„Ich kann es einfach nicht tun. Ich habe mein Bestes versucht zu denken, es fehle ihm nichts, aber ich kann nicht gleichgültig gegen sein Befinden sein. Ich liebe ihn zu sehr. Ich kann nicht umhin unruhig und besorgt zu sein.”
Sie war eine zärtliche, treue Mutter und ihre zitternden Lippen zeugten, als sie sprach, von ihrem schweren Herzen und von der mühseligen und anhaltenden Hingebung durch lange Tage und Nächte. „Wohl,” sagte ihre Freundin, „glaubst Du, daß Gott von Dir verlangt, menschliche Zustände für ideal zu halten, wenn sie es nicht sind? Würde Er wünschen, daß wir Dinge unbeachtet lassen, die in Ordnung gebracht werden müssen? Laß uns bedenken, wie Jesus sich Abnormitäten gegenüber verhielt. Als er den Mann mit der verdorrten Hand traf und gefragt wurde, ob es gesetzlich sei am Sabbath zu heilen, sprach er zu ihnen: „Welcher ist unter euch, so er Ein Schaf hat, das ihm am Sabbath in eine Grube fällt, der es nicht ergreife und aufhebe?” Er sagte nicht, daß das Schaf nicht in die Grube gefallen, noch daß des Mannes Hand nicht verdorret sei — nach menschlichen Sinnen — aber da er die Unwahrheit des irdischen Glaubens kannte, woraus diese Abnormitäten entstehen, konnte er die Macht und Herrschaft dieses Glaubens tatsächlich verneinen, und daher sagte er zu dem geplagten Mann: „Strecke deine Hand aus!” und heilte ihn.
„Deine Liebe für diesen Kleinen zwingt Dich in solcher Weise an ihn zu denken, daß Du weißt, es ist nicht zu seinem Vorteil und wenn sich dies so verhält, liebst Du ihn denn wie Gott es will und wie Dein Knabe es nötig hätte? Gott will, daß wir unsere Kinder in einer Weise lieben, daß wir sie nicht hindern, sondern ihnen helfen. Jesus sagte: ‚Gleichwie mich mein Vater liebet, also liebe Ich euch auch. Bleibet in meiner Liebe.‘ Lange vorher hatte ein Prophet die Eigenschaft von des Vaters Liebe erklärt, als er schrieb: ‚Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides ... denn Ich bin bei dir, daß ich ... dich errette.‘ Jesus kam als Wiederspiegelung dieser heilenden, Frieden bringenden Liebe, und wir müssen dasselbe tun. Der irdische Sinn versucht es, Dich nicht allein von der Erscheinung dieser abnormen Zustände, sondern von deren Wirklichkeit zu überzeugen und wenn Du dessen Zeugnis annimmst, so wirst Du auch das behauptete Gesetz der Krankheit vertreten, wovon das Leiden Deines Kleinen ein Ausdruck ist. Dieses sich geltend machende Gesetz ist nicht für das Kind, sondern gegen das Kind. Was denkst Du also? Ist Deine Liebe für ihn weise und wertvoll? Ist sie echt und treu, wenn sie Dich verführt, einen Weg einzuschlagen, welcher den Angriff seiner Feinde verstärkt und unterstützt? Bedenke das! Und denke, wie leicht Du diese lähmenden Gedanken aufgeben kannst, wenn Du die Wahrheit über sie erkennst, nämlich, daß sie nicht von Gott sind, nicht gut, und daß Du, insofern Du sie unterhältst, diesen Lieben hinderst, dem Du zu helfen wünschest. Du möchtest weise und wahr sein, aber Du weißt nicht wie, und gerade hier wird sich die Christian Science als ein unendlicher Segen für Dich erweisen, wie für schon so manche Mutter.
„In unseren elterlichen, sowie in unseren übrigen Beziehungen hat uns die Unterwerfung zu dem Scheinenden in solche Lagen und Taten gebracht, die Paulus beschreibt, wenn er sagt: ‚Denn das Gute, das ich will, das thue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das thue ich.‘ Und die Christian Science ist gekommen, um uns zur Wahrheit der Dinge zu erwecken, so daß es nicht länger leicht oder möglich sein kann, solchen Gedanken Raum zu geben, von denen wir wissen, daß sie im Widerstreit mit der Wahrheit des Seins sind und mit der Wohlfahrt derer, die wir lieben. Und wie glücklich werden Du und ich sein, wenn wir durch geduldiges Bemühen, dieses Ideal zu ehren, fähig sein werden, zu sagen: ‚Heute habe ich mein Kind wahrlich geliebt.‘”
„Ja,” sagte sie, „ich sehe, daß es ein schönes Ideal ist und wenn die Christian Science mich befähigt, es voll zu erkennen, so wird es ein unaussprechlicher Segen für mich sein.” In diesem Moment hatte ihr Antlitz einen Ausdruck der göttlichen Erkenntnis und ihre Freundin sagte: „Ja, es wird sicherlich geschehen.”
