Die öffentlichen Gottesdienste der Christian Scientisten sind darin einzig, daß die Sonntags-Gottesdienste dem öffentlichen Lehren aus den zwei anerkannten Textbüchern: „die Bibel” und „Science and Health with Key to the Scriptures“ gewidmet werden, und die mittwöchentlichen Versammlungen von Mrs. Eddy, der Verfasserin des Buches „Science and Health“ eingeführt worden sind, um denen, die durch Christian Science gesegnet wurden, öffentlich Gelegenheit zu bieten, zusammen zu kommen und Gott zu preisen. Es ist häufig in der Bibel angegeben worden, daß diejenigen, die durch Jesus oder seine Jünger geheilt wurden, die wahre, wirkende Macht erkannten und „Gott priesen.” Wenn diese Erkenntnis vorhanden war, wird, wie man leicht einsehen kann, die Heilung dauernd gewesen sein, denn die im Bewußtsein bewahrte Kenntnis von Gott wird einem neuen Leben gleich, welches uns von allen durch Mißklang und Krankheit hervorgebrachten Irrtümern reinigt. Der Fortschritt von Krankheit zur Gesundheit bedeutet sicherlich einen Gewinn im Leben, wenn er durch geistige Mittel kam, und Jesus spricht von dem endlichen Ziel solcher Hoffnungen durch die rechte Erkenntnis von Gott, wenn er sagt: „Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christ, erkennen.” Wäre das Heilen ein Wunder oder Zauber, wozu Scharlatane es machen wollen, die durch geheime oder unbekannte Methoden zu heilen vorgeben, dann würde es keinen allgemeinen, einzig anzuerkennenden Gott geben, der „dir alle deine Sünde vergiebt, und heilet alle deine Gebrechen.” Statt dessen würde es eine unbestimmte Reihe persönlicher Heiler geben, zu denen der Sünder heimlich gehen könnte, um Erlaubnis zum Sündigen zu erhalten, indem er Befreiung von den Leiden, die seiner üblen Praxis folgen, bekäme. Wie klar erscheint nun die Weisheit jenes Planes, welche diejenigen versammelt, die durch die christlich wissenschaftliche Methode geheilt worden sind, damit sie ihre Heilungen durch Anerkennung ihrer göttlichen Quelle begründen und dadurch diejenigen, die zweifeln und zögern, ermutigen, daß auch sie Gott vertrauend und liebend — zum Frieden kommen.
Auf der letzten Reise nach Jerusalem, wahrscheinlich an der Grenze zwischen Galiläa und Samaria, wandten sich zehn elende Männer, wegen Aussatz aus der menschlichen Gesellschaft verstoßen, mit ihren Bitten an Jesum. Die genau dargestellte Geschichte berichtet, wie sie bei seinem Eintritt in ein Dorf von ferne standen, da das Gesetz, das sie von der Gesellschaft trennte, es so forderte, und damit er ihre Notdurft bemerke, „erhuben” sie „ihre Stimme.” Besucher des Orients haben von dem jammernden, unmenschlichen Ton der Aussätzigen Stimme gesprochen, wenn sie zur Erhaltung eines hoffnungslosen Lebens um Almosen bitten; aber sicherlich war Hoffnung in jenen flehenden Tönen, die da sagten: „Jesu, lieber Meister, erbarme Dich unser!” Es muß auch Glaube vorhanden gewesen sein, denn als er ihnen hieß zu gehen und sich den Priestern zeigen, gehorchten sie sogleich „und es geschah, da sie hingingen, wurden sie rein.” Laßt uns nun annehmen, daß diese Männer Hoffnung und Glauben gezeigt haben und fragen, ob sie Liebe wegen der nachfolgenden Heilung fühlten. In einem der zehn Fälle — ja, und womöglich da, wo Liebe am wenigsten erwartet werden mochte. „Einer aber unter ihnen, da er sah, daß er gesund worden war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme,” und in Anerkennung des menschlichen Werkzeugs, durch welches das göttliche Prinzip offenbart worden war, fiel er nieder zu Jesu Füßen, und dankte ihm. Dann sagte der Meister zu ihm: „Stehe auf, gehe hin; dein Glaube hat dir geholfen.” Schon zweimal vorher hatte er diesen Ausdruck in betreff der Heilung von Krankheit gebraucht, zu Bartimäus, als er seine Sehkraft erhielt und zu der Frau, die ihn auf dem Wege zum Hause des Jairus aufhielt und von ihrer unheilbaren Krankheit geheilt wurde. Einmal gebrauchte er ihn auch in bezug auf Befreiung von Sünde, als die Frau, die Sünderin, seine Füße im Hause Simons, des Pharisäers, salbte. Er sah sicherlich in vielen Fällen den Glauben zu einem gewissen Verständnis vom Prinzip des Guten gereist, daher der Liebe ähnlich, die „höret nimmer auf.” Blinder Glaube mag straucheln und muß wieder und wieder aufgerichtet werden, aber wenn der Glaube zur Einsicht geworden, preist das Herz Gott als die Quelle des Guten und dankt seinem Vermittler, des Menschen Sohn, durch den ihm der Segen zu teil wurde. Zu solchem Glauben kann keine Verfinsterung kommen, durch ihn ist der Leidende heil geworden.
Indessen „Wo sind aber die Neune?” Wie rührend diese Anfrage ist! „Sind ihrer nicht zehn rein worden?” sagte Jesus, und da er bemerkte, daß der eine dankbare Mann ein Samariter war, drückte er seine Überraschung aus, indem er sagte: „Wo sind aber die Neune? Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte und gäbe Gott die Ehre, denn dieser Fremdling?” Warum wünschte er die Rückkehr der Neune, wenn es nicht zu ihrem eigenen Segen wäre, daß ihr Glaube durch den Ausdruck der Liebe zur Versicherung würde und sie durch solche Erkenntnis ganz heil würden und Gott und Seinem Diener Dank sagten. Wenn ein solcher Glaube erreicht ist, kann er nicht erschüttert werden, denn er ist die Kenntnis Gottes welche „Leben und Friede” ist.
Erörterungen werden manchmal angewandt, um die Leute zu entmutigen, Zeugnis von ihrer Heilung abzulegen, doch in welcher Form oder Redensart es auch gegeben werden mag, dies wird vor der rechten Auffassung der Situation verschwinden. Die Aussage ist sicherlich eine Täuschung, daß, wenn ein Mensch öffentlich Gott preist, er darnach eine geringere Erkenntnis des Guten besitze; oder daß, wenn er die Heilkraft des Unendlichen anerkennt, dadurch Furcht vor irgend einer Krankheitserscheinung hervorgerufen wird. Tatsache ist, daß, wenn die Menschen die ihnen zu teil gewordene Güte Gottes bezeugen, sie sich auf die Seite des Allmächtigen stellen und unter den Schutz der Liebe stellen, die, einmal erkannt, nicht wieder verkannt werden kann.
Abneigung, das empfangene Gute anzuerkennen, führt zu einem Gefühl der Unsicherheit in bezug desselben und vielleicht zum Zweifel das gleich einem Nebel den früheren, glücklichen Sinn verdunkeln mag, so daß der Geheilte eine Zeitlang seiner rechtmäßigen Freude beraubt ist. Ich kannte einmal einen Mann, dessen Gesicht von Sorgen tief gefurcht und durch Hoffnungslosigkeit überschattet war. Seine Frau schien in Stimme und Haltung Entmutigung auszudrücken. Tag und Nacht lag eine Furcht auf ihnen, die sie zu einem Schrecken hatten anwachsen lassen. Ihr Sohn war mit Epilepsie geplagt und zeigte in unbestimmten Zwischenräumen die Anfälle dieser traurigen Krankheitsform. Bei den Eltern war es, als ob diese Krankheit ihnen Angst und Not in jeder Stunde des Tages und selbst in Träumen brächte. Da alle Versuche, Erleichterung durch Medizin zu erlangen, mißlungen waren, so sanken sie noch tiefer in Verzweiflung. Dann machten sie widerstrebend einen Versuch mit Christian Science. Bald darauf zogen sie um und der Scientist verlor sie aus den Augen bis er später zufällig den Jüngling einmal traf und sich seiner erinnernd, nach seinem Befinden fragte. Zu seiner großen Befriedigung hörte er, daß die Behandlung in Christian Science wirkungsvoll gewesen und daß er seitdem jahrelang frei von seiner Krankheit gewesen war; aber die Abneigung seiner Eltern, die Heilung dankend anzuerkennen, hielt sie ab, die Freude und Erleichterung zu empfinden, die ihnen geboten worden war. Eine Furcht war fort, aber das, was die Furcht sowohl als alle Zweifel und Unruhe austreibt, war nicht erkannt worden, und Stolz befriedigte sich damit zu sagen, daß die Heilung vielmehr durch Zufall als durch göttliches Gesetz bewirkt sei. Wenn das Gute durch Glück oder Zufall kommt, so wäre Selbstbeglückwünschung alles, was der glückliche Mensch auszudrücken braucht. Aber wenn Gutes durch das göttliche Gesetz kommt, dann muß der Mensch sich demütigen und den Gesetzgeber anerkennen, und er sollte auch Dankbarkeit für die Arbeit des Menschen empfinden, der das Gesetz des Guten verstanden und es ihm erklärt hat. Jesu Frage: „Wo sind aber die Neune?” war von der Liebe für die ganze Menschheit beseelt, nicht von Selbstbetrachtung. Sein Wunsch war augenscheinlich, daß alle zehn, die durch die Erfahrung der Heilung das Gute kennen gelernt hatten, auch die Quelle jenes Guten anerkennen möchten und durch ihren Glauben ganz rein gemacht würden. Ebenso hat das Verlangen für die Wohlfahrt derjenigen, die in dieser Zeit durch Christian Science geheilt worden sind, eine Gelegenheit verschafft, wo sie öffentlich Gott preisen und sowohl andere ermutigen, als das Gute in ihrem eigenen Leben begründen können.
Wir sollten immer an die Ermahnung Jesu denken: „Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!” Wir können wirklich keine Ursache zur Entmutigung haben. Finsternis ist nur Nichtigkeit und die Schatten, welche das Bewußtsein trüben, sind überhaupt nur Trugbilder. Wahrheit ist die Allgegenwart, und alle, die von ganzem Herzen suchen, werden sicherlich finden.
—