Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Das goldene Zeitalter und die goldene Regel.

Aus der Mai 1906-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die menschliche Rasse hat an keiner Überlieferung beharrlicher festgehalten als an der eines goldenen Zeitalters, einer Periode der ursprünglichen Unschuld und des unumwölkten Glückes. Die Annalen fast aller Nationen und Stämme enthalten Berichte oder Erinnerungen dieser Art, die vielleicht dunkel und vag sind, die aber sorgfältig gepflegt werden, da sie eine kostbare Bedeutung besitzen. Solche Überlieferungen sind verschieden gefärbt, je nach dem besonderen Temperament, der Umgebung oder dem Bedürfnis der verschiedenen Rassen, aber sie stimmen im Allgemeinen darin überein, einen Naturzustand zu schildern, in welchem die Menschen angenommenermaßen einen Standpunkt erreicht haben, der der Vollkommenheit nahe ist, in welchem sie gut und schön, tugendhaft und glücklich sind; und zur selben Zeit frei von Sorge, Furcht und Mangel.

Aber ach, es ist Sitte geworden, das goldene Zeitalter in vorhistorische Perioden zu verbannen, in ein weitentferntes „Es war einmal” und in ein „Irgendwo.” Die Alten verwiesen das goldene Zeitalter in die Zeit der mythischen Regierung des Saturn, während einige moderne Reformatoren ein goldenes Zeitalter in die Zukunft verlegt haben, wenn gewisse Bedingungen der menschlichen Gerechtigkeit erreicht worden sind. So ist die Idee eines goldenen Zeitalters gewöhnlich der Menschheit entweder als eine undeutliche Erinnerung oder als eine weitentfernte Hoffnung dargestellt worden, und grade weil die Menschheit im großen Ganzen an diese ideale Sachlage nicht als eine gegenwärtige Wirklichkeit oder Möglichkeit gedacht hat, so hat diese Bezeichnung eine untergeordnete und übertragene Bedeutung angenommen, welche weniger genau und knapp als die erste ist und geringere Anforderungen an den menschlichen Glauben stellt.

Der Ausdruck wird jetzt öfter gebraucht, um eine außerordentlich glanzvolle Periode in Kunst oder Wissenschaften zu bezeichnen, wie zum Beispiel das goldene Zeitalter der Bildhauerkunst in Griechenland, oder der römischen Literatur, oder das goldene Zeitalter der Entdeckungen während der Regierung der Königin Elisabeth, oder der Erfindungen im neunzehnten Jahrhundert. Aber selbst wenn die Bezeichnung in ihrem ursprünglichen Sinne gebraucht worden ist, hat man angenommen, daß dieses Zeitalter nicht ewig dauern könne, daß der Mensch nicht auf unbegrenzte Zeit hinaus vollkommen bleiben könne. Man hat im Gegenteil angenommen, daß er unvermeidlicherweise von der Gnade abfallen müsse, und man hat so die menschlichen Hoffnungen zu Boden geschmettert. Die hebräischen Schriften geben uns ohne Zweifel die bestbekannte Auslegung von diesem sogenannten Falle des Menschen und von seiner darauffolgenden Ausstoßung aus dem Paradiese. Die Menschheit sehnt sich jedoch noch immer nach dem goldenen Zeitalter, wartet noch immer darauf, plant es immer noch, und obgleich sie oft enttäuscht wird, erwartet sie doch noch, daß es verwirklicht und zu einer feststehenden Tatsache wird.

Bitte anmelden, um diese Seite anzuzeigen

Sie erlangen vollständigen Zugriff auf alle Herolde, wenn Sie mithilfe Ihres Abonnements auf die Druckausgabe des Herold ein Konto aktivieren oder wenn Sie ein Abonnement auf JSH-Online abschließen.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus diese Ausgabe / Mai 1906

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.