Vor fünf Jahren hörte ich zuerst von Christian Science; ich war damals acht Monate lang in ärztlicher Behandlung gewesen, und man glaubte, daß es für mich am besten sei, mich einer Operation zu unterziehen. Ich ging ins Hahnemannsche Krankenhaus und versuchte dort zehn Tage lang genügend Kräfte zu erlangen, um eine Operation aushalten zu können, denn ich litt an großer Körperschwäche, nächtlichem Schüttelfrost und Unverdaulichkeit in solchem Grade, daß ich keine feste Nahrung zu mir nehmen konnte, — rohe Eier, Milch und Gefrorenes war das Einzige, was ich essen konnte, ohne darunter zu leiden. Die Pflegerin bereitete mich zur Operation vor, als sich jedoch der Arzt nach meinem Befinden erkundigte, erklärte ich ihm, daß eine Erkältung mir Seitenschmerzen gegeben hätte und meine Glieder wund wären, woraufhin er die Operation auf einige Tage verschob. Ich erholte mich ein wenig, doch kurz vor der angesetzten Zeit zur Operation verschlimmerte sich mein Zustand in solchem Maße, daß ich die Nacht kaum wegen Seitenschmerzen atmen konnte und mein Körper war so wund, daß ich kaum im stande war mich im Bett zu bewegen. Die Operation sollte um zehn Uhr morgens vorgenommen werden. Mein Mann kam, um während der Zeit bei mir zu sein, und der Arzt sagte ihm, daß er die Operation nur unter der Bedingung vollziehen würde, wenn er alle Verantwortlichkeit auf sich nehmen wolle, denn er könnte nicht für den Erfolg derselben garantieren. Mein Mann antwortete, daß er sie dann lieber aufschieben wollte, bis ich stärker wäre, und auf Erlaubnis des Arztes kehrte ich nach Hause zurück und wartete etwa zwei Wochen, bis ich abermals zum Arzt ging. Er erkundigte sich wie lange ich an dieser Brustfellentzündung und der Empfänglichkeit für Erkältung gelitten hätte, da ich mich dem Anschein nach doch sehr in acht nähme. Ich erklärte ihm, daß ich die Grippe und Lungenentzündung vor ungefähr zwei Jahren gehabt hätte, und daß ich mich seitdem immer sehr vor dem Zugwind hüten müsse, der mir sehr schädlich sei. Darauf meinte der Arzt, ich wäre zu zart für eine Operation und riet mir diesmal, bis zum Herbst zu warten, da mein Mann fürchte, mich zu verlieren. Dies war in Jahre 1898.
Wie glücklich bin ich, daß ich niemals diese Operation brauchte. Eine Christian Science Heilerin zog ins Haus, wo wir wohnten und pflegte gelegentlich mit uns über Christian Science zu sprechen. Während eines Besuches bei ihr fragte ich sie, ob sie dächte, daß ich körperlich geheilt werden könnte, denn nur dann könnte ich an Christian Science glauben. Sie nahm mich in Behandlung und machte mir meine Verwandtschaft mit Gott verständlich, was mir so schön schien, daß ich dachte, wenn dies die Wahrheit sei, ich sicher Christian Science wünschte. Die Behandlung wurde nun während fünf Wochen einmal wöchentlich fortgesetzt; während einer der Behandlungen fragte sie mich, ob ich mich über irgend etwas grämte. Ich sagte ihr, daß mir mein Kind im Alter von sechs Jahren gestohlen worden sei und ich es nicht finden könnte. Meine Heilerin versicherte mir, daß es im göttlichen Geiste keinen Verlust gäbe, daß Gott gut und ewig derselbe, und daß meine Tochter sicher in der Obhut der göttlichen Liebe sei. Diese Worte gaben mir große Beruhigung, denn ich hatte ihrer vorher nie in dieser Weise gedacht, sondern vielmehr gefürchtet, daß ihr etwas zustoßen würde, wenn sie nicht bald gefunden würde. Alle meine Leiden wurden nun nach und nach geheilt. Ich hatte fast immer Kopfschmerzen gehabt, doch ließen diese sogleich nach, ebenso ein starkes Unterleibsleiden und Rückenschmerzen, an denen ich seit vielen Jahren gelitten hatte, Muskelschmerzen, Körperschwäche, Unverdaulichkeit und andauernde (chronische) Verstopfung. (Seit drei Jahren hatte ich niemals Stuhlgang ohne Medizin oder Einspritzungen gehabt). Drei Jahre lang war ich bei vollständiger Gesundheit und hatte als einzigen Arzt das Lehrbuch „Science and Health,“ in dem ich täglich las.
Die Sehnsucht nach meiner Tochter fing jedoch plötzlich an, mich geistig so zu bedrücken, daß ich an großer Nervosität zu leiden anfing und in tiefster Verzweiflung, ja fast ohne Hoffnung zu sein schien, aber wie wahr ist es, daß die dunkelste Stunde gerade der Morgendämmerung vorangeht. Es dauerte ein ganzes Jahr, bis ich mich von dieser nervösen Erschlaffung erholte, jedoch erkannte ich, daß Gott meine Gesundheit und Stärke ist, ich vertraute fest auf Ihn und wußte, daß ich mein Kind finden würde, da Gottes Wege nicht unsere Wege sind.
Vor einem Jahr erhielt ich einen Brief von einem Mann in Illinois, der mir mitteilte, daß er meine Tochter gefunden hätte. Ich war außerordentlich glücklich und verlor keine Zeit in dem Versuch von ihr zu hören, um zu ihr gehen zu können und sie mit mir nach Hause zu nehmen. Sie war in Miller, S. D., und wohnte bei einer Dame, die auch ein gestohlenes Kind war, und die viele Jahre nach ihrer Mutter gesucht hatte.
Ich hoffe, daß alle, die diese Zeilen lesen, dadurch zu erneuter Stärke und Geduld ermutigt werden. Meine Bürde schien zuzeiten kaum zu ertragen, aber Gott sei gedankt für Seine Güte und Gnade gegen mich, denn ich bin wieder wohl und meine Kraft kehrt schnell zurück, und ich habe meine Tochter wieder, die jetzt fünfzehn Jahre alt ist. Die Wahrheit, wie sie in Christian Science offenbart ist, hilft mir täglich den Irrtum zu überwinden. Ich bin Mrs. Eddy von Herzen dankbar für „Science and Health“ und den Segen und Trost, den ich durchs Lesen empfangen habe, auch danke ich meiner Heilerin für die Hilfe, die sie mir in Zeiten der Not bringen konnte, und ich bete täglich: „Nicht mein, sondern Dein Wille geschehe.” Chicago, Ill., U. S. A.
