Viele Leute haben vor der Betrachtung ihrer geheimen geistigen Mangelhaftigkeit und ihrer moralischen Inkonsequenz unwillkürlich einen Widerwillen, und sie vermeiden es daher ängstlich, sich öfters einer genauen Selbstprüfung zu unterwerfen Die Erkenntnis dessen, was unser Begriff von Persönlichkeit in sich schließt, ist jedoch ein wichtiger Faktor in des Menschen Bestreben, sein Seelenheil zu bewirken. Wir müssen alle lernen, „was wir von Rechts wegen sind” („Science and Health,“ Seite 8), damit das, was wir sein sollen, zum Ausdruck kommen möge. Wer das Böse in seinem Inneren geheim hält, wird nie von dessen Folgen befreit werden. Es ist nicht nötig, anderen Leuten unsere Fehler zu erzählen; aber wir für uns selbst müssen uns des scheinbaren Vorhandenseins dieser Fehler bewußt sein, denn sonst können wir ihren Einfluß nicht neutralisieren, können sie nicht aus unserem Bewußtsein vertreiben. Wenn wir der Meinung sind, das Übel sei nicht vorhanden, weil es sich nicht geltend macht, „so betrügen wir uns selbst” und geben dadurch dem Übel eine um so bessere Gelegenheit, seine Tätigkeit ungeahnt und unvermerkt zu betreiben.
Die Bibelstelle: „Und werdet eurer Sünde inne werden, wenn sie euch finden wird,” bewahrheitet sich ganz besonders in der Werktätigkeit innerhalb der Christian Science, wodurch die enge Verbindung zwischen dem Geist und dem Körper, zwischen dem sündlichen Denken und den körperlichen Leiden veranschaulicht wird. Jeder irrtümliche Gedanke, dem wir uns hingeben, anstatt ihn zurückzuweisen, wird früher oder später seine Gegenwart durch die Störungen, welche er hervorruft, geltend machen, obgleich der Leidende nicht immer imstande sein mag, die Spuren zwischen der irrtümlichen Ursache und der irrtümlichen Wirkung zu verfolgen. Wenn die Welt einmal einsieht, daß der sterbliche Leib nur durch die Veredlung der Gedanken eine höhere Entwicklungsstufe erreichen kann, erst dann wird unsere Gesundheitslehre geistiger Natur sein, und wir werden unsere Aufmerksamkeit mehr auf moralische als auf physische Zustände richten.
Es ist unter allen Umständen recht, eine Krankheit zu verneinen, und wir sollen jeder Versuchung, die uns zu körperlichen Leiden verführen will, entgegentreten, denn solche Zustände sind nicht von Gott erschaffen, gehören also nicht der Wirklichkeit an. Der nächste und bessere Schritt besteht jedoch darin, daß wir die forschenden Strahlen der Wahrheit in die geheimsten Winkel unseres Bewußtseins leuchten lassen, um zu erfahren, ob wir nicht auf „bösem Wege” sind. Eine bloße passive Verneinung der Sünde genügt nicht, denn wir bleiben nichtsdestoweniger oft unbewußt der Gefahr ausgesetzt, ein Opfer der Sünde zu werden; hingegen, wenn wir unseren Fehlern ehrlich in’s Gesicht schauen, so sollte das ihr Verschwinden zur Folge haben. Die Sünde wird nur dann für uns unwirklich, wenn wir ihre Unwirklichkeit durch Selbsterkenntnis, Buße und Bekehrung beweisen, wie es uns unsere Führerin gelehrt hat.
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