Ein Vortrag von am 16ten Oktober 1906 in Der Ersten Kirche Christi des Scientisten in Boston, Mass. und am 28sten Oktober 1906 in Erster Kirche Christi des Scientisten, Concord, N. H., gehalten.
Mitglied des Komitees für Vorlesungen der Christian Science,Bescheidene Werke.
Es wird von manchen Gegnern behauptet, daß weil die Christian Scientisten nicht auf dem Wasser wandeln, nicht Wasser in Wein verwandeln, oder Brote und Fische vermehren, wie Jesus es getan hatte, und weil sie noch bei jeder Gelegenheit mit der Materie zu tun haben, die Lehren der Christian Science, besonders diejenigen über die Unwirklichkeit der Materie hinfällig sein müssen. Solch ein Argument gleicht demjenigen, welches erklärt, daß weil ein Schulknabe, der grade addieren und subtrahieren lernt, noch nicht ein Problem mit Kubikwurzeln ausarbeiten kann, die großen Möglichkeiten in der Wissenschaft der Mathematik hinfällig sind, und daß der Schulknabe durch das Versprechen sehr betrogen wird, daß er schließlich fähig sein wird, solche höheren Probleme zu lösen.
Die Christian Scientisten sind dankbar, wenn sie nur den Saum des Gewandes Christi in ihren heutigen Demonstrationen berühren können, denn sie wissen wohl, welche großen materiellen Opfer und welch geistiges Wachstum notwendig sind, das Verständnis der Wahrheit, welches Jesus und die Jünger hatten, zu erlangen. Während sie selbst für kleine Anfänge dankbar sind, streben sie ernstlich darnach in das Maß des Glaubens und des Verständnisses hineinzuwachsen, auf welches Jesus Bezug nimmt, wenn er sagt: „Wer an mich glaubet, der wird die Werke auch thun, die Ich thue, und wird größere denn diese thun; denn Ich gehe zum Vater.” Daß Jesus es für möglich hielt, daß seine Nachfolger diese Dinge tun könnten, ist nach dieser Rede augenscheinlich, aber er kannte auch die Forderungen besser als irgend jemand anderes, und ebenso die Leiden, welche aus dem Hasse der Welt entsprangen, der seinen Lehren entgegengebracht wurde. Die einfacheren Demonstrationen müssen gemacht werden, ehe die höheren möglich sind; und das unmittelbare Bedürfnis der heutigen Welt ist, von Sünde, Krankheit und Elend geheilt zu werden.
Gibt es irgend eine Gerechtigkeit in der Anstrengung, die von Zeit zu Zeit gemacht wird, die Nachfolger Christi Jesu, die versuchen seinen Befehlen gehorsam zu sein, zu zwingen, sich einer medizinischen Prüfung zu unterwerfen, um zu bestimmen, ob sie fähig sind, genug von der göttlichen Liebe wiederzuspiegeln, um die Kranken und Sünder durch geistiges Verständnis zu heilen? Die Kenntnis aller materiellen Anatomie, Physiologie und Medizinkunde der Erde würde diesem Christus-gleichen Bewußtsein nicht ein Jota helfen; denn sie ist das grade Gegenteil desselben, und Jesus sagte: „Niemand kann zweien Herren dienen.”
Die Krankheit hat einen mentalen Ursprung.
Die Lehre der Christian Science, daß Krankheit ein falscher Glaube ist, daß sie auf eine mentale Ursache zurückzuführen ist, und daß sie deshalb durch das Gemüt geheilt werden kann, ist viel mißverstanden worden. Diejenigen, welche an die Lehren der Bibel glauben, daß der Mensch das Ebenbild und Gleichnis Gottes ist, müssen zugeben, daß, da ein Ebenbild oder Gleichnis das Original wiederspiegelt es nichts einschließen kann, was nicht in dem Original ist. Wenn deshalb der Mensch, Gottes Spiegelbild, krank ist, dann muß es sein, weil Gott, das Original krank ist. Man wird nicht zugeben, daß Gott krank sein kann, und manche mögen daher sagen, daß der Mensch krank ist, weil er eines von Gottes Gesetzen gebrochen hat. Die Übertretung irgend eines Gesetzes der Wahrheit ist immer ein Fehler, und hat Übles zur Folge; wenn deshalb jemand infolge eines gebrochenen Gesetzes krank ist, dann leidet er durch einen Fehler und nicht durch das, was richtig und wirklich ist. Dieser Irrtum kann, seiner ganzen Natur nach, nur ein falscher Glaube sein und nichts Wesentliches, daher kann er durch die Erkenntnis der Wahrheit korrigiert werden; und dieser korrigierte Begriff wird im Verhältnis unseres Glaubens an die Wahrheit und unseres Unglaubens dem Irrtum gegenüber den Sieg davon tragen.
Die Christian Science sagt nicht, daß Krankheit dem Leidenden nicht wirklich erscheint, ganz ebenso wirklich wie sein übriger Körper; aber Jesus sagt: „Richtet nicht nach dem Ansehen, sondern richtet ein recht Gericht,” und die Christian Science lehrt, daß wenn Krankheit als ein Irrtum oder Fehler erkannt wird, sie durch die Anwendung der Wahrheit geheilt werden kann. Kein Fehler kann korrigiert werden, wenn er nicht erkannt wird. Die Erkenntnis eines Irrtums ist der erste Schritt zu seiner Berichtigung. Aber diese Berichtigung allein ist nicht genügend; die Wahrheit muß angewandt werden. Das Wissen der Wahrheit und ihre Anwendung auf den Irrtum, zerstört den Irrtum und stellt eine wahrere und harmonischere Auffassung der Dinge her. Nur dadurch, daß wir die Wahrheit wissen, können wir den Irrtum als Irrtum erkennen. Wenn wir nicht wissen, wie eine echte Münze aussieht, dann können wir nicht falsches Geld als falsches Geld erkennen.
Um ein Beispiel der Beziehung des Glaubens zur Krankheit zu geben: Angenommen, daß zwei Personen einer qualvollen Geschichte zuhören, die darauf berechnet ist, Furcht einzuflößen. Der eine von ihnen, der an die Wahrheit der Geschichte glaubt, wird die verschiedensten physischen Störungen zeigen. Der andere hört dem, was erzählt wird zu, doch macht es nicht den geringsten Eindruck auf ihn, er lächelt nur ungläubig und fühlt sich ebenso wohl als vor dem Anfang der Geschichte. Beide dieser Personen hörten genau dieselbe Geschichte zur selben Zeit. Warum hatte sie eine verschiedene Wirkung auf sie? und warum wurde der eine krank dadurch? Einfach, weil der eine von ihnen glaubte, daß sie wahr und möglich wäre und der andere nicht. In dem einen Fall führte der Glaube die Furcht herbei, welche die Symptome verursachte. Der andere hatte keine bösen Symptome, weil er keine Furcht hatte, und da war keine Furcht vorhanden, weil der Glaube an die Wahrheit der Geschichte fehlte. Wir leiden einzig und allein wegen unseres irrtümlichen Glaubens Wenn der Glaube zerstört ist, dann verschwinden die üblen Wirkungen. Der Glaube an den Irrtum bringt Mißklang, das Verständnis der Wahrheit bringt Harmonie hervor. Wenn wir uns absolut weigern, etwas zu glauben, und nach der Christian Science wissen, warum wir es tun, dann kann es uns keine Leiden verursachen.
Der furchtsame Kranke und der verzweifelte Sünder können gerettet und geheilt werden, wenn sie nur auf die Stimme der Wahrheit und der Liebe hören, welche ihnen die tröstende Versicherung bringen, daß die Ursache ihrer Leiden nicht wahr ist, und daß sie nicht an dieselbe glauben brauchen. — daß Gott wirklich das Leben des Menschen Seines Kindes, ist, und daß daher der Mensch nicht materiell sondern geistig ist. Wenn sie die Wahrheit glauben und verstehen, dann werden sie Frieden und Harmonie offenbaren und geheilt werden.
Eines Tages wird man sehen, daß der Mensch und das Weltall gänzlich geistig und nicht materiell sind, daß das beschränkte, unharmonische Äußere nicht das Wirkliche ist, und daß die einzige Wirklichkeit das unendliche Gemüt ist und seine unendliche Wiederspiegelung als Ideen; dann wird die Wahrheit herrschen, wird den Körper durch die Erneuerung des Geistes umformen, wie Paulus sagt, und der Mensch wird sich sein rechtmäßiges Bewußtsein und seine rechtmäßige Herrschaft als ein Sohn Gottes verwirklichen. Ein kranker, sündiger, unharmonischer, unglücklicher, unzufriedener Sterblicher ist nicht Gottes Mensch, sondern nur eine Fälschung desselben. Er ist nur das verzerrte Bild, welches durch die irrenden materiellen Sinne hervorgebracht worden ist, und welches durch die Wahrheit korrigiert werden kann. Diese sterbliche Auffassung des Menschen hat nicht mehr Beziehung zu dem wirklichen Menschen, als das blaue Pferd, welches jemand durch blaue Gläser sah, mit dem weißen Pferd hatte, auf welches er blickte. Es gab nur ein Pferd, nicht zwei; und es gibt tatsächlich nur einen Menschen, Gottes Menschen; der „geistig ist und nicht materiell” (Science and Health, Seite 468).
Die Analyse des Bösen.
Das Problem der Sünde und des Bösen, seines Ursprungs und seiner Natur hat alle Zeiten verwirrt, und der große Stein des Anstoßes, welcher die Lösung des Problems verhindert, ist, daß der menschliche Verstand dem Augenschein der Sinne glaubt, und von der Behauptung ausgeht, daß das Böse wirklich ist, und dann versucht es zu erklären, oder einen Grund dafür anzugeben. Das gleicht der Bemühung der alten Astronomen, welche das Sternensystem von der Basis aus zu erklären versuchten, daß die Erde feststehend und flach wäre. Sie konnten es niemals tun, weil die Erde weder feststehend noch flach war, und weil kein korrektes Resultat von einer falschen Basis der Folgerung erreicht werden konnte. Die Tatsache ist, daß, da Böses nicht wirklich ist, es kein Wesen ist, und deshalb ist eine jede Folgerung, welche auf seine angenommene Wirklichkeit basiert ist, hinfällig und infolgedessen fruchtlos.
Die Christian Science lehrt, daß Übel die anscheinende Abwesenheit des Guten ist — ebenso wie die Dunkelheit die Abwesenheit des Lichtes und Mißklang in der Musik Abwesenheit der Harmonie ist. Es kann ebenso wenig eine wirkliche Abwesenheit des Guten geben, da Gott das unendliche, allgegenwärtige Gute ist, als es einen Ort oder einen Zustand geben kann, wo zwei mal zwei nicht vier sind. Gibt es solch einen Ort? Der aufrichtige Glaube des Schulknaben, daß zwei mal zwei fünf sind, scheint die Abwesenheit der Tatsache zu sein, daß zwei mal zwei vier sind, wie Unwissenheit die Abwesenheit von Verständnis ist. Aber zweimal zwei sind nicht fünf, daher existiert es nicht; ebenso existiert das Böse nicht, denn es hat keine Wahrheit, es existiert nirgend, ausgenommen als ein falscher Glaube. Die Wahrheit ist durch ihre ganze Natur unendlich und allgegenwärtig; das Böse ist durch seine eigne Natur zeitlich und zerstörbar, da es kein eignes Prinzip und kein eignes Leben besitzt; deshalb hat es nichts mit Gott gemein und stammt nicht von Ihm. Es ist Gott gänzlich unähnlich, deshalb ist es unwahr und machtlos, da es das Gegenteil von Gott ist.
Es ist gesagt worden, daß die Christian Scientisten die Sünde unwirklich machen, damit sie derselben ohne üble Folgen frönen können. Diese Beschuldigung widerspricht sich selbst, da ein jeder, der sündigen Angewohnheiten frönt, den Beweis liefert, daß er an die Wirklichkeit der Sünde und an ihre Fähigkeit, ihm Befriedigung zu bringen, glaubt, deshalb macht er sie nicht unwirklich und glaubt auch nicht, daß sie es ist. Wenn die Sünde für jemand unwirklich wird, dann hört sie auf ihn zu versuchen und deshalb frönt er ihr nicht mehr. Derjenige, welcher behauptet, daß Sünde unwirklich ist, und dann sich ihr deswegen ergibt, häuft „den Zorn auf den Tag des Zorns.” Mrs. Eddys Lehre ist sehr nachdrücklich in diesem Punkte — daß Sünde unvermeidliches Leiden mit sich bringt, und daß das Leiden fortfahren muß, bis die Sünde aufhört.
Wie das Licht die Dunkelheit zerstört, so wird die Wahrheit den Irrtum zerstören, wenn sie in das menschliche Bewußtsein eindringen darf. Es gibt heute Tausende auf Erden, die aus eigner Erfahrung für diese Tatsache Zeugnis ablegen können; und derjenige, welcher mit dem aufrichtigen Wunsche, die Sünde zu überwinden, die Bibel lesen wird, wie sie in den Schriften Mrs. Eddys geistig erklärt wird, der kann ähnliche Resultate erfahren.
Es wird oft gefragt, ob es möglich ist, daß Gott das Böse kennt; und wenn Er es nicht kennt, wie Er es heilen oder zerstören kann. In Beantwortung dieser Frage könnten wir angeben, daß, wenn Gott die eine unendliche Intelligenz, das Gute ist, dann muß das Böse, welches dem menschlichen Begriff nach, das Gegenteil vom Guten ist, das Gegenteil der Intelligenz sein; nämlich Unintelligenz, Unwissenheit, Gemütlosigkeit. Kann die unendliche Intelligenz je in einem Zustande der Geistlosigkeit sein? Kann unendliche Weisheit sich je mit Unwissenheit verbinden, oder sie aufnehmen? Kann die Wahrheit je den Irrtum einschließen?
St. Johannes sagt, „daß Gott Licht ist, und in ihm ist keine Finsternis.” In ähnlicher Weise können wir sagen, daß Gott die Wahrheit ist, und in Ihm ist kein Irrtum, daß Gott gut ist, und in Ihm ist kein Übel. Wenn kein Übel in der unendlichen Natur Gottes eingeschlossen ist, dann ist das Übel jenem unendlichen Gotte unbekannt, der sich sicherlich Seiner eignen Natur bewußt ist, und welcher kein Übel in dem allgegenwärtigen Guten findet. Der Prophet Habakuk sagt von Gott: „Deine Augen sind rein, daß du Übels nicht sehen magst, und dem Jammer kannst Du nicht zusehen.”
Und doch heilt uns Gott von dem Bösen und von der Sünde, und wie? Durch Seine bloße Gegenwart, — ebenso wie die Gegenwart des Lichtes die Dunkelheit verbannt, wie die Gegenwart des Verständnisses die Unwissenheit zerstört, und wie die Gegenwart der Wahrheit den Irrtum vernichtet. Licht braucht sich nicht der Dunkelheit bewußt zu werden, oder braucht nicht Dunkelheit zu werden, um die Dunkelheit zu zerstören, — Licht zerstört die Dunkelheit dadurch, daß es Licht bleibt; und so würde in der Gegenwart Gottes das Böse durch die unendliche Güte und durch den unbefleckten Glanz Seiner unsterblichen Herrlichkeit zerstört werden.
Der Menschheit Bürde an Sünde, Kummer und Leiden zwingt uns diese göttliche Gegenwart zu suchen und uns nur „des heiligen Schmuckes” bewußt zu werden. Die Christian Science macht das möglich.
Wachstum ist unerläßlich.
Wenn uns je in unsern Nachforschungen in der Christian Science Probleme gegenübertreten, welche wir nicht verstehen können, dann sollten wir die Christian Science nicht verurteilen, oder sie deswegen aufgeben. Wir würden es nicht für verständig halten, wenn ein Schulknabe, der grade das Einmaleins lernt, entmutigt wird und die Arithmetik aufgibt, einfach weil er nicht sofort Probleme in der Astronomie oder in der Buchstabenrechnung verstehen kann. Keine Erklärung, welche der Lehrer geben könnte, würde ihn befähigen, diese Probleme zu lösen, bis er die Stufen versteht, die dazu hinaufführen. Ebenso, um die tieferen Fragen in der Christian Science zu verstehen, muß man ein Verständnis der Grundlagen erlangen, und der Gedanke muß zu dem Punkte heranwachsen, an welchem die höheren Probleme erfaßt werden können. Durch beständiges, andächtiges und geduldiges Lesen des Lehrbuches der Christian Science kann allmählich ein Verständnis des Gegenstandes gewonnen werden, welches alle Fragen beantworten, alle Zweifel und Befürchtungen zerstreuen wird, und welches mehr und mehr Macht und Fähigkeit geben wird, ihre Lehren zu beweisen.
In der Christian Science werden alle Fragen beantwortet, und alle Probleme von der Basis aus gelöst, erstens, daß es einen unendlichen guten Gott gibt, welcher göttliches Prinzip, Wahrheit, Leben und Liebe ist, und welcher in vollkommenen geistigen Ideen ausgedrückt ist, welche durch sein unveränderliches Gesetz regiert werden; zweitens, daß der Mensch Sein geistiges Spiegelbild ist; und drittens, daß alles, was nicht zu Gottes unveränderlicher Natur und zu Seinem Charakter gehört, was nicht der Ausdruck der absoluten Wahrheit, und Seinem vollkommenen Gesetz unterworfen ist, nicht wahr, nicht wirklich ist. In dem Maße in dem das Bewußtsein reiner, vergeistigter und Christus-ähnlicher wird, werden wir besser fähig werden, zwischen Wahrheit und Irrtum zu unterscheiden, und die Wahrheit zu erfassen.
Der heilende Christus.
Wenn diejenigen, welche an Sünde und Krankheit glauben, sich an Gott um Hilfe wenden, und glauben, erklären und sich verwirklichen, daß Er unser Helfer, unser Vater-Mutter Gott, das einzige Leben, das einzige Gemüt, die einzige Substanz und das einzige, unendliche Gute ist; und wenn sie verstehen, daß das Übel weder Platz, Gesetz noch Macht hat, und daß sie nicht daran glauben, noch sich davon regieren lassen brauchen, dann fangen sie an, die Wahrheit widerzuspiegeln; das Licht des Guten dämmert im Bewußtsein und die Dunkelheit des Bösen verschwindet im Verhältnis. Friede, Harmonie und Gesundheit, die Früchte des richtigen Bewußtseins, sind dann gegenwärtig, denn das Erkennen des wahren Gottes ist der Christus in uns, der heilende Christus, welchen Jesus offenbarte und zeigte, derselbe gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Nur durch Christus können wir Gott richtig kennen, wie wir die Sonne nur durch die Lichtstrahlen kennen. Die Strahlen sind nicht die Sonne, aber sie offenbaren die Sonne, und Christus ist nicht Gott, aber er offenbart Gott. Jesus bewies die Macht Christi; er kam, um uns den Vater zu zeigen, uns den Weg der Erlösung zu lehren, und uns Glauben, Hoffnung und Liebe einzuflößen.
St. Johannes sagt: „Gott ist die Liebe.” Dies ist unser Gott, unendliche, ewige, unveränderliche, allgegenwärtige Liebe, der ganze Inbegriff der Güte, des Mitleids und der Gnade, mit Seinen ausgestreckten Armen unter uns, um uns und über uns, bereit zu retten und zu helfen, sobald wir uns aufrichtig an Ihn wenden. Da Er weiß, daß unsere Krankheit unwirklich ist, gebietet Er uns: „Mache dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn gehet auf über dir.”
Göttliche Liebe ist wirklich der einzige Heiler. Dieses Wort Liebe schließt alle Eigenschaften und Kennzeichen der Gottheit ein, und drückt am vollständigsten die göttliche Natur aus. Die Liebe wurde durch Christus Jesus auf das wunderbarste offenbart, und es ist für uns alle höchst wichtig, die Liebe in unsern Leben zu beweisen, und sie im Dienste der Kranken und Sündigen zum Ausdruck zu bringen. Jesus und sein geliebter Jünger Johannes legten sehr großen Wert darauf. In dem Maße, in dem wir Liebe widerspiegeln, spiegeln wir Gott wieder, denn Gott ist Liebe. In dem Maße, in dem wir Liebe widerspiegeln, spiegeln wir Leben wieder, denn Liebe ist Leben; also ist lieben leben.
Das Lehrbuch und seine Verfasserin.
Der ganze Gegenstand der Christian Science, einschließlich ihrer Anwendung auf menschliche Bedürfnisse, ist vollkommen in dem Lehrbuch der Christian Science „Science and Health with Key to the Scriptures“ dargestellt, welches von der Entdeckerin, und Gründerin der Christian Science, Mary Baker G. Eddy geschrieben worden ist. Dieses Buch kann wohl als des Christian Scientisten Kommentar zur Bibel bezeichnet werden, da es die Auslegung der Heiligen Schrift durch die Christian Science enthält. Es wird in allen Gottesdiensten der Christian Science und Versammlungen in Verbindung mit der Bibel benutzt. Diejenigen von Ihnen, die es noch nicht gelesen haben, würden wohl daran tun, es zu lesen. Exemplare sind in allen freien Lesezimmern der Christian Science und beinahe in allen öffentlichen Bibliotheken zu haben. Das Lesen dieses Buches hat Tausenden Gesundheit und Glück gebracht und wird es auch Ihnen bringen. Leute, die an den bösartigsten und kompliziertesten Krankheiten gelitten haben, mögen sie nun organisch oder funktionell gewesen sein, oder die Konstitution betreffen, ebensowohl wie diejenigen, welche mit den traurigsten Angewohnheiten belastet waren, sind durch das andächtige und anhaltende Lesen desselben geheilt worden; und diese unbestreitbare Tatsache bezeugt, daß die Heilung nicht das Resultat irgend einer materiellen oder geistigen Anstrengung irgend einer Persönlichkeit ist, oder daß sie durch das kommt, was man menschliche Vermittlung nennen könnte. Sie erfolgt, weil die Behauptungen in dem Buche die Wahrheit ausdrücken, welche die falsche Auffassung oder den Irrtum zerstört, welcher Krankheit genannt wird. Kein anderes Buch, die Bibel ausgenommen, hat je diese Wirkung gehabt. Für all die wunderbaren Heilungen, die durch dieses Buch erfolgt sind, sind wir seiner Verfasserin Mrs. Eddy zu Dank verpflichtet. Sie verstand in klarer Weise die Wissenschaft, die es enthält, und sie wußte, daß die Wahrheit die Kranken heilen würde.
Was die Welt Mrs. Eddy für diese große Entdeckung und für die bestimmte Erklärung der Christian Science, welche ihr Buch enthält, schuldet, wird sie niemals zurückzahlen können. Noch können wir den Wert ihrer weisen Führerschaft in der Gründung und Leitung dieser Bewegung richtig schätzen, noch können wir sie für ihre Aufopferung ihre Ergebenheit und Treue und für ihre unermüdliche Arbeit für die Erlösung der Menschheit belohnen. Die Erde kann es ihr nie vergelten; das „wohlgetan” des Geistes allein, kann mit wahrer Belohnung und Freude krönen.
Es ist erfreulich zu bemerken, daß Mrs. Eddy als eine der hervorragendsten Personen, die für Religion gearbeitet haben, und als die Gründerin und Führerin einer großen religiösen Bewegung anerkannt wird. In der Presse, in Encyklopädien, Geschichtsbüchern und vielen andern wichtigen Büchern ist sie mit berühmten Männern und Frauen vereint, und in gewissem Grade wird ihr Wert richtig geschätzt. Die Menge derjenigen in der ganzen Welt, die ihre Wohltaten genossen haben, erkennen einigermaßen ihre Schuld ihr gegenüber und erachten es als ihr größtes Vorrecht, ihrer Führerschaft zu folgen, da sie einen reichlichen und fortwährenden Beweis der Weisheit und Sicherheit derselben haben.
Ich habe Gelegenheit gehabt, viel von ihrer wunderbaren Fähigkeit und von ihrem christlichen Charakter zu lernen. Sie ist eine der hingebendsten Nachfolgerinnen Christi; und richtet sich beständig nach Jesu Leben und Lehren, sowie nach der ganzen Heiligen Schrift, um Licht und Führung zu erhalten, und setzt das äußerste Vertrauen auf Gott. Es ist bei ihr immer eine Frage, was Gott ihr zu tun gebietet, und nie zieht sie ihren eignen Willen und ihr eignes Vergnügen zu Rate. Ihr einziges Ziel ist Gott zu dienen, und Seinen Willen zu tun, dadurch daß sie die wunderbare Wahrheit, die ihr offenbart worden ist, auf Erden befestigt, und ihr Herzenswunsch ist es, der Welt dieses herrliche Evangelium zu verkünden, daß das Himmelreich nahe herbeigekommen ist. Sie ist die aufopferndste, selbstloseste und hingebendste Frau; und ihre liebevolle Natur, ihre Güte und ihre Rücksicht, und vor allem ihre Barmherzigkeit und Vergebung ihren Feinden gegenüber, sind wunderbar und ein höchst begeisterndes Beispiel für uns alle.
Die Harmonie wird erreicht.
Der Trost, welchen die Christian Science bringt, dadurch daß sie die Wahrheit über die Dinge sagt, ist kaum auszudrücken, besonders jene Behauptungen, welche auf die Erklärungen der Bibel basiert sind, daß der Mensch im Bilde und Gleichnis Gottes erschaffen worden ist. Wenn der Mensch das Ebenbild, das Spiegelbild Gottes ist, so ist er jetzt das Spiegelbild, gleichgültig was das menschliche Zeugnis erklären mag, was er gestern gewesen ist, oder heute ist. Wahrlich Gott ist das Leben des Menschen und der Mensch ist Sein gegenwärtiges, vollkommenes, geistiges Spiegelbild. Deshalb und ganz nachdrücklich kann er nicht das Opfer der Vererbung, Umgebung, Erfahrung und Erziehung sein, noch kann er Unwissenheit und Furcht unterworfen sein. Diese letzten sind die Irrtümer des sündigen sterblichen Sinnes, von welchem wir befreit werden müssen, und von welchem unser Meister sagt: „Ihr seid von dem Vater dem Teufel ... die Wahrheit ist nicht in ihm ... denn er ist ein Lügner und ein Vater derselbigen.”
Mrs. Eddy schreibt in ihrem Buche „Science and Health“:—
„Als Jesus von Gottes Kindern sprach, nicht von den Kindern der Menschen, sagte er ‚Das Reich Gottes ist inwendig in euch,’ das heißt Wahrheit und Liebe regieren in dem wirklichen Menschen, und zeigen, daß der Mensch in Seinem Ebenbilde ungefallen und ewig ist. Jesus nahm in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen wahr, welcher ihm erschien, wo der sündige sterbliche Mensch den Sterblichen erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eignes Ebenbild und diese korrekte Auffassung vom Menschen heilte die Kranken. So lehrte Jesus, daß das Königreich Gottes intakt, universell und der Mensch rein und heilig ist” (Seite 476).
In seiner ersten Epistel sagte der „geliebte Jünger” Johannes: —
„Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder, und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird [in unserem Bewußtsein], daß wir ihm gleich sein werden [ihn wiederspiegeln werden]; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm [zu Gott], der reiniget sich gleich wie er [Gott] auch rein ist.”
Die Worte, welche Paulus zu den Ephesern sprach, werden wieder gehört: „Wache auf, der du schläfest, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.” Wir können jetzt die Wahrheit über Gott, den Menschen und das Weltall wissen, und wir brauchen nicht in Krankheit und Sünde fortzufahren. Krankheit ist eine Täuschung, ein Fehler, und wir brauchen uns derselben nicht zu unterwerfen. Sie entsteht aus unsrer Unkenntnis der Wahrheit, und wir können die Wahrheit wissen und frei sein.
Wenn Krankheit auf Sünde zurückzuführen ist, dann können wir aufhören zu sündigen. Gott hat uns mit der Kraft begabt, das zu tun, denn da wir Geist wiederspiegeln, wissen wir, daß es kein Vergnügen an der Sünde gibt, daß die Suggestion, oder der Glaube an ein solches Vergnügen nur eine Lüge, eine Versuchung, eine Illusion ist, und kein Prinzip, keine Wahrheit und kein Gesetz in sich trägt. Wenn unsere Familien-, socialen-, Berufs-, oder Geschäftangelegenheiten unharmonisch sind, dann können wir diese Zustände verbessern und Harmonie herbeiführen, denn was sie veranlaßt, oder was uns veranlaßt, an dieselben zu glauben, ist unwahr, weil es nicht von Gott herrührt, und dieser Irrtum kann durch die Christian Science korrigiert werden.
Wir alle müssen von dem hypnotischen Traum erweckt werden, daß die Sünde, das Leiden und der Tod dieser Welt notwendigerweise wirklich sind. Wir werden dazu erzogen, Fehler in der Orthographie und in der Arithmetik zu erkennen, und die Täuschung in verschiedenen Fälschungen und Nachahmungen herauszufinden; warum können wir nicht dazu erzogen werden, zu erkennen, daß Übel und Krankheit nicht wirklich sind, trotz der Tatsache, daß sie wirklich scheinen, und daß das materielle Weltall nicht notwendigerweise das ist, was es den physischen Sinnen zu sein scheint.
Wenn mit der dämmernden Wahrheit unsere Stütze auf das Zeugnis dieser Sinne gelockert, unser Glaube an die Wirklichkeit der materiellen Dinge aufgegeben wird, unsere Furcht vor Krankheit und unser Glaube an ihre Wahrheit und Notwendigkeit abnimmt, und wenn wir ernstlich versuchen die Liebe zur Sünde und den Glauben an dieselbe zu zerstören, dann werden wir finden, daß wir zu einem neuen Leben erwachen. Die Christian Science kann diese Veränderung bewirken und tut es auch, dadurch, daß sie unsere Gedanken dem geistigen Zeugnis der Vollkommenheit des Menschen, als ein Kind Gottes zuwendet.
Haben wir nicht herrliche Gelegenheiten vor uns, und sollten wir uns derselben nicht bewußt werden? Sollten wir nicht arbeiten, wachen und beten, wie es uns befohlen worden ist? Wir können alle lernen richtig zu denken. Wir denken immer etwas, entweder Wahrheit oder Irrtum, Harmonie oder Mißklang, und da die Christian Science uns lehrt, Gott zu erkennen, so können wir richtig an Ihn denken, und wenn wir richtig an Ihn denken, dann spiegeln wir Ihn im Bewußtsein wieder, die Christus-Wahrheit weilt bei uns, und die Harmonie ist hergestellt und wird sich in Gesundheit und Glück äußern.
Paulus schrieb in Bezug darauf an die Philipper: „Weiter, lieben Brüder, was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was keusch, was lieblich, was wohl lautet, ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob, dem denket nach ... so wird der Gott des Friedens mit euch sein.” Lassen Sie uns versuchen, beständig zu wissen, daß Gott gut, und das Höchste ist. Lassen Sie uns wissen, daß wir uns nicht dem Übel und der Krankheit unterwerfen brauchen, denn sie stammen nicht von Gott und haben daher kein Prinzip und keine Macht; wenn wir uns so verwirklichen, daß sie nicht existieren, dann werden wir eine herrliche Gewalt über sie erlangen, und der Friede Gottes wird unser sein.