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Eine Geschichte der Dankbarkeit.*

Aus der November 1905-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Diejenigen, welche das Lehrbuch der Christian Science studieren, haben bemerkt, daß seine Verfasserin, Mrs. Eddy, als Einleitung zu dem wundervollen Kapitel, welches „Christian Science Praxis” betitelt ist, die Erzählung des Liebesdienstes wählte, welchen Maria Magdalena dem Meister leistete, als sie ihm das Glas mit Salbe darbrachte, wie es im siebenten Kapitel des Evangeliums St. Lukä erzählt wird. Diese Geschichte birgt in ihrem Ausdruck liebender Dankbarkeit, beständiger Treue und freigebiger Bemühungen für den Meister eine lebendige Botschaft. Als Jesus, am Mittag seines Glückes, ein Ehrengast im Hause Simons des Pharisäers war, ergoß sie ihre Dankbarkeit in der Gabe einer kostbaren Salbe. In der Mitternachtsstunde, als der Haß triumphierte, weil er die Unschuld an das grausame Kreuz genagelt hatte, war sie eine unermüdliche Wächterin, und als der neue, frohe Tag der Welt dämmerte, war sie die Erste, ein offenes Grab zu finden, die Erste den auferstandenen Christus zu begrüßen, die Erste, die frohe Botschaft der Auferstehung zu verkünden.

Es wird wenig von Maria Magdalena erzählt, vor ihrem Besuch, um die Füße des Herrn zu salben. In einer hebräischen Familie auferzogen, muß das Kind oft die heilige Geschichte des lang erwarteten Messias gehört haben. In den Gedanken ihres Volkes sollte er der große König sein, welcher das grausame Joch der Knechtschaft, welches ein fremder Feind auferlegte, abwerfen und ihre Nation frei machen würde. Er würde die gefallenen Tempel wieder aufbauen und den entschwundenen Ruhm ihrer Nation wieder herstellen. Er sollte der Immanuel, Gott mit uns, sein. Er würde die „zerstoßenen Herzen” heilen, den Blinden das Augenlicht zurückgeben, „den Zerschlagenen” predigen, „daß sie frei und ledig sein sollen” und „verkünden das angenehme Jahr des Herrn.” Ohne Zweifel teilte sie den allgemeinen Glauben, daß sein Kommen nahe wäre; und mit den Frommen dachte das kleine Mädchen oft an seine ruhmvolle Menschheit. Es kann sein, daß es ihr stilles Gebet war, würdig zu sein, in sein Antlitz zu sehen, und wenigstens den Saum seines Gewandes zu berühren. Das waren die schönen Träume der Kindheit. Die Welt, in welche sie als Weib eingeführt wurde, hatte wenig von dem Geiste Christi. Da gab es wenige, die heilten, da gab es viele, welche empfindliche Herzen brachen und verwundeten. Da gab es wenige, die Zerschlagenen zu befreien, da gab es viele, um sie in Fesseln zu schlagen. Maria Magdalena wurde ein Opfer derer, welche, Wölfen gleich, warten, um die Schwachen zu vernichten und bei dem Ruin der Unschuld hohe Feste feiern. Diejenigen, welche sie gerettet haben könnten, suchten sie mit ihrem bittern Hasse und mit ihrem grausamen Spotte heim.

Da gab es ohne Zweifel Augenblicke, in denen Bilder des alten lieben Heims in ihr Gedächtnis zurückkamen. Da gab es vielleicht Erinnerungen an jugendliche Träume von dem ruhmvollen Messias, der die Verlorenen erlösen und die Gefallenen wiederaufrichten sollte. Aber sie war nicht länger die schöne Blüte des Heims ihrer Kindheit, sie war nur ein zerbrochnes Rohr am staubigen Wege. Die hellen Flammen des Glaubens und der Hoffnung waren schon längst erloschen, aber noch gab es den Funken jenes heiligen Feuers, den nichts ganz ersticken konnte. Die Welt ihrer Tage hatte von dem Heilande gepredigt, der die Gefallenen aufrichten sollte; aber dem kommenden Messias blieb es vorbehalten, die Prophezeiung in Ausführung zu bringen: „Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.”

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