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Heilen wie Jesus heilte.

Aus der Mai 1907-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Gedanke der Christen über den Gebrauch materieller Heilmittel bei Krankheit ist im allgemeinen der, daß es die einzigen anwendbaren Mittel seien, um Krankheit zu bekämpfen und daß ihr Gebrauch daher mit dem christlichen Verhalten im Einklang stehe. Einige sind so weit gegangen zu sagen, daß materia medica die rechtmäßige Folge der Heilmethode Jesu sei, trotzdem materielle Mittel schon zweitausend Jahre vor Jesus angewandt worden waren und man sie zweifellos ebenso sehr begehrt und sich auf sie verlassen hatte, wie jetzt. Wie sie gerade dem folgen konnte, was später kam, ist nicht erklärt worden. Eins aber ist sicher, daß Jesus sein eigenes System allen andern vorzog und die schlimmsten Krankheiten mit besserem Erfolg heilte, als materia medica dies heutigen Tages zu tun vermag, nachdem wieder ein Zeitraum von 2000 Jahren verstrichen ist, in welchem sie sich hätte vervollkommnen können. Es ist wohlbegründet anzunehmen, daß der Gründer des Christentums am besten die heilende Kraft seiner Lehre beurteilen konnte und auch, ob seine Nachfolger nach seinem eigenen System oder nach einem andern heilen sollten und eine Prüfung der Geschichte der materiellen Medizin gibt uns keine Berechtigung zu dem Schluß, daß sie der Methode Jesu folgt.

Die, welche behaupten, es stehe im Einklang mit ihrem christlichen Bekenntnis zu Arzneien und Ärzten ihre Zuflucht zu nehmen, tun es, weil sie wähnen, daß das Christus-Heilen, wie Jesus es ausübte, längst dem menschlichen Bereich entschwunden sei. Indem sie dies annehmen, sehen sie den in Frage stehenden Punkt einfach als schon bewiesen an, denn es gibt nicht nur keinen biblischen Beweis für solche Annahme, sondern die Tatsachen widerlegen sie. Die menschliche Vernunft widerspricht auch solcher Annahme, denn wenn wir glauben, das heilende Wirken Jesu sei als Beweis der Güte und Macht Gottes geschehen, folgt naturgemäß daraus, daß ein ähnlicher Beweis immer unter ähnlichen Bedingungen gegeben werden muß. Zu behaupten, die Zeit des christlichen Heilens sei vorbei, weil Christen in der Regel aufgehört haben es auszuüben, ist ebenso unvernünftig, wie anzunehmen, Gottes Vergebung der Sünde hätte aufgehört, weil es so viele Sünder gibt, die sich dieselbe nicht zu nutze machen. Wenn das Telephon aus Nachlässigkeit außer Gebrauch kommen sollte und so jahrhundertelang unbenutzt bliebe, würde es ein Irrtum sein, daraus zu folgern, es habe aufgehört als eine Möglichkeit vorhanden zu sein? Es würde jederzeit vorhanden sein, und seine Fähigkeiten könnten jeden Augenblick wieder entdeckt und wieder benutzt werden. In derselben Weise muß die menschliche Vernunft auch die Frage des christlichen Heilens erledigen. Daß es während so vieler Jahrhunderte außer Gebrauch gekommen ist, ist weder ein Beweis für seinen zeitlichen Charakter, noch gegen sein Wiederaufleben.

Die Entdeckung der Christian Science durch Mrs. Eddy und ihre spätere Gründung der Bewegung dieses Namens sind starke Proteste gegen den Verfall des christlichen Heilens und gegen die Gleichgültigkeit der Kirche darüber. Wenn Christus — Wahrheit — noch bei den Menschen ist, immer noch als Erlöser von allem Übel anzuwenden — und dies ist die dringende Vorstellung der Christian Science — dann kann es keine logischen Gründe zu der Annahme geben, daß wir das Heilen der Kranken nicht wie in früherer Zeit erwarten können. Die Tatsachen, die sich zu Gunsten der Christian Science angesammelt haben, sind zu zahlreich und zu wohlverbürgt, als daß man ohne sorgfältige und gerechte Erwägung darüber hinweggehen oder sie als Zufall bei Seite legen kann. Die Christian Science, bestätigt wie sie es durch die Bezeugung ihrer Behauptungen, durch das Heilen von Krankheit ist, drängt der Christenheit diese Tatsachen auf. Die religiösen Lehrer und Führer der Welt werden gezwungen werden, entweder die Ausübung der materiellen Medizin, als in Harmonie mit dem Christentum stehend, zu verteidigen, oder zuzugeben, daß Jesu Methode die Kranken zu heilen die einzige ist, die mit seinen Lehren vereinbar ist. Die Christen müssen anerkennen, daß der Befehl Jesu inbetreff des Heilens ein beständiges Gebot für seine Nachfolger bleibt oder daß sein wunderbares heilendes Wirken in keiner Beziehung zu seiner nicht weniger wunderbaren Lehre stand. In beiden Fällen befinden sie sich in einem Dilemma, denn im ersten Fall verurteilen sie sich selbst, wenn sie nicht gehorchen, während sie im andern eben die Grundlage des christlichen Glaubens verscherzen. Jesus sagte: „Glaubet mir doch um der Werke willen;” und wies damit auf die unmittelbare Zusammengehörigkeit seiner Werke und Worte hin. Wie indessen auch die Christen diese Frage ansehen mögen, es ist gewiß, daß Amt und Stellung eines Christen heutzutage nicht dieselbe Bedeutung oder denselben umfassenden Sinn haben, die Jesus ihnen beilegte; ebenso wenig können sie diese Ausdehnung erlangen, wenn nicht das Christentum imstande ist, der Not der Welt in dem Maße wie früher abzuhelfen. Die moderne Auffassung des Christentums schließt zu viel Weltlichkeit, zu viel Materialismus und nicht genug Geistigkeit in sich, sonst würde man mehr Interesse zeigen, den Weg zur Gesundheit und Heiligkeit, zum Himmelreich von Jesus Christus zu erlernen. Er sagte: „Ich bin der Weg.”

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