von der Einheit, dem Einssein und Unteilbarkeit des Guten, hat in dem Einen dieselbe Wirkung wie in dem Andern. Wiederholt beobachtete Heilungen von Krankheit befriedigen die Vernunft und beweisen in ausschlaggebender Weise, daß der heilende Gedanke von einem regierenden, wissenschaftlichen Prinzip geleitet wird, und daß die Erlösung von irrtümlichen Vorstellungen und vom Bösen nach dem Gesetz der Harmonie erreicht wird. Wenn die Resultate nicht gleichartig und gut sind, so wissen wir aus Erfahrung, daß das Gesetz nicht befolgt worden ist. Jeder Mensch, der ein richtiges Verständnis von der Wissenschaft des Daseins hat, kann dieselbe anwenden und ihren praktischen Wert durch Heilen der Kranken und Sündigen beweisen; nicht der Gedanke oder Wille dieses Menschen heilt die Kranken, denn wie Matthäus sagt: „Den Menschen ist dies unmöglich, aber bei Gott sind alle Dinge möglich.” Auch lesen wir: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubet.” Dieser Glaube, diese Zuversicht oder Erkenntnis befähigt uns zu Werkzeugen Gottes, des Geistes, zu werden, mit dem er sein vollkommenes Werk verrichtet; aber die Ehre gebührt immer Gott, niemals dem Werkzeug. Dieses Wirken ist die Tätigkeit der Wahrheit, des Guten, welches sich selbst als allmächtige, allwissende, allgegenwärtige, allumfassende Wirklichkeit erweist. In dem Maße, in welchem die Erkenntnis von den Möglichkeiten der Macht Gottes im Bewußtsein zunimmt, wachsen die Fähigkeiten des Menschen, die Schwierigkeiten, welche ihm im Wege zu liegen scheinen, verschwinden, und was vorher als unmöglich erschien, wird jetzt für möglich erkannt. Diese Sätze als bloße Theorie haben nicht mehr Wirkung als irgend eine andere Theorie. Worte oder Gedanken, so fehlerlos sie auch vom litterarischen Gesichtspunkte aus ausgedrückt sein mögen, sind kalt und wertlos, solange sie nur Theorie sind. Was den Worten oder Gedanken eines ernsten, liebenden und selbstlosen Christian Scientisten (Christlichen Wissenschafters) Macht verleiht, was gefühlt, aber oft nicht verstanden wird, ist die Erkenntnis von Gottes Willen und von den Möglichkeiten, die mit Gott als Prinzip, Ursache, und dem Menschen als Seiner Idee, der Wirkung, verknüpft sind. Diese Erkenntnis ist die leitende Kraft für den Menschen in seinem Irrtum-zerstörendem, Frieden-bringendem, heilendem Gebet.

Die bewußte Erfahrung jedes treuen Christian Scientisten, durch welche sich diese Wahrheit selber beweist, läßt ihn unerschütterlich an seinem Glauben, an die Lehren der Christian Science (der Christus Wissenschaft) fest halten, ungeachtet aller Anstrengungen, die ihn von seinem Wege abzubringen suchen.

Wenn Christian Science erklärt, daß Gott keine Sünde kennt, so folgt daraus durchaus nicht, daß sie dieselbe ignoriert und sich fortpflanzen läßt. Christian Science gibt zu, daß die Sünde als trügerische Scheinexistenz im menschlichen Denken existiert; eine scheinbar gewaltige Macht, von der die Sterblichen erlöst werden müssen. „Science and Health“ setzt das Wesen der Sünde zur völligen Befriedigung des aufrichtigen Forschers auseinander, zeigt auf Grund biblischer Autorität wie dieselbe vernichtet wird, und wie die Versöhnung zu stande gebracht wird. Aber unser Zweck ist heute, Resultate zu betrachten und den folgenden, für jeden Schüler der Christian Science so wichtigen Punkt zu beleuchten, nämlich: in dem Verhältnis, wo er geistig erfaßt, daß Gott kein Bewußtsein vom Böseu haben kann, und Seine Möglichkeiten immer nur die Möglichkeiten des Guten sein können, in dem Verhältnis wird er im stande sein die Kranken zu heilen, die Trauernden zu trösten, und als Werkzeug Christi den immer wiederkehrenden Hilferuf der Menschheit: „Was muß ich tun, um erlöst zu werden?” zu befriedigen.

Wenn die Christian Scientisten den eindringlichen Bitten ihrer Freunde, welche glauben, daß ihre Theologie in diesem Punkte unrichtig ist, nachgeben, und auf denselben verzichten würden, so würde dies das Aufgeben ihres Heilungswerkes bedeuten. Aber sie geben nicht nach. Jede Bewegung muß schließlich nach ihren Resultaten beurteilt werden, und die praktische Ausübung von Christian Science hat eine reiche Ernte segensreicher Wirkungen geliefert.

Jemand, der in dem Glauben erzogen worden ist, daß jeder Mensch einen von seinem Schöpfer getrennten Geist besitzt, daß dieser mit Gut und Böse vertraute Geist in einem materiellen Körper eingeschlossen ist und daß es ebensoviele Geister als Körper gibt, wird es schwierig finden zu begreifen, wie Gott den Menschen überhaupt kennen kann, ohne etwas vom Bösen zu wissen. Er ist des Lichtes, der Inspiration der Freiheit und der tatsächlichen Erfahrung beraubt, welche ihm zu teil werden, wenn er die gewaltige Tatsache des Seins zu begreifen anfängt, daß der Mensch, in der Gesammtheit sowohl wie im Einzelfall, den einen Geist welcher Gott ist, wiederspiegelt, daß er Gottes eigenes Ebenbild und Gleichnis ist. Eine solche Erkenntnis wird mit derselben Entschiedenheit leugnen, daß das Böse notwendigerweise ein Teil der Erfahrung des Menschen sein muß, als sie es nicht zugibt, daß Gott in irgend einer Weise dadurch berührt werden kann.

Das Gebot ist uns gegeben worden: „Schaffet eure Seligkeit ... denn es ist Gott der in euch wirket, beides das Wollen und das Vollbringen. Glaube ohne Werke ist tot an ihm selber.” Ehe wir viel zu stande bringen können, müssen wir lernen, wie wir zu arbeiten haben. Wenn wir mit Gott arbeiten und Gott mit uns, so verrichtet der erlösende Christus die göttliche Mission uns von der Herrschaft des Bösen zu befreien, und gleichzeitig mit dieser Befreiung wird uns die Offenbarung zu teil, daß wir unser wahres Dasein in Gott, in dem kein Böses existiert, finden.

Niemals bin ich unserer Führerin so dankbar für ihre Entdeckung, ihre Lehre und praktischen Beweise von der bis jetzt verborgenen Christuswissenschaft, als wenn ich darüber nachdenke, welch ein Segen für die Menschheit in dem rechten Verständnis der wichtigen Frage: „Kennt Gott das Böse?” begriffen liegt.

In der Tat dankbar können wir sein für das Säen dieses Samens. Weit über die vor wenigen Jahren herrschenden Begriffe hinaus enthüllt er die Herrlichkeit Gottes und des Menschen in Seinem Ebenbilde. Er offenbart die Wunder des ewigen Geistes, wo sinnliches Bewußtsein in geistigem Anschauen verloren geht.

Wenn das Zeugnis der Sinne zum Schweigen gebracht ist, so bist du bereit deinen Glauben durch deine Werke zu beweisen.

Jemand, der von Schmerzen geplagt wird, bittet dich um Hilfe. Wenn du mit Gott und den Menschen in Frieden lebst, so wirst du in deinem Verkehr mit Gott die Machtlosigkeit des Irrtums erkennen; daß seine scheinbare Existenz als Gesetz oder Intelligenz durch und durch Trug ist; daß sowohl Furcht wie das Böse völlig grundlos sind; du siehst an ihrer Stelle die Unteilbarkeit, Allumfassenheit, Unparteiligkeit und die unbegrenzten Möglichkeiten Gottes und dein Patient sagt: „Ich habe keine Schmerzen, meine Befürchtungen waren grundlos. Ich bin gesund”.

Jemand fügt dir ein Unrecht zu; dein liebster Freund greift vielleicht alles das an, was dir am heiligsten ist — deinen höchsten Begriff von Gott — deine Religion; bezweifelt ihre Echtheit und ihre heilende und erlösende Macht, die sich dir in den meisten Fällen als so sicher und befriedigend erwiesen hat; beschuldigt dich vielleicht des Eigennutzes und niedriger habsüchtiger Motive. Wenn du auch nur in geringem Maße das Bewußtsein der Möglichkeiten Gottes dir gewonnen hast, so wirst du unter diesen Umständen ruhig, dein Friede wird ungestört bleiben.

Was ist die Macht, die dich innerlich sowohl wie äußerlich bewahrt? Die Liebe. Eben weil du jenen Menschen liebst? Nein. Nicht weil du ihn mehr als andere liebst; sondern weil du liebst; du kennst die Liebe und fühlst sie und ihre Möglichkeiten und bringst sie zum Ausdruck. Was ist das Resultat? Das Gefühl von Ärger vergeht, vielleicht räumt er ein, daß er übereilt und ungerecht gewesen ist, und er verläßt dich mit dem unbestimmten Gefühl, daß in Christian Science eine gewaltige Macht verborgen liegt; und wenn dann auch vielleicht noch nicht anerkannt, so mag sich dasselbe weiter entwickeln bis der Stolz schließlich nachgibt, die Überzeugung von der Wahrheit der Christian Science eingeräumt wird und die göttliche Liebe den Sieg genommen hat.

Jemand, der von Sorge gedrückt wird, bittet dich ihm zu helfen. Du hörst die Schilderung seiner Not. Du kennst nur die allmächtigen, immer gegenwärtigen Möglichkeiten Gottes, und wo Gott tätig ist, da kann keine Disharmonie Platz finden, und so wird dem Kummer der Stachel genommen. Der Bekümmerte ist erleichtert, die Last ist abgewälzt und läßt ihn ruhig und heiter. Die, welche der letzte Feind, der Tod, ihrer Freunde beraubt hat, lernen es bei Christian Scientisten, nach dem Mitleid welches heilt, zu suchen. Dieses Mitleid ist nicht der menschliche Begriff von Mitleid, welches im eigentlichen Sinne Mitleid mit sich selbst ist, da das Gefühl von Bekümmernis aus dem Gedanken hervorgeht: „Was würde ich unter denselben Umständen fühlen?” Gleichzeitig mit diesem Gedanken bricht die mitleidige Träne hervor. Bekümmerte Sterbliche verlangen solches Mitleid, ohne daran zu denken, daß ihr Kummer nur dadurch vermehrt wird, und daß ihr Verlangen auf dem Gedanken beruht, daß das Leiden ihrer Freunde ihnen Trost bringt. Menschliches Mitleid ist sehr unzulänglich. Die Überzeugung bricht sich immer mehr Bahn, daß die Christian Scientisten Trost anderer Art bieten: ein Mitleid göttlicherer Art, welches mit freudiger Gewißheit die sichere Quelle von Ruhe, Frieden und Harmonie in der Überzeugung findet, daß das Leben ewig und der Mensch dem Tode nicht unterworfen ist, ein Mitleid, welches glücklich ist in der tiefinneren Überzeugung, daß der lebendige Christus im Augenblick der Not tätig ist, um den Kummer zu heilen, und spricht: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch Ruhe geben für eure Seelen,”

Wie unterscheiden sich die Wirkungen von denen menschlichen Mitleids? Ein dauerndes Gefühl von Ruhe und Frieden macht sich geltend. Der, dem diese Wohltat zu teil geworden, sagt: „Es ist mir unerklärlich; das Gefühl des Aufruhrs der Empörung, ist verschwunden. Gott war mir niemals näher als jetzt.” Er fühlt, daß er nicht mehr von Menschen, sondern von Gott abhängig ist, um Trost zu erlangen, und dem entsprechend findet er Ruhe.

Dieselben praktischen Resultate folgen der Anwendung von Christian Science auf Sünde und Versuchung, in Fällen, wo der Sünder durch das Leiden, welches unrecht handeln unvermeidlich nach sich zieht, gezwungen wird, nach Hilfe zu suchen. Bereitwillig öffnest du seine Augen über die furchtbaren Wirkungen der Frönung von Leidenschaften, wodurch er sich weit von Gott trennt. Du weißt, daß Sünde nicht aus Gott stammt, und daß die Ansprüche der Sünde diesen Sterblichen nur deshalb überwältigt haben, weil er an dieselbe glaubte und sie liebte, und den Teufel (das Böse), den Jesus als Lügner und den Vater der Lüge bezeichnete, für eine Gott gleichstehende Macht ansah. Wieder tritt die Erkenntnis von den unbegrenzten Möglichkeiten Gottes in Tätigkeit. Dein Gebet besteht nicht darin daß du etwas sagst oder denkst, was jemand anders für dich formuliert hat, sondern besteht in der „praktischen Anwendung der Liebe, mit der Er dich liebt” (No and Yes, Seite 49).

Der heilende Christus flüstert im Stillen: „Siehe, Ich bin bei euch alle Tage.” Du bist dir bewußt, daß die Möglichkeiten Gottes im unbegrenzten Guten in Lauterkeit und Vollständigkeit bestehen, und schließlich beginnt der Patient, der vielleicht ursprünglich nur von den Wirkungen der Sünde geheilt werden wollte, ohne an ein Aufgeben der Sünde selber zu denken, zu fragen: „Was ist Gott? Was ist Wahrheit?” Er erkennt, daß die Sünde keine dauernde Freude gewähren kann und er ruft aus: „Was soll ich tun, um erlöst zu werden?” Dann wendet er sich voll Verlangen zu Gott. Was für eine Last wird ihm abgenommen, wenn in seinem Bewußtsein die Erkenntnis zu dämmern anfängt; daß alle Sünde, Not und Leiden des Menschen nur ein Resultat von Unwissenheit über Gottes Wesen, Charakter, und Gesetz sind, und er sieht, daß er durch die rechte Erkenntnis des Christus von dieser Knechtschaft erlöst werden kann; und diese Erlösung ist keine vorübergehende nur auf das Gefühl wirkende Bekehrung, welche im folgenden Jahre vielleicht schon wieder ein Ding der Vergangenheit ist, sondern eine tiefinnere, dauernde, geistige Überzeugung, eine beständige Erfahrnng, welche vor ihm hergeht, bei Tag eine Wolkensäule, bei Nacht ein leuchtendes Feuer, und ihn zum Throne Gottes hinaufführt!

Der Mosaische Vorhang—die Materie und ihre Gesetze,— welcher in Christum fortgenommen wird, beginnt gleichzeitig mit dem neuen Erscheinen des Christus in dem Bewußtsein des Forschenden zu verschwinden. Unter dem Einflusse des rettenden Christus, welcher in seinem Erlösungswerk fortfährt, fängt er an, die Unterscheidung zwischen Gut und Böse zu machen, hält sich zum ersteren und verwirft das letztere. Er erkennt, daß ihm Gottes Gesetz verborgen geblieben war, weil er die Stimme der Schlange: „Wir werden wie Götter sein, und Gut und Böse kennen,” mit Gottes Stimme verwechselte, und hierdurch die Folgen dieser Täuschung leiden mußte.

Die Wiedergeburt geht in seinem Bewußtsein in allmählich fortschreitender Weise vor sich. Er erkennt, daß er auf sittlichem Gebiete freie Wahl hat; nicht zwischen zwei ewig gegen einander streitenden Mächten, die ihm die göttliche Liebe darbietet; vielmehr steht es ihm frei, dem Guten zu folgen — immer der sanften Leitung und des Schutzes der Liebe gewiß; ungestört und ungehindert durch die trügerischen Vorspiegelungen des Bösen, welches beständig flüstert „Wähle mich.”

Wir müssen sowohl Gut als Böse ihrer wahren Natur nach kennen. Unser Lehrbuch sagt uns, daß alles, was wir vom Bösen wissen sollten, ist, daß es ein Trug ist ohne Wesen, Intelligenz. Gesetz, Macht oder Tätigkeit, und daß es Gott unbekannt ist. Die wahre Natur des Guten zu kennen, heißt zu wissen, daß es die einzige Macht, Gesetz und Tätigkeit, das einzige Sein ist.

Es ist in der Tat ein jammervoller Anblick, dieses hoffnungslose verzweifelte Ringen der Sterblichen nach Glück, welches sie vergeblich in materiellen Genüssen zu finden hoffen. Dankbare Herzen erkennen mit Freuden, den von der göttlichen Liebe gezeigten Weg zu den Möglichkeilen des absoluten Guten, welcher den Geist als Quelle des Glückes offenbart; auf dem volle Befriedigung in Wohltun gefunden wird; wo wir die Liebe als den wahren natürlichen Zustand des Bewußtseins erkennen, und daran festhalten, wenn auch andere, die diese köstliche Perle noch nicht gefunden haben, hierin nichts als Selbstsucht und Eigensinn sehen.

Die, welche diese bewußte Erfahrung nicht gehabt haben, sollten es nicht wagen, ein Urteil darüber abzugeben oder sie zu leugnen. Das Licht, welches die Erklärungen von „Science and Health” auf die heilige Schrift wirst, macht dieselbe äußerst praktisch, eine Hilfe in jeder Not. So werden die Wahrheiten der Schrift eine lebendige, tätige, Energie und Leben spendende Kraft, in der Tat das Wort Gottes.

Das Denken begnügt sich jetzt nicht mehr damit, die Lehren der Bibel nur für wahr zu halten, sondern fügt dem Glauben Erkenntnis hinzu und macht sich dann ans Werk, dieselben als wahr zu beweisen.

Wenn beweisbare Erkenntnis der Wahrheit die Stelle von bloßem Bekennen eingenommen hat, so erweist sie sich als eine Kraft, die, wie bei Jesum und seinen Jüngern, zerstörend auf die Werke des Teufels wirkt.

Diese geistige Erkenntnis und Anwendung der Bibellehren erklären die außerordentliche Verbreitung von Christian Science. Ihre Kritiker suchen hierfür jede andere denkbare Ursache hervor; jedem unparteiisch Denkenden würde es bald einleuchten, daß viele derselben eine solche Bewegung eher hindern als fördern würden. Aber Kritik kann die treibende Kraft der Wahrheit weder aufhalten noch hindern; unsere Sache schreitet majestätisch vorwärts; und ungesehen von denen, die ihrem stillen Klopfen die Tür verschließen, erregt die stille, sanfte Stimme der Wahrheit das menschliche Bewußtsein in mächtiger Weise und wandelt es um es läuternd und aufwärts zu Gott erhebend; sie beschleunigt das Erscheinen des Tages, an welchem „Aller Kniee sich vor mir beugen und alle Zungen bei mir schwören sollen, denn Ich bin Gott, kein anderer ist neben mir,” sie bringt die Erkenntnis, daß „bei Gott alle Dinge möglich sind,” sogar frei zu sein von der Kenntnis des Bösen, weil wir die Alleinexistenz des Guten erkennen.

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